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Bauausschuss

Über 130 Millionen Euro: Bayreuther Berufsschule wird teurer als das Friedrichsforum

Die gewerbliche Berufsschule in Bayreuth, auch Berufsschule I genannt, muss abschnittsweise neu gebaut werden. Dieser Neubau wird die Stadt einiges kosten: über 130 Millionen. 

Die Staatliche Berufsschule I in Bayreuth muss dringend saniert werden. Das ist in der Stadt auch schon seit 2014 bekannt. Nun werden die Pläne konkreter. Dabei fällt eines auf: seit Bekanntwerden steigen die geplanten Kosten immer weiter in die Höhe.

Neubau der Berufsschule I in Bayreuth

Seit 2014 sind die Mängel am Gebäude der staatlichen Berufsschule in Bayreuth bekannt. Im Juli 2017 wurde der erste Kostenrahmen mit einem fiktiven Neubauwert von 40 Millionen Euro präsentiert, heißt es in der Projektzusammenfassung des Baureferats.

Dabei handelte es sich jedoch um keine Kostenschätzung. Im Juni 2018 folgten dann erste Planungsgespräche. Im Januar 2020 stimmten die Stadtratsgremien einstimmig dem Vorentwurf der Kostenschätzung in Höhe von 102,34 Millionen Euro zu.

Neubau kostet über 130 Millionen Euro

Ohne Hausmeisterhaus wird der Neubau auf etwa 109,35 Millionen Euro geschätzt. Rechnet man hier noch eine Baukostensteigerung von 3,1 Prozent  pro Jahr hinzu, kommt man auf 135 Millionen Euro brutto. Die Bauzeit soll voraussichtlich acht Jahre dauern. Der erste Bauabschnitt soll bis 2025 fertiggestellt sein.

Wird die Berufsschule in Bayreuth ein zweites Friedrichsforum?

Würde die Berufsschule komplett neu auf einem freien Grundstück gebaut werden, würde sich die Stadt etwa 7 Millionen Euro sparen. Das Baureferat rechnet aktuell, nach Abzug eines Einsparpaketes, dass der Neubau 132 Millionen kosten wird.

“Optisch finde ich die Schule klasse. Aber die Rahmenumstände sind schwierig, vor allem das alles zu finanzieren”, erklärt Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU). “In der Brust der CSU-Fraktion schlagen zwei Herzen”, erklärt Stefan Specht (CSU). Er vergleicht den geplanten Neubau der Berufsschule mit einem Roll Royce.

Auch interessant: Der Kulturreferent der Stadt Bayreuth geriet in der letzten Sitzung des Bauausschusses in die Schusslinie der Stadträte. Thema der Sitzung war das Friedrichsforum.

Weitere Bayreuther Schulen müssen saniert werden

Specht fragt sich, wie es zu einer solchen Kostensteigerung kommen konnte. “Das übersteigt das Friedrichsforum um zwei Drittel”, sagt Specht. “Die sich abzeichnende Haushaltssituation durch Corona macht das ganze nicht einfacher.”

Zudem gäbe es noch weitere Schulen an denen dringend Handlungsbedarf besteht. “Wir müssen ein Schulprojekt gegen ein anderes in die Waagschale legen und eine Entscheidung treffen.” Der CSU-Fraktion falle eine Entscheidung schwer. “Dabei geht es heute nur um die Kenntnisnahme und nicht um eine Entscheidung.”

Diskussionen in den Bayreuther Fraktionen

Thomas Bauske (SPD) glaubt nicht, dass man groß Kosten sparen würde, wenn man noch länger wartet, nur um ein geeignetes Grundstück für einen Neubau zu finden. “Vielleicht findet sich ja noch die Möglichkeit irgendwas bei der Fassade einzusparen”, sagt Bauske.

“Sie ist ein Leuchtturm für die Verzahnung von Schule, Universität und Seminarschule für die Ausbildung von Lehrkräften”, sagt Sabine Steininger (Bündnis 90/Die Grünen). “Die Schule ist mehr als nur in die Jahre gekommen.”

Die Mängelliste sei lang. Auch bei den Grünen gäbe es noch viel Diskussionsbedarf. Auf der einen Seite ist es viel Geld, auf der anderen müsse eine Technikschule auch auf dem neuesten Stand sein.

Jahrhundertprojekt Berufsschule

“Ich glaube, wir befürchten alle, dass wir es uns nicht leisten können”, sagt Gert-Dieter Meier (DU). Es seien einfach zu viele Dinge auf die lange Bank geschoben worden. “Die kommen jetzt nach und nach auf uns zu.”

Die Summe ist bisher in der Größenordnung noch nicht in der Stadtgeschichte vorgekommen, sagt Christopher Süss (JB). “Es ist ein Jahrhundertprojekt.”

Finanzierung bereitet Stadträten sorgen

“Das Kind ist in den Brunnen gefallen”, stellt Helmut Parzen (CSU) fest. Trotzdem findet er das Projekt wichtig. “Das Problem ist das Bezahlen”, sagt Ebersberger. “Wir brauchen keinen Rolls Royce, wir brauchen Nutzfahrzeuge”, spielt Stefan Schlags (Die Grünen) auf Spechts Metapher an.

Schlags wünscht sich, dass wenigstens an ein paar Stellen bei dem Projekt noch gespart werden kann. “Ich weiß, dass sich nicht Millionen einsparen lassen.” Hingegen handele es sich eher um ein paar Tausender.

Eindeutige Stimmung im Bayreuther Bauausschuss

Wenn über 80 Millionen in Stein investiert werden können, könnten auch über 100 Millionen in Menschen investiert werden, findet Stadtrat Halil Tasdelen (SPD). Umso mehr freue er sich, dass die Stimmung im Bauausschuss eindeutig sei und für die Schule spräche.

Abzüglich der Förderungen bleiben für die Stadt noch 90 Millionen Euro übrig, die sie selbst in die Berufsschule investieren muss. “Die Stadt braucht in den nächsten Jahren alle liquiden Mittel auf und muss dann einen Kredit von 90 Millionen Euro aufnehmen”, erklärt Andreas Zippel (SPD).

Bayreuther Tagblatt - Katharina Adler

 bt-Redakteurin Online/Multimedia
Katharina Adler