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Der nackte Ritt auf einem Schwein: Marquis Salou und seine Kultkneipe

Schlapphut, Bart und wallender schwarzer Mantel – Marquis Salou war ein Provokateur, der den Bayreuthern bis heute im Gedächtnis bleibt. bt-Hobbyhistoriker Stephan Müller blickt zurück.


„Jeder Fortschritt und jeder Wandel in der Geschichte kommt von Nonkonformisten. Wenn wir keine Dissidenten hätten, lebten wir noch in Höhlen.“ – ob das Zitat des britischen Historikers Alan J. P. Taylor auch auf den Bayreuther Provokateur Marquis Salou zutrifft, sei dahingestellt.

Der nackte Ritt auf einem Schwein

In den Fokus der damals so biederen Beamtenstadt rückte der Marquis im Jahr 1971 mit der Einweihung des „Life 2000″, einem großen Einkaufszentrum im Industriegebiet. Dort wurden gleichzeitig die moderne Diskothek „Jet Set” und die „Eve-Bar“ eröffnet. Endgültige Berühmtheit erlangte der Marquis Salou, als er nackt auf einem Schwein in seine Bar einritt und sich deshalb Ärger mit dem Bayreuther Tierschutzverein einhandelte. Und, da waren sich alle einig, er muss auch der unbekannte Nackte gewesen sein, der über den Luitpoldplatz und die Bahnhofstraße gelaufen war.

Wer war dieser Mann, der quasi aus dem Nichts auftauchte? Dass er Curt Auls hieß, wussten nur die Mitarbeiter des Einwohnermeldeamtes. Dass er in Berlin aufgewachsen ist, dort eine humanistische Bildung genossen hat und später als Schauspieler in Paris, London oder München auftrat und die ganze Welt bereiste, berichtete er selbst.

Marquis Salou. Foto: Bernd-Mayer-Stiftung

Der Marquis war stolz darauf, dass er als Bayreuths schillerndste Persönlichkeit den Gästen nach dem Besuch der Eremitage und des Festspielhauses noch selbst als touristische Attraktion gezeigt wurde.

Irgendwann war er nach Bayreuth gekommen, blieb aber zunächst nicht lange. Zwei Jahre nach der Eröffnung besagter Diskothek, die später „Happy Night”, „VIP” und „Broadway” hieß, gab es einen Eigentümerwechsel.

Und irgendwann verschwand dann auch der Marquis, kehrte Ende der 70er Jahre aber wieder nach Bayreuth zurück, um in der Carl-Schüller-Straße das Nachtlokal „Japanische Teestube“, das in den 50er Jahren einen eher zweifelhaftem Ruf hatte, zu übernehmen.

Alle Promis waren beim „Marquis”

Er eröffnete seine Nachtbar „Marquis Galerie” und war fortan aus der Bayreuther Szene nicht mehr wegzudenken. Seine Bar war gesellschaftsfähig, wurde eine Institution. Bei ihm trafen sich die Bayreuther Geschäftsleute und die Stadtoberen. Am berühmten Stehtisch im Eck diskutierte Brauereichef Hans Schinner mit Großbäcker Kurt Schatz, Großschlachter und SpVgg-Chef Hans Wölfel mit Stadtrat Bernd Mayer, dem CSU-Fraktionsvorsitzenden Manfred Jahn oder Oberbürgermeister Hans-Walter Wild. Es durfte nicht jeder in seine „Galerie“. Ein Monitor über besagtem Stehtisch zeigte an, wer vor der Tür Einlass begehrte. Übrigens: Ein kleiner Kreis dieser Stammgäste hatte einen eigenen Schlüssel für das Etablissement.

Im der Galerie spielten sich immer wieder Aufsehen erregende Szenen wie diese ab: An der Theke spielten zwei Männer – einer nur mit einem Bademantel bekleidet – Back Gammon.

Die 100 Mark, die der Verlierer zahlen wollte, nahm der Sieger nicht an. Nach kurzer Diskussion verbrannte der Hundertmarkschein über einer Kerze. Die Szene ist verbrieft, denn der junge 18-jährige Bayreuther, der mit großen Augen beobachtet und nicht fassen kann, ist der Autor dieser Zeilen.

Marquis spendet Samen

Auch andere besondere Aktionen sorgten für Aufsehen. Schlüpfrige Ankündigungen wie „Marquis spendet Samen“ entpuppten sich dann freilich als harmloses Verschenken von Sonnenblumensamen. Spannend waren sie trotzdem, denn zuzutrauen war ihm eigentlich alles. Dieses Sprichwort war es dann auch, was ihm Freunde in seine Todesanzeige setzten: „Honi soit qui mal y pense!”

Der Marquis Salou starb am Dienstag, den 13. Februar 1990. Am gleichen Tag war 107 Jahre zuvor auch Richard Wagner gestorben – ein Schelm, der Böses dabei denkt.

In der Mitte der mit Menschen überfüllten Aussegnungshalle des Krematoriums am Südfriedhof stand zwischen einem Blumenmeer ein schwarzer Sarg mit dem schwarzen Schlapphut. Statt einem Pfarrer war es der bayerische Bluesbarde Willy Michl, der durch das „letzte Programm“ führte.

Traueranzeige Marquis Salou. Foto: Bernd-Mayer-Stiftung

Für seinen Freund sang er sein Lied vom „Blütental”. Nach den Abschiedsreden von Hans Ebersberger, DFB-Schiedsrichter-Lehrwart und Direktor des städtischen Gymnasiums, dem befreundetem Arzt Edwin Kroha und Michelle, Salous Witwe, intoniert der Isar-Indianer „The House of the Rising Sun”, ehe er nach einer ergreifenden Pause mit lauter Moderatoren-Stimme eine für Kirchen eher seltene Aufforderung erklingen ließ: „Ladies and Gentlemen, das Geilste für Salou im Leben war der Applaus. Geben Sie ihm also einen letzten Applaus.”

Unter den Standing Ovations der Trauergemeinde versank schließlich der Sarg in den Tiefen des Krematoriums.


Text: Stephan Müller


Stephan Müller (53) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es hier beim bt. Darunter Geschichten wie diese die bisher in keinem Buch veröffentlicht wurden.


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Darum waren Bayreuther Klöße früher grün

Wer sich in Bayreuth verliebt und womöglich sogar beschließt, sich hier niederzulassen, um zwischen Rotem Main und Festspielhügel einen geruhsamen Lebensabend zu verbringen, muss auch lernen, sich für das Bayreuther Sonn- und Festtagsessen zu begeistern: die rohen Kartoffelklöße. Hobby-Historiker Stephan Müller hat herausgefunden, seit wann es die “Bareitha Kleeß” gibt.

“Bareither Klöß”. Kein Kochbuch, sondern ein herrlicher Buchtitel für Dichtungen in oberfränkischer Mundart von Samuel Bach aus dem Jahr 1906. Foto: Stephan Müller


Sie sind das Alpha und das Omega aller Festlichkeit in Oberfranken. Kindstaufen, Hochzeiten, Leichenschmäuse, Richtfeste sind nicht denkbar ohne sie. Und bis zu 40 Kilometer fahren Alteingesessene an den Sonntagen, um in Wirtshäusern abzusteigen, wo die Klöße besonders gut, das heißt groß, handgerieben und vor allem billig sind. Gaststätten, in denen die Klöße mit Schweine-, Enten-, Gans- oder Sauerbraten noch weitere zehn oder 15 Pfennige unter dem preislichen Durchschnittsminimum liegen, werden dabei vor allem von den Bayreuther Millionären bevorzugt.

(Erich Rappl, 1970, ehemaliger Chefredakteur des Bayreuther Tagblatts)

Diese Einschätzung stammt aus dem Jahr 1970 von dem ehemaligen Chefredakteur des Bayreuther Tagblatts Erich Rappl, den die Bayreuther nur unter “Wafner” kennen. Sie hat bis auf die Umstellung von Pfennig auf Cent noch immer Bestand.

Seit 300 Jahren zum Sonntagsbraten unverzichtbar

Und dies vielleicht schon seit 300 Jahren: Es war ein Zufall, durch den Dr. Sylvia Habermann herausgefunden hat, dass der „Fränkische Kloß“ schon vor drei Jahrhunderten bekannt war. Bei der Suche nach einem Bildhauer, der für die Kirche in Neustädtlein am Forst Figuren geschnitzt hatte, stieß die damalige Leiterin des Historischen Museums in Bayreuth in den Rechnungsbänden auf ein Richtfest, bei dem imposant mit Klößen aufgekocht wurde. Die unverhältnismäßig hohe Rechnung vom 22. August 1707 lässt ohne Zweifel darauf schließen, dass es sich dabei tatsächlich um Kartoffelklöße und nicht etwa um die althergebrachten „billigen“ Mehlklößlein handelte. Die „erste urkundliche Erwähnung“ des Kartoffelkloßes stand fest.

Warum “grüne” Klöße?

Diese rohen Kartoffelklöße werden als „grüne Klöße“ bezeichnet. Das Wort grün ergab sich in früheren Zeiten tatsächlich aus der Farbe. Wenn der Kloßteig, der früher geschwefelt wurde, erkaltete, bekam er oft eine dunkelgrüne Farbe. So hat sich der Begriff „grüne Klöße“ als Bezeichnung für Klöße aus rohem Kartoffelteig erhalten.

Das Büchlein “Kiechla, Kleeß und Krautsalot” von Traudl Wolfrum ist in der ewigen Rangliste der am meist verkauften Bücher in Bayreuth wohl nie mehr zu schlagen. Foto: Stephan Müller

Der erste Kartoffelanbau in Rehau

Zu diesem Zeitpunkt wurde die Kartoffel in der Markgrafschaft bereits einige Jahrzehnte feldmäßig angebaut. Die ersten Kartoffeln vom Feld gab es 1647 in Pilgramsreuth bei Rehau. Dabei handelte es sich um den frühesten bisher bekannten „Erdäpfelanbau“ in Deutschland.

Der Bauer Hans Rogler erhielt während des 30-jährigen Krieges die ersten Saatkartoffeln von einem holländischen Soldaten. Der Ernteerfolg musste nicht lange auf sich warten: Schon bald wurden mehr als 500 Zentner Kartoffeln in dem 400 Seelendorf geerntet. Eine Bronzeplastik im Kirchhof – das so genannte „Kartoffeldenkmal“ – zeigt einen Bauern mit einem Grabegerät und eine kniende Bäuerin mit Kartoffelkorb, beide im üblichen bäuerlichen Gewand des 17. Jahrhunderts.

Streit um die ersten Kartoffeln endete vor Gericht

Dies lässt sich alles urkundlich belegen, weil es um diesen ersten Kartoffelanbau einen mächtigen Streit und sogar eine Gerichtsverhandlung in Hof an der Saale gab. Als Hans Rogler aus Pilgramsreuth und andere Bauern aus Roßbach bei Asch in Böhmen die Kartoffeln erhielten und mit dem Anbau begannen, weigerten sie sich “den Zehnt” abzugeben, weil dieser nach ihrer Ansicht nur für Getreide festgelegt war. Die Bauern behielten die Kartoffeln für sich. Das Gerichtsprotokoll aus Hof ist die erste “urkundliche Erwähnung des Kartoffelanbaus”.

Der Bayreuther Bürgermeister Erhard Christian Hagen von Hagenfels schrieb dazu im Jahr 1862 im „Archiv für Geschichte und Althertumskunde von Ober­franken“, dass ein in Böhmen einquartierter niederländischer Offizier von der Nützlichkeit “des Baues der Kartoffel” erzählt habe. Nachdem die Bauern misstrauisch waren, ließ er sich „aus seinem Vaterlande eine Partie Kar­tof­feln” kommen, die im Hausgarten gesteckt wurden. Die Anbauversuche gelangen, sodass die Pilgramsreuther schnell systematische Anpflanzungen auf den Feldern vornahmen. Dies war der Kirche ein Dorn im Auge. Die Kartoffel stand nicht in den Zehnt-Verzeichnissen. Bereits im Jahr 1694 wurde ein Jahresertrag von 1.300 Zentnern erzielt.

Bayreuther Saatkartoffeln für den Preußenkönig

Der Kartoffelanbau breitete sich in der Markgrafschaft Bayreuth bis zu den Regierungszeiten der Markgräfin Wilhelmine immer weiter aus. Im Gegensatz zum Getreide war und ist die Kartoffel weder bei der Aussaat noch vor der Ernte abhängig vom Wetter und der Witterung. Erst mit dem Kartoffelanbau konnten in Europa die Hungersnöte eingedämmt werden. Dazu ließ sich Friedrich der Große Saatkartoffeln aus Bayreuth kommen, um die Pflanzaktionen zu fördern.

Durch seine Schwester Wilhelmine soll Friedrich der Große auf die nützliche Frucht aus der Bayreuther Markgrafschaft aufmerksam geworden sein. Am 24. März 1756 erließ der Preußenkönig sein berühmtes Kartoffeldekret, wonach “der 15. Teil des Bodens” mit Kartoffeln anzupflanzen sei. Landwirte, die keine Kartoffeln anbauten, konnten künftig nicht mehr mit Steuererleichterungen rechnen.


Text: Stephan Müller

Stephan Müller (53) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.


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Weihnachtsüberraschungen mit Familie Wagner

Weihnachten ist das Familienfest Nummer 1. Doch jede Familie gestaltet die Feiertage anders. Wie Richard Wagner und seine Lieben das Fest feierten, verrät bt-Hobbyhistoriker Stephan Müller.


Keine Worte für solche Freuden

Das Weihnachtsfest wurde von der Familie Wagner stets besonders hingebungsvoll gefeiert. Aus doppeltem Anlass: Denn auch Frau Cosima hatte am Heiligen Abend Geburtstag. Begangen wurde ihr Wiegenfest allerdings immer einen Tag später, also jeweils am ersten Weihnachtsfeiertag. Richard Wagner war immer darauf bedacht, seiner Cosima eine besondere Weihnachtsüberraschung zu bieten. Zwei Mal gelang ihm dies mit gerade erst komponierten Uraufführungen seiner Werke.

Am Sonntag, dem 25. Dezember 1870, kamen Orchestermitglieder der Züricher Tonhalle in das Haus Tribschen und weckten die 33-jährige Cosima in aller Frühe mit dem etwa zwanzigminütigen “Tribschener Idyll”, das später zum “Siegfried-Idyll” wurde.

Das Foto entstand 1873: Cosimas Kinder Isolde, Eva, Siegfried, Blandine und Daniela. Foto: Bernd-Mayer-Stiftung

Aus Platzgründen spielte nur eine kleine Streicher-Besetzung. Weil die Musiker deshalb im Treppenhaus Aufstellung nahmen, wurde das “Siegfried-Idyll” von Wagners Kindern auch später nur “Treppenmusik” genannt. Nach dieser Uraufführung im kleinsten Kreise schritt Richard Wagner mit den Kindern und dem anwesenden Friedrich Nietzsche an Cosimas Bett und überreichte ihr das Manuskript des “Siegfried-Idyll”.

Der Titel des Geburtstagsgeschenks: “Tribschener Idylle mit Fidi-Vogelgesang und Orange-Sonnenaufgang, als symphonischer Geburtstagsgruß seiner Cosima dargebracht von Richard Wagner”.

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Überraschung am Weihnachtstag

Genau acht Jahre später, die Familie Wagner lebte seit vier Jahren im Haus Wahnfried in Bayreuth, überraschte Richard Wagner seine Cosima am ersten Weihnachtsfeiertag des Jahres 1878 ein zweites Mal: Er bat den Herzog von Meiningen um eine zweitägige Beurlaubung seiner Hofkapelle. Die Musiker trafen einen Tag vor Heiligabend in Bayreuth ein – sozusagen als polyphones Weihnachtsgeschenk.

Kurz zuvor hatte Richard Wagner die Partitur zum “Parsifal”-Vorspiel abgeschlossen. Und dieses weihevolle vorab instrumentierte Werk wurde am ersten Feiertag morgens um sieben Uhr in der Halle des Hauses Wahnfried uraufgeführt – erneut ganz privat. Am Abend gab es zudem ein Konzert mit dem “Siegfried-Idyll” und Beethoven-Sätzen. Frau Cosima war außer sich vor Entzücken. In ihr Tagebuch schrieb sie wonnetrunken: “O dass man nur Worte hätte für solche Freuden”.

Zu Richards Weihnachtsüberraschungen gehörte auch der so genannte “Kinderkatechismus”, der am 25. Dezember 1873 und ein Jahr später in einer neuen instrumentierten Fassung beim ersten Weihnachtsfest in Wahnfried von den Kindern aufgeführt wurde. Eine Huldigung mit Gesang und Klavierbegleitung für Cosima. Allerdings kann man zumindest hier über den Gehalt von Richard Wagners Dichtkunst streiten:

Wisst ihr Kinder, was blüht am Maitag? Die Rose, die Rose, die Ros im Mai.

Kinder, wisst ihr auch, was blüht in der Weihnacht?

Die Kose, die Kose, die kosende Mama, die Cosimama.

Als die Meininger Hofkapelle morgens um sieben Uhr im Saal von Wahnfried das “Parsifal”-Vorspiel spielte, war Frau Cosima außer sich vor Entzücken. In ihr Tagebuch schrieb sie wonnetrunken: “O dass man nur Worte hätte für solche Freuden”. Der Bayreuther Karikaturist Matthias Ose hat das weihnachtliche Geburtstagsgeschenk in einer Zeichnung interpretiert. Repro: Stephan Müller.

Die “Heilige Familie Wagner”

Aber auch Frau Cosima wusste, wie sie ihrem Richard eine unvergessliche Bescherung bereiten konnte. Für den Heiligen Abend des Jahres 1880 dachte sie sich ein lebendes Bild aus: die “Heilige Familie Wagner”. Cosima, Töchter Eva, Isolde und Blandine mimten die musizierenden Engel, Tochter Daniela saß als Madonna neben dem Jesus-Knaben, der von Wagners einzigen Sohn Siegfried verkörpert wurde.

In ihrem Tagebuch berichtet die Ehefrau über Richards Reaktion: “Das lebende Bild, herrlich gestellt und gehalten von den Kindern, erfreut und ergreift ihn.”

Der beglückte Meister bat sogleich den anwesenden Maler und Freund Paul von Joukovsky, die Szene mit dem Pinsel festzuhalten. Ein bisschen kitschig fiel das Gemälde schon aus, aber – was soll`s”? Der Bayreuther Lokalhistoriker und ehemalige Bürgermeister Bernd Mayer stellte dazu einmal augenzwinkernd fest: “Es war immerhin das erste und einzige Mal, dass sich die Wagners als heilige Familie aufgeführt haben…”

Die “Heilige Familie Wagner”. Der Maler Paul von Joukovsky hielt das “lebende Bild” vom Heiligen Abend des Jahres 1880 mit dem Pinsel fest. Im Vordergrund Wagnersohn Siegfried (Fidi) als Jesusknabe, neben ihm Daniela von Bülow als Madonna. Eva, Isolde und Blandine mimten die musizierenden Engel. Im Hintergrund erkennt der Betrachter die Bayreuther Stadtkirchentürme. Repro: Stephan Müller.

Hier noch einmal ein Überblick über Richard Wagners schönste Weihnachtserlebnisse:

Am 26. Dezember 1862 fand Wagners erstes Konzert im “Theater an der Wien” statt. Im Beisein der Kaiserin Elisabeth standen das Vorspiel und zwei Szenen aus den “Meistersingern” sowie “fertige” Teile des “Rings” auf dem Programm. Vor allem nach dem “Walkürenritt” brandete großer Jubel auf.

  1. Dezember 1866: Wagner schreibt Stolzings Preislied im dritten Akt der “Meistersinger” nieder.
  2. Dezember 1870: Richard Wagner führt am Weihnachtsmorgen zu Cosimas Geburtstag das “Siegfried-Idyll” im Treppenhaus im Haus Tribschen bei Luzern auf. Auch Nietzsche ist anwesend.
  3. Dezember 1873: Familienaufführung des “Kinderkatechismus” in der Halle von Wahnfried
  1. Dezember 1874: Aufführung einer neuen, instrumentierten Fassung des “Kinderkatechismus” in der Halle von Wahnfried 
  1. Dezember 1878: Morgens um 7 Uhr spielt das von Wagner engagierte Meininger Hoforchester (unter Wagners Leitung) im Saal von Wahnfried das “Parsifal”-Vorspiel mit Konzertschluss, dessen Partitur vermutlich schon im Oktober, spätestens Anfang Dezember entstanden ist. Abends Konzert mit dem “Siegfried-Idyll” und Beethoven-Sätzen.

Am Heiligen Abend 1882 führt Wagner mit einem Schülerorchester im Teatro la Fenice seine 1833 im Gewandhaus aufgeführte Jugend-Symphonie in C-Dur auf. Liszt spielt zu Ehren seiner Tochter Klavier. Bei einer Hauptprobe am Vormittag hat Wagner Herzkrämpfe.


Text: Stephan Müller



Stephan Müller (53) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.


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Das haben Kaiserin Sisi und Cosima Wagner gemeinsam

Am Sonntag, dem 24. Dezember 1837, kamen an ein und demselben Heiligen Abend zwei Mädchen zur Welt, die später beide weltberühmt wurden, sich auch begegneten und beide einen Bezug zu Bayreuth haben. bt-Hobbyhistoriker Stephan Müller blickt zurück.


Christ- und Sonntagskind

Cosima, spätere Ehefrau von Richard Wagner, und Elisabeth, genannt “Sisi”, Kaiserin von Österreich sind die beiden Christkinder. “Sisi” ist ein paar Stunden älter: Elisabeth kam um die Mittagszeit um Viertel vor elf Uhr im Herzog-Max-Palais in München zur Welt. Ihre Eltern waren Herzog Max Joseph I. in Bayern und Prinzessin Ludovika, Tochter von König Max Joseph.

Cosima wurde erst kurz vor Mitternacht, gerade noch am 24. Dezember 1837, am Comer See geboren. Sie war die zweite nichteheliche Tochter des damals schon berühmten Franz Liszt und der Gräfin Marie d´Agoult.

Cosima Wagner. Foto: Stephan Müller

An dieser Stelle sein angemerkt, dass sehr oft der 25. Dezember als Cosimas Geburtstag genannt wird. Dies liegt an Cosimas Tagebuch-Einträgen, in denen sie ihre Geburtstagsfeiern am ersten Weihnachtsfeiertag beschreibt. Grund dafür war, dass der Heilige Abend nicht ihr, sondern das “Fest” für die Kinder sein sollte.

Beide “Sonntagskinder” haben mit Bayreuth zu tun

Cosima Wagner lebte bekanntlich als Ehefrau und spätere Witwe von Richard Wagner fast 60 Jahre in Bayreuth. Auch “Sisi” hat eine “Beziehung” zu Bayreuth. Ihr Großvater väterlicherseits lebte fast zwei Jahrzehnte bis zu seinem Tod in Bayreuth, dabei in den Sommermonaten vornehmlich in der Eremitage. Es handelte sich um Herzog Pius von Bayern, der von den Bayreuthern nur der der “Klausner-Pius aus der Eremitage” genannt wurde.

Begegnung in Bayreuth

Die beiden Damen sind sich auch in Bayreuth begegnet. Sisi war die Cousine von König Maximilian II., dem Vater des großen “Festspielförderers” Ludwig II. Sisi und Ludwig waren sich sehr ähnlich. Sie verabscheuten höfische Zwänge, lasen fast täglich Bücher und liebten die Musik Richard Wagners.

Am 26. Dezember 1862 dirigierte Richard Wagner im Beisein der Kaiserin Elisabeth sein erstes Konzert im “Theater an der Wien”. Auf dem Programm standen das Vorspiel und zwei Szenen aus den “Meistersingern” sowie “fertige” Teile des “Rings”. Vor allem nach dem “Walkürenritt” wurde schon während des Konzerts gejubelt.

Als Richard Wagner am Ende die Bühne betrat, brach ein langer ungeheurer Beifall los. Kaiserin Elisabeth beugte sich unter den erstaunten Blicken der Besucher applaudierend aus der Loge. Mit ergeben ausgebreiteten Armen dankte der Meister für diese besondere – selten erlebte – Huldigung, die Erzherzogin Sophie sogar eine Eintragung in ihr Tagebuch wert war.

Begeisterung pur

Die Kaiserin Elisabeth war offenbar von der Musik derart begeistert, dass sie im Januar 1863 drei weitere Konzerte mit Richard Wagner besuchte. Das war bereits mehrere Monate bevor Ludwig II. Richard Wagner in München erstmals begegnete und ihn zu seinem Hofkapellmeister berief (4. Mai 1864) und bevor Richard und seine spätere Frau Cosima im Haus Pellet am Starnberger See endgültig ein Paar wurden (29. Juni 1864).

Franz Xaver Winterhalter schuf 1865 das wohl bekannteste Ölgemälde von Kaiserin Elisabeth von Österreich mit den “Edelweiß-Sternen” im Haar.

In Erinnerung an den 1886 verstorbenen Ludwig II. reiste Sisi auch nach Bayreuth, um im Sommer 1888 einer -von Cosima Wagner szenisch geleiteten – “Parsifal”-Aufführung im Festspielhaus beizuwohnen.

Auch hier war ihre Reaktion auf die Musik gefühlvoll:

Es ist etwas von dem man wollte, dass es nie endet, dass es immer so fortgeht.

Ihre Tochter, Erzherzogin Valerie, schrieb: “Mama war so entzückt, dass sie den Kapellmeister Mottl und die Darsteller des Parsifal und Amfortas zu sehen wünschte … ihre unpoetischen Erscheinungen nahmen etwas von der Illusion.”

Natürlich sprach die Kaiserin auch ausführlich mit Cosima Wagner, vor allem natürlich über Ludwig II., Sisis Neffen zweiten Grades. Cosima betonte die Ähnlichkeit von Ludwig und Sisi und sagte später zu Elisabeths Nichte Amélie, dass sie noch nie solche Ergriffenheit gesehen habe, “wie bei Tante Sisi nach dem ‘Parsifal'”.

Vierhändig am Klavier

Sicherlich werden sich Festspielleiterin und die Kaiserin auch über private Dinge unterhalten haben und es wird bestimmt von Cosimas Vater Franz Liszt, der damals vor zwei Jahren verstorben war, die Rede gewesen sein.

Als sich Kaiserpaar am Pfingstsamstag, dem 8. Juni 1867 in der Matthiaskirche von Budapest zum König und zur Königin von Ungarn krönen ließen, ertönte die “Krönungsmesse”, die Liszt eigens für diese Zeremonie komponiert hatte. Auch ist verbrieft, dass Sisi mit dem Klaviervirtuosen, der eine Kultfigur des damaligen europäischen Musiklebens war, vierhändig Klavier spielte.

Kein Thema war mit Sicherheit Lola Montez gewesen sein, die aber auch in beiden Familiengeschichten eine Rolle spielte.

Sanierung für 20.000 Gulden

Die damals 25-jährige verruchte Tänzerin war ab Oktober 1846 die Geliebte von Sisis Onkel, dem 60-jährigen Königs Ludwig I. Der Bayernkönig verliebte sich unsterblich in Lola Montez und änderte schon im November 1846 sein Testament zu ihren Gunsten. Wenige Tage später erwarb der Monarch für die Tänzerin ein Palais in der Barerstraße, das er für 20.000 Gulden sanieren ließ. Viele weitere Peinlichkeiten um Lola Montez, die beim Volk für viel Unruhe sorgten, trugen schließlich maßgeblich zum Rücktritt von Ludwig I. im Jahr 1848 bei.

Pikante Liebschaften

Auch der von den Frauen umschwärmte Franz Liszt hatte im Februar 1844, also vier Jahre vor Abdankung des bayerischen Königs, eine Liebschaft mit der rassigen Tänzerin. Lola lernte Liszt nach einem Konzert entweder am 24. Februar in Dessau oder am 25. Februar in Köthen kennen. Sicher ist, dass sie ihn nach seinem Konzert nach Dresden begleitete.

Pikant ist, dass sich der Pianist dieser Affäre offensichtlich nur mit Mühe wieder entziehen konnte. Man erzählte sich, dass Liszt Lola Montez im Hotelzimmer bereits am 29. Februar eingesperrt haben soll. Zumindest sprach sich herum, dass der Portier die Anweisung bekam “die Tobende erst zwölf Stunden nach seiner Abfahrt freizulassen”. Dafür hinterlegt Liszt vorsorglich einen “ansehnlichen Betrag” für das vermutlich demnächst zertrümmerte Mobiliar.

Nein, über diese Frau werden sich die beiden “Sonntagskinder” sicher nicht unterhalten haben ….


Text: Stephan Müller


Stephan Müller (53) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.


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Wirtsgogl-G’schichtla: Weihnachtsspezial

Adrian Roßner, Foto: Privat

Adrian Roßner ist einer der jüngsten Heimatforscher Deutschlands und kommt aus der Region: In unserer bt-Serie “Wirtsgogl-Gschichtla” gibt er regelmäßig Einblicke ins seinen Fundus:  kuriose Geschichten, unglaubliche Erzählungen und Besonderheiten aus unserer Region. 

In dieser Folge hat Adrian Roßner eine spezielle Weihnachtsgeschichte aus dem November 2013 mitgebracht. Hier gibt’s eine festliche Geschichte aus der Feder des Wirtsgogl:

 


Wirtsgogls-Gschichtla #5 “Weihnachtsspezial”zum Anhören


Der gute Nikolaus

Es schneite nun schon seit einer ganzen Woche und August hatte beinahe jeden freien Tag draußen verbracht – immerhin musste man den Winter doch auch genießen dürfen, oder? Seine Eltern freilich waren dazu nicht in der Lage: Sobald die ersten Flocken fielen, verzogen sie sich in die kleine, von einem einzigen Ofen nurmehr spärlich beheizte Stube und begannen damit, Holzfigürchen zu schnitzen, die sie in Münchberg verkaufen wollten. Von dem Geld, das sie dafür bekommen würden, könnten sie sich schließlich selbst auch wieder ein schönes Weihnachtsfest  machen. Gerade das Glänzen in den Augen des kleinen August, der sich sehnlichst ein Paar Skier wünschte, ließ sie sich diesmal besonders anstrengen und so entstanden innerhalb kürzester Zeit wunderschöne Hirten mit ihren Schafherden, einige Heilige Drei Könige und natürlich auch Jesuskinderlein für die Krippen der besser verdienenden Leute in Münchberg. Morgen wollte Augusts Vater sich auf den Weg in die Stadt machen, um die Kunstwerke an den Mann zu bringen, doch grauste ihm schon vor den sicher einmal mehr äußerst zähen Verhandlungen, die er mit dem Müllersgerch würde führen müssen. Doch es half alles nichts: Nirgends sonst konnte er seine kleinen Figürchen verkaufen und auch wenn der alte Geizkragen ihm jedes Jahr einen Hungerlohn dafür bot, so war es dennoch besser, als gar nichts.

Als August an diesem Tag vom Spielen nach Hause kam, hörte er schon von der Tür aus das röchelnde Husten seines Vaters. „Was hast du denn?“ fragte er unschuldig, doch klärte seine Mutter ihn schnell auf: „No verkält hodder sich! Waller jo widder moll middn im Winder blus sei Summerhuusn ogezung hot, der Schnerbfl.“ „Des wird scho widder“ brachte sein Vater mühsam heraus, „morng muss ich jo suwiesu zerm Gerch und no ko ich haamwärts nuchamoll schnell vom Booder vorbeischaua.“ „Du gihst morng näercherdswu hi, host du mich verschdandn?!“ schnaubte Augusts Mutter, wobei ihrem Sohn mit einem Mal klar wurde, was das bedeutete: Wenn der Vater die Figürchen nicht verkaufen könnte, würde die Familie kein Geld für die Weihnachtsfeier haben und er könnte die Skier vergessen. Eifrig zupfte er am Gewand seiner Mutter: „Ich kann doch gehen!“ Mit diesen einfachen vier Worten hatte August einen Streit entfacht, in dem Argumente wie „Er muss ja sowieso einmal die Welt außerhalb von Zell kennen lernen“ solchen wie „Er ist doch noch viel zu klein, um so eine Reise auf sich zu nehmen“ entgegenstanden, doch war man sich letzten Endes darüber einig, dass man es wenigstens versuchen wolle. Außerdem würde August sowieso nicht klein beigeben, bis er seine Mutter dazu erweicht hatte, ihn gehen zu lassen. Und so folgte dem hitzigen Wortgefecht schließlich eine genaue Belehrung, was die Reise nach Münchberg angeht. Abends legte sich August voller Vorfreude in sein warmes Bett und lauschte einmal mehr der Geschichte des gütigen Nikolaus, der in den Wäldern am Waldstein wohnen soll und vor allem den Ärmeren stets zur Seite steht, wenn sie Not litten. Die Mutter hatte noch nicht von all seinen Wohltaten erzählt, als August bereits eingeschlafen war und von einem großen Mann mit weißem Bart und einem alten Ledermantel träumte.

Am nächsten Morgen stand er in aller Frühe auf, packte die Schnitzereien seiner Eltern in einen großen Sack und zog sich an. Schließlich schlich er sich noch einmal in sein Zimmer und holte aus einem kleinen Versteck einen Ochsen heraus, den er vorgestern selbst als erste eigene Figur gestaltet hatte. Er sah ein wenig seltsam aus, aber August war sich sicher, dass er ihn gut würde verkaufen können. Danach gab er seiner besorgten Mutter, die daheim bleiben und den Vater pflegen würde, einen dicken Kuss zum Abschied und machte sich auf den Weg zum Bahnhof. Schnaubend wartete die alte Lokomotive mit ihren grünen Wagen bereits am Bahnsteig und gab mit einem ungeduldigen Pfeifen zu verstehen, dass sich der Zug jeden Moment in Bewegung setzen würde. August ging zum alten Theo, der wie jeden Tag mit einer warmen Tasse Kaffee am Schalter saß, drückte ihm das von seiner Mutter abgezählte Geld in die Hand und bekam dafür eine Hin- und Rückfahrkarte, die er kurze Zeit später dem Schaffner Max übergab. Die Zugfahrt nach Münchberg dauerte eine ganze Weile und zweimal drohte die kleine Lokomotive in den Schneewehen stecken zu bleiben, doch schafften sie es letztlich trotzdem wohlbehalten in die Stadt und August ging zielstrebig in Richtung Bahnhofstraße, wo sich, wie er von seinem einzigen Besuch in Münchberg in Erinnerung hatte, der Laden des Müllersgerch befand. Vorsichtig sah er sich darin um: Er war vollgestopft mit wunderschönen Spielsachen aus Holz und sogar einigen aus Blech. Hinter dem Tresen ratterte zu Augusts größter Freude eine kleine Eisenbahn auf krummen Schienen im Kreis und erfüllte das Zimmer mit einem melodischen Surren. Aus der hinteren Kammer schlurfte schließlich Gerch herein, der den Neuankömmling sofort kritisch musterte. Augusts Vater hatte seinen Sohn schon vor dem Geiz des alten Händlers gewarnt, doch war August sich sicher, dass er es mit ihm würde aufnehmen können. „Hallo“ brachte er mühsam heraus, „ich bin der August vo Zell und soll hier die Schnitzereien meiner Eltern verkaufen“. Noch während dieser Worte hatte er einige der schönsten Stücke auf den Tresen gestellt, wobei er seinen Ochsen besonders nah an Gerch heran geschoben hatte. „Soso, das willst du mir also verkaufen. Naja, es sind ja eigentlich die gleichen Figuren wie im letzten Jahr auch schon – und von denen sind noch genügend im Lager. Hmm, hmm. Ich denke, zehn Mark kann ich dir für den ganzen Sack geben!“ Damit hatte August nicht gerechnet. Zehn Mark nur? Vater hatte ihm doch noch eingeschärft, dass sie mindestens 25 wert seien. „Nun, was ist? Zehn Mark geb‘ ich dir, aber wennst net willst…“ „Doch, doch…“ brachte August schließlich kleinlaut hervor, wobei ihm die Tränen schon in die Augen stiegen. „Na schau! So, hier ist dein Geld, aber das komische Ding nimmst wieder mit. Das kann ich sowieso net verkaufen.“ Mit diesen Worten drückte er August seinen Ochsen in die Hand, raffte die anderen Schnitzereien an sich und drehte sich zum Schaufenster, wo er sofort damit begann, sie schön zu drapieren. Mit einem letzten Schluchzer drehte August sich um und rannte so schnell er konnte zum Bahnhof zurück; die kalten Tränen, die ihn aus den Augen liefen brachten seine rosa Haut zum brennen, aber er wollte nur noch zügig nach Hause. 

Als er endlich wieder im Zug saß und der sich langsam in Bewegung gesetzt hatte, flog mit einem enormen Wums die Tür auf, die die beiden Waggons voneinander trennte. August, der versucht hatte, sich mit dem Betrachten des Reifes auf den Scheiben abzulenken und derweil darüber nachdachte, wie er seinen Eltern erzählen sollte, was passiert war, drehte sich erschrocken um. Im Türrahmen stand ein stämmiger, älterer Mann mit einem grauweißen Bart und einem alten, dreckigen Ledermantel, der sich über seinem Bauch verdächtig spannte. Grunzend schob er sich zu August und ließ sich ihm gegenüber nieder. Der hatte derweil ängstlich seine Tasche mit den zehn Mark an sich gedrückt, stellte nun jedoch erschrocken fest, dass dabei anscheinend sein Ochse rausgefallen war, der auf dem Boden ein paar Saltos vollführte, ehe er direkt vor den Füßen des Fremden zum Liegen kam. Mit spitzen Fingern hob dieser das kleine Tierchen hoch und musterte es aus seinen tiefblauen Augen. „Gehört der dir?“ wollte er wissen, doch August brachte kein Wort heraus – so nickte er nur kurz und vergrub sein Gesicht etwas tiefer im Schal. „Der ist wirklich schön! Woher hast du den denn?“ Mit einem Mal kam der Mut langsam wieder zurück: „Den hab ich selbst gemacht! Wollen Sie ihn kaufen?“ Was hatte er sich bloß dabei gedacht?! Einen wildfremden Mann einfach derart dreist anzusprechen gehörte sich nicht. Aber irgendetwas hatte der Alte an sich, das August sofort zuversichtlich stimmte. „Hmm, nun gut. Hier, ich gebe dir dafür diese Glassteine, die ich gerade in Münchberg gekauft habe. Die sind bestimmt fünfzig Pfennige wert.“ Naja, besser als nichts, dachte August, und immerhin würde er die Steine in der Schule vielleicht gegen ein Stückchen Schokolade eintauschen können. Das Geschäft war gerade abgeschlossen, als der Zug in Zell ankam. Schnell machte August sich auf den Weg nach Hause und beichtete seinen Eltern, dass er nur zehn Mark für die Figuren bekommen hatte, wobei er das Säckchen mit den Steinen achtlos mit auf den Tisch geworfen hatte. „Naja, da kann man nichts machen – mir wern wohl aweng sporn müssen“, sagte sein Vater und sah das Säckchen. „Und was ist das?“ „Das hat mir ein Mann für eine Figur gegeben, die ich selbst geschnitzt habe. Da sind aber nur ein paar Steine drin.“ Doch wie groß war die Überraschung, als aus dem Säckchen tatsächlich eine ganze Hand voll silbern glänzender Markstücke heraus fiel! „Das sind ja an die 30 Mark“  freute sich sein Vater, „wer war denn der Mann?“ Mit einem Mal ging August ein Licht auf: Ein weißer Bart und ein lederner Mantel. „Der Nikolaus!“



Text: Adrian Roßner, 30.11.2013

Bayreuths erste Kinos: Spargel statt Popcorn

Wer heutzutage ins Kino geht, kann die Geschichte auf der großen Leinwand mit allen Sinnen erleben, so als wäre er mittendrin. 3D- und ganz neu in Bayreuth 4DX-Technologien machen es möglich. Doch das war natürlich nicht immer so. bt-Autor Stephan Müller schaut zurück ins 19. Jahrhundert zu den Anfängen, als die ersten Filme in Bayreuth noch als Aneinanderreihung von Einzelbildern im ersten Kino der Stadt gezeigt wurden.


Erste Vorstellung im Alten Schloss

Im “Musenheim” von Christian Sammet im Alten Schloss fand 1897 die erste Bayreuther “Kinovorstellung” statt. Foto: Bernd-Mayer-Stiftung.

Der erste Bayreuther Kinofilm wurde im Alten Schloss gezeigt. In dem Gebäude in dem heute das Finanzamt residiert, hatte der Fotograf und Musenwirt Christian Sammet (1862 – 1920) sein Musenheim eingerichtet. Als im Jahr 1892 das Festspiellokal  “Angermann”, die Stammkneipe von Richard Wagner, und der Gasthof “Weißes Lamm” dem modernen Postgebäude in der Kanzleistraße weichen mussten, ergriff das geschäftstüchtige Bayreuther Original die Gunst der Stunde. Er holte das Angermannsche Inventar über die Straße in sein Lokal im Alten Schloss. Für die nächsten 16 Jahre war sein berühmtes Musenheim das “Absteigequartier für die Bühnen-Weihe-Festspielgäste”.

Auch interessant:

Wotan-Schinken und Siegmunds Stangenspargel statt Popcorn

Die Dirigenten Hermann Levi, Hans Richter, der Schauspieler Josef Kainz und die gesamte Sängerelite tummelten sich in Sammets Musenstübchen. Sie bekamen “Fafner-Haxn”, “Kundry-Schnitzel”, “Wotan-Schinken”, “Hundings-Keulen” und “Evchen-Kotelett” serviert. Besondere Spezialitäten waren “Mime-Eier” und “Siegmunds Stangenspargel”. Sammet machte aber auch als Produzent und Veranstalter von musikalischen Darbietungen, Varietéveranstaltungen und auch als erster “Kinoveranstalter” von sich Reden. So warb das “Unikum” erstmals im Jahr 1897 von einer Vorführung “lebender Photographien” in seinem Musenheim, in das die Bayreuther über einen Gartensalon an der Kanalstraße gelangten.

“Hochinteressant!” und “Fotographie in Lebensgröße”: So wirbt Christian Sammet für die erste Kinematographen-Vorstellung in seinem Musenheim. Foto: Bernd-Mayer-Stiftung

Es sind nicht todte Figuren, die man sieht, sondern sich bewegende Gestalten und nicht bloß eine oder zwei Figuren, sondern eine Reihe und noch mehr auf einmal.

(Das Bayreuther Tagblatt 1897)

Weitere Kinovorstellung zwei Jahre später

Auch wenn das erste Kino ganz sicher nur eine Aneinanderreihung von Einzelbildern war: Der wohl sehr große Erfolg animierte Sammet gut zwei Jahre später zur nächsten Kinovorstellung: “Ein jeder, der es sieht, ruft aus: Wunderbar!”, ließ er verkünden. So sahen die Bayreuther im Februar 1899 einen Bismarck-Film, in dem der alte Kanzler mit Hund zu sehen war. Weitere Kinoveranstaltungen im Musenheim sind uns nicht bekannt. Wegen eines Besitzerwechsels verabschiedete sich Sammet im Jahr 1908 als “Festwirt der grande nation”, ab diesem Zeitpunkt ging der Stern der “Eule” als Künstlerkneipe auf.

Kinovorführungen zwischen Schiffschaukeln und Karussellen

Auf  “Theater der lebenden Photographien” mussten die Bayreuther aber nicht verzichten. Auf den Messen und Kirchweihveranstaltungen boten ab 1900 immer mehr Kinematographen den staunenden Besuchern ihre Dienste an. Sie reihten sich zwischen den Karussellen, Schiffschaukeln, Zirkusdarbietungen und Schaubuden auf den Festplätzen ein. Die erste Vorstellung dieser Art bot der Kinematograph D. Dölle aus Fürth an, der sich am 10. Januar 1901 für den Bayreuther Pfingstmarkt am “Mainplatz” (heute Mainstraße) bewarb und quasi vom 9. bis 17. Mai Organisator der ersten Bayreuther Filmwoche war. Welche Filme er gezeigt hat, ist leider nicht bekannt.

Schlüpfrige Filme für die Herren

Was wir aber wissen, ist, dass die städtische Obrigkeit, die Gendarmerie und wohl auch die einheimischen Damen in den Folgejahren schon genau hinschauten, was die neue Zunft der Kinematographen der Bayreuther Männerwelt zwischen 1901 und 1905 so darbot.

Allein die Titel “Dinna Diana entsteigt dem Bad”, “Leben einer Pseudo-Baronesse” und “Die Liebe in allen Stockwerken” machten die Herren neugierig und prüde Bürokratie hellhörig.

Central-Theater: Erstes Kino in Bayreuth

Foto: Bernd-Mayer-Stiftung

Im Jahr 1908 war es dann soweit. In Bayreuth wurde das erste ortsfestes Kino gebaut. Die Unternehmer Joseph Mengele und Christoph Frank eröffneten am Sonntag, 18. Oktober, das “Central-Theater“, Bayreuths  “erstes, größtes und vornehmstes Theater lebender Photographien“. Es entstand am Ende der heutigen Wölfelstraße am Josephsplatz und hatte Platz für 500 Zuschauer. Im “Central” erlebten die Bayreuther auch die ersten “Tonbilder”, die als Vorläufer des Tonfilms gelten. Das Kino sollte lange bestehen. Auch nach dem zweiten Weltkrieg wurde es von 1949 bis 1964 noch einmal bespielt, ehe der Josephsplatz – auch durch den Bau des “Ring”-Hochhauses eine neue Gestalt bekam.

Schon zwei Jahre nach der Eröffnung des “Central” eröffneten Mengele und Frank ihre zweiten “Lichtspiele”. Am 9. Januar 1910 reichte der Bayreuther Maurermeister Max Köppel den Plan für einen Wohn- und Wirtschaftsneubau in der Kanalstraße 15 ein. Der Plan sah auch das “Union-Theater” vor, das bereits am 8. Oktober 1910 durch Bürgermeister Albert Preu eingeweiht werden konnte.

Mengele und Frank schufen sich mit ihren beiden Kinos eine enorme Vormachtstellung, sodass sich weitere Kinobetreiber in den Folgejahren sehr schwer taten.

Weitere Kinematographen steigen ins Geschäft ein

Dennoch erscheinen in dieser Zeit noch weitere Kinounternehmer auf der städtischen “Kinematographenliste”. Von  1916 bis 1920 betrieb der Fotograf Johann Konrad Friedel aus der Hirschenstraße ein “Lichtspielunternehmen”, von November 1921 bis Februar 1922 versuchte sich Josefine Wagner in der Rathstraße 4. Auch nicht besonders lang hielt sich Martin Wülfert mit seinem “Apollo” in der Karlstraße (heute: Albert-Preu-Straße). Wülfert hatte sich bis 1922 in der früheren Ludwigsturnhalle des Turnerbundes eingerichtet, die dann nur wenig später der Spitzhacke zum Opfer fiel.

Erfolgreiche Bayreuther Kinos

Die “Kammer-Lichtspiele” in der Schulstraße. Foto: Bernd-Mayer-Stiftung.

Viel erfolgreicher war hingegen die Initiative von Karl Haase, der zunächst das “Central” (nun “Zentral”) übernahm und zu Beginn der 20er-Jahre das “Lichtspielhaus Sonne” in der Richard-Wagner-Straße 6 eröffnete. Das Kino wurde später als “Blücher-Lichtspiele” und “Bali” (Bayreuther Lichtspiele) weitergeführt. Als zweites Haus eröffnete Haase wenig später die “Reichshof-Lichtspiele” in der Maximilianstraße 28. Ebenfalls von Erfolg gekrönt war die Investition von Richard Borns, der am 20. Oktober 1925 die Konzession für die “Kammer-Lichtspiele” in der Schulstraße 15 erhielt. Die drei Kinos “Reichshof”, “Kammer” und “Blücher” beherrschten das Bayreuther Kinoleben bis zum zweiten Weltkrieg.

Das Kino in der Richard-Wagner-Straße wurde in den 20er-Jahren als “Lichtspielhaus Sonne” eröffnet, wurde dann aber später als “Blücher-Lichtspiele” und “Bali” weitergeführt. Foto: Bernd-Mayer-Stiftung.

Nach dem Krieg wurden am 16. Februar 1950 die “Stadthallen-Lichtspiele” mit “Figaros Hochzeit” von Siegfried Thomas eröffnet, ehe sich von 1956 bis 1970 der “Filmpalast” in der Bahnhofstraße als erfolgreichstes Kino etablierte.

Handarbeit: Bayreuther gestaltet Filmplakate

Aus dieser Zeit gibt es noch zahlreiche Filmplakate, die der Bayreuther Grafiker und Plakatmaler Eberhard Loew schuf. Mit wetterfesten Temperafarben und einem Lohn von 17,50 Mark pro Einzelstück fertigte der Maler für die “Stadthallen-Lichtspiele” von Hand die Filmplakate an. Loew, der erst vor Kurzem mit über 90 Jahren gestorben ist, erzählte, dass viele Filme nur wenige Tage liefen, sodass er “nicht selten” zwei oder dreimal in der Woche zum Pinsel greifen musste. So entstanden weit über 1.000 Filmplakate mit Schauspielern wie Heinz Rühmann, Hans Moser, Theo Lingen, Luis Trenker und den amerikanischen Filmstars Gary Cooper, Errol Flynn und vielen anderen.

Die Familie Thomas betrieb in den 70er- und 80er-Jahren das Reichshof-Kino, das Kino-Center und das Rex-Kino in der Brandenburgerstraße. Die Thomas Filmtheater GmbH schloss ihre drei Kinos und baute gleichzeitig mit dem Rotmain-Center das “Cineplaza“, das 1997 eröffnete und inzwischen in “Cineplex” umbenannt wurde.


Text: Stephan Müller



Stephan Müller (53) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.

 

Wirtsgogl-G’schichtla: Wie das Holzfraala das Weihnachtsfest rettete

Adrian Roßner, Foto: Privat

Adrian Roßner ist einer der jüngsten Heimatforscher Deutschlands und kommt aus der Region: In seiner bt-Serie „Wirtsgogl-Gschichtla“ gibt er regelmäßig Einblicke in seinen Fundus an kuriosen Geschichten, unglaublichen Erzählungen und Besonderheiten aus unserer Region.

In Teil 14 der Serie erzählt Adrian Roßner vom kleinen Franz, der im dunklen Wald dem Holzfraala begegnet und so mit seiner Familie unerwartet ein wunderschönes Weihnachtsfest feiern kann.

Hier die aktuellste Geschichte des Wirtsgogl als Text und als Podcast zum Anhören.

 

Wirtsgogl G’schichtla #14 als Podcast zum Anhören


Schlaflos

Es war eine kalte, stürmische Nacht im Dezember – nur mühsam bahnte sich das bleiche Mondlicht seinen Weg durch die dicht mit Schnee und Reif bedeckten Äste der Bäume, ehe es am kahlen Boden glitzernde Muster in die weiße Pracht malte. Der kleine Franz kuschelte sich noch ein wenig fester in seine schon seit einiger Zeit viel zu kurze Decke, als der Wind von neuem gegen die alten Scheiben drückte und ihnen ein gruseliges Knarzen entlockte.

Schon seit drei Nächten hatte Franz nur sehr schlecht schlafen können, was sicher auch an der Aufregung lag, die ihn bereits den ganzen Tag über wild herum hüpfen lassen hatte: Morgen nämlich würde er zusammen mit seinem Vater den Weihnachtsbaum im nahen Wald suchen, abschlagen und nach Hause bringen. Seiner Mutter würde er anschließend helfen, ihn schön mit Äpfeln und Papiersternen zu schmücken, wobei immer ihm die Ehre zuteilwurde, den größten und schönsten aller Sterne auf die Spitze zu stecken.

Sorgen vergessen

Gerade als er sich ausmalte, wie lange er und sein Vater wohl in diesem Jahr brauchen würden, um eine passende Tanne zu finden, übermannte Franz schließlich trotzdem der Schlaf. Er drehte sich ein letztes Mal um, schnaufte tief durch und glitt hinüber in die Welt der Träume, in der er alle Sorgen vergessen konnte, von denen ihm seine Eltern in den letzten Tagen erzählt hatten.

Franz‘ Familie war vor einigen Jahren obdachlos geworden, als ein Blitzschlag das ansehnliche Haus am Marktplatz, in dem sie einst gewohnt hatten, komplett hatte niederbrennen lassen. Gott sei Dank ist dabei niemandem etwas passiert, doch stand die kleine Familie von einen Tag auf den andern vor dem Nichts. Sie mussten einen Großteil ihrer Felder verkaufen und auch die Kühe im Stall gehörten ihnen längst nicht mehr. Von dem wenigen Geld, das sie für die Tiere bekommen hatten, konnten sie sich schließlich eine kleine Hütte oben am Waldrand kaufen, die früher einem Hirten gehört haben soll. Gerade die Winter waren hier oben immer besonders schlimm; denn dann würde der alte Hohlweg ins Dorf hinunter komplett zuschneien und Franz‘ Vater wäre den ganzen Tag damit beschäftigt, sich im Wald nach Feuerholz umzusehen – für Spielen bliebe keine Zeit.

Düsterer Wald. Symbolfoto: Pixabay

Aufbruch in der Dämmerung

In seinem Traum jedoch kannte Franz diesen Kummer nicht: Hier tollte er zusammen mit seinem Freund Lukas, dem alten Wachhund der Familie, über Wiesen und Äcker, warf mit Steinen nach den Krähen, die die Saat fressen wollten und kam abends ausgelaugt, aber glücklich in das große steinerne Haus am Marktplatz, wo seine Eltern schon mit dem Essen auf ihn warteten. Gerade, als er in einen der saftigen Klöße beißen wollte, spürte er etwas warmes, flüssiges im Gesicht und roch einen ekelhaften Gestank nach ranzigem Fleisch – Lukas hatte ihn geweckt und zeigte mit wedelndem Schwanz in Richtung der alten Brettertür, an der sein Vater bereits mit dem Anziehen der Winterklamotten beschäftigt war. Schnell schlüpfte Franz aus dem ohnehin nicht sonderlich warmen Bett, zog sich an und machte sich zusammen mit seinem Vater und Lukas auf in den noch immer im morgendlichen Dämmerlicht liegenden Wald.

Auf der Suche nach dem schönsten Baum

„Weißt du, als ich so alt war, wie du jetzt, bin ich schon mit meinem Vater hier oben gewesen und habe zusammen mit ihm nach Weihnachtsbäumen Ausschau gehalten. Damals wohnten wir noch am Marktplatz und…“ immer, wenn Franz‘ Vater von ihrem alten Leben erzählte, stiegen ihm die Tränen in die Augen und so nahm Franz den Alten auch diesmal bei der Hand, drückte sie fest und sagte aufmunternd: „Mach dir keine Gedanken! Wir zwei werden in diesem Jahr einen Baum finden, der schöner ist, als alle anderen im Dorf!“ Mit noch nassen Augen wandte sich sein Vater an Franz: „Du bist ein guter Junge – ich wünsche dir nur, dass du es einmal besser haben wirst. Verdient hättest du’s auf jeden Fall.“

So stapften die beiden zusammen mit einem träge daneben her trottenden Lukas weiter, hielten hier und da an, um vorsichtig den Schnee von den Ästen einiger Bäume zu schütteln, nur um sie letztlich dennoch stehen zu lassen, da sie ihnen nicht gefielen. Nach einer Stunde Suche machten sie kurz Rast und aßen schnell die beiden dicken Brote auf, die ihnen die Mutter belegt hatte, wobei Franz den letzten Rest wieder einpackte: Mutter meinte es immer zu gut mit ihm.

Spuren im Schnee. Symbolfoto: Pixabay

Immer tiefer in den Wald hinein

Schließlich machten sich die beiden wieder auf den Weg, nur um kurze Zeit später erneut stehen zu bleiben, als Franz Vater einen wunderschönen Tannenbaum etwas abseits des Pfades entdeckt zu haben glaubte. „Franz, ich weiß nicht, wie tief der Schnee da hinten ist. Deswegen möchte ich, dass du derweil hier bleibst – und rühr dich ja nicht von der Stelle – ich bin gleich wieder da! Lukas, du passt gut auf ihn auf, ja?“ Sprach’s und war hinter einer Reihe dürrer Fichten verschwunden. Lukas indes schien irgendetwas gewittert zu haben und streckte seine feuchte Schnauze in die kalte Winterluft, wobei sein Atem kleine Wölkchen zauberte. Mit einem Mal stellte er sich komplett steif hin, sträubte das Fell, bleckte die Lefzen und begann ganz leise zu knurren. „Lukas, was hast denn?“ wollte Franz noch wissen, doch da hatte sich der Hund schon in Bewegung gesetzt und rannte unheimlich schnell für sein Alter in den Wald. „Lukas! Bleib doch da!“ rief Franz ihm noch hinterher, doch sah er schließlich keine andere Möglichkeit, als ihm nachzulaufen – immer tiefer hinein in das dichte Unterholz.

Das Gesicht überwuchert von dichtem Moos

Nach kurzer Zeit fand er seinen alten Freund bedächtig an einem kleinen Dachsbau stehen und neugierig die Nase hineinstecken. Als er Franz sah, wuffte er kurz und setzte sich neben das seltsame Loch in den kalten Schnee. „Ach Lukas, du Blinzdiegel! Wegen diesem dämlichen Dachs habe ich jetzt Schnee in den Schuhen – und frieren tut’s mich auch.“ Mit einem Mal blickte er erschrocken auf: „Wo ist denn jetzt überhaupt der Weg?“ Ängstlich schaute Franz sich um, konnte jedoch nicht einmal mehr erkennen, aus welcher Richtung er selbst gekommen war. „Hallo?“ rief er leise in den Wald, „Hallo? Vater? Bist du da?“ Keine Antwort. „Hallo?!“ diesmal etwas lauter – mit einmal Mal kam es kleinlich zurück: „Hallo.“ Erschrocken blickte Franz sich um, konnte jedoch niemanden entdecken. Da kam’s wieder, diesmal ganz nahe: „Hallo! Hier unten!“ Vor dem Loch stand plötzlich eine kleine, hutzelige Gestalt, die Franz irgendwie an einen Baumstamm erinnerte: Ihre Haut war braun und voller Falten, die Haare grün und sogar ein wenig schleimig, und das Gesicht überwuchert von dichtem Moos.

„Hab keine Angst! Ich werde dir nichts tun. Aber halt bitte dieses Ungeheuer weg!“ Lukas hatte die seltsame Gestalt zwischenzeitlich prüfend abgeschnuppert und sich ängstlich zu Franz verkrochen. „Keine Angst, der tut dir nichts. Aber sag: Wer bist du denn?“ „Ich bin das Holzfraala und wohne hier im Wald. Und du bist doch der kleine Franz, oder? Ich habe deinen Vater schon oft beim Holzsammeln gesehen. Er ist immer schön vorsichtig, wenn er meine Freunde, die Bäume, anfasst und nimmt nur die dürren Äste mit, niemals die noch grünen. Einmal hat er sogar drei Kreuze in denen Stumpf geschlagen, damit ich mich darunter vor dem Wilden Jäger verstecken kann! Aber was machst du denn heute hier?“ „Wir wollten eigentlich einen Christbaum suchen, aber ich habe mich verlaufen.“ Einzelne Tränen kullerten Franz über die Wangen.

Brotzeit für das Holzfraala

„Nanana, das ist doch halb so schlimm. Ich werde dich wieder zum Weg zurückbringen, aber sag mal: Hast du etwas zu essen? Ich hab‘ so schrecklichen Hunger!“ Schnell zog Franz die Reste seiner Brotzeit aus der Tasche und gab sie dem pummeligen Frauchen. „Danke dir! Hast was gut bei mir – so, und jetzt komm mit.“ Behände führte die kleine Gestalt Franz und Lukas durch den dichten Wald, hielt hier und da kurz an, schnupperte in die Luft und setzte seinen Weg fort. Mit einem Mal standen sie wieder auf dem kleinen Trampelpfad – Franz erkannte sogar noch seine eigenen Fußspuren und rief überglücklich nach seinem Vater. Das Holzfraala aber zog ihn noch einmal zu sich herunter, drehte seinen Kopf ein wenig auf die Seite und flüsterte: „Schau mal da hinten. Siehst du den Baum? Den schenk ich dir als Dankeschön für die Brotzeit! Nehmt ihn ruhig mit.“ Und mit einem Mal war es verschwunden. Gerade noch rechtzeitig, denn ansonsten hätte Franz Vater es womöglich noch gesehen, der gerade aus dem Wald herauskam und seinen Sohn überglücklich in die Arme schloss.

Eine alte Fichte als Geschenk

„Franz, Gott sei Dank! Ich dachte schon, du hättest dich verlaufen!“ Schnell stapften die beiden nach Hause, doch nachdem Franz seinem Vater die Geschichte erzählt hatte, die ihm widerfahren war, runzelte der nur kurz die Stirn und machte sich daran, den vom Holzfraala gezeigten Baum zu fällen. Es war eine klapprige, alte Fichte, aber die beiden waren so froh, dass sie sich wiedergefunden hatten, dass ihnen das vollkommen egal war.

Geschmückter Christbaum. Symbolfoto: Pixabay

Am Abend schmückte Franz zusammen mit seiner Mutter den Baum und sank erleichtert und glücklich in das kalte Bett. Wie groß jedoch war die Überraschung, als anstelle des alten Gestrüpps am nächsten Tag ein wunderschöner, voller Christbaum in der Mitte der Stube stand, dessen dicke Äste sich vor lauter Schmuck und Gaben aus dem Wald nur so bogen. Schnell weckte Franz seine Eltern, die das Wunder ebenso verblüfft bestaunten, wie ihr Sohn. Unter dem Baum zog Lukas letztlich ein einzelnes Paket hervor, auf dem in krakeliger Handschrift geschrieben stand: „Frohe Weihnachten wünscht das Holzfraala“. Und darin lag eine neue, flauschige Decke für Franz.


Text: Adrian Roßner


Mehr vom Wirtsgogl

Bierdeckel: Bayreuths längst vergessene Brauereien

Florian Meisel hat ein ganz besonderes Hobby. Der Bischofsgrüner sammelt Bierdeckel. Für das Bayreuther Tagblatt hat er eine Auswahl aus dem Landkreis Bayreuth zusammengestellt. Darunter finden sich auch viele Brauerei, die es inzwischen gar nicht mehr gibt. Die bt-Leser haben auch kürzlich über das beste Bockbier Bayreuths abgestimmt.

Wer erinnert sich noch an die Brauerei Engelbrecht oder den Schillingskeller in Bayreuth? In der Bildergalerie unter dem Text, kann man durch lange vergessene Brauereien stöbern.  

36.000 Bierdeckel

Bereits sein Vater habe Bierdeckel gesammelt und vor knapp 20 Jahren sei auch er diesem Hobby verfallen, so Florian Meisel. Inzwischen ist die Sammlung des Familienvaters bereits auf rund 36.000 Bierdeckel aus dem gesamten deutschsprachigen Raum angewachsen. Darunter finden sich knapp 5.000 verschiedene Brauereien.

Durch Tauschbörsen oder Anzeigen findet man immer neue Schätze. Die Arbeit, die dahinter steckt, ist allerdings sehr zeitintensiv.

(Florian Meisel)

Die Bierdeckel werden dann von Meisel alphabetisch geordnet und in Kisten verpackt. Denn eine licht- und staubgeschütze Lagerung sei wichtig.

Bierdeckel aus den 20er Jahren

Interessant an den Bierdeckeln ist auch das Alter. In Meisels Sammlung finden sich viele Bierdeckel aus den 20er und 30er Jahren.

Um das Alter der Bierdeckel zu bestimmen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Neben dem Impressum gibt auch die Dicke der Bierdeckel oftmals Aufschluss über das Alter.

(Florian Meisel)

Zeitreise durch längst vergessene Brauereien

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Sie besitzen ebenfalls noch alte Bierdeckel? Dann melden Sie sich bei Florian Meisel unter der Telefonnummer 09276-926198.

Kaiserin Sisi: Ihr Großvater war ein Bayreuther

Sisi ist weltberühmt. Doch was viele nicht wussten: Die Kaiserin hat Verbindungen zu Bayreuth. Alles zum Thema gibt’s hier im Artikel!

Kunst, Humor und Freundschaft – das sind die Niederländter

Sie freuen sich auf ihren Festakt am 21. März 2020. Dann feiern die “Niederländter” ihr 150-jähriges Bestehen. Der Männerbund wurde vor 150 Jahren, am 7. Februar 1870, gegründet. bt-Hobbyhistoriker Stephan Müller blickt auf die Geschichte der Niederländter zurück.


Einer der Höhepunkte der Feier zum 150. Geburtstag ist die Enthüllung eines Denkmals auf der Mainüberdachung, in direkter Nähe zur alten, im Krieg zerstörten, Kaserne: Ein großer Lindwurm, das Wappentier der Niederländter. Die Gesellschaft hat die Skulptur durch den Künstler Manfred Reinhart aus Rauhenebrach-Untersteinbach gestalten lassen und der Stadt Bayreuth geschenkt. Sie stellt das Symbol, den “Lindwurm” dar, so wie ihn von Nagel als den Bewacher des Niederländter Schatzes, der Pflege von Kunst, Humor und Freundschaft, ersonnen hat. Der Hauptausschuss des Stadtrates hat die Schenkung der rund 2,50 Meter hohen und drei Tonnen schweren Plastik im November mit großer Mehrheit angenommen und damit die Aufstellung der Skulptur genehmigt.

Ludwig von Nagel bzw. Adrian van Os. Foto: Stephan Müller

 Gründung der “Schwaabengesellschaft”

Im Jahr 1868 gründete Ludwig von Nagel, Oberleutnant des 6. Chevaulegersregiment in Bayreuth mit einigen Freunden die “Schwaaben­gesellschaft”. Der Name kam von den Wirtsleuten Schwaab, in deren Gaststätte sich die Männer regelmäßig trafen.

Es dauerte aber nicht lange, bis von Nagel und einigen Freunden der Ton bei den “Schwaaben” zu rau wurde. So trafen sich die Männer erneut, um “auf gepflegterer Ebene einen neuen Bund” zu gründen. Am 7. Februar 1870 kamen im Gasthaus “Zur Sonne” in der heutigen Richard-Wagner-Straße elf Männer zusammen, die unter dem Motto “Froh’ Gemüt, geschickte Hand” eine frohsinnige, keinesfalls elitären, aber geistvollen und vielleicht auch selbstironischen Bund ins Leben zu rufen. Neben dem Frohsinn sollten das Maltalent, das Musizieren, eigene Gedichte oder das Basteln im Mittelpunkt stehen. Beruf, Alltag und Politik blieben bei den Zusammenkünften ausgespart.

Foto: Stephan Müller

Nun fehlte nur noch ein Name für den Männerbund. Ludwig von Nagel, der auch ein begabter Kunstmaler war, erinnerte sich an ein Buch, das ihm zufällig in die Hände fiel. Ein Buch, das die Geschichte der altniederländischen Maler und Malergilden zum Thema hatte. Dabei kam ihm der Gedanke, dass doch seine musikalisch oder künstlerisch veranlagten Freunde sehr viel mit den niederländischen Gilden gemein haben.

“Froh’ Gemüt, geschickte Hand, Rathsherr und Lump, Hoch Niederlandt!”

Und so gaben sich die Männer der neuen Gesellschaft den Namen: “Societät der Niederländter”und “Mahlkasten”. Am Schluss der Veranstaltung wurde Ludwig von Nagel im Kreise der elf “Ur-Mynherrn” zum Vorsitzenden gewählt. Der Wahlspruch lautete nun: “Froh’ Gemüt, geschickte Hand, Rathsherr und Lump, Hoch Niederlandt.”

Ludwig von Nagel erhielt den niederländtischen Namen Adrian van Os, seine Freunde hießen van Dow, van Potter oder van Honthorst. Als Erkennungsruf hallte fortan “VAN” durch die Versammlungsstätten. VAN wie “vivat amicitia nostra”, “Es lebe unsere Freundschaft.”

Im Protokoll heißt es, dass sich “am 7. Februarius 1870, als dem Tag des Sankt Romuald bei gar kaltem Ostwind elf Stück der Niederländter versammelten. Sie aßen gesottenen Fisch neben welschem Salat. Es wurden viele Reden getan und Hochs ausgebracht, auch auf dem Spinett gar zierlich gespielet und man hat sich erlustieret bis gen Mitternacht.”

Foto: Stephan Müller

Die glückliche Zeit währte allerdings nicht lange. Der deutsch-französische Krieg 1870/71 rief die Soldaten in das Feld, viele Offiziere wurden versetzt, so dass der die Treffen des “Mahlkasten” ab 1874 nicht mehr stattfinden konnten. Im Jahr 1876 gründeten einige “Niederländter”, die früherdem Bayreuther “Mahlkasten” angehörten, eine eigene Societät in Würzburg.

Durch die Kriegswirren, die zahlreichen Versetzungen und wohl auch dadurch, dass Richard Wagner die Bayreuther von seinem Erscheinen im Jahr 1871 bis zu seinem Tod 1883 in seinen Bann zog und die “Richard-Wagner-Verbände” starke Mitgliederzuwächse hatten, erlebten die Niederländter in Bayreuth dagegen eine längere Durststrecke.

Bayreuth ist Niebelungenreuth

So kam es am eigentlichen Gründungsort erst nach Wagners Tod im Februar 1885 wieder zu einer Neugründung. Die neue Bayreuther Societät wurde selbst “Urstätt” getauft, der Sitz wurde als Hommage an Richard Wagner “Niebelungenreuth” genannt, das Wappentier der Lindwurm.

Die Societät traf sich zunächst in der “Sonne”, später in der Restauration “Angermann”, also der früheren Lieblingswirtschaft von Richard Wagner, die 1891 dem Neubau des Postgebäudes (heute Kanzleistraße) weichen musste. So zog es die Niederländter unter anderem in die Mainstraße in das Lokal “Preßlein”, das später als der “Frühhaber” oder das “Podium” zum Begriff wurde. Dann trafen sie sich über 60 Jahre in der Alexanderstraße, ehe nun vor ein paar Jahren das Prinzessinnenhaus in St. Georgen das neue Domizil wurde.

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Zwei Bürgermeister waren Niederländter

Berühmte Bayreuther Niederländter früherer Jahre waren die Bürgermeister Leopold Casselmann als “Lukas van de Capelle” (1886) und Albert Preu (1898) als “Allart van Putterhoek”.

Ausgehend von Bayreuth und Würzburg erfuhr Niederlandt in Bayern und den damals zu Bayern gehörenden Gebieten eine weite Verbreitung. Heute gibt es über 400 “Niederländter” in 20 Städten in Bayern, der Pfalz und in Bonn. Der Gründungsort, die Urstätte bleibt aber Bayreuth, in der Sprache der Niederländter “Die Urstätt in dembe Niebelungenreuth”. Der Sinn und Zweck der Zusammenkünfte blieb über die fast 150 Jahre gleich. Auch heute treffen sich die Niederländter meist zweimal im Monat in ihrem urigen ,,Lokälyn“, um zu dichten, zu malen, zu musizieren und um die Geselligkeit zu pflegen. Unter anderem in Hallstadt (Geuszkanne in deme Babinbergh), Regensburg (Bruck´n ze Regansbourigh), München (Krug in der Mönchstätt), Nürnberg (Treekschuyten ze Norimberghe) oder in Landau/Pfalz (Hoogschans zu Landawen) Soziätäten.

Jährliche Treffen in Pappenheim

Höhepunkte im Jahreslauf der Niederländter Societäten sind in den letzten Maitagen das Treffen aller Niederländter zur “Großen Weltumsegelung” im festlich geschmückten Städtchen Pappenheim an der Altmühl und das traditionelle familiäre Weinfest Anfang September in Landau in der Pfalz.

Zahlreiche Herrengesellschaften

In Bayreuth gibt es neben den “Niederländtern” mit den “Wilden Indianern”, den vom damaligen Oberbürgermeister Hans Walter Wild gegründeten “Braunbierrittern”, dem “Orden des Waldvogels” oder der “Schlaraffia” immer noch mehrere Herrenbünde, die sich allesamt kreativ – und oft unbemerkt von der Bayreuther Bevölkerung – selbst auf die Schippe nehmen: Jenseits von hektischem Alltagsgewühl und strapaziösen Freizeitzwängen schaffen sie sich ein “Gegenreich” unbeschwerter Lebensfreude.

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Älteste Herrengesellschaft in Bayreuth

Die 1870 gegründete “Societät der Niederländter” ist heute jedoch die älteste Herrengesellschaft in Bayreuth. Auch wenn zu den Treffen in “Niederlandt” Damen nicht zugelassen sind: Die Herren freuen sich, dass dies von den “Mynfrauen” toleriert wird. Dafür bedanken sich die Niederländter mit der “Mynfrauenwacht”, die dann in besonders festlichem Rahmen begangen wird.


Text: Stephan Müller