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Markgrafen Bayreuth
Stadtbrände, Pest und Krieg – Die Regierungszeit von Markgraf Christian in Bayreuth
In der Bayreuther Markgrafenzeit entstanden viele Prunkbauten, die das Bayreuther Stadtbild prägen. Stephan Müller blickt auf die sieben Markgrafen, die in dieser Zeit in Bayreuth residierten.
Nur 166 Jahre, nämlich von 1603 bis 1769 war Bayreuth Residenzstadt. In diesen nicht einmal zwei Jahrhunderten entstanden alle Prunkbauten, die den Reiz der Bayreuther Stadtführungen ausmachen. Stephan Müller blickt zurück auf die sieben Markgrafen, die in dieser Zeit in Bayreuth residierten. Teil 1 der Serie beschäftigt sich mit dem Markgraf Christian.
Markgraf Christian verlegt die Residenz von Kulmbach nach Bayreuth
Nach dem Tod des Kulmbacher Markgrafen Georg Friedrich (1557 bis 1603), der als letzter Markgraf auf der Plassenburg regiert hatte, fand sein Nachfolger Markgraf Christian (1603 bis 1655) die Kulmbacher Bergveste nicht mehr repräsentativ genug und verlegte die Residenz in das Stadtschloss (dem heutigen Alten Schloss) nach Bayreuth. Leicht war seine Regentschaft sicher nicht: Der dreißigjährige Krieg (1618 bis 1648) die beiden großen Bayreuther Stadtbrände (1605 und 1621) und mehrere Pestepedemien fielen in seine Regierungszeit.
Markgraf Christian war 1581 in Cölln bei Berlin geboren und wurde im Alter von 22 Jahren Landesherr des Fürstentums Brandenburg-Kulmbach. In seiner Jugend unternahm er neben seinem Studium in Frankfurt/Oder mehrere Auslandsreisen.
Aufgrund des Geraer Hausvertrages gelangte Markgraf Christian in dem hohenzollerschen Fürstentum „ob dem Gebürg“ an die Regierung. Am 4. Juli 1603 traf er mit seinem Gefolge aus Richtung Erlangen auf der „Hohen Straße“ ein. Er bezog aber zunächst die Plassenburg in Kulmbach, heiratete 29.04.1604 die preußische Herzogstochter Maria und verlegte seine Residenz im Jahr 1604 nach Bayreuth.
Von der Plassenburg Kulmbach nach Bayreuth
Über den Grund können nur Vermutungen angestellt werden. War es die durch die „Markgräflerkriege“ zum Teil zerstörte Plassenburg oder eher der Zeitgeist, der damals die Fürsten von ihren Burgen in Schlösser ziehen ließ? Besonders begeistert waren die Bayreuther jedoch nicht, dass die Residenz in ihre Stadt verlegt wurde.
Bayreuths große Stadtbrände 1605 und 1621
Die Stadt hatte sich zu Christians Regierungsantritt noch nicht richtig von der Pest von 1602 erholt, als am 21. März 1605 im Hause des Metzgers Ruppert in der heutigen Sophienstraße ein Feuer ausbrach. Wegen eines Schreibfehlers von Gottlieb Heinrich Hagen nehmen noch immer viele an, dass der erste große Stadtbrand in Bayreuth in der Brautgasse entstanden ist. Doch das ist falsch: Die Gasse gab es 1605 nämlich noch gar nicht.In dieser Nacht wurden 137 Häuser – darunter die Stadtkirche und die Lateinschule – vernichtet.
Obwohl das Stadtschloss wie auch die Marktnordseite und Kanzleiseite der Schmidgasse unversehrt blieben kehrte Christian von 1605 bis 1610 nach Kulmbach zurück. Am 16. Juni 1621 brach fast gleichzeitig an zwei Stellen Feuer aus. Diesmal wurde die andere Hälfte von Bayreuth – samt dem Rathaus, das mitten auf dem Markt stand – vernichtet. Verschont blieben lediglich die Stadtkirche, das Schloss, Fronhof (heute Metzgerei Wiesenmüller und die Kanzlei). 203 Hausbesitzer waren wegen Brandschaden nicht in der Lage ihre Steuer zu entrichten.
Vom Dreißigjähriger Krieg (1618 bis 1648) bemerkten die Bayreuther außer Truppendurchzüge, Werbungen und einiger Überfälle dank der Neutralitätspolitik Christians zunächst nur wenig. Ernst wurde die Lage jedoch um 1632, als die Kaiserlichen Bayreuth und Kulmbach besetzten. Mehr als durch die Gewaltorgien der verrohten Soldaten litt das Volk allerdings unter den Seuchen und Hungersnöten. Das Landvolk nährte sich von Hunden, Katzen, Ratten und Mäusen.
1634 – Die Hälfte der Bayreuther Bevölkerung stirbt an Pest
Fast 2.000 Personen, also die Hälfte der Bayreuther Stadtbevölkerung starben 1634 an der Pest. In Kulmbach überlebten die Seuche gerade einmal vierzig wehrfähige Männer – nach Schätzungen starben an dieser Pestepidemie die Hälfte der Einwohner in der Markgrafschaft. Schon zu Christians Zeiten zog es bedeutende Künstler in das waldumsäumte Tal am Roten Main. Der Straßburger Baumeister Michael Mebart prägte im 17. Jahrhundert mit seinen Bauten das Stadtbild. Und als 1619 in der von ihm wiederaufgebauten Stadtkirche die 35stimmige Orgel eingeweiht wurde, lud Markgraf Christian die bedeutendsten Organisten ein: Michael Praetorius, Heinrich Schütz, Samuel Scheidt und Johann Staden. Die Baumeister Charles Philipp Dieussart und Leonhard Dientzenhofer wie der Hofbildhauer Elias Räntz arbeiteten in der Markgrafenstadt, Georg Philipp Telemann komponierte für den Bayreuther Hof.
Noch heute erinnern aus Christians Regentschaft die 1620 in der heutigen Münzgasse erbaute fürstliche Münzstätte und die Fürstliche Jägerei – also das Jägerhaus in der Nähe der Bahnhofstraße.
Stephan Müller
Stephan Müller (54) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.