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Wirtschaft

IHK Bayreuth warnt vor Kurzarbeit: „beängstigende Entwicklung“ – das sind die Gründe

von bt-Redaktion

Die IHK Bayreuth warnt vor Kurzarbeit – obwohl viele Auftragsbücher voll sind. Die Kammer nennt Gründe für die paradoxe Situation.

Die IHK Bayreuth sorgt sich um die heimische Wirtschaft. Trotz voller Auftragsbücher drohe Kurzarbeit.

Gleichzeitig nennt die Industrie- und Handelskammer die Gründe für die trügerische Situation: Lieferengpässe und Preissteigerungen bei Rohprodukten.

IHK Bayreuth warnt vor Kurzarbeit: Situation ist “bittere Wahrheit”

Volle Auftragsbücher und doch Kurzarbeit? “Was sich zunächst paradox anhört, ist leider die bittere Wahrheit”, so Gabriele Hohenner, Hauptgeschäftsführerin der IHK für Oberfranken Bayreuth.

In vielen Branchen besteht eine hohe Nachfrage, etwa im Bausektor oder auch in vielen Industriebranchen, ob bei Kfz-Zulieferern, in der Kunststoff- oder der Stahlverarbeitung. Gleichzeitig sind Rohstoffe und Halbwaren nur mit erheblichen Lieferfristen oder gar nicht erhältlich. Hohenner: “Aktuell steigen die Erzeugerpreise so stark an, wie zuletzt bei der zweiten Ölkrise 1982. Eine beängstigende Entwicklung.”

Das Statistische Bundesamt veröffentlicht monatlich für über 1.500 Rohstoffe Preisindizes. Seit 2019 sind die Preise bei etlichen Produkten regelrecht explodiert, etwa bei Holz, Stahl oder Kupfer, aber auch bei elektronischen Bauteilen wie Chips oder Halbleitern, bei Dämmstoffen, selbst bei Kronkorken. Die Preise sind in vielen Fällen um 50 Prozent und mehr angestiegen.

Es ist nicht das erste Mal in diesem Sommer, dass in Bayreuth vor knappen Rohstoffen und Kurzarbeit gewarnt wird.

Mangelware Holz – deshalb ist laut IHK Bayreuth der Rohstoff so knapp

Das Beispiel Holz zeigt, welche Auswirkungen die Produktknappheit hat. “Sehr stark betroffen sind hier nicht nur die Bauindustrie und -handwerk, sondern inzwischen praktisch alle Branchen, weil auch Holzpaletten und Holzpackmittel knapp werden”, so Peter Belina von der IHK für Oberfranken Bayreuth.

Die Gründe für die aktuelle Situation sind vielfältig. Beim Holz etwa kommen gleich einige Aspekte zusammen. Dass die Nachfrage enorm angestiegen ist, liegt nicht zuletzt daran, dass vor allem China und die USA Konjunkturprogramme aufgelegt haben, wodurch die Nachfrage enorm angestiegen ist. Andererseits steht weniger weiterverarbeitbares Holz zur Verfügung. Durch die extreme Trockenheit der vergangenen Jahre sei der Borkenkäferbefall in Mitteleuropa sehr hoch, dadurch steht weniger Holz zur Weiterverarbeitung zur Verfügung. In den USA und Kanada und Russland wüten Waldbrände. Russland schließlich hat einen Exportstopp von Holz nach China verhängt.

Das sagt die IHK-Hauptgeschäftsführerin über Lieferketten

“Die Lieferketten werden die Konjunktur noch über Monate beschäftigen. Kurzfristige Lösungen sind nicht in Sicht”, macht Hohenner deutlich. “Generell wächst die Erkenntnis, dass Europa unabhängiger werden muss etwa von Lieferanten aus Fernost. Auch das Recycling von Produkten wird wichtiger werden.”

In ersten Branchen erfolgt bereits eine Neuausrichtung bei den Lieferketten. Die IHK für Oberfranken Bayreuth berät hierzu bereits etliche Unternehmen in Kooperation mit den deutschen Auslandshandelskammern.