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Vergangene Woche hat der Bayreuther Hobbyhistoriker Stephan Müller für das Bayreuther Tagblatt ins Goldene Buch der Stadt geschaut. Neben Königen, Sportlern und Politikern fand sich dort auch ein Eintrag über eine Bayreuther Fünflings-Familie. Die Geschichte dazu erzählt Müller hier und heute.

„Mensch Moritz“, ruft Papa Jürgen Abel und scheucht seinen Jüngsten mit den anderen Geschwistern aufs gemeinsame Familienbild. „Du warst damals schon der Letzte,“ scherzt der Familienvorstand. Den Altersunterschied zu seinen Geschwistern Lisa, Dirk, Peter und Tim sieht man Moritz nicht an. Er ist der jüngste Spross der Abel-Fünflinge.

Die Geburt der Fünflinge galt damals als Sensation – weit über Bayreuth und Oberfranken hinaus. „Die ersten zwei bis drei Jahre waren schon extrem hart’“, erinnert sich Mutter Margot Abel. Dank der Caritas und der Hilfe der Nachbarn, die sogar in der Nacht da waren, um Fläschchen zu machen, hat man diese schwierige Zeit überstanden. Auch viel geschenkte Babykleidung halfen der Familie von Jürgen Abel, Pressesprecher der Universität Bayreuth, über die Runden.

Erst drei, dann vier, dann fünf

Als die Ärzte damals bei Margot Abel feststellten, dass es zunächst Drillinge, dann Vierlinge und schließlich Fünflinge werden, berieten sie sich mit dem Leiter der Bayreuther Kinderklinik, Professor Gerhard-Friedrich Wündisch. Der riet dem Elternpaar, die Entbindung im Münchner Klinikum Großhadern vornehmen zu lassen. Hier sei eine bessere medizinische Betreuung gewährleistet.

64 Hände helfen bei der Geburt

Insgesamt 64 helfende Hände waren bei der Geburt des Abel-Quintetts am 30. Mai 1984 dabei: 17 Ärzte, fünf Hebammen, zwei Feuerwehrleute und zahlreiche Schwestern. Nach nur 31 Schwangerschaftswochen kamen – in dieser Reihenfolge – Lisa, Peter, Dirk, Tim und Moritz per Kaiserschnitt auf die Welt. Die Operation verlief komplikationslos, doch zunächst kamen die Neugeborenen in Brutkästen. Als Bayreuth Oberbürgermeister Hans Walter Wild im Stadtrat die Nachricht verkündete, dass Mutter und alle Kinder wohlauf sind, wird im Sitzungssaal vielleicht zum ersten, auf jeden Fall aber zum bisher letzten Mal laut gejubelt.

Mittlerweile sind aus den Babys Erwachsene geworden: Einer ist Lehrer, ein anderer Polizist. Einer ist Koch, einer Medizinstudent, das Mädchen Krankenpflegerin. „Noch einmal machen möchte ich es nicht“, sagt Mutter Margot heute. Doch der Stolz, dass sie neben ihren Fünflingen noch ein weiteres sechstes Kind großgezogen hat, ist ihr anzusehen. Sehr aufwändig war jedes Jahr die Geburtstagsfeier. Zum 18. Geburtstag kamen einhundert Gäste. Die vier Jungs waren bei Haspo Bayreuth sehr talentierte Handball-Spieler.

Foto: Joe Friedlein

Eine Verstärkung für Haspo

Gemeinsam mit einem weiteren Zwillingspärchen, den beiden ehemaligen Nationalspielern Michael und Philipp Müller, stellten die vier Abel-Brüder sechs der notwendigen sieben Spieler einer Handball-Mannschaft. Zusammen mit dem späteren Junioren-Nationalspieler Christoph Baumgärtel wurde die Truppe mehrfacher Bayerischer Meister, kämpfte sich in der A-Jugend bis ins Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft vor und stieg im Herrenbereich bis in die Regionalliga auf.

Text und Fotos: Stephan Müller


Stephan Müller (53) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es künftig hier beim bt.

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