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Bayreuther Stadtteile
Der Bayreuther Stadtteil Kreuzstein
Woher die siedlungsgeschichtlichen Namen der Bayreuther Ortsteile stammen, beschäftigt bt-Hobbyhistoriker Stephan Müller schon länger. In Teil 29 der Serie widmet er sich dem Kreuzstein.

Woher kommen eigentlich die siedlungsgeschichtlichen Namen der Bayreuther Ortsteile? In Teil 29 der Serie widmet sich bt-Hobbyhistoriker Stephan Müller dem Kreuzstein.
Bayreuths Kreuzstein
Der in der Mineralogie verwendete Begriff Kreuzstein für den „Chiastolith“ oder den „Staurolith“, die aufgrund ihrer Kristallisation als Kreuzsteine bezeichnet werden, haben freilich nichts mit dem Bayreuther Stadtteil oder gar dem Freibad „Kreuzsteinbad“ zu tun. Der Ortsteil „Kreuzstein“ ist nach einem Gehöft an der ehemaligen Creußener Straße bezeichnet, das mit „seiner Lehenpflicht und niederen Gerichtsbarkeit nach St. Johannis pfarrte“.
Benannt war das Gehöft nach einem alten Gedenkstein, der heute an dem Haus Nürnberger Straße 5 zu bewundern ist. Der Kreuzstein (siehe „Stichwort“) soll als Denkmal für einen Mord gesetzt worden sein.

Nach dem „Kreuzstein“ in der Nürnberger Straße ist der Stadtteil Kreuzstein benannt. Foto: Stephan Müller.
Wann der Stein aufgestellt wurde, lässt sich heute nicht mehr ergründen. Irmgard Ullrich vom Frankenbund vermutet seinen früheren Standort am Wegrand der „Creußener Fuhre“, die früher von der Friedrichstraße über Schreez nach Nürnberg führte.
Sein Alter schätzt man auf über 400 Jahre. Darauf könnte ein Vermerk des Stadtchronisten Heller deuten: „Jakob Dülp, Weißgerber und Bürger zu Bayreuth ist von Kunzen Vogel, einem Bürgersohn allhier, vorm Oberntor erstochen worden, der Täter aber entlaufen. Anno 1583.“ Der Stein wurde im September 1997 nach einer sorgsamen Restaurierung des Bildhauers Thomas Leiterer wieder an der Nürnberger Straße 5 aufgestellt.
Idyllische Weiherlandschaft
Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts war die Gegend rund um den Kreuzstein eine idyllische Weiherlandschaft. Der Tappert-Bach speiste auf seinen Weg zur Dürschnitz den Langen Weiher sowie den Glasers- und Kühweiher. Die größte Wasserfläche hatte der „Große Eimersweiher“, der mundartliche „Aamersweiher“. Der trocken gelegte See reichte fast bis zur Königsallee.
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- … Kreuzsteinbad, das nach dem „Kreuzstein“ in der Nürnberger Straße benannt ist. Fotos: Archiv Stephan Müller.
Kurz vor Colmdorf schloss sich noch der „Kleine Eimersweiher“ an. Der Glasenweiher an der Prieserstraße, der selbst vom Flüsschen Tappert sein Wasser erhält, versorgt noch heute mit einer Freispiegelleitung und einer Druckleitung die Wasserbecken des Hofgartens.
Jüdische Gemeinde
Das Land am Kreuzstein gehörte früher zum Dürschnitzhof, bis 1715 mehrere jüdische Bürger nach der Zerschlagung des Hofes die Grundstücke kauften.
Wenig später wurde das Land an den Kammercopisten Fikenscher, der ein Kellerhaus mit einer an dieser Geleitstraße gut frequentierten Zapfenschenke errichtete, und an einen Handwerksmeister, der 1720 ein Trüpfhaus (ein Haus ohne Landbesitz) erbaute. Einen Teil behielt die jüdische Gemeinde und legte 1786 den bis heute erhaltenen jüdischen Friedhof an.
Stichwort: Kreuzsteine
Bei Kreuzsteinen handelt es sich um bedeutende Rechtsdenkmale aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit. Die Gedenksteine wurden in der Regel für getötete oder verunglückte Personen aufgestellt, die ohne Sterbesakramente, das heißt durch Unfall, Mord oder Tod in der Fremde, umgekommen sind. Aber auch für Selbstmörder, Ketzer oder Hingerichtete, die nicht in geweihter Erde bestattet werden durften, wurden diese Steine errichtet. Die umherirrenden Seelen sollten so eine Ruhestätte erhalten. Vereinzelt errichtete auch der Mörder oder Totschläger für sein Opfer einen solchen Stein, um so einer möglichen Blutrache zu entgehen. Dem Aberglauben nach soll an Steinkreuzen um Mitternacht der Teufel sein Unwesen treiben.
Stephan Müller
Stephan Müller (54) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.

























































































