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Geschichte

Der Bayreuther Großstaffellauf – Als die Fußballer der SpVgg Bayreuth gegen die Leichtathleten antraten

Der Bayreuther Großstaffellauf war für viele Bayreuther Vereine und Institutionen vor rund 60 Jahren das Großereignis in der Bayreuther Innenstadt. 

“Etzt rennt der grodaus weiter!”, riefen die Bayreuther. Die Schaulustigen waren begeistert und lachten sich gerade kaputt, als der amerikanische Soldat mit dem Staffelstab statt in die Sophienstraße zur Spitalkirche weiterrannte!

Der Großstaffellauf der Bayreuther Vereine und Institutionen war von 1959 bis 1966 Jahr für Jahr ein Großereignis in der Bayreuther Innenstadt. Am 7. Mai 1961 beteiligten sich beispielsweise 350 Sportlerinnen und Sportler, also insgesamt 35 Mannschaften an diesem Großereignissen, das von vielen Tausend Bayreuthern in der Innenstadt beobachtet wurde.

Stadtverband für Leibesübungen in Bayreuth

Etwa drei Stunden dauerte der Wettbewerb, der Sonntagmittag (nach den Gottesdiensten) begann. Veranstalter war der Stadtverband für Leibesübungen, der die Bayreuther Vereine jedes Jahr im Mai oder Juni zu diesem Großstaffellauf aufrief.

Jede Mannschaft musste zehn Läufer nennen, die sich auf der Laufstrecke vom Alten Schloss über den Markt bis links hinein in die Sophienstraße, über die Friedrichstraße bis zur Stadthalle und über die Ludwigsstraße und den Sternplatz zurück bis zum Ziel am Alten Schloss absolvieren sollten. Auf dieser Strecke gab es neun eingezeichnete “Wechselzonen” zur Staffelübergabe, an denen sich auch die meisten Zuschauer aufhielten.

SpVgg Bayreuth gegen Soldaten der US-Army

Es meldeten sich Fußballvereine, wie die SpVgg Bayreuth, der 1. FC, der BSC Saas oder SC Kreuz, der Bundesgrenzschutz, ab 1965 die Bundeswehr, die Soldaten der in Bayreuth und Bindlach stationierten US-Army und viel andere Sportvereine, darunter auch die Leichtathletikabteilung der Turnerschaft, gegen die die Fußballer nach den Erfahrungen der ersten Jahre nicht mehr antreten wollten.

“Das ist ja auch ein Quatsch, gegen die Spezialisten zu laufen. Die spielen ja nicht Fußball gegen uns”, lacht heute der damalige SpVgg-Geschäftsführer Friedhelm Sellheim, wenn er an dies Großereignisse vor gut 60 Jahren zurückdenkt: “Das haben die Organisatoren vom Stadtverband für Leibesübungen und dem Stadtjugendring” schließlich auch eingesehen und haben zum Beispiel in einem Rennen nur die Fußballvereine gegeneinander antreten lassen.

SpVgg Bayreuth

Dazu gibt ein Foto von Erich Scholti von der SpVgg Bayreuth (zweiter von rechts) in der Maximilianstraße in Startposition: “Das dürfte im Jahr 1962 oder 1963 gewesen sein”, erinnert sich Erich Scholti. Die Altstädter haben immer ihre jüngsten Spieler geschickt. “Da musste ich mit ran”, erzählt der Mittelfeldspieler, der 1969 die SpVgg Bayreuth mit seinen zwei Toren im Entscheidungsspiel gegen Augsburg auf neutralem Platz in Ingolstadt in die zweite Liga schoss.

Welche Spieler noch von der Spielvereinigung mitgelaufen sind, weiß Erich Scholti nicht mehr genau. “Wir sind ja jedes Jahr mitgelaufen, so dass sich die Mannschaft ja auch immer etwas veränderte. Aber ziemlich sicher bin ich mir, dass meine damaligen Mannschaftskameraden Kauper, Bachofner, Persau, Horn und Dvorak mitgelaufen sind. Und auf jeden Fall war der ganz junge Manne Größler dabei!”

Wer hat bei den Fußballern gewonnen? Scholti: “Auch das weiß ich nicht mehr. Wir haben ja ein paar Mal mitgemacht, ich glaube schon, dass wir da ein paar Mal gewonnen haben. Ehrgeizig waren wir schon!” Eine Gaudi war es in jedem Fall. Für die 350 Läufer ebenso wie die vielen Zuschauer, die die Läufer an der Strecke anfeuerten und sich darüber köstlich amüsierten, als sich ein amerikanischer Soldat auf der wirklich nicht allzu schweren Runde verirrte und statt in die Sophienstraße in Richtung Spitalkirche rannte.  “Schade”, so Erich Scholti, “dass es das nicht mehr gibt”.

Stephan Müller

Stephan Müller

Stephan Müller (54) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.

Das Neue Schloss (Orangerie) in der Eremitage ist eines der barocken Highlights von Bayreuth. Foto: Stephan MüllerDas Neue Schloss (Orangerie) in der Eremitage ist eines der barocken Highlights von Bayreuth. Foto: Stephan Müller
Emil Warburg, der im Gut Grunau wohnte, hatte das Vorschlagsrecht für den Nobelpreis. Zu den von ihm vorgeschlagenen Kandidaten gehörten unter anderem Max Planck und Albert Einstein.Emil Warburg, der im Gut Grunau wohnte, hatte das Vorschlagsrecht für den Nobelpreis. Zu den von ihm vorgeschlagenen Kandidaten gehörten unter anderem Max Planck und Albert Einstein.
Die Sportfreunde Stiller kommen nach 22 Jahren wieder zum Konzert nach Bayreuth. Foto: Ingo Pertramer.Die Sportfreunde Stiller kommen nach 22 Jahren wieder zum Konzert nach Bayreuth. Foto: Ingo Pertramer.
Das DammwäldchenDas Dammwäldchen
Lost Places Bayreuth: Der Ehrenhof des Alten Schlosses mit einem Standbild von König Maximilian II. Foto: Florian André UnterburgerLost Places Bayreuth: Der Ehrenhof des Alten Schlosses mit einem Standbild von König Maximilian II. Foto: Florian André Unterburger
Lothar Wolf, der heute seinen 70. Geburtstag feiert, mit seinen Söhnen Chris und Tim (von links). Lothar und Chris gehören in der Vereinsgeschichte der SpVgg zu den Leistungsträgern der ersten Mannschaft, Tim spielte bei den Junioren des 1. FC Nürnberg. Foto: Stephan Müller.Lothar Wolf, der heute seinen 70. Geburtstag feiert, mit seinen Söhnen Chris und Tim (von links). Lothar und Chris gehören in der Vereinsgeschichte der SpVgg zu den Leistungsträgern der ersten Mannschaft, Tim spielte bei den Junioren des 1. FC Nürnberg. Foto: Stephan Müller.
Grabstein der Stecknadelbraut. Foto: Stephan MüllerGrabstein der Stecknadelbraut. Foto: Stephan Müller
Beim Brand im Jahr 1621 wurde der Markt von der Beim Brand im Jahr 1621 wurde der Markt von der "Schmidgass", also der heutigen Kanzleistraße, bis zum Mühltürlein verwüstet. Diesem Brand fiel auch das erste Bayreuther Rathaus (zwischen der Mohrenapotheke und dem Kaufhaus Karstadt) zum Opfer. Foto: Archiv Bernd Mayer
Paul McCartney als Festspiel-Solist? Die Bayreuther glaubten es. Symbolbild: pixabayPaul McCartney als Festspiel-Solist? Die Bayreuther glaubten es. Symbolbild: pixabay
Manfred Kreitmeier mit Bundeskanzler Willy Brandt. Archivfoto: Stephan MüllerManfred Kreitmeier mit Bundeskanzler Willy Brandt. Archivfoto: Stephan Müller
Henrik Ohlmeyer. Archivfoto: Sportamt BayreuthHenrik Ohlmeyer. Archivfoto: Sportamt Bayreuth
Das Festkonzert zur Grundsteinlegung im Markgräflichen Opernhaus: „Wie ein Narr ist er in die Luft gesprungen, hat Lorbeerkränze in die Luft geschmissen, drei Taktstöcke zerschlagen und dann ein Stuhlbein herausgerissen und damit weiterdirigiert ...“ Foto: Archiv Bernd Mayer.Das Festkonzert zur Grundsteinlegung im Markgräflichen Opernhaus: „Wie ein Narr ist er in die Luft gesprungen, hat Lorbeerkränze in die Luft geschmissen, drei Taktstöcke zerschlagen und dann ein Stuhlbein herausgerissen und damit weiterdirigiert ...“ Foto: Archiv Bernd Mayer.
Die Stadt Bayreuth trauert um ihren ehemaligen Jugendpfleger, der Schwimmverein um seinen Ehrenvorsitzenden Helmut Künzel. Archiv: Stefan Müller.Die Stadt Bayreuth trauert um ihren ehemaligen Jugendpfleger, der Schwimmverein um seinen Ehrenvorsitzenden Helmut Künzel. Archiv: Stefan Müller.
September 1929: Gottfried Weimann bei einem Leichtathletik-Wettbewerb in Basel. Foto: Archiv Stephan Müller / Familie WeimannSeptember 1929: Gottfried Weimann bei einem Leichtathletik-Wettbewerb in Basel. Foto: Archiv Stephan Müller / Familie Weimann
Der Großstaffellauf der Bayreuther Vereine, an dem regelmäßig über 30 Mannschaften teilnahmen. Der Start war am Alten Schloss. Zehn Staffelläufer pro Verein mussten unter den Anfeuerungsrufen von vielen tausend Bayreuthern die Runde über den Markt, über die Sophienstraße, Friedrichstraße, Ludwigstraße und Sternplatz bewältigen. Im Hintergrund warten Jugendliche auf dem Fama-Brunnen auf den Knall der Startpistole. Foto: Archiv Erich Scholti.Der Großstaffellauf der Bayreuther Vereine, an dem regelmäßig über 30 Mannschaften teilnahmen. Der Start war am Alten Schloss. Zehn Staffelläufer pro Verein mussten unter den Anfeuerungsrufen von vielen tausend Bayreuthern die Runde über den Markt, über die Sophienstraße, Friedrichstraße, Ludwigstraße und Sternplatz bewältigen. Im Hintergrund warten Jugendliche auf dem Fama-Brunnen auf den Knall der Startpistole. Foto: Archiv Erich Scholti.
Die Polizeipyramide der Bayreuther Die Polizeipyramide der Bayreuther "Stadtpolizei" mit (von oben nach unten und von links nach rechts) bei der Veranstaltung "Bürger, Polizei, Streitkräfte" im Städtischen Stadion. Im Jahr 1972 wurde die Stadtpolizei "verstaatlicht". Die Bayreuther Polizisten Beamte des Freistaates Bayern. Foto: Archiv Bernd Mayer.
Im Sommer 1997 organisierte der Festspielchor eine Ausflugsfahrt nach Eisenach. Im großen Saal der Wartburg bekam Chorleiter Norbert Balatsch nicht nur ein Im Sommer 1997 organisierte der Festspielchor eine Ausflugsfahrt nach Eisenach. Im großen Saal der Wartburg bekam Chorleiter Norbert Balatsch nicht nur ein "Ständchen" zu seinem 25-jährigen Bayreuth-Jubiläum sondern auch Geschenke von den Chorvorständen Richard Rost, Hartwig Adler und Petra Salzburger-Brehmer. Foto: Stephan Müller
Ludwig Frölich war von 1902 bis 1960 mit einer Unterbrechung in der Nachkriegszeit über einen Zeitraum von fast sechs Jahrzehnten Bayreuther Stadtrat. Das Foto zeigt Ludwig Frölich an seinem 90. Geburtstag im Bayreuther Rathaus. Es gratulieren Landtagsvizepräsident Georg Bantele (links) und dritter Bürgermeister Kurz Kowohl (mit Amtskette). Foto: Archiv Bernd Mayer.Ludwig Frölich war von 1902 bis 1960 mit einer Unterbrechung in der Nachkriegszeit über einen Zeitraum von fast sechs Jahrzehnten Bayreuther Stadtrat. Das Foto zeigt Ludwig Frölich an seinem 90. Geburtstag im Bayreuther Rathaus. Es gratulieren Landtagsvizepräsident Georg Bantele (links) und dritter Bürgermeister Kurz Kowohl (mit Amtskette). Foto: Archiv Bernd Mayer.
Vertrauter Blick zwischen Wolfgang Wagner und Eva Wagner-Pasquier. Foto: Stephan MüllerVertrauter Blick zwischen Wolfgang Wagner und Eva Wagner-Pasquier. Foto: Stephan Müller
Osterbrunnen sind eine fränkische Tradition. Foto: Stephan MüllerOsterbrunnen sind eine fränkische Tradition. Foto: Stephan Müller
Hans Walter Wild und Wolfgang Wagner.Hans Walter Wild und Wolfgang Wagner. Foto: Stephan Müller
Markgraf Christian Ernst, Namensgeber des Bayreuther Gymnasium Christian Ernestinum, kämpfte 1683 im Markgraf Christian Ernst, Namensgeber des Bayreuther Gymnasium Christian Ernestinum, kämpfte 1683 im "Türkenkrieg" vor Wien. Foto: Archiv Bernd Mayer
Antreten zum Schneeschippen im Jahrhundertwinter 1962/63. Nachdem ein Viertel der Bauhofmitarbeiter aufgrund ihres wochenlangen Einsatzes erkrankten, berief Oberbürgermeister Hans Walter Wild seine Beamten zum Schneeschippen. Foto: Archiv Bayreuther TagblattAntreten zum Schneeschippen im Jahrhundertwinter 1962/63. Nachdem ein Viertel der Bauhofmitarbeiter aufgrund ihres wochenlangen Einsatzes erkrankten, berief Oberbürgermeister Hans Walter Wild seine Beamten zum Schneeschippen. Foto: Archiv Bayreuther Tagblatt
Werdgegang der SpVgg Bayreuth: Hans-Walter-Wild-Stadion
St. Georgen mit Sophienberg,
Mark-Twain
Die Stadtansicht zeigt Bayreuth um 1680. Der Hof-Musikus Georg Carl war 1675 am Hofe des Markgrafen Christian Ernst im Stadtschloss (links) in Anstellung. Foto: Archiv Bernd MayerDie Stadtansicht zeigt Bayreuth um 1680. Der Hof-Musikus Georg Carl war 1675 am Hofe des Markgrafen Christian Ernst im Stadtschloss (links) in Anstellung. Foto: Archiv Bernd Mayer
Stempfermühle zur Sachsenmühle geht zu Fuß in etwa 30 Minuten. Der Wanderweg führt völlig eben am Ufer der Wiesent entlang. Mit Glück kommt sonntags die Museumsbahn vorbei.