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Sie sorgen für freie Straßen: Unterwegs mit dem Bayreuther Winterdienst

Wie sieht eigentlich die Arbeit vom Winterdienst im Stadtgebiet aus? Das bt hat Marco Kießling auf seiner Tour durch Bayreuth begleitet.

Bayreuth trinkt sich Stärke an: Wie der Brauch entstanden ist

Stärke antrinken am Dreikönigstag – Was es mit diesem Brauch auf sich hat, erklären Bezirksheimatpfleger Günter Dippold und der Vorsitzende des Heimat- und Trachtenvereins Alt-Bayreuth, Markus Kratzer.

Weißbierfest: Unterwegs mit Jeff Maisel

Zum Auftakt des Maisel’s Weißbierfests 2019 hat sich Brauerei-Inhaber Jeff Maisel Zeit genommen, um mit bt-Redakteur Frederik Eichstädt über das Festgelände zu schlendern. Das komplette Videointerview vom Weißbierfest finden Sie über dem Text, eine kurze Zusammenfassung im folgenden Artikel.

Das sagt Jeff Maisel

…über das neu gestaltete Festgelände

Ich bin super zufrieden. Ich konnte das die ganze Zeit von meinem Büro aus beobachten. Und es ist echt so schön geworden. Es ist jetzt großflächiger, aber trotzdem ist alles noch nah beieinander.

…über sein Arbeitspensum auf dem Fest

Tatsächlich sagen viele “Du musst doch jetzt gerade viel zu tun haben”. Aber ich kann das Kompliment an meine Mannschaft weitergeben, also ich bin da eigentlich der Entspannteste. Die Mannschaft fängt zwei Wochen vorher mit der Vorbereitung an und rackert dann auch durch um das Fest zu realisieren.

Unterwegs auf dem Weißbierfest mit Jeff Maisel. Foto: Carolin Richter.

…zum Charakter des Weißbierfests

Es ist und bleibt ein Familienfest. Ein Dankeschön geht an Bayreuth und unsere treuen Kunden. Wir wollen hier ein ganz lockeres Fest haben, die Leute sollen das genießen und hoffentlich freudestrahlend heimgehen.

…über den Auftritt der Troglauer am Sonntag

Die Troglauer sind für mich immer der glühende Abschluss. Wenn die Studenten und die Bayreuther in Dirndl und Lederhosen kommen, und alle um 18 Uhr auf der Bank stehen wenn die Troglauer den Almabtrieb machen, das ist für mich Gänsehaut pur.

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Boxtrainer Schoberth: Im Ring mit dem Michalczewski-Besieger

Man kennt ihn als den Mann mit dem Zahnstocher. Und einer sehr direkten, aber immer gut gemeinten Art. Seit er mit 17 Jahren aufgehört hat zu rauchen, steckt der Zahnstocher im Mundwinkel. Sport oder rauchen, das war die Entscheidung. Seine Tochter hat ausgerechnet, dass er ungefähr 28 000 Zahnstocher verbraucht hat – und das war vor drei Jahren.

Von Mädels und Damen

Im Boxstudio BCB Bayreuth gibt es zwei Gruppen Trainierende. Es gibt die Mädels und es gibt die Damen. Die Damen sind die weiblichen Boxer. Die Mädels sind die Jungs und Männer. Die, die sich regelmäßig den ein oder anderen Spruch anhören müssen. Von Samthandschuhen hat Gerhard Schoberth in dem Zusammenhang noch nichts gehört. Und das ist auch gut so.

Können wir AC/DC hören, Gerhardt?

Sprüche wie “Du kannst höchstens einem gefesselten Mann einen Boxhieb verpassen” oder “Na, du Hässlichkeit” sind an der Tagesordnung. Aber immer mit einem liebevollen Zwinkern. Denn dass Gerhard Schoberth seine Arbeit mag, daran besteht kein Zweifeln. Er hat mehrere Schützlinge, die er trainiert. Und in dem Boxstudio, indem er als Trainer arbeitet, hat wirklich jeder seinen Platz. Das Alter reicht von fünf bis über 60 Jahre. Die jungen Boxer bringen oft auch ihre Geschwister mit. Es ist eine familiäre Atmosphäre und das zu Metal und Rockmusik, die ihm seine Tochter extra zusammenstellt. Und wenn die Musik zu schräg wird, wünscht sich der ein oder andere einfach die AC/DC-Platte.

Foto: red.

Eine ziemlich linke Sau

Auf Aufklebern im Studio stehen Dinge wie “Rassismus führt zum Verlust Ihres Mitgefühls” neben “Die Freiheit der Meinung ist UNANtazBAR” und dem Ausschnitt eines Leserkommentars zu “Fluchtursachen sind doch wir”. Gerhard Schoberth ist eine “ziemlich linke Sau”, das sagt er selber und arbeitet gerne mit Geflüchteten zusammen. Er ist für alle offen.

“Wenn man ihnen feindlich gegenüber steht, das funktioniert einfach nicht.”

“Die sind vor Elend und Not geflüchtet. Da müssen wir ihnen doch eine Chance geben hier zu leben.” Vorurteile kennt Schoberth nicht. Man merkt, dass er sich mit den Machtverhältnissen in der Welt beschäftigt, dem Ungleichgewicht zwischen den Industrienationen und den Schwellenländern, dem Reichtum der Wenigen.

Viermal Deutscher Meister

1996 beendete Schoberth seine aktive Boxer-Karriere – mit 33 Jahren. Und hat in seiner Amateurlaufbahn dreimal Darius Michalczewski, den Weltmeister im Halbschwergewicht, geschlagen. Auch Sven Ottke stand er im ring gegenüber. Von dem spricht er mit großer Hochachtung. Insgesamt war Schoberth viermal Deutscher Meister und kann auf 250 Amateurkämpfe zurück blicken. Als Jugendlicher hat er zunächst mit Kickboxen angefangen. Im Nachhinein das Beste, was ihm passieren konnte, erzählt er, denn davor habe er sich oft geprügelt.

Der Tod ist der einzige Demokrat

Schoberth erzählt von seinem Vater, der immer gesagt hatbe, dass der Tod der einzige Demokrat sei. “Wir werden geboren und wir sterben, das steht fest. Mitnehmen kann man nichts.” Man muss direkt an das Lied “Das letzte Hemd hat leider keine Taschen” aus dem Film “Soulkitchen” denken:

„Drum laß uns schnell den kleinen Rest vernaschen. Im Himmel braucht der Mensch bestimmt, bestimmt kein Geld.”

Foto: red. Seine Pokale stehen eingestaubt in der Ecke. Gerhard Schoberth ist niemand, der sich profilieren muss.

Bayreuth treu geblieben

Auch während seiner aktiven Boxzeit unter anderem beim CSC Frankfurt hat Schoberth immer in Bayreuth gelebt. Warum er nie weggezogen sei, der Karriere wegen? “Ich hab hier in Bayreuth meine große Liebe gefunden”, ist die Antwort, er möchte nirgendwo anders leben.

Interview mit einem Sprayer (Teil 2): “Nach zehn Minuten steigt das Risiko”

Zum Thema Graffiti gibt es so viel zu sagen, wie es Standpunkte dazu gibt. Im ersten Teil unseres Interviews wollten wir wissen, wie der Sprüher Soon zum Malen gekommen ist. Im zweiten Teil gehen wir noch etwas weiter und wollen über Genzen und das Suchtpotential des illegalen Sprühens reden.

Was bedeutet dein Name „Soon“?

Ich hatte früher schon andere Namen mit Doppel-O. Soon ist bei einer wilden Feierei entstanden und beschreibt meinen Charakter sehr gut. Sobald es etwas gibt, das ich will oder für das ich stehe, wird es eben auch “bald“ gemacht. Das OO hat einen Wiedererkennungswert, man kann es gut im Comic-Style verwenden und darin eine Message einbauen. Beispielsweise: Augen weg vom Handydisplay, geht mit offeneren Augen durch die Welt und nehmt euer Umfeld bewusster war! Den Namen, den man sprüht, nimmt man in gewisser Form an, schleift ihn und verbindet ihn mit der eigenen Persönlichkeit.

Bist du auf ein Bild besonders stolz?

Mir bedeutet jedes Bild, das gerade fertig geworden ist, viel. Aber es gab da mal eine richtig große Aktion, die so nie wieder geschehen wird. Das hat mich sehr geprägt und ich weiß, dass das nie wieder so kommen wird.

Gibt es Grenzen?

Es gibt auf jeden Fall Limits. Ich gehe schon bewusst ran und überlege, wo ich das Graffiti platziere. Das sind dann so Sachen wie, ist es ein Altbau oder eine öffentliche Fläche, was ich vorziehe, weil ich keine Einzelpersonen belasten will. Man muss reflektiert darüber nachdenken. Und Limits entstehen auch bei der Ortswahl für ein Graffiti, wie befahrene Autobahnen, Züge und Stromkästen – es ist immer davon abhängig wo und wie man malen geht. Zeit ist aber der wichtigste Faktor um das Risiko klein zu halten.

Foto: Soon.

Wo malst du am liebsten?

Überall ist eine ganz andere Atmosphäre, das ist der Hauptgrund warum ich an unterschiedlichen Medien unterwegs bin. Man kommt an Orte, wo sonst kein Mensch hinkommt und die in der öffentlichen Wahrnehmung nicht existieren.

Wenn ein Güterzug vorbei fährt und man liegt im Gleisbett und alles vibriert, das ist eine ganz besondere Atmosphäre.

Anders ist es in der Stadt, da ist mehr Leben. Beim Bahnhof weiß man, dass die Security kommen kann. Jeder Ort hat einen anderen Charakter. Nachts in der Stadt ist es diese einkehrende Ruhe, die man trotz der Hektik spürt. Die Stadt schläft, es ist kein Geräusch zu hören und nichts lenkt einen ab. Züge sind die Königsdisziplin, das ist mit viel Planung verbunden und die größte Herausforderung des Malens. Und natürlich auch der größte Sachschaden. Ich male nicht gerne permanent Züge, weil ich auch mal runter kommen will vom Stress und dem Kick. Der Schlafrhythmus geht kaputt, beim Zug ist man um 5 Uhr morgens daheim und muss am nächsten Tag in der Arbeit stehen. Bei Autobahnen spielt auch einfach die Dreistigkeit eine Rolle, die Autos können auf der Autobahn schlecht einfach so anhalten. Man darf auch nicht länger als zehn Minuten brauchen, ansonsten steigt das Risiko. Es kommt auch auf die Lebenssituation an, manchmal ist man sehr risikofreudig und will viel produzieren. Und dann gibt es wieder ruhigere Phasen.

Macht es süchtig?

Auf jeden Fall. Gerade am Anfang der Graffitigeschichte war es übrigens auch ein Mittel um von Gewalt und Drogen wegzukommen.

Es hat einen so hohen Suchtcharakter, dass man sich dabei komplett vergessen und hinten anstellen kann.

Ich trinke zum Beispiel nicht oder sehr wenig, weil es mir wichtiger ist, malen zu gehen als zu saufen. Das Suchtmittel Graffiti hält einen da zurück.

Was denkst du über die Menschen, die sich über Graffiti aufregen?

Einerseits hat man natürlich Verständnis. Auf der anderen Seite denke ich mir, wie kann man sich über Kleinigkeiten wie Farbe und einem Schriftzug an einer grauen Wand so aufregen. Es gibt so viel anderes in dieser Welt über das man sich aufregen kann. Daher ist es dann eher ein Bedauern und auch Wut, worüber und wie Menschen sich aufregen können, die aber selbst nicht besser sind in anderen Bereichen. Wir durchlaufen gerade aktuell einen gesellschaftlichen Wandel mit der Verlagerung nach rechts, Nazipropaganda wird wieder salonfähig, Ausbeutung und Kriege an deren Entstehung der Westen Mitschuld hat, zwingen Millionen Menschen zur Flucht, von der Umwelt haben wir uns schon lange unbewusst verabschiedet und schauen gemütlich von daheim aus bei deren Zerstörung zu.

Die Leute sollten lieber mal bei sich selber anfangen und die wahren Probleme unseres Konsums, und den Umgang mit den Mitmenschen reflektieren. Jeder hat das Recht, den öffentlichen Raum zu gestalten, solange ich dabei niemandem körperlichen Schaden zufüge.

Hast du Angst erwischt zu werden?

Man lernt mit dem Risiko umzugehen und die Anspannung auszuhalten. Abschalten kann man nie, vor jeder Aktion spürt man das Zittern und geht die Konsequenzen durch. Als junge Person ist man natürlich mehr im Schema der Polizei drin. Ich kenne aber auch Familienväter, die immer noch ihre zwei bis drei Züge im Jahr malen und nicht davon loskommen. Irgendwann möchte ich an einen Punkt kommen, an dem ich sagen kann, dass ich erlebt habe, was ich erleben wollte und erreicht habe, was ich erreichen wollte und dann werde ich auf jeden Fall aufhören – oder auch nicht, wer weiß das schon.

Lieber sprühen in Bayreuth oder sprühen in Berlin?

Man ist hier eingeschränkter und hat nicht so sehr den Schutz der Stadt, deshalb muss man vorsichtiger sein. Bayreuth kennt keine Anonymität, weil sich hier irgendwann alle kennen. Man muss sich zurückschrauben, aber es gibt andere Möglichkeiten wie alte Industrieanlagen im Fichtelgebirge.

Was sind die Vorsichtsmaßnahmen?

Sei drei Schritte voraus! Man darf nichts daheim rumliegen lassen und nicht medial kommunizieren. Wem erzählt man von seinem Hobby. Vorher wird ein Ort beobachtet, um ihn einschätzen zu können, um die Gegebenheiten zu checken, Fluchtwege auswählen und manchmal gehen ein bis zwei Leute mit, um dich warnen zu können.

Hast du einen künstlerischen Ansatz?

Künstlerisch will ich mich auf jeden Fall ausleben, es muss schon was hermachen, wenn es der Öffentlichkeit ausgesetzt wird. Kreativität, Planen, das Aussuchen von Farben, das ist ein wunderschönes Spiel ohne Grenzen, bei dem man niemals alles ausprobiert hat. Es fasziniert mich, deswegen lege ich Wert auf Buntes. Es ist eine Mischung aus Kunst, Hobby und dem Protest, sich die Frechheit zu nehmen sein Umfeld zu gestalten.

Ist Graffiti Rebellion? Und wenn ja, wogegen?

Es ist in gewisser Weise urbane Rebellion, wenn man sich die Wurzeln des Graffiti anschaut, wie die Tags entstanden sind. Die sind auf Gangs zurück zu führen, die damit die Gebiete aufgeteilt haben. In den 60ern haben Jugendliche in den Suburbs und Ghettos Amerikas gemerkt, dass sie mit einem Synonym aus dem alternativlosen Leben ausbrechen und damit berühmt werden können. Ein Protest gegen die Leitkultur, indem man sich als Subkultur über Regeln und Normen hinwegsetzt. Ob gesellschaftlich oder politisch variiert von Bild zu Bild.

Für mich persönlich ist es ein Aufschrei gegen die anonyme verstädterte Welt, in der so viele Personen und Reize auf einen einprasseln. Frei vom Zwang der Werbung konsumieren zu können und den Menschen einen Moment des Innehalten zu geben.


So kam es zum Treffen

Besonders einfach ist es nicht, den Kontakt zu einem illegalen Sprüher herzustellen. Noch schwieriger ist die Durchführung. Maskiert, keine Namen, keine Audio-/Videoaufnahmen sind die Bedingungen. Was bedeutet, dass man sich in einem Raum mit einer maskierten Person wiederfindet und als einziges Hilfsmittel Stift und Papier hat. 

Café Wahnfried: “Kurzurlaub für die Seele”

Das Café Wahnfried hat neue Betreiber und öffnet bereits am 22. Januar wieder seine Pforten (wir berichteten). Oliver Hoyer und Simone Wedlich werden fortan das Geschäft leiten. Was treibt sie an? Und welche Menschen finden den Weg zu ihnen? Wir haben uns mit ihnen getroffen und nachgefragt.

Das Café Wahnfried ist eine Bayreuther Institution direkt neben dem Richard-Wagner Museum und damit im Herzen der Stadt. Neben ihrer neuen Aufgabe leiten die beiden weiterhin die Eis/Bar in der Maximilianstraße. Für ihren zweiter Standort, direkt gegenüber in der Richard-Wagner Straße, haben sie den Mietvertrag nicht verlängert. Fortan wird es also nur noch eine Eis/Bar in Bayreuth geben. Und ein Café Wahnfried in neuem Gewand. Weiter zu expandieren, danach steht Oliver Hoyer und Simone Wedlich nicht der Sinn. Viel wichtiger sei die Qualität.

Theaterprobe beim TSV Harsdorf.

Was das Amateurtheater so reizvoll macht

Dicht gedrängt sitzen die Besucher in einer großen Turnhalle. Fränkische Mundart hallt durch den Raum. Die Besucher schauen gebannt auf die Bühne. Dann schütteln sie sich vor Lachen. Draußen, im Foyer, liegt der Duft von Wiener Würstchen in der Luft. Fränkisches Laientheater erfreut Jung und Alt. Aber warum?

Wir haben mit Simon Isser, dem Präsidenten des Bundes Deutscher Amateurtheater darüber gesprochen, woher die Begeisterung bei Zuschauern und Aktiven für das Amateurtheater kommt und was besonders beliebt ist. Isser war am Sonntag, den 13. Januar zu Gast im Brandenburger Kulturstadl, anlässlich der Aufführung der “Prinzessin auf der Erbse”.  Im “Brannaburger” wurden von 1982 bis heute 3.847 Vorstellungen ehrenamtlich gespielt. Das Ensemble pflegt Kulturpartnerschaften mit dem Theater Le Escoliers Annecy und mit dem theater-spiel-laden Rudolstadt, der das erwähnte Märchen am Sonntag in Bayreuth zeigte.


bt-Interview mit Simon Isser

Wie viele Mitglieder oder Ensembles hat der Bund Deutscher Amateurtheater aktuell? Wie hat sich das in den vergangenen Jahren entwickelt?

Der Bund Deutscher Amateurtheater ist der Dachverband der Amateurtheater in Deutschland. Dort sind die sind die 16 Landestheater der einzelnen Bundesländer Mitglied, so auch der Verband Bayerischer Amateurtheater. Aber insgesamt kann man davon ausgehen, dass aktuell etwa 2.500 Mitgliedsvereine im Bereich Deutscher Amateurtheater organisiert sind. Diese Zahl ist relativ stabil geblieben in den vergangenen Jahren. Es kommen jetzt aber zunehmend wieder neue Gruppen dazu. Es gibt nach wie vor, und immer noch, ein großes Bedürfnis nach Amateurtheater: Es kommen junge Gruppen dazu, aber es gibt auch Gruppen, die schon seit über 100 Jahren aktiv sind. Der Verband ist schon 125 Jahre alt: einige Gruppen sind schon von Anfang an mit dabei. 

Welche Sparten sind bei den Gruppen Deutscher Amateurtheater mit vertreten?

Es sind nahezu alle Formen des Amateurtheaters bei uns miteinander verbunden. Vom Mundart-Theater, über Kinder- und Jugendtheater oder Freilichtbühnen. Auch Seniorentheater ist ein Schwerpunkt unserer Arbeit. Wir haben eine sehr große Bandbreite vertreten. Natürlich stehen auch anspruchsvollere Schauspiele auf dem  Abendspielplan. Da ist alles dabei. Auch die neueren Formen wie Puppentheater, Tanztheater, Clownerie und Zirkus kommen dazu.

Woher kommt die Begeisterung für das Amateurtheater Ihrer Meinung nach? Was ist der Antrieb?

“Der Antrieb für die Zuschauer ist einfach dieses handgemachte Live-Erlebnis, was einem kein Kinofilm oder keine Fernsehserie bieten kann. Es ist echt. Oft auch mit einem Heimatbezug in den Themen der Stücke, die dort bearbeitet werden. Amateurtheater zu machen, ist einfach diese unglaubliche Lust am Darstellenden Spiel und auch am Geschichten erzählen bzw. Geschichten auch immer wieder neu zu erzählen. Es gibt ja ganz viele Bühnen, die historische Themen immer wieder neu aufarbeiten – mit regionalen Bezügen, Bezügen zur aktuellen Zeitentwicklung oder auch in der heimischen Mundart. 

Amateurtheater macht unglaublich Spaß! Die beste Förderung für Amateurtheater ist schlichtweg jeder einzelne Zuschauer, der hingeht und sich eine Karte kauft.”

Wie populär ist Amateurtheater beim jüngeren Publikum?

“Ich erlebe immer wieder, dass es v.a. in der Vorweihnachtszeit rappelvolle Häuser gibt, wenn zum Beispiel Märchen gespielt werden. In Bayreuth wird ja am Sonntag auch ein Märchen-Theater zu sehen sein. Die Nachfrage ist nach wie vor da. Wir haben den Deutschen Amateur-Theaterpreis “amarena”, den wir alle zwei Jahre verleihen. Eine feste Kategorie ist hier immer das Kinder- und Jugendtheater, wo wir wirklich viele Einsendungen und Bewerbungen bekommen und dabei wirklich packende Jugend-Theaterproduktionen sehen.” 

Inwiefern unterstützt der Bund Deutscher Amateurtheater die einzelnen Ensembles regelmäßig?

“Es gibt verschiedene Projekte, die wir als Verband organisieren. Zum Beispiel bieten wir Fortbildungen, auch für Leute die Theatergruppen leiten. Wir unterstützen Bühnen bei bundesweiten Vorgängen, wie z.B. Versicherungen, Verhandlungen mit der GEMA oder anderen Rechtsträgern, die auch immer wieder Thema im Amateurtheater sind. Wir organisieren außerdem nationale und internationale Festivals und Austauschprojekte von bestimmten Gruppen.

Auch die einzelnen Landesverbände bieten u.a. Regisseuren, Maskenbildnern oder Mitarbeitern in der Jugendarbeit ein riesiges Fortbildungsprogramm. Sie unterstützen die Gruppen in allen Disziplinen des Theaters und bieten Treffen und Verbandstage in einzelnen Regionen an. Auf der ideellen Ebene gibt es einen Austausch zur Gestaltung von Spielplänen: Was Stücke wären, die funktionieren oder Themen, die gerade interessant sind. Da passiert ganz viel.”

Vielen Dank für das Gespräch und einen schönen Tag!

“Danke auch, ebenso!”

09. Januar 2019


Theater auch in Harsdorf

Übrigens: Im Landkreis Bayreuth gibt es mehr als zehn Amateurtheatergruppen, die meist einmal pro Jahr ein Stück in Mundart zeigen. Eine davon ist die Theatergruppe des TSV Harsdorf, die in dieser Saison das Stück “Chaos im Bestattungshaus” im Sportheim auf die Bühne bringt. Ein Stück für alle, die eher “leichte Kost” mögen und gerne lachen, wie Schauspielerin Heike Schoberth-Wesser sagt.

Den Reiz des Amateurtheaters erklärt Schoberth-Wesser, die selbst schon seit 27 Jahren spielt, so:

“Ich mag es, andere Menschen zum Lachen zu bringen und, dass sie einfach mal ihre Sorgen für ein paar Stunden vergessen können.”

Die Harsdorfer Theatergruppe bietet auch regelmäßig eine Aufführung für Menschen mit Handicap an. Schoberth-Wesser sagt, dass es sie glücklich mache, wenn sie am Ende der Aufführung im Publikum glückliche Gesicherter erblicke.

“Ich mag es außerdem, wenn ich mir eine Rolle nach und nach erarbeiten kann und, dass man mit anderen in einer Gruppe etwas auf die Beine stellt. Und die Spannung, die man spürt, bevor eine Aufführung losgeht, reizt mich auch.”

Die Harsdorfer Theatergruppe spielt jedes Jahr zehn Aufführungen. Die nächsten Termine sind:

  • am 19. / 20. / 26. / 27. Januar und am 1. und 2. Februar 2019
Autor Stephan Müller

“Dunkle Geschichten aus Bayreuth” – ein Gespräch mit Autor Stephan Müller

“Dunkle Geschichten aus Bayreuth – schön & schaurig” heißt das neueste Werk der Autoren Stephan Müller und Gordian Beck, die sich bereits durch das Kulturstadl kannten. Knapp 30 Geschichten erzählen von Mord, Irrtum und dunklen Kellern in Bayreuth, meist mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen. Geschichten, die lange her sind. Und Geschichten, die die Autoren selbst miterlebt haben.

Er war bisher als freier Journalist, Statist bei den Bayreuther Festspielen und langjähriger Gästeführer tätig. So konnte Stephan Müller bizarre und geheime Geschehnisse in Bayreuth hautnah mitverfolgen. Wir haben ihm auch einige persönliche Fragen gestellt, um zu verstehen, wie der Autor der dunklen Geschichten privat tickt:

bt-Interview mit Autor Stephan Müller

Wie es zur Kooperation mit Autor Gordian Beck kam, wie das Buch entstanden ist, und welche Geschichte Stephan Müller selbst besonders reizt, haben wir für Sie im Podcast beleuchtet:

Podcast mit Autor Stephan Müller zu “Dunkle Geschichten aus Bayreuth”


Dunkle Geschichten aus Bayreuth, Buch

Buch: Dunkle Geschichten aus Bayreuth, Foto Redaktion

 

“Dunkle Geschichten aus Bayreuth – schön & schaurig”

Stephan Müller / Gordian Beck

Wartberg Verlag, 2018

ISBN: 978-3-8313-3230-4

Preis: 12,00 Euro