Aluminium, Edelstahl und Stahl – alles das Gleiche oder grundverschieden?.
von Kai Mönch
Viel wurde in den vergangenen Beiträgen über die Blechbearbeitung und die dazugehörigen Verfahren gesprochen. Einen wesentlichen Punkt haben wir bis dato aber außer Acht gelassen: den Rohstoff. Um das Werk eines Metallbauers oder eines metallverarbeitenden Unternehmens zu verstehen, ist es unverzichtbar auch die Rohstoffe näher zu betrachten. Die Verarbeitung, die physikalische und chemischen Eigenschaften und nicht zuletzt das geeignete Anwendungsgebiet unterschieden sich dabei je nach Material erheblich voneinander.
Hier im Fokus:
(2) Edelstahl – der Ästhet
Mehr zum Edelstahl:
Chemisch gesehen sind die Bestandteile von Edelstahl und Stahl gar nicht so unterschiedlich. Das ist nun auch nicht sonderlich verwunderlich, wenn man bedenkt, dass „Stahl“ in beiden Werkstoffnamen steckt. Klar abgrenzbar sind die beiden Werkstoffe vor allem durch den Kohlenstoffgehalt, der beim Stahl bedeutend höher ist als beim Edelstahl. Außerdem weist Edelstahl stets einen relativ hohen Chromanteil auf. Stahl hingegen enthält nur wenig oder gar kein Chrom.
Das ist an Edelstahl besonders
Der Chromanteil des Edelstahls kann sozusagen als Zauberformel gesehen werden, denn das macht das Material rostbeständig. Vereinfach gesagt: Das Chrom reagiert mit dem Sauerstoff in der Umgebungsluft und lässt dabei eine dünne, aber stabile Chromoxidschicht entstehen, welche den Edelstahl vor Korrosion schützt.
Aber: Auch Edelstahl kann unter gewissen Bedingungen zum Teil rosten! Salzige Umgebungen oder Kratzer mag die Schutzschicht gar nicht und es kann lokal zu Rostbildung kommen.
Um die Rostfreiheit unter solchen Bedingungen dennoch zu gewährleisten, kann auf Edelstähle höherer Güte zurückgegriffen werden. Diese haben entweder einen noch höheren Chromanteil oder einen noch kleineren Kohlenstoffgehalt.
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Wo kommt Edelstahl zum Einsatz und warum?
Prägnant am Edelstahl ist die glatte Oberflächenbeschaffenheit, welche durch vorheriges bürsten, polieren oder beizen so angepasst werden kann, dass bestimmte Sicherheits- oder Hygieneaspekte erfüllt werden. Die glatte Oberfläche bietet Schmutz und Bakterien wenig Haftfläche. Aus diesem Grund finden sich in industriellen Küchen oder im medizinischen Umfeld meist ganzheitlich Edelstahlinventar. Edelstahl lässt sich zudem leicht reinigen und desinfizieren, da eine gewisse Resistenz gegenüber chemischen Reinigungsmitteln besteht.
Doch Edelstahl erfüllt nicht nur funktionelle Zwecke: Häufig wird Edelstahl in der Möbel- oder Schmuckindustrie sowie zu dekorativen Zwecken eingesetzt. Edelstahl besitzt eine gewisse Ästhetik und Eleganz. Durch seine natürliche Schönheit ist der Werkstoff daher auch nur sehr selten lackiert. Stattdessen erhalten viele Edelstähle, die in den oben genannten Branchen verarbeitet werden, eine Hochglanzpolitur.
Nicht so edel am Edelstahl
Bei Temperaturbeständigkeit, Stabilität und Zugfestigkeit sind Stahl und Edelstahl vergleichbar. Jedoch haben gerade die Rostbeständigkeit und auch der hohe Chromanteil des Edelstahls seinen Preis. In der Beschaffung wird der Werkstoff aktuell um das 3-Fache teurer gehandelt.
Im Vergleich zum Stahl, neigt der Edelstahl außerdem durch die chemischen Bedingungen eher dazu, dass sich ein Bauteil verzieht. Auch das Bearbeiten des Edelstahls ist nicht so einfach. Es benötigt eine weitaus heißere Flamme zum Schweißen und somit muss auch das Werkzeug zum Bohren und Schneiden hitzebeständiger und schärfer sein.
Insgesamt bietet Edelstahl eine Vielzahl von Vorteile. Einzig der Preis ist der Grund, warum Edelstahl nicht auch in anderen Branchen wie der Bauindustrie eingesetzt wird. Demgegenüber erfüllt der Werkstoff Stahl, der als solches einen wesentlich geringen Kostenfaktor mit sich bringt, die Zwecke in vollem Umfang.
Zum Autor
Kai Mönch ist Prokurist bei der HBK Metallbearbeitung GmbH in Goldkronach bei Bayreuth, einem Familienunternehmen. Der Prokurist und Qualitätsmanager informiert in seiner Kolumne zu interessanten und relevanten Themen aus der Branche der Metallverarbeitung.
Die Fortschrittlichkeit in der Metallverarbeitung steht für ihn immer im Vordergrund seiner Tätigkeiten. Seit mehreren Jahren ist er als Prokurist und Qualitätsmanager tätig und gut vernetzt, was seinen Lesern:innen viele Insider/Geheim-Tipps ermöglicht.