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Markgrafen Bayreuth

Markgraf Friedrich errichtet Bayreuths prachtvollsten Straßenzug

In der Bayreuther Markgrafenzeit entstanden viele Prunkbauten, die das Bayreuther Stadtbild prägen. Stephan Müller blickt auf die sieben Markgrafen, die in dieser Zeit in Bayreuth residierten. 

Teil 5 der Bayreuther Markgrafen-Serie beschäftigt sich mit Markgraf Friedrich.

Markgraf Friedrich lässt Bayreuth glänzen

Unter der Regentschaft von Friedrich (1735 bis 1763) und der preußischen Königstochter Wilhelmine gelangte Bayreuth ab 1735 im Glanz des Rokoko zu höchster Blüte. Das kunstsinnige Markgrafenpaar, das im Januar 1732 erstmals am alten Stadtschloss ankam, weckte das unbedeutende Städtchen Bayreuth aus seinem Dornröschenschlaf. Exzellente Baumeister und Maler, Sänger, Schauspieler und Tänzer, Philosophen, Theologen und Dichter aus Deutschland, Italien und Frankreich bevölkerten den markgräflichen Hof. So konnte das Markgrafenpaar die Architekten Joseph Saint-Pierre und Carl Philipp von Gontard verpflichten, den Bildhauer Johann David Räntz, die Maler Wilhelm Wunder und Johann Benjamin Müller. Die Stuckarbeiten von Jean Baptiste Pedrozzi zeugen heute noch von der künstlerischen Qualität des Bayreuther Rokoko.

Markgräfin Wilhelmine – Statt Königin von England Markgräfin von Bayreuth

Königin von England hätte Wilhelmine werden sollen, doch aus politischen Gründen wurde sie in die Provinz geschickt. Ein Glücksfall für Bayreuth. Wilhelmine musiziert, komponiert, malt und tritt im römischen Ruinentheater ihrer Eremitage als Schauspielerin zusammen mit Voltaire auf. Mit der Errichtung des prachtvollen Opernhauses durch Guiseppe und Carlo Galli-Bibiena setzte sich die Markgräfin ein Denkmal spätbarocker Baukunst, das noch heute ein Kunstwerk von europäischer Bedeutung ist und Weltkulturerbe werden soll. Zwischen den neckischen Wasserspiele, Kaskaden und Springbrunnen der Eremitage, die noch heute ein wunderschönes Schauspiel für Touristen und Einheimische bieten, schreibt sie ihre Memoiren.

Friedrich der Große besuchte seine Lieblingsschwester in Begleitung Voltaires zweimal in Bayreuth. Er verweilte hauptsächlich auf der Eremitage und der Meierei Monplaisir.

Neues Schloss Bayreuth mit Zimmern für jede Laune der Markgräfin

Die Zerstörung des Alten Schlosses durch ein Feuer im Januar 1753 verhilft dem Markgrafenpaar zu einem neuen, standesgemäßen Domizil. Nach Wilhelmines Plänen verwirklicht Hofarchitekt Saint-Pierre einen repräsentativen Bau: das Neues Schloss mit Zimmern für jede Laune der Markgräfin: Spalierzimmer, chinesische Kabinette, Musikzimmer, Zedernsaal, Spiegelkabinett.

Hinter dem Neuen Schloss wir ein alter Barockgarten in einen Landschaftsgarten im englischen Stil verwandelt. Der Hofgarten mit seinem Kanal, den Blumeninseln und den herrlichen Alleen ist noch heute die „grüne Lunge“ der Stadt.

Markgraf Friedrich lässt Prachtbauten erbauen

Mit der Friedrichstraße entsteht unter der Regentschaft Friedrichs Bayreuths prachtvollster Straßenzug. Nach einheitlichen Vorlagen wurden dort Bürgerhäuser neben Adelspalais geplant. Mit Steuerbefreiungen wurden Hofbeamte und reiche Bürger „zum Hausbau“ nach Friedrichs Vorstellungen „überredet“.

Nicht vergessen werden darf, dass Bayreuth Friedrich und Wilhelmine die Voraussetzungen schufen, dass sich 1871 Richard Wagner für Bayreuth interessierte. Er kam mit seiner  Frau Cosima das Opernhaus besichtigen, das damals die größte Bühne Europas hatte. Bei seinem Besuch stellte er schnell fest, dass es für die Aufführung seines „Ring des Nibelungen“ nicht geeignet war, doch weitsichtige Stadtväter um Bürgermeister Muncker und den Bankier Feustel stellten Wagner ein kostenloses Grundstück für den Bau eines Festspielhauses zur Verfügung.

Nach dem Tod Wilhelmines (1758) vermählte sich Friedrich am 20. September 1760 mit der 22-jährigen Prinzessin Sophia Carolina Maria von Braunschweig-Wolfenbüttel – Wilhelmines Patenkind – ein zweites Mal. Er kaufte ihr 1761 das Rittergut Colmdorf (Carolinenruhe), das Schloss Fantaisie und ließ ihr durch Gontard den Italienischen Bau neben dem Neuen Schloss errichten.

Nach dem Tod Friedrichs am 26. Februar 1763 erhielt sie als Witwensitz das Schloss Erlangen. Sie starb fast achtzigjährig am 22. Dezember 1817. Die Rolle der „Markgräfin“ von Bayreuth übernahm Wilhelmines Tochter Friederike, die nach der gescheiterten Ehe mit Herzog Carl Eugen von Württemberg nach Bayreuth zurückkehrte und überwiegend im Schloss Fantaisie lebte.

Stephan Müller

Stephan Müller

Stephan Müller (54) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.

Markgraf Friedrich Christian von Bayreuth. Repro: Stephan MüllerMarkgraf Friedrich Christian von Bayreuth. Repro: Stephan Müller
Markgraf Christian Ernst von Bayreuth. Repro: Stephan MüllerMarkgraf Christian Ernst von Bayreuth. Repro: Stephan Müller
Markgraf Christian von Bayreuth. Repro: Stephan MüllerMarkgraf Christian von Bayreuth. Repro: Stephan Müller