
Erfolgreich um eine Mietwohnung bewerben!
Wenn man keine Beziehungen hat, um an seine Wunschwohnung zu kommen, haben Sie heutzutage ein richtiges Problem. Das Angebot am Wohnungsmarkt ist sehr knapp und Vermieter können unter einer Vielzahl von Interessenten auswählen. Wie aber komme ich als Normalverbraucher an eine Wohnung? Hier ein paar essenzielle Tipps, die Ihnen helfen und die Chancen wesentlich erhöhen, erfolgreich anmieten zu können:
- Welche Miethöhe kann ich mir leisten?
Zunächst sollten Sie wissen, wieviel Miete Sie sich leisten können. Es gibt eine Faustregel, die unter Vermietern und Maklern weit verbreitet ist: Ein Drittel bis 40 Prozent des monatlichen Nettoeinkommens sollten Sie für die Bruttomiete einkalkulieren. Beispiel: Sie verdienen netto 2.000 € x 40 % = 800 €. In den 800 € sind aber auch die Nebenkosten für die Wohnung enthalten (Nettomiete + Nebenkosten = Bruttomiete). Dazu kommt i. d. Regel nur noch der Strom für die eigenen vier Wände. Wenn Sie mehr als 40 % für ein neues Zuhause ausgeben müssen, wird es für den Rest der normalen Ausgaben eng, denn für den Lebensunterhalt, Auto, Versicherungen, Urlaub usw. werden Sie auch noch Geld verbrauchen. Kein Vermieter möchte, dass er jeden Monat um seine Miete bangen muss, weil der Mieter mit dem zur Verfügung stehenden Einkommen nicht zurecht kommt.
- Die Wohnungsgröße
Entsprechend Ihrem Einkommen ergibt sich auch die Wohnungsgröße. Wenn Sie sich 800 Euro Bruttomiete leisten können, werden Sie in unserer Metropolregion Nürnberg-Neumarkt vielleicht eine 2-Zimmer-Wohnung bekommen. Bei den Angeboten gilt es zu beachten, welchen Energiewert die entsprechende Immobilie hat, denn Altbauwohnungen sind zwar günstiger, aber dafür fallen meistens die Heiz- und Warmwasserkosten höher aus. Auch die übrigen Nebenkosten (die Sie als Mieter an den Vermieter zu entrichten haben, wie z. B. Versicherungen, Grundsteuer, Müllabfuhr, Hausmeister, Aufzugskosten usw.) pro Quadratmeter sollten vom Vermieter so kalkuliert sein, dass Sie keine Nachzahlung am Jahresende zu erwarten haben. Heutzutage sind 3,00 bis 3,50 € pro Quadratmeter Nebenkosten multipliziert mit der Wohnungsgröße durchaus üblich. Beispiel: 60 m2 x 3 € = 180 € Nebenkosten pro Monat. Wenn ich 180 € Nebenkosten zu bezahlen habe, bleiben bei unserem oben angeführtes Beispiel noch 620 € für die Nettomiete. Ein evtl. zur Verfügung stehender Stellplatz, eine Tiefgarage oder Garage sind noch zusätzlich mit einzukalkulieren.
- Schnell sein bedeutet, seine Chancen erhöhen
Wer nicht im Internet präsent ist, kommt kaum an ein Mietangebot heran, denn der vorherrschende Marktplatz für Immobilien ist das Internet. Wenn Sie schnell reagieren, haben Sie einen großen Vorteil, denn wie ein altes Sprichwort sagt „der frühe Vogel frisst den Wurm“. Dies bedeutet, je schneller Sie beim Vermieter oder Makler anfragen, um so eher wird man Sie als Interessent wahrnehmen.
Um schnell sein zu können, gibt es bei den großen Internetportalen einen sogenannten Suchagenten, den Sie kostenlos aktivieren können. Hier geben Sie die gewünschte Wohnungsgröße und weitere Kritierien ein. Das System selektiert für Sie und sobald ein neues Angebot eingestellt wird, werden Sie per Mail benachrichtigt und können entsprechend schnell reagieren.
- Wie bewerbe ich mich im Internet um einen Besichtigungstermin?
Sie wollen den nächsten Schritt durchführen und tragen beim Immobilienanbieter Ihre Kontaktdaten ein. Zusätzlich können Sie entsprechende Buttons ankreuzen und um einen Besichtigungstermin bitten. Des Weiteren gibt es die Möglichkeit, auch etwas Persönliches mitzuteilen und das ist jetzt ganz entscheidend für Ihre Bewerbung:
Bitte schreiben Sie dem Anbieter immer etwas persönliches von sich, wie z. B.: wir sind ein Ehepaar, beide berufstätig mit einem Nettoeinkommen von x €, würden langfristig ein neues Zuhause suchen, spielen keine Musikinstrumente, haben keine Haustiere usw. Je mehr persönliche Details Sie von sich geben, umso eher kommen Sie in die Auswahl der Personen, die der Wohnungsgeber oder Makler prüft und dann zur Besichtigung einlädt. Bitte fügen Sie keine Bilder von sich bei und speichern Sie auch keine Bilder im Internet bei den Portalen, dann kann der Vermieter unvoreingenommen Ihnen gegenübertreten, wenn es soweit ist.
- Wie erhöhe ich meine Chancen bei der Wohnungsbewerbung?
Ob Sie es glauben oder nicht, heutzutage bewirbt sich der Interessent ähnlich wie um einen Arbeitsplatz. Je mehr Infos der Vermieter vom Interessenten hat, umso eher bekommt man die Chance auf einen Besichtigungstermin. Bereiten Sie eine sorfältig ausgefüllte Selbstauskunft vor. Formulare können Sie beim Makler oder im Internet herunterladen. Eine positive Schufa-Auskunft und die letzten drei Gehaltsbescheinigungen oder ein Arbeitsvertrag sind weitere Turbos, die Sie zum Einsatz bringen können.
- Der Besichtigungstermin
Gehen wir davon aus, dass Sie alles richtig gemacht haben und Sie erhalten einen Besichtigungstermin. Bitte richten Sie sich in jedem Fall nach den Vorschlägen des Vermieters/ Maklers, denn er koordiniert zwischen Ihnen und dem Noch-Mieter. Ein gravierender Fehler wäre, selbständig Termine nach Feierabend oder am Wochenende anzubieten. Nehmen Sie sich frei, informieren Sie Ihren Arbeitgeber und seien Sie pünktlich zum Termin am vereinbarten Ort. Bei Verspätungen informieren Sie per Handy Ihren Anbieter, das macht Eindruck. Wenn Sie die Wohnung oder das Haus anschauen dürfen, kommen Sie entsprechend dem Anlass gekleidet zum Termin. Das erwartet man von Ihnen, denn Sie sollten sich von der besten Seite zeigen, um Ihr Ziel zu erreichen, die Immobilie anmieten zu dürfen. Sollten Sie per Handschlag begrüßt werden, denken Sie daran, ein fester Händedruck signalisiert einen starken Charakter, also keine schlaffe Hand hergeben, das wäre unprofessionell. Wenn Sie die Begrüßungsformalitäten hinter sich haben, die Wohnung betreten, bieten Sie an, die Schuhe auszuziehen. Seien Sie auch vorsichtig mit Äußerungen, die Ihnen schaden könnten. Nicht überschwenglich nett und freundlich verhalten, bleiben Sie authentisch, denn einem Wohnungsrundgang sagt man oft Dinge, die einem zum Nachteil ausgelegt werden. Oft ist es ein falscher Satz, den man spontan und unvorsichtig von sich gibt und der Vermieter oder Makler legt Sie gedanklich in die Schublade der abgelehnten Bewerber. Wenn Sie die Unterhaltung zu Ihren Gunsten führen wollen, seien Sie locker, freundlich, entspannt und lassen Sie das Gespräch dem Vermieter oder Makler beginnen. Hier sind einige Fragen, mit denen Sie rechnen können: Was ist der Grund für den Umzug? Sind es persönliche oder sind es berufliche Gründe, die den Anlass eines Ortswechsels geben? Wenn Sie nicht ortsansässig sind, können Sie Ihren Werdegang beschreiben, wie Sie in den Ort Ihres Wohnens oder Ihrer Arbeitsstelle gekommen sind. Wenn Sie schon immer im Ort wohnen, wäre es vorteilhaft zu erzählen, warum Sie zum Umzug oder Auszug kommen. Erfinden Sie keine Geschichten, bleiben Sie stets bei der Wahrheit, denn es wäre für Sie sehr unvorteilhaft, wenn Sie sich in Unwahrheiten verstricken, die dann später einmal ans Tageslicht kommen. Das kann soweit gehen, dass Ihnen das Mietverhältnis fristlos gekündigt werden kann, wenn Sie z. B. eine vor kurzem gehabte Insolvenz verschweigen. Wichtig ist, dass Sie bei dem Gespräch nicht zu sehr ausschweifen, auch Internas, zur vorherigen Wohnung oder Ihr Verhältnis zum Vormieter sowie Krankheiten, Familien- oder sonstige Streitigkeiten, mit wem auch immer, haben bei Ihrer Vorstellung nichts zu suchen. Verhalten Sie sich aber auf keinen Fall steril oder wortkarg, dann sind Sie auf dem richtigen Weg. Und loben Sie die gewünschte Wohnung nicht über das normale Maß hinaus. Sollte die Wohnung über einen Gartenanteil verfügen, vergessen Sie nicht zu erwähnen, dass Sie sich gerne um die Pflege kümmern.
- Die Kaution
Wenn die Sprache nach der Kaution erörtert wird, geben Sie das Signal, dass Sie bereits bei Vertragsabschluss bereit sind, die Kaution in bar zu stellen oder kurzfristig zu überweisen, aber erst nach dem die Unterschrift von Mieter und Vermieter auf dem Mietvertrag steht. Das Anbieten einer Bankbürgschaft oder eines Sparbuches kann ein Hindernis darstellen, denn Vermieter möchten so wenig wie möglich Aufwand mit der Kaution haben.
- Endlich ist es soweit: Sie haben die Zusage zur Anmietung
Sie haben die Wohnung oder das Haus gesehen und wollen gleich zusagen? Doch Vorsicht, auch wenn Sie am liebsten gleich einziehen möchten. Gehen Sie davon aus, dass sich der oder die Vermieter nach dem Gesprächstermin untereinander abstimmen wollen. Dies bedeutet, dass Sie unter Umständen erst am Tag danach oder wenige Tage später die Nachricht bekommen, ob Sie Mieter werden können. Auch mitanwesende Makler können bei der Vergabe ein entscheidendes Rolle einnehmen. Verbleiben Sie kompetent und signalisieren Sie Ihrem Gegenüber, dass Sie gerne die Wohnung für sich reserviert hätten, sofern man Ihnen dieses Zugeständnisses anbietet. Reservierungsgebühren dürfen nicht mehr verlangt werden, das hat erst kürzlich der Bundesgerichtshof in anderer Sache entschieden. Bis zur Unterschrift des Mietvertrages vergehen noch einige Tage. Da dürfen keine Störfaktoren für Sie als künftiger Mieter aufkommen. Wenn Sie also Fragen zum Mietvertrag haben, konsultieren Sie vorher jemand Kompetenten und nicht unbedingt Ihren Makler oder künftigen Vermieter, denn eine fachkundige Person informiert sie besser, wie die unmittelbar Beteiligten. Auch wenn Sie ungültige Vertragsklauseln im Mietvertrag erkennen sollten, dann ist das eher ein Vorteil für Sie, denn in der Regel wird dann die gesamte Klausel ungültig und die gesetzliche Regelung kommt zur Anwendung. Diese ist sehr häufig mieterfreundlicher als Sie es erwarten.
- Ein- und gleichzeitig ausziehen, geht das?
Rechnen Sie damit, dass Sie aufgrund der bestehenden gesetzlichen Kündigungsfristen (das sind immer 3 Monate für den Mieter) fast immer 1,5 bis 2 Mieten zu zahlen haben, denn auf einen Tag kann man nicht aus- und einziehen. Seien Sie großzügig, sofern Sie es sich leisten können, sonst könnten Sie zweiter Sieger bei der Bewerbung um Ihre Traumwohnung sein. Manche Vermieter legen Wert darauf, dass sie auf keinen Mietausfall verzichten wollen.
- Letzter Tipp: Ihre Email-Adresse!
Ob Sie es glauben oder nicht, oft gibt es Email-Adressen, die dem Emfänger bereits ein ablehnendes Signal geben und es kann deshalb sein, dass Sie nicht in die nähere Auswahl der Interessenten kommen. Einige Beispiele: disco-mani, Pinklady, biker-julie, easyrider usw. Ein weiteres Kriterium sind die Endungen der Email-Adressen. Bitte korrespondieren Sie nicht mit Landeskennungen, bei denen Vermieter möglicherweise nicht positiv reagieren. Und achten Sie darauf, dass Ihr Spamfilter nicht so eingestellt ist, dass Sie Word- oder PDF-Dateien nicht empfangen können.
Wenn Sie all diese Kriterien beachten, erhöhen Sie Ihre Chance auf eine erfolgreiche Wohnungsbewerbung erheblich. Dazu wünsche ich Ihnen viel Erfolg.
Zum Autor
Hans Werner Gloßner ist fränkischer Immobilien-Makler und gibt in seiner Kolumne viele Tipps zu den Themen Wohnen, Immobilien und mehr.