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Magazin/Historisch-Stadtteile
Was der Grüne Hügel in Bayreuth mit Zürich zu tun hat
Woher kommen eigentlich die siedlungsgeschichtlichen Namen der Bayreuther Ortsteile? In Teil neun der Stadtteil-Serie blickt bt-Hobbyhistoriker Stephan Müller unter anderem auf den Bayreuther Festspielhügel.
Bevor wir uns dem Grünen Hügel, dem Roten Hügel und dem Blauen Hügel in Eckersdorf zuwenden, wollen wir einen Blick auf Zürich werfen.
Im April 1857 bezogen Richard Wagner und seine Frau Minna eine kleine Villa auf dem „Grünen Hügel“ in der Züricher Vorstadt Enge. Er nannte das Haus, das neben dem Prunkbau seines Gönners Otto Wesendonck stand „Asyl“. Heute meinen die Wagnerianer den Bayreuther Festspielhügel, wenn sie vom „Grünen Hügel“ sprechen.
Ein Ausdruck, der Richard Wagner in Bezug auf Bayreuth noch nicht bekannt war. Wagner sprach manchmal von dem „lieblichen Hügel“, seine zweite Frau Cosima in ihren Tagebüchern „vom Hügel draußen vor der Stadt“. In den ganz alten Katasterplänen ist das Gelände um das Festspielhaus nach der „Luisenburg“ benannt, ein Anwesen, das heute ein zweites Festspielrestaurant beherbergt.
Ob ein Bezug zu Wagners „Asyl“ in Zürich-Enge besteht, das er wegen der verbotenen Liebe zu Wesendonks Ehefrau Mathilde fluchtartig verlassen musste, lässt sich wohl nicht mehr klären. Auch ab wann das Gelände unterhalb der Hohen Warte und des Siegesturms „Grüner Hügel“ genannt wurde und sich etabliert hat, weiß niemand mehr genau.
„Grüner Hügel“ tauchte erstmals in den 60er Jahren auf
Wolfgang Wagner wusste es übrigens auch nicht. „Der Begriff war irgendwann Anfang der 60er Jahre auf einmal da“, sagte er vor vielen Jahren. Und: Er mochte das Wortspiel nicht. Der langjährige Festspielleiter sprach immer vom „Festspielhügel“.
Der Ausdruck war also früher noch nicht bekannt und wäre auch nicht begründet gewesen. Zeitgenössische Bilder zeigen, dass das Gelände unterhalb der Hohen Warte einen wenig beachtlichen Baum- und Buschbestand aufwies und landwirtschaftlich genutzt wurde.
So war Wolfgang Wagner heilfroh, als die Stadt Bayreuth 1970 das Gelände ankaufte und wenig später in einen Park verwandelte. Schließlich konnte er am Ende schon gar nicht mehr an einen Zufall glauben, dass der ansässige Bauer das Feld ausgerechnet in der Premierenzeit kraftvoll düngen musste.
Der Rote Hügel
Dagegen ist der „Rote Hügel“, der seinen Namen den roten Lehm- und Tonschichten verdankt, auch stadtgeschichtlich höchst interessant: Zum „Rothenhügel“ führten im Mittelalter zwei wichtige Geleitstraßen. Dort traf eine Altstraße von Creußen (über Schreez, Destuben, Saas, Jakobshof und Altenstadt die weiter in Richtung Mosing nach Kulmbach und Kronach führte, auf die so genannte „Hohe Straße“, die von Bamberg über Hollfeld, Oberpreuschwitz, Kreuz und Bayreuth über das Fichtelgebirge nach Böhmen führte.
Der Blaue Hügel bei Eckersdorf
Wenngleich er als Hügel wenig augenfällig in Erscheinung tritt, darf der „Blaue Hügel“ bei Eckersdorf in dieser Aufzählung nicht fehlen. Dazu wagen wir einen kleinen Ausflug in den Landkreis. Wenn man früher vor dem Bau der heutigen Siedlung aus der Rätschlucht des Salamandertals bei Eckersdorf den Weg nach Hardt einschlug, sah man in den Furchen der damaligen Äcker deutlich eine blaue Farbe. Dabei dürfte es sich um die gleichen Eisenphosphat-Ablagerungen (Vivianit) handeln, die man früher in einer Tongrube zwischen Meyernberg, dem Roten Hügel und Oberpreuschwitz fand.
Stephan Müller
Stephan Müller (54) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.