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medi bayreuth: Deshalb hat Corona Raoul Korners Pläne durchkreuzt

Im Interview mit dem Bayreuther Tagblatt spricht Raoul Korner (Headcoach medi bayreuth) über die Auswirkungen des Coronavirus auf den Verein, eine eigentlich geplante Auszeit nach der Saison und mehr.

Das Coronavirus hat den Basketball in Deutschland getroffen. Im bt-Interview spricht Raoul Korner über das Scouting, die Saisonvorbereitung und mehr.

Headcoach Raoul Korner: Die Fans werden medi bayreuth fehlen

Raoul Korner geht in seine fünfte Saison als Headcoach bei medi bayreuth. In den vergangenen Jahren hat der Österreicher mit den “Heroes of Tomorrow” einige Erfolge feiern können: national und international. Dabei konnte medi bayreuth immer auf die Unterstützung seiner Anhänger in der Oberfrankenhalle zählen. Wegen der Corona-Pandemie wird dieser Vorteil, mindestens am Anfang der Saison, fehlen. 

„Wenn keine oder nur wenige Fans in die Halle dürfen, fällt für uns ein großer Vorteil weg. Unsere Fans haben in der Oberfrankenhalle einen gewaltigen Heimvorteil dargestellt. Es macht Lust, in Bayreuth vor voller Hütte zu spielen und die Atmosphäre der Anhänger aufzusaugen“

(Raoul Korner, Headcoach medi bayreuth)

Für medi und die Teams der BBL sei die Frage, wann wieder Fans in die Hallen dürfen, elementar. Denn ein Verein wie Bayreuth wolle ständig neue Fans, sagt Korner. Das Problem sei: Die Fans könnten sich an ein Leben ohne Basketball gewöhnen. Ohne Dauerkarte werde es vermutlich keine Chance geben, die Spiele vor Ort zu sehen, sagt Korner. 

medi bayreuth: Wegen Corona ist vieles anders gelaufen

Generell sei im Vorfeld zur neuen BBL-Saison in Bayreuth vieles anders gelaufen als sonst. „Corona hat in der Vorbereitung vieles auf den Kopf gestellt“, sagt Korner. Wegen der Pandemie ist der Etat von medi bayreuth geschrumpft. Dazu mussten wegen des Coronavirus neue Regelungen und Maßnahmen getroffen werden und die Marktsituation habe sich verändert. 

Wegen des Fehlens der Fans standen bei der Suche nach neuen Spielern auch andere Qualitäten als sonst im Fokus. „Die Mannschaft muss jetzt von sich aus Energie auf das Feld bringen. Unsere Spieler müssen in dieser Saison mehr von Innen motiviert und kommunikativer sein. Darauf haben wir bei den Neuverpflichtungen Wert gelegt“, sagt Korner. 

Fatale Folgen bei Corona-Infektion eines Spielers

Zum Trainingsstart musste medi bayreuth nach einem positiven Corona-Test wegen Quarantäneanordnung auf vier Spieler verzichten. Inzwischen sind aber alle “Heroes of Tomorrow“ wieder im Trainingsbetrieb. „Durch Corona ist man natürlich vorsichtiger – zum einen persönlich, zum anderen möchte man auch die Mannschaft sensibilisieren“, sagt Korner. 

Dabei komme es vor allem auf das Privatleben an, denn da sei das Risiko einer Infektion am höchsten. „Wenn da jemand das Coronavirus ins Team einschleppt, wären die Folgen für medi bayreuth fatal.“ Wichtig sei es hier, einen Mittelweg zu finden. „Man darf nicht vergessen, dass es noch ein Leben abseits von Corona gibt”, sagt Korner.

Raoul Korner: Geplante Auszeit ist hinfällig

In der Corona-bedingten Auszeit hatte der medi-Trainer die „historische Chance, mal komplett vom Basketball abzuschalten“. Dies kann für medi bayreuth noch ein Vorteil werden, denn eigentlich war es Korners Plan, nach der Saison 2020/21 ein Jahr Auszeit zu nehmen, ein sogenanntes „Sabbatical“. Dies sei nun aber hinfällig.

„Ich konnte mich zwei Monate lang komplett vom Basketball frei machen. Ich konnte entspannen und Bücher lesen, die nichts mit Basketball zu tun hatten. Vorher war das nicht möglich, ich war eigentlich immer im Dienst. Ich kann mich auch nicht daran erinnern in meiner Zeit im Basketballgeschäft mal Urlaub gemacht zu haben, in dem der Sport gar keine Rolle gespielt hat.“

(Raoul Korner, Headcoach medi bayreuth)

medi bayreuth: Jetzt erst recht!

Im Verein hat man die bedrohliche Lage durch das Coronavirus schon gemerkt, sagt Korner. Im Frühjahr und im frühen Sommer sei die Stimmung bei medi bayreuth schon bedrückt und ernst gewesen. Doch diese Sorgen sind mittlerweile einer Aufbruchsstimmung gewichen. Man merkt, dass alle an einem Strang ziehen würden und noch enger zusammengerückt seien.

Bei der Zusammenstellung des Teams sei im Sommer 2020 vieles anders gelaufen, als in den letzten Jahren. Anstatt im sonnigen Las Vegas bei der Summer League Spieler zu scouten, wie in den Jahren zuvor, haben die Verantwortlichen bei medi bayreuth die Spieler häufiger durch Videos, Online-Research und Netzwerke unter die Lupe genommen. Zwei davon – Dererk Pardon und David Walker – standen schon länger bei Korner auf der Liste. 

Weniger Spiele und mehr Training für medi bayreuth

Nach drei Teilnahmen an internationalen Wettbewerben in Folge wird medi diese Saison nicht in einem europäischen Wettbewerb spielen. Für medi sei dies aufgrund der Voraussetzungen durch Corona, obwohl sportlich die Möglichkeit bestanden hätte, die einzig richtige Entscheidung gewesen, sagt der medi-Coach. Generell habe sich medi zwar dazu bekannt, wann immer es möglich ist international spielen zu wollen, sagt Korner. Dieses Jahr sei der Verzicht aus finanzieller Sicht notwendig. Zudem sei das Risiko bei den Reisen zu hoch. 

Für Korner und sein Trainerteam hat das Jahr ohne einen internationalen Wettbewerb auch Vorteile.

„Unsere Mannschaft wird dieses Jahr weniger Spiele haben als zuletzt, dafür jedoch mehr Trainingseinheiten. Das heißt, wir haben jetzt mehr Zeit, am eigenen Spiel zu arbeiten und können uns auf uns selbst fokussieren. Das begeistert die Spieler nur begrenzt, uns Trainer schon eher.“

(Raoul Korner, Headcoach medi bayreuth)

Korner: Letzte Saison waren anfangs „leider nicht konkurrenzfähig“

Ein Saisonziel in Form eines Tabellenplatzes möchte Korner auch dieses Jahr nicht ausgeben. „Es geht bei medi bayreuth nicht immer um einen bestimmten Tabellenplatz, es geht um den Prozess und darum, unsere Möglichkeiten auszuschöpfen“, sagt der Headcoach der Heroes of Tomorrow. Es komme darauf an, Schritt für Schritt besser zu werden und eine Entwicklung zu nehmen. Das habe man in der letzten Saison gut gesehen. 

„Am Anfang der letzten Saison waren wir nicht konkurrenzfähig, haben uns aber dann zu einem ernstzunehmenden Team entwickelt.“

(Raoul Korner, Headcoach medi bayreuth)

Dazu brauche es viele gemeinsame Trainingseinheiten und Erlebnisse. Man müsse miteinander die Höhen und Tiefen erleben und immer an sich arbeiten, dann komme irgendwann der Erfolg von selbst. 

Bayreuther Tagblatt - Frederik Eichstädt

 bt-Redakteur Online/Multimedia
Frederik Eichstädt