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Gessn werd dahaam
Gessn werd dahaam: Willkommen im Dorfladen Emtmannsberg
In Folge 15 ist Christoph Scholz zu Besuch im Dorfladen Emtmannsberg.
Die 15. Folge von „Gessn wird dahaam“ möchte ich mit einem Tipp beginnen: Lassen Sie Ihr langes Feiertagswochenende am Sonntag, dem 6. Oktober, mit einem Bummel über den ersten Markt der Region an der Therme Obernsees ausklingen. Dort können Sie von 9:30 bis 18 Uhr die neue Regionalmarke „Bayreuther Land“ kennenlernen und Leckerbissen aus unserer Region kosten und kaufen. Auch der Dorfladen Emtmannsberg, den ich Ihnen heute vorstellen möchte, wird in Obernsees vertreten sein.
Lebensmittel direkt aus der Region
Denke ich in diesen Tagen an Emtmannsberg, muss ich auch immer ein bisschen an jenen Kinofilm denken, in dem Leonardo di Caprio einen charismatischen Finanzhai von der New Yorker Wall Street spielt. Natürlich geht es in dieser Kolumne nicht um dubiose Geldgeschäfte, sondern um Lebensmittel aus unserer Region – und somit auch immer um den Schutz unserer Umwelt, für den sich Hollywoodstar di Caprio, deshalb erwähne ich ihn hier, bekanntermaßen einsetzt.
Fünfzehn Folgen von „Gessn werd dahaam“ erzählen davon, wie Handwerker, Unternehmer und Landwirte mit ihren Familien und ihren Mitarbeitern oft schon seit Jahrzehnten im Kreislauf der Wirtschaft hier bei uns vor Ort tätig sind, nachhaltig wirtschaften und dabei sehr bewusst auf die Schonung unserer Ressourcen setzen.
Happy Birthday Dorfladen
Der Dorfladen in Emtmannsberg hat sich in seiner noch jungen Geschichte (bald wird der 1. Geburtstag gefeiert) zu einem Schaufenster der guten Dinge aus den Betrieben unserer Region entwickelt. Die Dorfladenmacher haben, meine ich, so einen großen Erfolg, weil sie drei große Trends unserer Zeit erspürt haben und konsequent umsetzen: Der Dorfladen ist eine Gemeinschaft und Teil des Gemeinwesens, denn der Betrieb ist nur deshalb möglich, weil viele Emtmannsberger dort ehrenamtlich in Drei-Stunden-Schichten hinter der Ladentheke stehen.
Zweitens, ganz klar, der Trend geht zu regional erzeugten Lebensmitteln. Und drittens, weil das Ladenteam das Sortiment äußerst sorgfältig kuratiert. Es kommt nicht auf die Masse an, sondern auf Produkte, deren Hersteller und Geschichten man kennt. Immer wieder kommen überraschende Neuentdeckungen in die Regale. Das machen coole Klamottenläden in London oder angesagte Restaurants in Madrid vor.
Dorfläden müssen erhalten bleiben
Vor 30 Jahren machte der letzte Tante-Emma-Laden in Emtmannsberg dicht. Auch das Wirtshaus hatte längst geschlossen in der Gemeinde, die aus acht Ortsteilen besteht und in der über tausend Menschen leben. Als dann die Sanierung des Schlosses lief und Nutzungskonzepte diskutiert wurden, rief man in Emtmannsberg eine Bürgergesellschaft ins Leben, um einen Dorfladen zu betreiben.
Es brauchte etliche Versammlungen, Beratung von außen und Recherche-Reisen in andere Dorfläden der Republik, bis sich dann am 2. Februar 2018 in der Gründungsversammlung der Gesellschaft um die dreißig Bürger bereit erklären, ehrenamtlich im Laden zu arbeiten. Über hundert Unterstützer aus Nah und Fern zeichneten Anteilsscheine und bildeten so 37.000 Euro Betriebskapital. „Aktuell wären noch bis zu fünftausend Euro Gesellschaftsanteile notwendig, um den Dorfladen optimal zu finanzieren“, erzählt mir Gerhard Herrmannsdörfer, Vorsitzender des Gesellschafterrats. Sie sehen, es geht doch ein bisschen ums liebe Geld in dieser Ausgabe von „Gessn werd dahaam“.
Mit Herzblut dabei
Ich treffe Stefan Bauernfeind, den Geschäftsführer des Dorfladens, ein gelernter Landwirt und Einzelhandelskaufmann, der zwanzig Jahre Branchenerfahrung mitbringt, und Karin Benker, seine Stellvertreterin, die auch im Gesellschafterrat des Dorfladens sitzt. Die beiden wurden von der Bürgergesellschaft angestellt und man merkt ihnen an, dass sie mit Herzblut dabei sind und dass ihnen ihr kleiner Supermarkt im Schloss viel Spaß macht.
Ist aber auch wirklich schön dort! Sie als Bayreuther Stadtmensch könnten mit Ihrem E-Bike zum Laden radeln und während Ihr Radl auflädt (es versteht sich von selbst, dass es dort eine Ladestation gibt), in einem Buch aus dem offenen Bücherschrank schmökern, während Sie eine Tasse Schlosskaffee (aus der Rösterei von Wolfgang Bornschlegel, den ich in Folge 6 getroffen habe) und ein Stück Kuchen aus der Bäckerei Nitschke genießen.
Lebensmittelautomat vor dem Laden
Eine Besonderheit, die es bisher in keinem weiteren Dorfladen gibt, sind die beiden „Regioboxen“: „An 365 Tagen im Jahr können Sie rund um die Uhr Eier, Getränke, Grillfleisch, Milchprodukte und etliche ‚Hab-ich-vergessen-Artikel‘ an unseren zwei Automaten, die direkt vorm Laden stehen, erwerben“, sagt Stefan Bauernfeind.
Nach dem Interview wandern ein Buchauer Holzofenbrot, eine Dose Göttinger von Peter Steinlein aus Aufseß und ein Glas Leberwurst vom Lindauer Biolandhof in Trebgast in meinen Einkaufskorb. Stefan Bauernfeind steckt mir noch je eine Tüte mit Schlossgummibärchen und Landkartoffelchips von „Heimart“ zu. Meine Frau hat mich gebeten, ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass diese Kartoffelchips außergewöhnlich lecker seien – und ich diese nun doch immer aus Emtmannsberg mitbringen möge.
Ideen für Weihnachtsgeschenke gesucht?
Zurzeit stecken Karin Benker und Stefan Bauernfeind schon in den Vorbereitungen für den 1. Geburtstag, „den wir“, wie mir Karin Benker exklusiv verrät, „am 24. November gemeinsam mit dem Emtmannsberger Adventsmarkt feiern werden.“ Apropos Advent. Ist ja bald Weihnachten. Wie wäre es heuer mit einem Geschenkkorb, vollgepackt mit regional hergestellten Köstlichkeiten? Oder einem Dorfladen-Gutschein für Ihre Lieben? So ein Geschenk kommt bestimmt gut an und Sie unterstützen ein wirklich wichtiges Projekt hier in unserer Gegend. Die Öffnungszeiten, das Sortiment und viele weitere Informationen – und auch Zeichnungsscheine – finden Sie unter der Homepage des Dorfladens. Auf der Facebookseite gibt’s Neuigkeiten zu frisch eingetroffener Ware, Aktionen und Veranstaltungstipps.
Am 16. Oktober lesen wir uns wieder! Dann besuche ich einen richtig guten Saftladen.
Christoph Scholz
Christoph Scholz ist 45 Jahre alt und Familienvater. Sein Geld verdient er als Projektleiter bei Semmel Concerts. Privat beschäftigt er sich gerne mit den Themen Essen, Trinken, Kochen, Gastronomie und Hotellerie.