SpVgg Bayreuth: Eine Legende feiert Geburtstag
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Ein Bayreuther Fußball-Idol feiert Geburtstag. bt-Hobbyhistoriker Stephan Müller blickt zurück auf die größten Erfolge von Manfred “Mann” Größler.
Alles Gute Manne Größler!
Ein Fußball-Idol wird 75 Jahre alt. Manfred Größler, der von den Altstädtern nur “Manne” genannt wird, hat unglaubliche 837 Spiele für die SpVgg Bayreuth absolviert, davon in acht Spielzeiten 263 in der zweiten Liga. Er war Rekordtorschützenkönig, langjähriger Kapitän und am Ende Ehrenspielführer. Größler war von 1968 bis 1971 Leistungsträger der “Bayern-Auswahl”.
Manfred Größler im Trikot der Altstadt. Foto: Altstadt Kult
Zusammen mit Adi Ruff, Hans Rauh und Herbert Horn gewann er 1971 mit einem 2:1-Endspielsieg mit der bayerischen Auswahl den damals noch ausgetragenen Länderpokal gegen die Auswahl vom “Niederrhein”. In diesen Jahren schoss er Tore wie am Laufband. Im der Saison 1968/69 machte “Manne” mit 35 Treffern seinen Torrekord und wurde nach den 34 Toren zwei Jahre zuvor zum zweiten Mal Bayernliga-Torjäger. In dieser Zeit ist der FC Bayern München stark an dem Bayreuther Stürmer interessiert, Udo Lattek und Dettmar Cramer, seine Trainer in der Amateurnationalmannschaft, sagen ihm eine große Karriere voraus. Doch “Manne” lehnt das Angebot der Bayern ab. Er bleibt in Bayreuth…
Ein Buch über Manfred Größler. Foto: Stephan Müller
Die Fußballfans sind ihm dafür bis heute dankbar. So heißt die Stadionzeitschrift der SpVgg Bayreuth “manne” und ein Buch mit Bayreuther Geschichten und Anekdoten führt den Titel “Größlers Manne, Graf Gravina und Marquis Salou”. In diesem Büchlein finden wir folgende Geschichte:
Größler sorgte für Angst und Schrecken
Ohne den Meister in Superlativen zu schmeicheln, aber so sah es aus: Zeitweise wirkten die Bayreuther Amateure wie ausgekochte italienische Profis. Sie legten keinen Wert darauf, etwa in Schönheit zu sterben und dafür ihren Gegner die entscheidenden Tore schießen zu lassen. Im Gegenteil. Der Altstädter Führungstreffer in der 6. Minute war der erste Volltreffer und zerstörte gleich am Anfang die taktische Marschroute der Augsburger.
Ungewohnt überschwänglich begann Werner Hamann, der langjährige Sportchef des Nordbayrischen Kurier, vor vierzig Jahren seinen Spielbericht, der die Bayreuther Fußballwelt in Begeisterung versetzte.
Im Mai 1969 sicherte sich die SpVgg Bayreuth nach 1959 ihren zweiten Bayernligameistertitel und stieg damit in die Regionalliga – dem damaligen Unterbau der Fußball-Bundesliga auf. In den letzten Spieltagen holten die Altstädter, die nicht einen Spieltag den ersten Tabellenplatz belegten, innerhalb von fünf Wochen noch fünf Zähler auf den BC Augsburg auf und lagen am Ende zusammen mit dem Fuggerstädtern punktgleich vorne.
Einmal Kapitän – immer Kapitän
Das Entscheidungsspiel gegen den BC Augsburg im „Schanzstadion“ des ESV Ingolstadt gewannen die Altstädter mit 4:0 Toren. Dabei gelang Erich Scholti in der 7. und 33. Minute sein berühmter Doppelschlag zur Vorentscheidung. Die Mannschaft bestand damals ausschließlich aus einheimischen Spielern. So trifft sich die Truppe – fast komplett – auch über 40 Jahre nach diesem Ereignis regelmäßig in der Gaststätte Becher.
Bayreuths beste Fußballer: Fritz Semmelmann, Hans “Jumbo” Zeitler und Manfred Größler (von links) bei der Eröffnung des Altstadt-Kult Museums. Foto: Stephan Müller
„Host Du nach Ingolstadt eigentlich jemals wieder ein Tor geschossen?“, frotzelt Herbert Horn mit erhobenen Bierglas in Richtung Erich Scholti.
„Freilich, jede Menge“, verteidigt ihn Manfred Größler ganz im Stile des Kapitäns. Von Manfred Größler war die neutrale Ingolstädter Presse vollständig begeistert: „Der Kapitän schoss nicht nur ein raffiniertes Tor und leitet zwei andere mit ein, sondern rief mit seinen Slalomläufen ebenso wie Kurt Persau immer wieder Angst und Schrecken in der BCA-Abwehr hervor.“ Es ist nachzulesen, dass die Bayreuther auf jeder Position besser besetzt waren: „In der Abwehr waren Bachofner und Ponfick die überragenden Spieler. Im Mittelfeld war der erst 20-jährige Herbert Horn mit seiner blendenden Übersicht und Technik eine Stunde lang überragender Spieler auf dem Platz.“
Unter den 6.500 Zuschauern waren in Ingolstadt fast 3.000 Bayreuther und ein vollends begeisterter Oberbürgermeister Hans-Walter Wild, der die Truppe noch am Abend im Festzelt des Bayreuther Volksfestes hochleben ließ.
Absage an Bayern München
Für eine zusätzliche Begeisterung sorgte die Nachricht, dass Kapitän Manfred Größler nicht zum Bundesligisten Bayern München wechselte, obwohl er einen Vorvertrag unterzeichnet hatte. „Manne“ schoss in dieser Saison in 34 Spielen 35 Tore.
Die Zweitliga-Saison 1978/79 endet für die SpVgg Bayreuth fast mit den Aufstieg in die Bundesliga. Kapitän Manfred Größler und Co. scheitern erst in den Aufstiegsspielen gegen den Bayer 05 Uerdingen, sorgen aber trotzdem den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte. Foto: Archiv Stephan Müller.
In der Regionalliga lief es dann allerdings nicht so gut. Nach einem Jahr stiegen die Gelb-Schwarzen wieder ab. Doch die SpVgg Bayreuth gab nicht auf und startete in der Bayernliga einen nie da gewesenen Durchmarsch und feierte am Ende der Saison 1970/71 mit 61:7 Punkten die sofortige Rückkehr in die zweithöchste Liga, der sie fortan viele Jahre angehören sollte.
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Text: Stephan Müller
Stephan Müller (53) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.
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