Warum Dirk Nowitzki nie für Bayreuth spielte

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Rudi Adler ist Bankkaufmann, zwei Meter groß und hat deshalb auch Basketball gespielt. Ein “Rauhbein” war er eigentlich nicht, eher ein sehr ruhiger Typ, etwas sperrig vielleicht und seine Ellenbogen waren für etwas kleinere Menschen oft in einer ungeeigneten Höhe.

Bei einem seiner Dunkings, wenn er also den Ball direkt in den Basketballkorb “stopfte”, riss er einen nagelneuen “Klappkorb” im Sportzentrum noch am selben Tag der Anbringung aus der Verankerung. “Klappkörbe” wurden eigentlich genau deshalb erfunden, damit so etwas nicht passieren kann.

Einmal war er auf dem Weg in die Sporthalle spät dran und wurde auf der Bergabfahrt auf der Königsallee mit seinem Fahrrad (!) von der Polizei geblitzt. “Rudi Radler” stand damals in der Zeitung.

Aber Rudi konnte auch wirklich sehr gut Basketball spielen. Neben einem Bundesligajahr im Jahr 1984/85 war sein sportlicher Höhepunkt sicherlich der berühmte Block gegen den heutigen NBA-Star Dirk Nowitzki, der bis gestern genau 31.560 Punkte in der besten Liga der Welt erzielte.

Er wars: Rudi Adler blockte Dirk Nowitzki und sorgte für ein legendäres Zitat. Unser Foto zeigt Rudi Adler bei der U-55-Basketball-Weltmeisterschaft im italienischen Montecatini. Er holte 2017 mit der der deutschen Nationalmannschaft die Bronzemedaille.

Er wars: Rudi Adler blockte Dirk Nowitzki und sorgte für ein legendäres Zitat. Unser Foto zeigt Rudi Adler bei der U-55-Basketball-Weltmeisterschaft im italienischen Montecatini. Er holte 2017 mit der deutschen Nationalmannschaft die Bronzemedaille. Foto: Privat

Trainingslager mit dem Bundestrainer in Bayreuth

Im Jahr 1995 organisierte der damalige Basketball-Bundestrainer Georg Kämpf in seiner Heimatstadt Bayreuth ein mehrtägiges Trainingslager mit der Jugendnationalmannschaft in der Oberfrankenhalle. Neben den späteren Nationalspielern Mithat Demirel und Robert Maras war der damals 17-jährige Dirk Nowitzki aus Würzburg das herausragende Talent im Team von Georg Kämpf.

Weil seine “Kadetten” nach der Erfahrung von Kämpf ungefähr auf dem Niveau eines Drittligisten spielten, machte er ein Testspiel gegen den damaligen Regionalligisten SV Weidenberg aus.

Kämpf erkannte natürlich das unglaubliche Talent des damals 17-jährigen Dirk Nowitzki und empfahl den Verantwortlichen der Bayreuther Bundesligamannschaft vor Ort in der Oberfrankenhalle das “größte Talent im deutschen Basketball” zu beobachten.

Sie hätten die Gelegenheit, den Würzburger bei einem Testspiel seiner Jugendnationalmannschaft gegen den Regionalligisten SV Weidenberg zu beobachten.

Soweit – so gut.

Warum Nowitzki nicht für Bayreuth gespielt hat

Vielleicht hätte der spätere Mega-Star sogar ein oder zwei Spieljahre in Bayreuth gespielt. Wenn da nicht Rudi Adler gewesen wäre, der die Georg Kämpf anempfohlene Verpflichtung mit einem in Fachkreisen genannten “Monsterblock” bei einem Korbleger des jungen Dirk Nowitzki verhinderte. Dies führte zu einer legendären Einschätzung von drei Bayreuther Basketball-Funktionären.

Nach ihrer Meinung gefragt, verblüfften die Bayreuther Vereinsverantwortlichen Carl Steiner, Manfred Hauser und Volker Frach im Beisein des Bayreuther Sportjournalisten Andi Bär den Bundestrainer mit der Einschätzung: “Was wollen Sie mit dem Zündblatt?”

Nowitzki spielte also fortan nicht in der Bundesliga für Bayreuth sondern in der zweiten Liga in seiner Heimatstadt Würzburg und war mehr als maßgeblich beteiligt, dass die Unterfranken 1998 in die Bundesliga aufstiegen. So spielte er dann doch zweimal in Bayreuth – aber für Würzburg. Einmal im Januar 1998 im Pokalspiel und am 1. November 1998 im Rahmen eines Ligaspiels. In letzterem sorgten seine 23 Punkte maßgeblich für den 90:88-Sieg der Würzburger in der Oberfrankenhalle.

Die DJK Würzburg schaffte mit ihm den Sprung in die Playoffs. Als die Würzburger dann gegen Oberelchingen ausschieden, war Nowitzki, der in dieser Saison als 19-Jähriger einen Schnitt von 22,5 Punkten erzielte, aber schon nicht mehr dabei. Er ging im Januar 1999 nach Amerika, holte 2011 den NBA-Meistertitel und ging nun mit 40 Jahren nach seiner 21. NBA-Saison mit den Dallas Mavericks in den Ruhestand.

Der Spruch mit dem “Zündblatt” ist inzwischen legendär und wird auch ab und zu als Legende abgetan. “Das ist keine Legende”, lacht Georg Kämpf. Schuld ist Rudi Adler.

Text: Stephan Müller


Stephan Müller (53) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.


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