Eine Südtirol Genussreise – Willkommen im Schlaraffenland
Südtirol hält viele touristische und kulinarische Attraktionen bereit. Die Südtiroler Spezialitäten vom Wein bis zum Käse sollte man sich nicht entgehen lassen. Mittlerweile sind die Produkte aus Südtirol bei jedem gut sortierten Lebensmittelhändler erhältlich. Für alle, die planen, sich Südtirol wieder oder näher anzusehen, hält dieser Artikel tolle Tipps bereit.
Ein Satz vom Schriftsteller Ernst Ferstl fasst das Erlebnis Südtirol zutreffend zusammen: „Das Fundament der Vielfalt ist die Einzigartigkeit.“ Diese Region lebt von ihrer vielfältigen Natur voller Kontraste und ihren starken Charakterköpfen. Wo alpine Frische auf mediterrane Sonne trifft, begegnen sich Nordeuropa und Südeuropa. Gegensätze, die das Weinland Südtirol prägen. Die knapp 6.000 Hektar Weingärten ziehen sich von warmen Tallagen bis auf über 1.000 Meter hoch gelegene Steilhänge. So ist es auch kein Wunder, dass bei diesen unterschiedlichen Bedingungen 20 verschiedene Rebsorten auf Spitzenniveau gedeihen können. Eine kulinarische und touristische Infrastruktur, die ihresgleichen sucht, kommt noch dazu. Es gibt also viele Gründe für eine Reise ins Schlaraffenland – hier folgen die passenden Empfehlungen.
Einfach in guter Gesellschaft: Mit Nals Margreid und Klaus Lentsch im „Jäger“ – Ein gastronomischer Tipp für Südtirol-Reisende ist der Gasthof Jäger. Der ehemalige Bauernhof liegt in Sirmian in knapp 700 Metern Höhe. Das Panorama ist überwältigend. In der Küche bereitet Juniorchef Guntmar Öttl liebevoll die Gerichte vor, während seine Frau Angelika die Gäste herzlich willkommen heißt. Der Spargelsalat mit paniertem Wachtelei könnte in keinem Restaurant der Welt besser schmecken. Nicht anders zu erwarten, zu jedem Gang gibt es perfekt ausgewählte Weine, zum Beispiel von Nals Margreid oder Klaus Lentsch.
Eine echte Weinlegende mit Biodynamie und alte Knorzen
Mit einem der Pioniere Südtirols geht es weiter: Alois Lageder in Margreid. Seine Philosophie fußt auf den Prinzipien des biodynamischen Weinbaus. Seine ältesten Reben sind über 140 Jahre alt und befinden sich im sogenannten Löwengang. Neben einer Weinverkostung sollte der Besuch des Gutsrestaurants Paradeis eingeplant werden. Das Interieur in den historischen Gemäuern des Ansitz Löwengang ist geprägt von geschmackvollen Blumenarrangements und expressiver Kunst – ein sinnliches Ambiente für die regionale Kochkunst des Hauses.
Ein Besuch beim Feldmarschall
Das Weingut Tiefenbrunner-Schlosskellerei Turmhof verfügt über einen ganz besonderen Weinberg, der auf rund 1.000 Meter über NN liegt. Die drei Hektar große „Vigna Feldmarschall von Fenner“ liegt am Ende einer Serpentine weit über den Dächern von Kurtatsch am Fennberg. Der mehrfach prämierte Müller-Thurgau aus dieser Lage ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, was behutsame Winzerkunst selbst in solch extremen Lagen zu leisten im Stande ist. Und vor allem: Was für ein großer Wein aus der Rebsorte Müller-Thurgau kreiert werden kann.
Plentessen – die Tradition am Kalterer See
Ein traditionelles Plentessen in den Weinbergen von Kaltern mit Blick auf den Kalterer See ist ein Muss für jede Genussreise nach Südtirol. Einer der ortsansässigen Winzer bereitet die Polenta über dem offenen Feuer meisterhaft im Kupferkessel zu. Dazu wird eine kräftig gewürzte Wurst und ein auf den Punkt gereifter Gorgonzola gereicht. Der perfekte Begleiter zu diesem rustikalen Gericht ist das „Kunst.Stück Kalterersee Classico Superiore 2016“ der Kellerei Kaltern. Der Vernatsch von 60-70 Jahre alten Reben wird gekühlt serviert.
Mit Manincor zur Biodynamie
Graf Michael Goëss-Enzenberg und seine Frau, Gräfin Sophie, bewirtschaften das Weingut Manicor der Familie seit 2006 biodynamisch.
Der Ort Kaltern hat hier noch ein weiteres Ass im Ärmel: das Weingut Manincor.
2007 gründete Manincor gemeinsam mit Winzerkollegen die Gruppe „respekt-BIODYN“, um mit Gleichgesinnten einen nachhaltigen Weg zu authentischer Qualität zu finden. Dass sich die Biodynamie positiv auf die Flora auswirkt und auch auf die Fauna zeigen heute in den Weinbergen lebende bretonische Zwergschafe, Bienen und Vögel. Naturverständnis spiegelt sich auch in der Qualität der Weine wieder – vom saftigen Rosé bis zum streng limitierten „Tatzenschroat Cabernet Sauvignon“.
Das Weingut Pfannenstielhof mit seinem weltbekannten St. Magdalener
Ein echter Geheimtipp ist das Weingut Pfannenstielhof am Rande Bozens. Johannes Pfeifer ist Insidern bekannt für seinen St. Magdalener, wie der Vernatsch aus dieser Gegend genannt wird. Wie schon sein Vater führt er das „Kellerbuch“ ganz traditionell mit Kreide an der Tür zum Keller. Wer braucht schon Notizbücher oder gar Software? Die klassische Methode der Kellerbuchführung wirkt offenbar so präzise, dass er mit viel Liebe zum Detail einen der besten Vernatsch (in Deutschland „Trollinger“) Weine der Welt erzeugt: den “Pfannenstiel”, einen vielschichtig-eleganten St. Magdalener Classico.
Regionale Spitzenküche mit den Kellereien Kurtatsch und Bozen im Restaurant 1908: Mit der Gondel geht es von Bozen auf den Ritten nach Oberbozen. Ziel ist das Restaurant 1908 im Parkhotel Holzner. Nach 17 Punkten im Gault Millau 2021/2022 erklärte der renommierte Restaurantführer das Restaurant darüber hinaus zur „Innovation des Jahres“. Zudem wurde das Team um Chefkoch Stephan Zippl mit einem Michelin Stern und einem grünen Stern ausgezeichnet. Seine Inspiration findet er in den besten Produkten aus dem Umkreis. Sie bilden die Grundlage für seine Gerichte. Aus seinem Gespür für Aromen, Haptik und sinnliche Wahrnehmung gehen Kompositionen hervor, die sich getreu seiner Philosophie durch vier Komponenten auszeichnen: süß, sauer, pikant und knusprig. Er nennt das Konzept „Re:Vier“. Ganz besonders spannend wird es immer dann, wenn das Serviceteam Gäste mit kleinen Überraschungen aus der Reserve lockt, zum Beispiel mit einem Szechuan Pfefferkorn. Einfach intensiv kauen und schauen, was passiert. Prickelnd. Kühl. Sauer. Scharf. Taub. Aufregend. Genauso wie das Wagyu Carpaccio mit Shiitake Pilzen, fermentierter Birne, Achillessehne und Bergpfeffer. Ebenso erlebnisreich wie die Gerichte sind die Weine aus den Kellereien Kurtatsch und Bozen, die gerne zu den Menüs gereicht werden.
Genossenschaft Cantina Terlan – so kann es auch gehen
Zwischen den Städten Meran und Bozen befindet sich das Weindorf Terlan. Die Weißweine der Cantina Terlan sind heute in Spitzenrestaurants rund um den Globus vertreten. Ein besonders wichtiger Wein für die Genossenschaft ist die historische Terlaner Cuvée. Sie ist eine Komposition aus den drei traditionellen Terlaner Weißweinsorten Weißburgunder, Chardonnay und Sauvignon Blanc. Weißburgunder bildet den Hauptanteil und sorgt für Frische sowie ein gutes Säuregerüst, Chardonnay schmeichelt mit Weichheit und Wärme, während Sauvignon die Cuvée durch seine feine Aromatik ergänzt. Luxusgut und Genossenschaft – geht das überhaupt? Die Südtiroler – nicht nur in Terlan – machen es vor. Ein stimmiges, zutiefst soziales System, das auf Qualität getrimmt ist.
Südtirol ist immer eine Reise wert – nicht nur für Wein-Enthusiasten, sondern auch für alle, die Kulinarik und die südliche Atmosphäre lieben.
Zum Autor
Christian Schwert ist Inhaber einer Beratungs- und Mediaagentur sowie Autor/Journalist für verschiedene Medien im Lifestyle- und Kulinarik-Segment.
Die Begegnungen und der Austausch/Vernetzungen mit Menschen steht für ihn immer im Vordergrund seiner Tätigkeiten. Seit über 25 Jahren ist er im Medienbereich tätig und gut vernetzt, was seinen Lesern:innen viele Insider/Geheim-Tipps ermöglicht.