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Magazin/Historisch-Stadtteile
So kam der Bayreuther Stadtteil Kreuz zu seinem Namen
Woher kommen eigentlich die siedlungsgeschichtlichen Namen der Bayreuther Ortsteile? In Teil 20 der Serie widmet sich bt-Hobbyhistoriker Stephan Müller dem Stadtteil Kreuz.
Der Stadtteil Kreuz hatte früher die vollständige Bezeichnung das „Heilige Kreuz“ und erhielt diesen Namen von einer im Jahre 1410 erstmals genannten Kapelle, von der sich aber ab 1545 jede Spur verliert. Jedoch findet sich auf zwei alten Stadtplänen jeweils der Vermerk „zum Hl. Kreuz“.
So verweisen „die älteste Stadtansicht“ (vor dem Stadtbrand von 1605) und der „Riedinger-Plan“ von 1745 jeweils ein Hinweis auf die Kapelle, die somit wohl an der Stelle der heutigen alten „Maisel-Brauerei“ (oberhalb des „Liebesbier“) gestanden war. Die heutige Kulmbacher Straße hieß in früheren Jahren Steinstraße oder Steingasse. Die Kapelle hatte durch Schenkungen der Burggrafen eine reiche Ausstattung mit „Liegenschaften und Zehnten“ erhalten.
Die heute „Kreuz“ genannte Straße ist die einstige „Hohe Straße“, die von Bamberg nach Böhmen führte. Vom Roten Hügel führt sie hinab zum Roten Main, an dem schließlich Bayreuth gegründet wurde. Den Anstieg von der Stadtmitte in Richtung des heutigen Roten Hügels nannte man zu Zeiten, als die „Kreuz“ noch einen ländlichen Einschlag mit über einen Dutzend Haupt- und Nebenerwerbsbauern hatte, mundartlich „Geingberg“. Hinter diesem Begriff „Galgenberg“ versteckt sich der frühere Galgen am Rabenstein. Im Bereich der beiden Kreuzungen Kreuz, Carl-Burger-Straße beziehungsweise „99 Gärten“ stand das Scharfrichterhäuschen von Philipp Fuchs.
Kreuz oder Herzoghöhe?
Die Keimzelle des Ortsteils „Kreuz“ war also im Bereich der Brauerei Maisel. Heute rechnen wir dem Stadtteil Kreuz das Gelände um das alte Städtische Krankenhaus, die Siedlung der Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft um die Von-Platen-Straße, der Lippacher-Straße mit der evangelischen „Kreuzkirche“ oder der Fröbelstraße, die aber auch der „Unteren Herzoghöhe“ zugerechnet werden könnte, dazu.
Auch die Gaststätte „Laus“, die heute im „Kreuz“ ist, hieß früher Gaststätte Herzoghöhe mit der direkt davor liegenden Bahnhaltestelle „Herzoghöhe“.
Stadtauswärts gehören natürlich die Katholische Kirche „Heilig Kreuz“ und das Sportgelände des SC Kreuz Bayreuth zum Stadtteil. Dass sich Kreuz und Herzoghöhe nicht genau trennen lassen, zeigt die daneben liegende Volksschule Herzoghöhe.
Drei Großbrauereien
Im 19. Jahrhundert entstanden im Kreuz drei imposante Großbrauereien, die noch heute baugeschichtliche Wahrzeichen des Stadtteils sind. Auf dem „Herzog“ im Jahre 1872 die Bayreuther Bierbrauerei, ab 1872 als Aktiengesellschaft „Aktien-Bräu“ genannt. Dann folgte 1887 etwas unterhalb an der gleichen Straße die Brauerei Gebrüder Maisel, ehe zwei Jahre später wieder nur wenige Schritte entfernt die „Kreuz-Bräu“ von gegründet wurde. Im März 1889 kaufte Fritz Schmidt für 43.000 Mark die Schott´sche Brauerei und einige angrenzende Scheunen an der Kreuz 18/20 und baute an dieser Stelle die „Kreuz-Bräu“. In diesen Tagen entsteht aus der alten „Kreuz-Bräu“ und der Kunstmühle ein exklusives Wohnquartier. Zusammen mit den Investitionen der Brauerei Maisel, die nach dem Liebesbier nun den „Goldenen Löwen und die „Spiegelmühle“ renoviert, erhält die Keimzelle des Stadtteils eine enorme städtebauliche Aufwertung.
Richard Wagner und Jean Paul
Drei Brauereien! Das hätte den Biertrinkern Richard Wagner und Jean Paul gefallen. Beide waren in ihrer Zeit auch in der Kreuz unterwegs. Wagner, dessen Stammlokal bis 1883 der „Angermann“ (an der Stelle wurde das Postgebäude errichtet) in der Kanzleistraße war, soll mit seiner Familie an schönen Tagen „auf den Keller“, also in den Biergarten des „Angermann-Keller“ (später die „Linde“) gegangen sein.
„Triffst Du mich nicht zu Hause an, bin ich gewiss beim Angermann“. (Richard Wagner)
Jean Paul, der in Bayreuth sieben Wohnungen hatte, war sogar einmal kurze Zeit ein „Kreuzer“. Er bewohnte von 1804 bis 1825 zwei Wohnungen am Markt (Maxstraße 9 und 16), in der Dürschnitz und am Rennweg (an der Stelle des früheren Geschäftes „Spielwaren Wild) in den Häusern Friedrichstraße 5 und 10 und schließlich auch in der Steingasse, der heutigen Kulmbacher Straße.
Ein Spaziergang mit dem Stadtchronisten
Stadtchronist Johann Georg Heinritz (1772-1853) macht mit uns einen Spaziergang von der Spitalkirche über Steingasse durch „Kreuz“ in der Altenstadt:
Im Spitalgäßlein stand das alte Fritzsche Mulzhaus. Markgraf Friedrich ließ in diesem Feuergefährlichen Winkel die Darre einschlagen, und machte mit eigner Hand den Anfang zur Einreißung. Wir kommen zur Culmbacher Straße, sie hieß sonst die Steingasse. Im Jahre 1447 wurde die Steingasse bis zu dem heiligen Kreuz gepflastert. Der Graben vor dem untern Thor war der Steingraben.
Die Mühle heißt noch die Steinmühle. Im Jahre 1752 wurde am Ende der Steingasse das Culmbacher Thor errichtet. Das Terrain von der Schmiedte an bis zum Culmbacher Thor-Wachhaus war eine Wiese. Markgraf Friedrich gestattete am 27. März 1756 dem Mauermeister Joh. Bernhardt, auf diese Wiese Gebäude aufzuführen, um eine egale Hauptstrasse zu gewinnen. Bernhardt ging mit dem Bau des Gasthofs zum wilden Mann voran. Ihm folgten Hofhäfner Dorfmüller, Jagdkoch Börner.
Im Juni 1757 errichtete der Kaufmann Johann Georg Roth eine Fabrik von weißer Stärke und Puder im heiligen Kreuz, die aber, wie alle anderen Manufakturen, gar nicht lange bestand. Es übernahm solche zwar nach der Hand der Graf von Löwenhaupt und nach ihm ein Nürnberger Edelmann, ein Herr von Ebermayer, aber auch die vornehme Geburt konnte nicht aufkommen.
Die vorher niedrige und schmale Brücke über den Mistelbach vor dem untern Thor wurde 1752 aufgeführt. Der Fürst gab ihr nach dem Befehl vom 11. Dez. ged. Jahrs die Benennung Culmbacher Brücke; sie kostete ohne Pflaster und die von den untern Thortheilen genommene Steine 1900 fl. frk. Weiter hinaus sind die Neun und Neunzig Gärten, von ihrer ziemlichen Zahl so benannt. Dort sind gute Felsenkeller. Über Wiesen und Felder hinweg kommen wir zur Altenstadt.
Stephan Müller
Stephan Müller (54) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.