Liechtenstein – Ein Sommer im Kleinen, der Großes verspricht.
Es ist ein Land, das leicht übersehen wird. Klein, unscheinbar auf der Landkarte, eingeklemmt zwischen den gewaltigen Landschaftsriesen Schweiz und Österreich. Und doch geschieht mit dem Sommer etwas Magisches in Liechtenstein. Das Fürstentum entfaltet sich, blüht auf – nicht nur mit seinen Almwiesen, sondern mit einer überraschenden Fülle an Möglichkeiten, die man einem der kleinsten Staaten der Welt kaum zugetraut hätte.
Die Essenz des Sommers liegt in der Nähe.
Liechtenstein lebt von den kurzen Wegen. Nicht als Pflichtprogramm, sondern als Geschenk. In wenigen Minuten wechselt man die Kulisse – vom alpinen Kamm zu architektonischer Avantgarde, vom rauschenden Bergbach zu einem Museum von Weltrang. Der Sommer in Liechtenstein ist kein Rausch der Ferne, sondern eine Einladung zum Innehalten, zum genauen Hinsehen, zum Erleben in verdichteter Form. Der Liechtenstein-Weg – ein 75 Kilometer langer Wanderweg, der das gesamte Land durchzieht – ist mehr als nur ein Pfad. Er ist eine stille Hommage an das, was Heimat bedeuten kann: dörfliche Intimität, alte Geschichten in Mauern und Reben, Begegnungen, die nachwirken. Die elf Gemeinden, durch die der Weg führt, erzählen vom Gleichgewicht zwischen Natur und Mensch, von Tradition und Gegenwart. Wer ihn geht, geht nicht nur durch ein Land, sondern durch eine Haltung: die der Achtsamkeit und der Hingabe an das, was ist.
Wandern wird hier zur Begegnung mit dem Elementaren.
Die Berge Liechtensteins – manche karg und schroff, andere lieblich und weich – zeigen sich im Sommer in all ihrer Vielfalt. Auf dem Fürstin-Gina-Weg etwa wird das Wandern zum königlichen Panoramaspiel, der Höhenweg über den Fürstensteig zur Gratwanderung im doppelten Sinn: zwischen Natur und Herausforderung, zwischen Atemlosigkeit und Staunen. Wer mit Lamas oder gar einem Steinadler unterwegs ist, erlebt nicht nur die Berge, sondern sich selbst neu. Das Tier wird zum Spiegel der eigenen Unruhe, zur Einladung, langsamer zu gehen. Malbun, das Bergdorf auf 1.600 Metern, ist dabei nicht nur Rückzugsort, sondern Spielplatz für Fantasie. Kinder entdecken hier, was es bedeutet, sich draußen zu verlieren – im besten Sinne. Schaukelpfade, Rätseltrails, Forscherwege: Es ist ein Ort, an dem der Sommer nicht durch Konsum, sondern durch Entdeckung erzählt wird.
Kultur, die nicht plakativ sein muss, um zu beeindrucken.
Wer das Tal verlässt, findet in Vaduz nicht nur das politische Zentrum, sondern auch das kulturelle Herz. Das Kunstmuseum Liechtenstein feiert 2025 ein Vierteljahrhundert Bestehen – und öffnet seine Räume nicht nur für Kunstwerke, sondern für Perspektiven. Zeitgenössische Kunst, von der klassischen Moderne bis ins Heute, wird hier nicht auf Sockel gestellt, sondern zum Gespräch eingeladen. Ein paar Schritte weiter funkelt die SchatzKammer mit Preziosen aus Jahrhunderten – Fabergé, Mondgestein, Prunkwaffen. Nicht prahlerisch, sondern mit jener Würde, die dem Fürstentum eigen ist: diskret, aber bedeutsam. Und dann ist da noch das Schloss Vaduz, das über allem wacht. Zugänglich nur von außen, doch nie wirklich fern. Es ist Symbol und Realität, Gegenwart und Geschichte in einem.
Der Geschmack des Landes: ehrlich, klar, geerdet.
Liechtenstein schmeckt nach Föhn und Höhenlage, nach Sorgfalt und kleinen Chargen. Über 100 Winzer – viele im Nebenerwerb – erzeugen hier Tropfen, die erzählen: von Böden, die Mineralien flüstern, und von Menschen, die sich dem Wein nicht als Produkt, sondern als Ausdruck verschrieben haben. Die Fürstliche Hofkellerei ist dabei nicht Zentrum, sondern Auftakt – denn die Vielfalt liegt in den Hügeln, in kleinen Betrieben, in einem Glas Pinot Noir mit Blick auf das Rheintal.
Ein Land wie ein guter Moment: unspektakulär, aber unvergesslich.
Liechtenstein verspricht keine Sensationen. Es überredet nicht. Es wartet. Auf Entdecker, auf Genießer, auf jene, die sich nicht vom Großen blenden lassen, sondern im Kleinen das Ganze erkennen. Ein Sommer hier ist kein Aufenthalt – er ist eine Art Rückkehr. Zu einer Zeit, als Reisen noch Begegnung bedeutete. Und zu einem Gefühl, das man lange vermisst hat: das Staunen über das Nahe.
Informationen zu Lichtenstein: https://www.tourismus.li
Zum Autor
Christian Schwert ist Inhaber einer Beratungs- und Mediaagentur sowie Autor/Journalist für verschiedene Medien im Lifestyle- und Kulinarik-Segment.
Die Begegnungen und der Austausch/Vernetzungen mit Menschen steht für ihn immer im Vordergrund seiner Tätigkeiten. Seit über 25 Jahren ist er im Medienbereich tätig und gut vernetzt, was seinen Lesern:innen viele Insider/Geheim-Tipps ermöglicht.
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