Feuer und Flamme – die hohe Kunst des Schweißens
von Kai Mönch
„Obwohl ich seit Jahren das industrielle Schweißen beobachten und begleiten kann, bin ich immer wieder erstaunt darüber, wie viele unterschiedliche Möglichkeiten es beim Schweißen gibt und wie unterschiedlich das Ergebnis danach aussehen kann.“
Wenn hinbiegen nicht mehr ausreicht
Mit dem Biegen von Blechen können unterschiedliche Formen aus einem Rohblech gefertigt werden. Doch bei komplexeren Baugruppen von Maschinen und Geräten stößt man mit einfachem Biegen an seine Grenzen. Beispielsweise kann der Rahmen eines gewöhnlichen Fahrrads nicht allein durch gebogenes Blech gefertigt werden. Für anspruchsvollere Konstruktionen müssen vorbearbeitete Bleche oder Rohre zu einem großen Bauteil zusammengefügt werden.
Es gibt verschiedenste Fügeverfahren, die oftmals auch bei anderen Grundmaterialien Anwendung finden, beispielsweise Schraub-, Stift- oder Klebeverbindungen. In diesem Artikel konzentrieren wir uns jedoch auf eine speziell für Metall ausgelegte Fügeverbindung: das Schweißen.
Aber was ist Schweißen überhaupt und wie funktioniert es?
Für einen Außenstehenden sieht Schweißen immer gleich aus. Allerdings gibt es viele verschiedene Arten des Schweißens. Eines haben alle gemeinsam: Es wird extreme Hitze erzeugt, die das Metall zum Schmelzen bringt und so zwei oder mehrere Einzelteile dauerhaft miteinander verbindet. Manchmal wird mit Druck nachgeholfen oder es wird zusätzlich ein Draht als Füllmaterial verwendet. Die Teile werden also zusammengefügt – daher kommt auch der Fachbegriff des „Fügens“.
Damit das ohne Weiteres funktioniert, braucht es einige typische Utensilien.
Ein Blick in die Schweißkabine
Natürlich umfasst das Repertoire des Schweißenden neben dem Schweißgerät selbst spezielle schweißgeeignete Arbeitskleidung, Sicherheitsschuhe und Handschuhe, um Verbrennungen oder Spritzer geschmolzenen Metalls zu vermeiden.
Außerdem gehört zur Ausrüstung aber auch ein spezieller Arbeitstisch, der eine stabile und ebene Arbeitsfläche bietet. Charakteristisch für jeden Schweißtisch sind die vielen, gleichmäßig in mehreren Reihen angeordnete Löcher in einer massiven, hitzebeständigen Metallplatte. Die Löcher sind dort nicht fürs Design, sondern dienen dazu, die zu bearbeitenden Werkstücke fest durch entsprechende Vorrichtungen zu fixieren.
Mit Sicherheit schweißen
Das größte Markenzeichen beim Schweißen ist vermutlich der helle Lichtblitz, welcher vom Schweißgerät erzeugt wird und für die Hitze sorgt, um das Werkstück zum Schmelzen zu bringen.
So schön der helle Lichtbogen beim Schweißen zwar anzusehen ist, birgt dieser auch eine große Gefahr. Die erzeugte UV- und Infrarotstrahlung kann beim in die Flamme Sehen die Hornhaut verletzen und Funken an freiliegenden Hautstellen zu Verbrennungen führen. Um das zu vermeiden, gibt es die Schutzausrüstung.
Spezielle Schweißhelme, die die Sicht verdunkeln, schützen die Augen. Hitzebeständige Handschuhe und Kleidung aus schwer entflammbarem Material ergänzen die Ausstattung. Außerdem typisch für das Bild des Schweißers ist eine Lederschürze, denn Leder ist schwer entzündlich und sorgt für zusätzliche Sicherheit. Zum Schutz vor giftigen Gasen und Dämpfen ist eine Abzugsanlage verpflichtend. Mittlerweile werden auch meist spezielle Helme verwendet, bei denen Luftfilter verbaut sind.
Also gar nicht so einfach und auch nix für den Hobby-Handwerker!
Dafür ist es umso faszinierender, zu sehen, wie aus einzelnen Metallteilen ganze Konstruktionen entstehen, die später mal eine wichtige Funktion haben. Beim Schweißen nach Zeichnung muss ganz genau gearbeitet werden, damit der finale Zweck der Konstruktion auch gegeben ist.
Das Schweißen ist eines der gängigsten, stabilsten und wirtschaftlichsten Verfahren zum industriellen Fügen von Bauteilen im Bereich der Automobilindustrie, des Maschinenbaus sowie der Luft- und Raumfahrttechnik. Wer könnte da denken, dass Schweißen und Kunst so nah beieinanderliegen? Doch mittlerweile hat sich ein richtiger Trend um diese Verarbeitungsweise gebildet. Längst ist das Fügen Teil der künstlerischen Szene geworden. So hat sich sogar die sogenannte Weld-Art etabliert, bei der künstlerische Kreativität mit dem klassischen Handwerk kombiniert und Kunstwerke geschaffen werden.
Zum Autor
Kai Mönch ist Prokurist bei der HBK Metallbearbeitung GmbH in Goldkronach bei Bayreuth, einem Familienunternehmen. Der Prokurist und Qualitätsmanager informiert in seiner Kolumne zu interessanten und relevanten Themen aus der Branche der Metallverarbeitung.
Die Fortschrittlichkeit in der Metallverarbeitung steht für ihn immer im Vordergrund seiner Tätigkeiten. Seit mehreren Jahren ist er als Prokurist und Qualitätsmanager tätig und gut vernetzt, was seinen Lesern:innen viele Insider/Geheim-Tipps ermöglicht.