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Historisch-Stadtteile
Bayreuther Innenstadt: Was steckt hinter dem Namen Baierrute?
Woher kommen eigentlich die siedlungsgeschichtlichen Namen der Bayreuther Ortsteile? In Teil 30 der Serie widmet sich bt-Hobbyhistoriker Stephan Müller der Bayreuther Innenstadt.
Wie an der Endung „-reuth“ abzulesen ist, ist der Ortsname Bayreuth durch eine Rodung entstanden. Die Endung geht auf das mittelhochdeutsche „riute“ (roden) zurück. Der Ort „Beierrute“ wurde erstmals in einer Bamberger Urkunde vom 9. November 1194 erwähnt. Wer hier gerodet hat und wo die Urkunde unterschrieben wurde, lässt sich wohl nie mehr endgültig klären. Das Gros der Experten ist sich sicher, dass der Name auf die „Rodung der Baiern“ zurückzuführen ist, einige Wenige halten die Herleitung, die ebenso wenig philologisch beweisbar ist, aus „Pawer“ sprich die „Rodung der Bauern“ möglich. Es lässt sich heute nicht mehr feststellen, ob die erste namentliche Nennung von Bayreuth als „Baierrute“ in der Bamberger Urkunde in einem Vorgängerbau des Alten Schlosses oder sogar in Altenstadt (dem heutigen Stadtteil Altstadt) unterzeichnet wurde.
Etwas ungenau ist auch die in vielen stadtgeschichtlichen Beiträgen immer wieder genannte Stadterhebung im Jahr 1231. In diesem Jahr wurde Bayreuth lediglich erstmals als „civitatis Beirruth“ in einer Urkunde erwähnt, so dass die Stadterhebung auch schon vorher gewesen sein kann. Später wurde Bayreuth im Ellwanger Vertrag vom 28. Juli 1265 als Oppidum oder Castrum bezeichnet. Die Urkunde von 1231 ist jedoch in Bezug auf Oberkonnersreuth interessant. Bei dem Schriftstück handelt es sich nämlich um eine Schenkungsurkunde, in dem „Villa sanctae Chunegundis“, also das „Dorf der heiligen Kunigunde“ (Oberkonnersreuth) an den Bamberger Dom übereignet wurde.
Vom Alten Schloss, einer Sekundärbefestigung der mittelalterlichen Stadt, zweigt die heutigen Kanzleistraße, die damals „Schmidgasse“ genannt wurde, ab. Ein Merianerschlösschen, das in dieser Straße gestanden haben soll und nach anderen Theorien Ausgangspunkt der Gründung gewesen sein soll, verweisen die meisten Historiker in das Reich der Legende.
Bayreuther Markt als ältester Siedlungsteil
Für den ehemaligen Apotheker Horst Fischer, der das berühmte Bayreuther Häuserbuch verfasst hat und ein Kenner der Bayreuther Häuser- und Steuerhistorie ist, ist es eindeutig, dass der Markt der älteste Siedlungsteil von Bayreuth ist. Das Viertel um die Stadtkirche stammt seiner Ansicht ganz klar aus einer Erweiterungsphase. Dabei habe sich rund um die Stadtkirche und entlang der heutigen Sophienstraße (früher Getreidegasse oder Breite Gasse und im hinteren Teil die Priestergasse) ein Viertel des Klerus entwickelt.
Die dazwischenliegenden Häuser, die nach alten Quellen als Burggüter bezeichnet werden, sind nach Fischers Forschungen in den seit 1444 im Stadtarchiv aufbewahrten Steuerlisten eigentlich Bürgerhäuser gewesen. Sie kamen später in Adelsbesitz.
Eine Wasserleitung für die Markgrafen
Die erste Wasserleitung führte vom „Quellhof“ (damit ist dieser Stadtteil auch erwähnt) über den Röhrensee zum Brunnen am Ende der heutigen Friedrichstraße. Von dort führten die Leitungen in die Wohnungen der Markgrafen. Die Stadt hat nach Fischers Forschungen nach und nach den immer unter Geldnot leidenden Markgrafen die Wasserrechte abgekauft.
Bayreuth mit den unterschiedlichsten Schreibweisen
Der Name unserer Stadt wurde in den vergangenen Jahrhunderten in den verschiedensten Schreibweisen erwähnt. Baierrute (1194), Baierrewt, Beirrut (1231), Peireuth (1248), Bareith (1523), Bareydt (1631), Bayreuht (1581) und Baireuth (1821).
Die Schreibweise von Bayreuth mit „y“ geht auf eine Anordnung von König Ludwig I. von Bayern zurück. Am 20. Oktober 1825 befahl er, dass die ursprüngliche Schreibweise seines Königreichs „Baiern“ durch „Bayern“ abgelöst wird. Diese Anordnung und dessen Vorschrift des „griechischen“ Ypsilons steht im Zusammenhang mit der Wahl seines Sohnes Otto zum König von Griechenland. Ganz nebenbei: Zumindest theoretisch können Damen und Herren mit dem Nachnamen Mayer feststellen, ob ihre Vorfahren im Jahr 1825 im Königreich Bayern gewohnt haben…
Namensvetter Bärreut
Übrigens tauchte der erstmals für Bayreuth erwähnte Name „Baierrute“ in Deutschland noch einmal auf. Das kleine Dorf Bärreut bei (Porschendorf nordöstlich von Pirna) wurde 1398 „Beierrute“ genannt. Der damalige Ortsname entwickelte sich über die Jahrhunderte von Beierrute über Beyrewte (1470), Beyerrewth (1515), Berreut (1555) und Bäreute (1786) zum heutigen Bärreut.
Stephan Müller
Stephan Müller (54) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.