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Gessn werd dahaam
Rapsody of Spices – Zu Gast bei den Kulmbacher Spice Girls und Boys
Christoph Scholz begibt sich wieder auf die Reise durch das kulinarische Oberfranken. Diesmal besucht er die “Kulmbacher Gewürzriesen” Rapsody of Spices in Kulmbach.
Weil wir in den letzten drei Monaten wegen Ihr-wisst-schon-was dahaam richtig viel gekocht und gefuttert haben, gehen die Vorräte in meinen „Gewürzzwergen”, jenen superpraktischen kleinen Plastikbehältnissen zur Aufbewahrung von Gewürzen jener amerikanischen Firma deren Vertriebsparties sogar zum Verb geworden sind, rasend schnell zur Neige.
Gewürzvorräte gehen zur Neige
Ich besitze gefühlt hunderte Gewürzzwerge, die ich auch alle brauche, weil gute Gewürze das Geheimnis jeder guten Küche sind. Meine Frau hat zum Glück nie eine solche Party abgehalten, aber zig davon besucht. Und um den jeweiligen Freundinnen und Freundinnen von Freundinnen einen Gefallen zu tun, wurde immer ein bisschen geshoppt.
Weil ich bei uns dahaam der Küchenchef bin, durfte ich mir oft was wünschen und meine Wahl fiel meist auf ebenjene Gewürzzwerge, die auch als “Riesen” in großer Ausführung im Sortiment sind. Oder waren? Wird eigentlich noch irgendwo getuppert?
„Melanie”, rufe ich an einem dieser Heimbürotage, in denen die Zeit konturlos geworden zu sein scheint, aus der Küche meiner Frau zu, „haben wir eigentlich noch Zitronenpfeffer?”. Meine Frau hat jedenfalls keinen mehr gesehen.
Kulmbach – die Gewürzhauptstadt Deutschlands
Spätestens jetzt muss ich dorthin fahren, wo der Zitronenpfeffer wächst, was nicht schlecht ist, weil man sich derzeit ja freut, wenn man mal vor die Tür kommt. Also auf nach Kulmbach! Für manche Deutschlands heimliche Hauptstadt des Bieres, für mich Deutschlands Gewürzhauptstadt.
Hier betreiben die Auszubildenden der traditionsreichen Firma Raps auf dem Werksgelände in der Adalbert-Raps-Straße Nummer 1 (benannt nach dem Apotheker Adalbert Raps, der 1924 in Hamburg den Grundstein für den heutigen Gewürzriesen Raps legte) ihren Gewürzshop „Rapsody of Spices”.
Gewürzshop der Firma Raps in Kulmbach
In dieser „Rhapsodie der Gewürze” hatte ich bereits im Februar, als ich beim Küchlabackkurs mit Kerstin Rentsch im Mönchshof zu Gast war, für ein kurzes Kennenlernen und ein paar Fotos vorbeigeschaut.
Die „Rapsody of Spices“ ist ein echter Geheimtipp, weil es die wirklich guten Raps-Gewürze für Endverbraucher nur hier zu kaufen gibt, denn das seit den 50er Jahren in Kulmbach beheimatete Unternehmen beliefert ausschließlich die Lebensmittelindustrie, das Fleischerhandwerk und die Gastronomie.
Nun ist also endlich Zeit für einen Einkauf und einen kleinen Schwatz. Während ich Zitronenpfeffer, die Currymischungen „gelb”, „grün” und „rot”, die kultige Biermarinade und, zum Probieren, die brandneue „Magic Mango Chili”, eine süß-scharfe Grillmarinade, in den Einkaufskorb packe, erfahre ich, dass die Kulmbacher Spice Girls und Boys 2008 auf einem Seminar den Grundstein für diesen außergewöhnlichen Ausbildungsbaustein – „Azubis als Chef” in einem richtigen Laden – legten.
Rapsody of Spices – geführt von Azubis
Die Geschäftsführung stand dahinter, los ging’s. Seitdem ist der Laden ein Treffpunkt für Raps-Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiter sowie Geschäftspartner des Hauses, die aus aller Welt häufig nach Kulmbach kommen. Und in Zukunft hoffentlich auch für Sie, liebe Leserin und Sie, lieber Leser! Jeder, der seine Ausbildung bei Raps macht, arbeitet für eine gewisse Zeit im Laden.
Ich treffe Alexander Gebert, er ist auf dem Weg zum Fachinformatiker, kümmert sich ums Kassensystem und alles, was mit EDV zu tun hat. Warum er bei Raps lernt, frage ich ihn: „Weil es hier ein supergutes, familiäres Betriebsklima gibt.“ Maria Limmer, Industriekauffrau und duale BWL-Studentin, kümmert sich ums Marketing, Social Media und die Ladendeko. Betül Talipler lernt Industriekauffrau und managt das Sortiment des Ladens. Natalie Hofmann, ebenfalls in der Ausbildung zur Industriekauffrau, ist die Finanzministerin im Laden. Ich muss sagen, sie macht faire Preise, denn für so eine gute Currymischung zahle ich andernorts das Doppelte.
Die Chef-Azubis machen ihren Job super-professionell: Es ist der erste und bisher einzige „Gessn werd dahaam”-Termin, bei dem ich eine umfangreiche Pressemappe erhalte und regelmäßig per Telefon und Email informiert werde über neue Produkte. So soll das sein, denke ich mir, und auch, dass die Firma Raps stolz sein kann, Azubis in ihren Reihen zu haben, die so unternehmerisch denken.
Großes Ausbildungsspektrum bei Raps in Kulmbach
Toll ist auch das Ausbildungsspektrum bei Raps: Duale Studiengänge gibt’s, man kann Chemielaborant werden, Lebensmittelsicherheit lernen oder Mechatronikerin werden – und noch viel mehr. Bevor ich’s vergesse, wandern noch ein Apfelessig, ein Rotweinessig und ein heller Balsamicoessig (mit dem letzteren und dem ebenfalls erhältlichen Rucolaöl mache ich gern Wurstsalat an) in meinen Einkauf.
Spontan schaue ich bei Helga Metzel, Geschäftsführerin der Museen im Mönchshof, vorbei, zu denen auch das renommierte Deutsche Gewürzmuseum gehört: „Die Besucher können hier eine spannende Reise durch die Welt der Gewürze unternehmen und sich damit auf die faszinierenden Spuren des guten Geschmacks begeben – auf einer Ausstellungsfläche von 1.000 m² mit vielen Inszenierungen, interaktiven Stationen und wertvollen Exponaten ist Wissenswertes rund um die kulturellen, historischen und botanischen Facetten der Gewürze geboten.“
Mussen im Mönchshof Kulmbach mit attraktivem Willkommensangebot
Die Museen im Mönchshof – auch das Bayerische Brauereimuseum und das Bayerische Bäckereimuseum zählen hierzu – bieten für Familien ein attraktives Willkommensangebot bis zum Ende der Bayerischen Sommerferien an: auf Voranmeldung eine 45-minütige Führung durch eines der Museen für Eltern mit ihren Kindern zum Sonderpreis von 25,- Euro inklusive Eintritt. Ohne Führung kostet die Familienkarte für Eltern mit ihren Kindern 18,- Euro.
„Bei einer Führung werden unsere Museumsführer durch das jeweilige gewünschte Museum führen und
lehrreiches Wissen über die Lebensmittel, die dazugehörenden Handwerkstraditionen sowie weitere Themen familiengerecht vermitteln“, betont Helga Metzel.
Alles mit Mindestabstand, Mundschutz und Hygieneregeln, versteht sich. Wir sind schließlich in Bayern. Und nicht in Berlin! Wo ich nach meinem Besuch hinfuhr und staunte, dass man bereits ohne Maske beim Frisör sitzt oder ins Restaurant stürmt.
Gewürzige Tipps in unserer Region für Ihren “Sommer dahaam”
- Rapsody of Spices: Maria Limmer verriet mir, dass aktuell die Grillmarinaden „Magic Steakado” und „Magic Gyros” besonders gut laufen. Ich bleibe aber lieber bei der kultigen Biermarinade, aus Kulmbacher Bier gewonnen, versteht sich. Sie erreichen den Laden telefonisch unter 09221 – 807 199, im Netz unter www.rapsodyofspices.de, auf deren Facebook-Seite und auf Instagram.
- Bei Kräuterpädagogin Heike Ehl, die ich vor ziemlich genau einem Jahr auf ihrem Sandhof im Goldkronacher Ortsteil Dressendorf besucht habe, gibt’s auch in diesem Sommer ein wirklich umfangreiches Kursprogramm. Ich habe mir Samstag, den 1. August, für eine „Rund um den Bauernhof”- Tour vorgemerkt, da kann man nämlich lernen, wie man einen Almdudler mischt, den meine Söhne so gerne trinken. Rufen Sie am besten bei Heike Ehl unter 09208-57 691 an, um zu fragen, was läuft und sich anzumelden.
- Mein Ausflugstipp: Fahren Sie nach Kulmbach, füllen ihren Gewürzvorrat bei den jungen Rapsianern auf, besuchen Sie unbedingt die Mönchshof-Museen (Voranmeldung für eine Familienführung bitte unter Tel. 09221 805 – 14 oder per E-Mail unter info@kulmbacher-moenchshof.de) und fahren Sie dann weiter in die Arnikastadt Teuschnitz, die dortige Kräutermanufaktur ist auch ein Highlight für diesem „Sommer dahaam”.
Christoph Scholz
Christoph Scholz ist 45 Jahre alt und Familienvater. Sein Geld verdient er als Projektleiter bei Semmel Concerts. Privat beschäftigt er sich gerne mit den Themen Essen, Trinken, Kochen, Gastronomie und Hotellerie.