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Die Altenstadt von Bayreuth
Woher kommen eigentlich die siedlungsgeschichtlichen Namen der Bayreuther Ortsteile? In Teil 25 der Serie widmet sich bt-Hobbyhistoriker Stephan Müller der Bayreuther Altstadt.
Von Altenstadt zu Altstadt Bayreuth
Erst im 19. Jahrhundert wurde die „amtliche Bezeichnung“ von „Altenstadt“ in „Altstadt“ umbenannt. Der Ortsname bedeutete „zur alten Statt oder Stätte“ und hatte nichts mit einer „Stadt“ zu tun. Die „Altstadt“ wurde 1840 als in die Stadt Bayreuth eingemeindet.
Die Altenstadt gehörte „Urpfarrei“ in Bindlach. Es ist belegt, dass die Altenstädter dem Bischof von Würzburg den „Zehnt“ abzuliefern hatten. So musste der Ort also schon vor der Gründung des Bistums Bamberg im Jahr 1007 existiert haben. Dies gilt auch für Mistelgau, Bindlach, Gesees oder St. Johannis.
Altenstadt deutlich älter als Bayreuths Stadtkern
Der Begriff „Zehnt“ bezeichnet eine etwa zehnprozentige Steuer des Bodenertrags und Viehbestandes an religiöse oder weltliche Institutionen. Die Abgabe war im Mittelalter und in der frühen Neuzeit üblich. Dies beweist leicht, dass das Dorf „Altenstadt“ erheblich älter als der Stadtkern von Bayreuth ist.
Die Altenstadt war ursprünglich ein Dorf mit einer dem St. Nikolaus geweihten Kirche und mehreren Kapellen. Die St. Nikolauskirche und die Wolfgangskapelle standen am so genannten „Kirchhügele“ an der Ecke St. Nikolausstraße / Eichelweg.
An der Handelsstraße gelegen
Nikolauskirchen wurden meist an Altstraßen errichtet. Der Ort lag nahe an der „Hohen Straße“, die von Bamberg über Königsfeld und Hollfeld kommend über das Fichtelgebirge hinweg nach Böhmen führte. Mit der „Hohen Straße“ kreuzte sich in der Nähe des „Roten Hügel“ eine von Creußen kommenden Altstraße, die über Schreez, Destuben, Saas und Jakobshof über Mosing in Richtung Kulmbach führte.
Dieser alte Handelsweg führte vermutlich direkt durch Altenstadt. Mitten im Dorf führte sehr wahrscheinlich ein Holzsteg über die Mistel über die möglicherweise Hezilo von Schweinfurt im Jahre 1003 von seiner zerstörten Burg Creußen zu seinen Besitzungen nach Kronach geflohen ist. Ein „Nachfolgemodell“ dieser Brücke führt heute bei der Brauhofstraße über den Mistelbach.
Wälle zur Befestigung von Altenstadt
Früher nahm man an, dass zum Schutz des wichtigen Flussübergangs ein Turmhügel, mit einem für die Zeit zwischen 900 und 1100 typischen Wehr- und Wohnturm, gestanden sein könnte. Dies konnte nach Ausgrabungen durch das Landesamt widerlegt werden. Die Gräben, Mauerreste und Wälle deuten aber zumindest auf eine Befestigung von Altenstadt hin. Nicht umsonst gibt es in der Altstadt die „Wallstraße“.
Durch den Hussiteneinfall am 6. Februar 1430, also dem Angriff der Anhänger des Reformators Hus, der in Konstanz auf dem Scheiterhaufen hingerichtet wurde, wurden in Bayreuth fast alle Urkunden verbrannt, so dass die Beziehung der „Altenstatt“ zu Bayreuth nach wie vor noch viele Fragen aufwirft.
Gottesdienste in der Altenstadt
Fest steht allerdings, dass die Bayreuther vor dem Bau der Stadtkirche nach einem Spaziergang über den Kirchweg, der entlang der heutigen Erlanger Straße führte, die Gottesdienste in der Altenstadt besuchten. So heißt es im Landbuch von 1421 „Item die Hauptkirche und die Pfarr zw peyrreute ist aus dem Gotzhaws des Hl. Bischofs St. Nikolaus entsprossen und wiewol dann die Pfarr peyr Reut genannt ist.“
Stephan Müller
Stephan Müller (54) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.