Bayreuths Graben – Als ein Stadtteil dem Stadtkern weichen musste
Woher kommen eigentlich die siedlungsgeschichtlichen Namen der Bayreuther Ortsteile? In Teil 26 der Serie widmet sich bt-Hobbyhistoriker Stephan Müller dem Graben.
Woher kommen eigentlich die siedlungsgeschichtlichen Namen der Bayreuther Ortsteile? In Teil 26 der Serie widmet sich bt-Hobbyhistoriker Stephan Müller dem Graben.
bt-Hobbyhistoriker Stephan Müller hat zusammengestellt, wie Christian Ernst in den Krieg zog und siegreich mit einem Beutestück nach Bayreuth zurückkehrte.
Woher kommen eigentlich die siedlungsgeschichtlichen Namen der Bayreuther Ortsteile? In Teil 25 der Serie widmet sich bt-Hobbyhistoriker Stephan Müller der Bayreuther Altstadt.
Woher kommen eigentlich die siedlungsgeschichtlichen Namen der Bayreuther Ortsteile? In Teil 25 der Serie widmet sich bt-Hobbyhistoriker Stephan Müller der Bayreuther Altstadt.
Erst im 19. Jahrhundert wurde die “amtliche Bezeichnung” von “Altenstadt” in “Altstadt” umbenannt. Der Ortsname bedeutete “zur alten Statt oder Stätte” und hatte nichts mit einer “Stadt” zu tun. Die “Altstadt” wurde 1840 als in die Stadt Bayreuth eingemeindet.
Die Altenstadt gehörte “Urpfarrei” in Bindlach. Es ist belegt, dass die Altenstädter dem Bischof von Würzburg den “Zehnt” abzuliefern hatten. So musste der Ort also schon vor der Gründung des Bistums Bamberg im Jahr 1007 existiert haben. Dies gilt auch für Mistelgau, Bindlach, Gesees oder St. Johannis.
Der Begriff “Zehnt” bezeichnet eine etwa zehnprozentige Steuer des Bodenertrags und Viehbestandes an religiöse oder weltliche Institutionen. Die Abgabe war im Mittelalter und in der frühen Neuzeit üblich. Dies beweist leicht, dass das Dorf “Altenstadt” erheblich älter als der Stadtkern von Bayreuth ist.
Die Altenstadt war ursprünglich ein Dorf mit einer dem St. Nikolaus geweihten Kirche und mehreren Kapellen. Die St. Nikolauskirche und die Wolfgangskapelle standen am so genannten “Kirchhügele” an der Ecke St. Nikolausstraße / Eichelweg.
Nikolauskirchen wurden meist an Altstraßen errichtet. Der Ort lag nahe an der “Hohen Straße”, die von Bamberg über Königsfeld und Hollfeld kommend über das Fichtelgebirge hinweg nach Böhmen führte. Mit der “Hohen Straße” kreuzte sich in der Nähe des “Roten Hügel” eine von Creußen kommenden Altstraße, die über Schreez, Destuben, Saas und Jakobshof über Mosing in Richtung Kulmbach führte.
Dieser alte Handelsweg führte vermutlich direkt durch Altenstadt. Mitten im Dorf führte sehr wahrscheinlich ein Holzsteg über die Mistel über die möglicherweise Hezilo von Schweinfurt im Jahre 1003 von seiner zerstörten Burg Creußen zu seinen Besitzungen nach Kronach geflohen ist. Ein “Nachfolgemodell” dieser Brücke führt heute bei der Brauhofstraße über den Mistelbach.
Früher nahm man an, dass zum Schutz des wichtigen Flussübergangs ein Turmhügel, mit einem für die Zeit zwischen 900 und 1100 typischen Wehr- und Wohnturm, gestanden sein könnte. Dies konnte nach Ausgrabungen durch das Landesamt widerlegt werden. Die Gräben, Mauerreste und Wälle deuten aber zumindest auf eine Befestigung von Altenstadt hin. Nicht umsonst gibt es in der Altstadt die “Wallstraße”.
Durch den Hussiteneinfall am 6. Februar 1430, also dem Angriff der Anhänger des Reformators Hus, der in Konstanz auf dem Scheiterhaufen hingerichtet wurde, wurden in Bayreuth fast alle Urkunden verbrannt, so dass die Beziehung der “Altenstatt” zu Bayreuth nach wie vor noch viele Fragen aufwirft.
Fest steht allerdings, dass die Bayreuther vor dem Bau der Stadtkirche nach einem Spaziergang über den Kirchweg, der entlang der heutigen Erlanger Straße führte, die Gottesdienste in der Altenstadt besuchten. So heißt es im Landbuch von 1421 “Item die Hauptkirche und die Pfarr zw peyrreute ist aus dem Gotzhaws des Hl. Bischofs St. Nikolaus entsprossen und wiewol dann die Pfarr peyr Reut genannt ist.”
Stephan Müller (54) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.
Woher kommen eigentlich die siedlungsgeschichtlichen Namen der Bayreuther Ortsteile? In Teil 24 der Serie widmet sich bt-Hobbyhistoriker Stephan Müller unter anderem dem Bayreuther Stadtteil Mosing.
Nichts mit Moos hat der Ortsteil Mosing (die dortige Gaststätte nennt sich “Moosing”) zu tun. Oberobsang beziehungsweise Mosing wird im Landbuch von 1398 noch in seiner ältesten Namensform “Asangen” genannt. Daraus geht hervor, dass dies ein Ort war, der durch “Absengen und Abbrennen von Wald” entstanden ist.
Im Jahre 1403 tritt dann der Name “Masang” urkundlich auf. Aus “zum Asang” wurde im Sprachgebrauch also Masang. Somit handelt es sich mit Mosing also um einen echten “Rodungsnamen”, die zwischen dem 11. und 14. Jahrhundert gerne benutzt wurden.
So auch der Name der Stadt Bayreuth. Baireuth bedeutet die Rodung der Baiern. Für das “Y” im Namen der Stadt und des Königsreichs sorgte König Ludwig I. viele Jahrhunderte später.
An Mosing führte ein alter Handelsweg vorbei. Er führte von Obernschreez über Rödensdorf, Destuben, Saas in die Alt(en)stadt und von dort aus über den Rabenstein und “Rothenhügel” nach Mosing/Oberobsang.
Das kleine Dorf hat sich vermutlich erst gebildet, als Reiter, Soldaten und Kaufleute schon lange Zeit diese alte – sicher ausgefurchte – Straße durch dieses Gelände oder einen noch bestehenden Wald benutzten. Die wenigen Höfe wurden wohl erst durch die Altstraße und die Lage auf der breiten Hochterrasse über das Maintal errichtet.
Im Landbuch von 1398 war von “fünf Gute in Asangen” die Rede. Daran hat sich Jahrhunderte lang kaum etwas geändert. Der Bayreuther Stadtchronist König vermerkt 1780 immer noch nur “2 ganzen und 3 Drittelshöfen”.
Er schreibt auch, dass es noch drei Hintersassen-Wohnungen (von Dienstleuten) gab und die Einwohner Mitbürger der Residenzstadt Bayreuth sind. Zwischen diesen historischen Aufzeichnungen gab es ein großes Unglück. Der Chronist Friedrich König berichtet, dass im Jahr 1518 das ganze Dorf abbrannte, wobei eine Bäuerin “so beschädigt worden”, dass sie den dritten Tag darauf verstarb.
Stephan Müller (54) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.
Die Aufschrift auf dem Brunnen macht jedoch nachdenklich. “Zu Erinnerung an das Kgl. Bayer. Chevaulegers Regiment und dem Gedächtnis seiner Toten, die freudig ihr Leben für König und Vaterland hingaben”. Wenn man sich überlegt, dass die Bayreuther 1866 als bayerische Kavllerie gegen die Preußen gekämpft haben, vier Jahre später zusammen mit den Preußen im Deutsch-Französichen Krieg waren und von 1914 bis 1918 im 1. Weltkrieg für den Deutschen Kaiser kämpften, handelt es sich schon um eine sehr makabere Feststellung. Aus den ersten Weltkrieg kehrten neun Offiziere, neun Unteroffiziere und 79 Chevaulegers nicht nach Bayreuth zurück.
Auch Sepp Förstl, der seine Anna geheiratet hatte und sich von 1908 bis 1912 über vier fröhliche Kinder freuen konnte, musste ab 1914 im 1. Weltkrieg dienen. Nicht mehr als leichter Reiter, sondern als Mineur. Anna blieb mit Konrad, Margarethe, Otto und Josef in Bayreuth zurück.
Joseph Förstl hatte Glück. Er kam unbeschadet aus dem Krieg heim. In Bayreuth bekam er ein Anstellung als Kutscher und Gärtner bei der Familie Teuscher, die eine Bonbonfabrik im “Prinzessinnenhaus” in St. Georgen betrieben. Als die ersten Autos in Bayreuth einzogen, wurde aus dem Kutscher ein Chauffeur mit Mütze. Er war der Fahrer von Teuschers Schwiegersohn Wilhelm Koch, der nicht nur die “Zuckerfabrik” übernahm, sondern auch Präsident der Industrie- und Handelskammer war.
Der Kunz, die Gretel, der Otto und der Sepp hatten als Kinder ein glückliches Leben im Prinzessinenhaus. Im Nebengebäude hatten sie eine große Wohnung, einen riesigen Garten und in den Fässern der Bonbonfabrik gab es immer Reste zum “Lutschen”. Wilhelm Koch behandelte die vier Förstls-Kinder wie seine eigenen. So bekamen sie von “Herrn Koch” – so wie er es bei seinen gleichaltrigen Kindern handhabte – immer eine Mark oder fünfzig Pfennige, wenn sie gute Noten nach Hause brachten.
Text: Stephan Müller
Woher kommen eigentlich die siedlungsgeschichtlichen Namen der Bayreuther Ortsteile? In Teil 23 der Serie widmet sich bt-Hobbyhistoriker Stephan Müller unter anderem den Bayreuther Stadtteilen Wilhelmshöhe und Schwedenbrücke.
C’est bon, c’est bon, Geramont, Geramont! Diese Werbung des französischen Weichkäses – und der Hinweis, dass “er gut ist” kennt jeder. Kaum jemand weiß jedoch noch, dass es in Bayreuth das “C’est-bon-Tal“ gab und natürlich auch noch heute – zwischen dem Röhrensee und dem “Finsteren Weiher” gibt.
Durch das “gute Tal” fließt der Aubach. An der Einmündung des von Süden zulaufenden Finsterweihergrabens schwenkt er nach Norden und fließt im Röhrenseepark durch das „C’est-bon-Tal“ in den Röhrensee. Am südlichen Ende des Tales wurde ein Pumpwerk errichtet, das für die erste elektrische Straßenbeleuchtung ab 1893 den Strom lieferte und auch für die Bayreuther Wasserversorgung wichtig war. Heute befindet sich an dieser Stelle der Streichelzoo des Röhrenseeparks.
Im Jahr 1891 erschien in der in der Bayreuther Verlagsbuchhandlung Carl Giessel das jeweils auf den aktuellen Stand gebrachte Büchlein „Bayreuth. Darin ist zu lesen:
“In Folge des erhöhten Wasserverbrauchs wurde von den Gemeindegremien die Gewinnung weiteren Wassers durch Nutzbarmachung des Grundquellwassers im C‘est bonTale in Aussicht genommen und ist zu diesem Zwecke das Wasserversorgungsbüro im königl. Staatsministerium um Erstattung eines Gutachtens ersucht worden. Voraussichtlich wird im Laufe des heurigen Sommers die Ausführung einer Pumpstation, durch welche die Einführung des C’est bon – Wassers in die bestehende Saaser – oder Spänflecker Leitung bewirkt wird, in Angriff genommen.
Am Südende des C’est-bon-Tal, auch das gehört zu Bayreuths Geschichte, kam es zu einem tragischen Ereignis. Am 12. April 1945, also zwei Tage bevor die US-Armee die Stadt einnahm, wurde unmittelbar vor dem Kriegsende noch deutsche Soldaten von der Wehrmacht standrechtlich erschossen.
Wenn wir das C’est-bon-Tal stadtauswärts in Richtung Studentenwald verlassen, kommen wir an einem kleinen Hügel – der “Wilhelmshöhe” – vorbei. Der Hügel ist nicht nach einem preußischen König oder nach einem deutschen Kaiser benannt, sondern nach einem verdienten Bayreuther, der sich in den 50er und 60er Jahren als Vorsitzender des “Verschönerungsvereins” um die Parkanlage Röhrensee verdient gemacht hat.
So organisierte Wilhelm Fohrbeck als Vorsitzender des Bayreuther Verschönerungsvereins nicht nur einmal das “Lichterfest” am Röhrensee, das bis zu 10.000 Bayreuther besuchten, sondern sorgte auch für die Erweiterung der Röhrensee-Anlagen bis zur Thiergärtner Straße und der nach ihm benannten “Wilhelmshöhe”. Am 4. Juni 1969 bekam Willhelm Fohrbeck für sein Lebenswerk um die “Verschönerung von Bayreuth” den Goldenen Ehrenrings der Stadt Bayreuth durch Oberbürgermeister Hans Walter Wild. Wenn wir von der “Wilhelmshöhe” weiter stadtauswärts gehen, kommen wir an der “Schwedenbrücke” und am “Studentenwald” vorbei.
Der Begriff der “Schwedenbrücke” kommt aus dem 30-jährigen Krieg. Nach den in der Universtiät Bayreuth aufbewahrten Manuskripten des Justizrates und Stadthistorikers Johann Sebastian König, befand sich im 17. Jahrhundert an der Stelle der “Neue Weiher” mit einem Damm. In den Aufzeichnungen ist zu lesen:
“In der Mitte dieses Dammes befindet sich die Weiher-Docke oder der Ablaß in der Form eines großen langen Gewölbes, welches so geräumlich, daß sich in dem 30-jährigen Krieg einmal ein halb Hundert Reiter darinnen verbergen können.”
Heute gibt es dort die beiden Kleingartenanlagen “Schwedenbrücke” und “Exerzierplatz”. Das Gelände wurde von etwa 1890 bis zum Ende des 1. Weltkrieges als einer von mehreren Exerzierplätzen des Bayreuther Chevaulegers-Regiments genutzt.
Der Name des Studentenwaldes ist leicht erklärt: Angeblich war das Wäldchen ein beliebtes Ausflugsziel für die Lateinschüler und kurzzeitig auch für die Studenten der ersten Bayreuther Universität in der “Postei” an der Friedrichstraße. Es soll sogar Markgraf Friedrich gelegentlich bei einem Picknick dort mit dabei gewesen sein.
Stephan Müller (54) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.
Woher kommen eigentlich die siedlungsgeschichtlichen Namen der Bayreuther Ortsteile? In Teil 22 der Serie widmet sich bt-Hobbyhistoriker Stephan Müller den Bayreuther Stadtteilen St. Johannis, Laineck, Eremitenhof und Rodersberg.
Der “Altentrebgastplatz” vor der St. Johanniser Kirche deutet schon darauf hin, dass der im Jahr 1939 eingemeindende Stadtteil St. Johannis früher “Altentrebgast” genannt wurde. Es ist urkundlich belegt, dass die nach Bayreuth eingemeindeten Ortschaften Seulbitz (Silewize) und St. Johannis (Altentrebgast) älter als Bayreuth sind.
So ist Altentrebgast in den in den Giechburg-Verträgen festgehalten. Dabei handelt es sich um eine Schlichtung von Kaiser Konrad III. in einem Streit zwischen dem Bistum Bamberg und den Grafen von Andechs. In den Veträgen heißt es “Vetus Trebegast non aedificabitur in castrum”. “Alt Trebgast darf nicht wieder zu einer Befestigung aufgebaut werden”. Das bedeutete, dass die Burganlage, die im frühen Hochmittelalter von den Schweinfurtern in Auftrag gegeben wurde, dem Verfall preisgegeben war.
Der Standort dieser Burg wurde durch Grabungen von Björn-Uwe Abels und Hans Losert nachgewiesen. Die beiden Historiker untersuchten Festungsreste zwischen dem heutigen St. Johannis und Laineck am Fuße des Rodersberg. Die Ausgrabungen bewiesen, dass es sich um eine für das Frühmittelalter sehr große ovale Anlage handelte. Eine Befestigung, bei der es sich mit 300 x 200 Metern Ausdehnung um eine der größten frühmittelalterlichen Wehranlagen in Franken handelte. Die entdeckten Bauweisen, mit denen die Zeitstellung der Burg ermittelt werden kann, reichen vom 9. bis zum 12. Jahrhundert.
Umstritten ist, ob die “Schleifung” Altentrebgasts um 1260 der Anlass zur Gründung von Bayreuth sein könnte. Möglicherweise haben die Andechser darauf hin eine Burg im Bereich des heutigen “Alten Schlosses” in Bayreuth errichtetet. Zumindest würde die Verlegung des Fernhandelszuges von Altenstadt in die neue Siedlung Bayreuth darauf hindeuten.
Die Bezeichnung Altentrebgast als für das heutige St. Johannis steht in enger Beziehung zu dem Gehöft “Trebgast auf`n Hoff” der Familie Imhoff.
Zu seinem Lehen Colmdorf, das Johann Imhoff der Ältere aus Kulmbach 1422 erhalten hatte, bekam er im Jahre 1441 die Belehnung für das Gehöft Trebgast. Im Jahr 1538 wird der Imhoff´sche Besitz im Landbuch als “Neues Schlösschen” und um 1540 auch als “Ritterbehausung” bezeichnet.
Der in markgräflichen Diensten stehende Georg Imhoff nannte sich ab 1576: “Ich, Georg Imhoff zu Altentrebgast auf’m Hoff, itzt Sanct Johanns genannt”. Andere Historiker bezeichnen den Dorfnamen “Altentrebgast” jedoch als eine Erfindung aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Ganz genau wird es sich wohl nicht mehr klären lassen.
Eine weitere erheblich kleinere Burganlage stand wohl an der Stelle der heutigen St. Johanniser Kirche. Den Fußweg hinter der Kirche deutet Hübsch als alten Burggraben. Vor einigen Jahrzehnten wurde spekuliert, dass sich die Burg “Altentrebgast” an Stelle der heutigen Gaststätte am Rodersberg befand. Die interessanten Kellerräume werden den “Schützen von Laineck” zugeordnet.
Dieses im Jahr 1149 erwähnte Ministerialen-Geschlecht stand in einem Lehensverhältnis zu den Grafen von Andechs beziehungsweise von den Herzogen von Meranien, die als Gründer von Bayreuth gelten. Sie residierten in dem nahe der Steinach gelegenen Schloss und wohl auch auf einer Burganlage, an dessen Stelle sich heute die Gaststätte am Rodersberg befindet. Das von der Adelsfamilie bewohnte Eck war der Bergvorsprung auf dem Rodersberg.
Laineck ist als heraldischer Name “zum Löweneck” nach lewe, lew, leuwe (für den Löwen) und ekka (Ecke, Kante, Anhöhe) zu deuten. Der Name wurde vom 14. bis zum 17. Jahrhundert unter folgenden Bezeichnungen erwähnt. Lewenek (1312), Lebeneke als Beiname der Schützen von Laineck (1318), zu Lewnecke (1398), Leynekce (1402), Leinecke (1408), Leuneck (1416), Leineck (1422) und Laineck (1692).
Im Landbuch von 1398 heißt es vom Dorf Laineck “der Zehent uf der Burg ist der Bayreuther Spitalmesse”. Dort ist auch der bäuerliche Ansitzer Conrad Roder genannt, nach dem der Rodersberg benannt ist.
Der Ortsteil Eremitenhof hat seinen Namen natürlich aufgrund der Nähe zur Eremitage. Dort spielten die Bayreuther Markgrafen das Leben von Eremiten nach: So hielten sich die sonst so verwöhnten Markgrafen tagsüber mit braunen Kleidern, Strohhut, Flaschenkürbis und Stab wie Einsiedler in einem der Pavillons auf, die im Wald aufgebaut wurden. Allein, wie es sich für einen Eremiten gehört. Gegessen wurde mit hölzernen Löffeln. Auf Grund dieses Pseudo-Eremitenlebens erhielt die Parkanlage schon früh den Namen Eremitage. Am Abend kehrten Markgraf und Markgräfin aber dann doch lieber zum fürstlichen Leben zurück und ließ sich das Dinner im Schloss servieren.
Über 200 Jahre kann man sich schon seine Speisen im “Eremitenhof” servieren lassen. Das älteste Dokument, dass den ursrpünglich landwirtschaftlichen Hof auch als Wirtshaus belegt, trägt die Jahreszahl 1814. Die Familie Strömsdörfer übernahm Landwirtschaft und Wirtshaus im 1869. Der Eremitenhof wird in der vierten Generation von der Familie geführt.
Stephan Müller (54) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.
Es gibt vielerlei Arten von Mietern. Auch solche, die es nicht lange an einem Ort aushalten. Jean Paul gehörte auch zu dieser Sorte. Nicht weniger als sieben Mal wechselte er in Bayreuth die Wohnung.
Im Jahr 1804 entschloss sich der damals 40-jährige Schriftsteller Jean Paul in das damals preußische Bayreuth zu ziehen. Mit seiner Frau Caroline und seinen beiden Kindern Emma (zwei Jahre), Max (ein Jahr) und dem Spitz kam er am Sonntag, den 12. August 1804, gegen Abend mit dem Gepäckwagen an und bezog den ersten Stock im Palais der Justizratswitwe Münch, der heutigen Maximilianstraße 9.
Im Vorfeld zog sich über Monate ein Briefwechsel wegen einer geeigneten Wohnung hin. Caroline bestand wegen der beiden Kinder und ihrer dritten Schwangerschaft darauf, „eine untere Etage zu bewohnen, wo keine oder höchstens eine Treppe zu ersteigen ist.“ Erst am Tag nach ihrer Ankunft bemerken die Richters „wie herrlich das Logis“ mit den sechs hohen Zimmern und dem großen Garten ist. Sein Wunsch um Höhe und Blick auf die Berge mussten vorerst zurückstehen.
Heute zeigt sich das stattliche Gebäude mit dem markgräflichen Wappen, der Jahreszahl 1666 und den Initialen des Markgrafen Christian Ernst fast unverändert.
Seine “große Bedürfnislosigkeit” ließ ihn jedoch schon im Sommer darauf in der Dürschnitz eine alte, enge aber gemütliche Wohnung im Haus des Registrators Schramm beziehen. Ein „schlechtes Logis vor der Stadt“, von der er aber zumindest die Berge des Fichtelgebirges sehen konnte.
In diesem Haus, das längst abgerissen wurde, schrieb er den größten Teil der Erziehungslehre „Levana“. Über die Dürschnitz führte die ehrwürdige Königsallee zur Eremitage. Im Kriegsjahr 1806 wendete er sich aus Sicherheitsgründen wieder dem Stadtinneren zu und zog am 1. Oktober 1806 in die Steinstraße im Stadtteil Kreuz (heute Kulmbacher Straße / Brauerei Maisel). Gerade rechtzeitig: Denn am 7. Oktober treffen die französischen Truppen aus südlicher Richtung über die Dürschnitz nach Bayreuth ein.
Als sich die Lage wieder entspannt hatte, zog er erst zurück in die Dürschnitz und dann in ein Haus an der heutigen Richard-Wagner-Straße 23 (lange Zeit Spielwaren Wild). Die Umzüge fielen aufgrund des kleinen Hausrates nicht schwer. Erstaunlicherweise hatte der Dichter so gut wie keine Bücher. Er entlieh sich die Bücher lieber, um „die Last fremden Geistes nicht dauernd um sich zu haben“.
Am Haus Friedrichstraße 10 (früher Jean-Paul-Cafe) erinnert eine Gedenktafel, dass Jean Paul auch hier wohnte. Am 15. November 1808 zog er in das Haus des Justizkommissars Fischer und damit in die Nähe seines Freundes Emanuel. In dieser Wohnung entstanden seine Werke „Feldprediger Schmelzle“, Dr. Katzenbergers Badereise“ und das „Leben Fibels“.
Am 26. September 1811 musste er die Wohnung räumen. Heute würde man sagen, dass der Vermieter Fischer für seine Schwägerin „Eigenbedarf” geltend gemacht hat. Jean Paul zieht verärgert und deshalb „mit großen Getöse“ in die heutige Maximilianstraße 16. In der Mansarde über der Schlossapotheke findet die Familie ein neues Quartier, das er „Groschengalerie“ nennt. Ein Stockwerk unter der Familie Richter wohnt eine Frau Seebeck mit Mann und acht Kindern, an deren Treiben Jean Paul regen Anteil nimmt.
Dagegen bekommt er Streit mit seinem Vermieter, dem Apotheker Braun. Als Jean Paul feststellt, dass dessen Hausmagd seinen Weinkeller plündert, fordert er Braun auf, der Magd „abzudanken“. Der Apotheker kam dieser Forderung nicht nach. Im Gegenteil: Statt der “Magd abzudanken” bekommt die Familie Richter die Kündigung. Jean Paul zahlt es dem Apotheker, dem “rachsüchtigen Schurken“ auf seine Weise heim: Im Roman „Komet“ spielt ein Apotheker eine bedeutende Rolle. Zu diesem Beruf merkt der Schriftsteller an, dass “Menschen am närrischsten würden, von denen es nicht viele in ihrem Stande gebe, wie die Apotheker”.
Im November 1813 kehrte der Schriftsteller in seine geliebte Friedrichstraße zurück, die ihm weit besser gefällt als das „Gassengedärm“ Nürnbergs. Das „Schwabacher Haus“ in der Friedrichstraße 5 (lange Zeit „Jean-Paul-Apotheke“) sollte seine letzte Wohnstätte werden. Das Gebäude wurde zwischen 1740 und 1750 von St. Pierre erbaut. Der Architekt errichtete für die Markgräfin Wilhelmine unter anderem das Markgräfliche Opernhaus und das Neue Schloss.
Im Jahr 1823 schreibt er: „Zu Ende des Januars ging ich von 12 bis 2 Uhr in Schwabachers Garten spazieren – besser für meine Lunge und meinen Kopf als jede Arznei.“ Jean Paul starb am 14. November 1825 im Schwabacher Haus. Eine Gedenktafel erinnert bis heute daran.
Jean Paul ging gerne im Schwabachers Garten spazieren: “Besser für meine Lunge und meinen Kopf als jede Arznei.“ Foto: Stephan Müller.
Texte von Jean Paul sind nicht immer trocken. Das beweist seine Erzählung “Testamentsvollstreckung”.
Text: Stephan Müller
Woher kommen eigentlich die siedlungsgeschichtlichen Namen der Bayreuther Ortsteile? In Teil 21 der Serie widmet sich bt-Hobbyhistoriker Stephan Müller dem Bayreuther Süden.
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