Schlagwortarchiv für: Kultur

kontrast-Filmfestival: “Immer eine Überraschung”

Gläser klirren, es ist laut im Foyer. Alle warten gedrängt bis sich die Tür des Europasaals für den nächsten Filmblock öffnet. Bayreuther, Studenten und auch Filme-Liebhaber aus anderen Städten besuchen heute das kontrast-Filmfest im Zentrum. Draußen Wind, Regen, Schmuddelwetter vom Feinsten. Zum 20. Mal in Folge findet das Festival über drei Abende hinweg statt: von Freitag bis Sonntag. Das Sonderthema lautet diesmal “Dumme Idee”. In zehn Filmblöcken, die etwa 1,5 Stunden dauern, laufen ab dem späten Nachmittag internationale Kurzfilme, auch einige speziell für Kinder. Wir haben die Bayreuther gefragt, was ihnen am Bayreuther Filmfestival gefällt.

bt-Umfrage beim kontrast-Filmfest

Impressionen aus dem Zentrum

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Quizzt euch warm, der Bachelor kommt!

Ein smarter, gut gebauter Mann Anfang 30, eine schicke Traumvilla und rund 20 weibliche Bikini-Schönheiten, die um das Herz des einen Mannes buhlen – neun Staffeln des Bachelors sind bis dato über die deutschen TV-Bildschirme geflimmert. In diesem Jahr hat der 32-jährige Andrej Mangold Kandidatin Jennifer Lange aus Bremen für seine letzte Rose ausgewählt. Am 28. März kommt der Bachelor der neunten Staffel zu einer Autogrammstunde ins Rotmain-Center. Hier kommt ein kleines Quiz zur Vorbereitung auf den Besuch:

Ein gemeinsames Abendessen mit intensiven Gesprächen rundet den gelungenen Tag für Jennifer und Andrej ab.
Alle Episoden von “Der Bachelor” bei www.tvnow.de , Foto: MG RTL D

 

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BayreuthWimmelt-Rotmaincenter

Bayreuth wimmelt: Schon alle Märchen gefunden?

Jürgen Reichert mit Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe

Jürgen Reichert vom Verlag Comixart mit Oberbürgermeisterin Merk-Erbe, Foto: Bayreuth wimmelt

Im Bayreuther Wimmelbuch, das im September 2018 erschienen ist, haben sich neben bekannten Bayreuther Gesichtern wie Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe, zahlreichen Bürgern und Wagner-Opern auch traditionelle Märchenfiguren versteckt. Die Zeichner Jürgen Schanz und Ralph Dornis haben neun Märchen im Buch integriert.

Da einige Leser schier verzweifelte Stunden vor den Seiten des Wimmelbuches verbracht haben, gibt es nun die Auflösung, welche Märchen Sie wo finden können:

 

 

Bayreuth wimmelt: Die Märchen-Auflösung

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Meistersinger-Wimmelbild

Wagner im Wimmelbuch: Diese Opern sind versteckt

Seit September 2018 ist das Buch “Bayreuth wimmelt”  im Handel erhältlich. Die Zeichner Jürgen Schanz und Ralph Dornis haben darin 492 echte Bayreuther als Comicfiguren integriert. Anhand von Fotos haben sie Personen originalgetreu nachgezeichnet. Neben Politikern, Bayreuther Originalen und ganz normalen Bürgern, sind im Buch auf jeder Doppelseite Hinweise auf Wagner-Opern versteckt. Haben Sie schon alle gefunden?

Hier gibts die Auflösung!

Wagner-Opern aus dem Bayreuther Wimmelbuch

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Hier sehen Sie wie die einzelnen Bayreuther ins Wimmelbuch gelangt sind:

Zeichnungen: “Bayreuth wimmelt”

 

Kulturreferent: Benedikt Stegmayer kommt zum 1. Mai

Seit Januar 2018 ist die Stelle des Referenten für Kultur und Tourismus in Bayreuth verwaist. Jetzt steht fest: Das Warten auf den Nachfolger des bis heute letzten Kulturreferenten Fabian Kern hat bald ein Ende. Die Stadt Bayreuth erwartet den erst 37 Jahre alte Benedikt Stegmayer am 1. Mai in Bayreuth. Wegen des Feiertags wird sein erster Tag im Rathaus der 2. Mai sein.

Der Stadtrat hat Stegmayer am 30. Januar zum Kulturreferenten gewählt. Zuvor wurde bereits Tobias Knoblich gewählt, der den Job dann wegen eines Angebotes aus Erfurt ausschlug.

Stegmayer studierte unter anderem in Cambridge und Paris Philosophie, Literatur, Geschichte und Kunstgeschichte. Danach arbeitete er von 2008 bis 2011 als Geschäftsführender Gesellschafter des Verlags für zeitgenössische Kunst und Theorie, ehe er von 2011 bis 2015 als Beauftragter für Bildende Kunst zur Stadt Mannheim wechselte. Seit 2015 leitet Stegmayer das Kulturamt der Stadt Esslingen am Neckar.

„Benedikt M. Stegmayer hat den Stadtrat aufgrund seiner fachlichen Kompetenz und Berufserfahrung überzeugt. Es ist ein gutes Signal, dass die Position des Kultur- und Tourismusreferenten nun wieder qualifiziert besetzt werden kann.“ (Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe)

Das Datum wurde im Zuge der Haushaltsberatungen des Stadtrats am Montag bekannt. Auch die Stadt Esslingen bestätigt auf Nachfrage, dass sich die Esslinger Verwaltungsspitze und Benedikt Stegmayer auf einen Austritt zum 30. April geeinigt haben. Somit steht einem Arbeitsbeginn in Bayreuth ab Mai nichts mehr im Wege.

Eine Geschichte darüber, was das Internet über Bayreuths neuen Kulturreferenten verrät, finden Sie hier.

Teller mit Faschingskrapfen

Die Krapfen-Trends 2019: Was ist drin?

Am 5. März ist der deutschlandweit beliebteste aller Narrentage, der Faschingsdienstag. In der zweiten Märzwoche wird auch das Krapfen-Angebot beim heimischen Bäcker wieder explodieren. Doch auch jetzt sieht man sie schon in der Auslage dicht an dicht aneinander liegen – bedeckt mit Puderzucker, Zuckerguss oder Streuzucker. Manchmal auch mit Schokolade überzogen.

Die Krapfen sind in fränkischen Bäckereien als “Ausgezogene” oder “Küchla” sowie als gefüllte Varianten verfügbar. Meist enthalten sie Hiffenmark oder Kirschmarmelade. Doch im Laufe der Zeit, gab es auch im Krapfen-Milieu einige Experimente.

5 Trendsorten für 2019

Für alle, die ihrem Gaumen, mal ein neues Geschmackserlebnis bieten möchten, haben wir hier die Krapfen-Trends 2019 bei Bäckereien in Bayreuth gesammelt. Drei Bäckereien haben mit besonders seltenen Varianten überzeugt:

1. Apfelkrapfen

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Schon optisch sticht er, seiner länglichen Form wegen, auf dem Krapfenteller hervor. Außen zwar ganz schlicht mit Streuzucker, innen mit einer stückigen Apfelfüllung, ähnlich wie man sie aus einer Apfeltasche kennt. Fruchtig und süß – schmeckt nach einem Kindheitstag in Omas Garten.

2. Mozart-Krapfen

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Marzipan trifft auf Pistaziencreme, Nougat und Schoko. Angelehnt an die Salzburger Mozartkugel, ist dieser Krapfen etwas für alle Feinschmecker, die es gerne besonders süß und vielseitig mögen. Die Creme schmilzt zart auf der Zunge und verzuckert blitzschnell einen tristen Wintertag.

3. Cappuccino-Krapfen

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Außen schwarze und weiße Schokolade, innen eine dicke Creme, die nach Kaffee schmeckt. Wenn auch optisch nicht ganz so hübsch anzusehen, definitiv etwas für Kaffee-Liebhaber und intensiv im Geschmack. Wenn es mal schnell gehen muss, dann reicht auch dieser Krapfen ganz ohne eine flüssige Beilage. Wer eher dem Team Tee angehört, sollte wohl lieber die Finger davon lassen. Schmeckt nach einer ausgiebigen Kaffeepause im urbanen Café.

4. Baileys-Krapfen

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Außen ist er mit Mandelblättchen ummantelt, innen wartet eine helle sahnige Creme. Der Likör im Baileys-Krapfen schmeckt deutlich hervor. Doch was ist das eigentlich? Der originale Baileys entsteht aus irischem Whiskey und Rahm. Deswegen eher keine Krapfen-Sorte fürs Frühstück, sondern vielmehr zum Start in den Feierabend.

5. Spanischer Krapfen

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Der spanische Krapfen ist nicht so kugelrund wie seine Artgenossen. Auf den ersten Blick denkt man an Quarkbällchen oder Schneebälle, die man von Weihnachtsmärkten kennt. Im Inneren ist er voll mit einer cremigen “Nata”-Füllung, also einem spanischen Sahnepudding. Mit ihr wurde nicht gegeizt. 85 Prozent Füllung und ein dünner Teigmantel. Das hat mit unserem lokalen Krapfen nicht mehr viel zu tun. Erinnert eher an einen großen leicht süßen Windbeutel.


Die vorgestellten Krapfen-Sorten erhalten Sie bei folgenden lokalen Bäckereien:


Woher kommt die Tradition?

In einen traditionellen Krapfen gehören Mehl, Butter, Zucker, Eier, Milch, Hefe, Salz und ggf. etwas Arrak. Der Hefeteig wird anschließend in Butterschmalz ausgebacken. Die Tradition etwas in Schmalz auszubacken führt bis ins frühe Mittelalter zurück. Die ersten Krapfen wurden vermutlich “Craphon” genannt. Gebacken hat man sie in den Küchen alter Klöster zu besonderen kirchlichen Feiertagen. So gelangten sie in das Sortiment der städtischen “Eierbecken”, die auf die Herstellung von Schmalzgebackenen und Hörnchen spezialisiert waren. Ausgerüstet waren diese einst ausschließlich mit Pfanne und Röhre. Die Krapfen, die es in der Faschingszeit gibt, sollten helfen die Reste von Fett, Eiern, und Mehl zu verbrauchen, bevor man in die Fastenzeit startet. (Quelle: Genussregion Oberfranken)

Wer seinen Krapfen lieber traditionell mit Pflaumen- , Hagebutten- oder Kirschfüllung mag, der wird bei den Bayreuther Traditionsbäckereien fündig.

Pflaumenkrapfen-Füllung

Foto: red / cr

Serdar Keskin: Ein Mahnmal in der Sübkültür

Am Dienstagabend wird in der Kämmereigasse 9 1/2 ein besonderer Künstler auftreten. Einer, der  Menschen vertritt, die ihr Land nicht verlassen dürfen. Weil sie sich regierungskritisch geäußert haben. Der türkische Liedermacher Serdar Keskin tritt in der Subkültür auf und hat eine wichtige Botschaft, auch für Deutschland, im Gepäck.

In Mersin ist Keskin ein Star. 1967 in der Millionenstadt am Mittelmeer geboren, ist er nicht nur Musiker sondern auch Politikwissenschaftler. Er gilt als enger Verbündeter von Wissenschaftlern und Kulturschaffenden, die ihren Beruf unter Präsident Erdogan nicht mehr ausüben dürfen. Keskin singt von Freiheit und Liebe und den Verbannten damit aus der Seele.

Tasdelen übersetzt

Halil Tasdelen, Stadtrat der Bayreuther SPD, wird den Abend übersetzen. Mersin, die Millionenstadt am Mittelmeer, hat er schon mehrfach der Schwiegereltern wegen besucht. Allerdings, sagt er, sei ihm das Kulturhaus dort zunächst kaum aufgefallen. Heute weiß er: Lehrer und Dozenten, die wegen ihrer Regime-Kritik von der dortigen Universität verbannt wurden, sich davon aber nicht einschüchtern ließen, haben das Kulturhaus gegründet. Es sind mutige Leute, sagt Tasdelen, die sich trotz widrigster Umstände nicht den Mund verbieten lassen. Und die in der Kültürhane eine Institution gefunden haben, in der Meinung- und Kunstfreiheit noch gefördert wird. Eine Institution, die man als Cafeteria getarnte Akademie begreifen kann. Oder als Kulturverein getarnte Bibliothek. Die Macher sprechen von einem “Garten der Hoffnung”. Der Hoffnung darauf, dass die Meinungs- und Kunstfreiheit in der Türkei noch nicht unwiederbringlich verloren ist.

Lesestoff für Arbeiter und Schüler

Mit einer Bibliothek, die mehr als 10.000 allenvoran sozialwissenschaftliche Bücher zählt, wirbt die Kültürhane auf ihrer Website. Das Sortiment sei größer als das der Universität Mersin, von der die meisten der Verbannten kommen. Die Einrichtung wirbt zudem damit, dass sie einfache Arbeiter mit den Autoren der Bücher ins Gespräch bringe. Über Spenden wird Schülern aus armen Familien ein Leseausweis für die Bibliothek spendiert. Auf der Homepage der Sübkültür ist zu lesen, wie man die Macher der Kültürhane unterstützen kann.

Rund 100.000 Türken sind in den vergangenen drei Jahren per Notstandsdekret bereits aus dem Staatsdienst entlassen worden. Aufgrund regierungskritischer Äußerungen stehen sie unter Verdacht, Terroristen zu sein oder anderweitig die Staatssicherheit zu gefährden. Darunter Tausende Armeeangehörige und Polizisten, Lehrer und Universitätsdozenten.

Betroffene auch in Bayreuth

Eine, die ihren Beruf deshalb nicht mehr nachgehen konnte und das Land verlassen musste, ist Eylem Camuroglu Cig. Seit zwei Jahren ist die Stipendiatin der Philipp Schwartz-Initiative der Alexander von Humboldt-Stiftung an der Uni Bayreuth zu Gast und als Dozentin am Lehrstuhl für Digitale und Audiovisuelle Medien tätig.

In der Türkei sei sie zuvor zweimal gefeuert worden. Weil sie 2016 eine Petition für den Frieden mit den Kurden unterschrieben habe. Einige, die das auch getan haben, fanden sich anschließend im Gefängnis wieder. Andere haben ihren Pass verloren und können nicht mehr ausreisen um davon zu erzählen. Den meisten Mitgliedern der Kültürhane geht es so. Cig kam sozusagen mit einem blauen Auge davon. Umso wichtiger, dass Keskin kommt.

Keskin als Mahnmal

Katharina Fink ist eines der Mitglieder der Sübkültür, die Serdar Keskin jetzt nach Bayreuth geholt haben. Und geht es nach Fink, kommt der Liedermacher wie ein Mahnmal nach Deutschland. “Noch ist es komfortabel hier zu leben. Aber an der Türkei kann man sehen, wie schnell sich das ändern kann. Dann ist es wichtig, dass man Netzwerke hat.” Auch dafür ist der Abend in der Sübkültür wichtig. Etliche Türken werden erwartet, denen es wie Eylem Camuroglu Cig erging.

Cig glaubt, dass sich die Stimmung in Deutschland in den vergangenen Monaten bereits geändert hat. Umso mehr freue sie sich auf Keskirs Lieder von Freiheit und Liebe.

Ihr Lieblingslied heißt bezeichnenderweise Ütopya – Utopia – und klingt so:

 

 

“Zuckerl” und Kino: Was das Netz über Bayreuths neuen Kulturreferenten verrät

Nachdem die Stelle des Leiters für die Bereiche Kultur und Tourismus seit Januar 2018 verwaist war, wählte der Stadtrat vergangenen Mittwoch Benedikt M. Stegmayer zum neuen Kulturreferenten und berufsmäßigen Stadtrat. Doch wer ist dieser Stegmayer? Eine Spurensuche im Internet.

Zunächst einmal: Auf das M. scheint Stegmayer keinen allzu großen Wert zu legen. Der Kulturamtsleiter der Stadt Esslingen – 93.000 Einwohner, Regierungsbezirk Stuttgart – lässt bei Auftritten im Internet den Anfangsbuchstaben seines zweiten Vornamens selbst weg. Machen wir es also genauso.

Danach fällt auf: Anders als Tobias Knoblich, der eigentlich Bayreuths neuer Kulturreferent hätte sein sollen, sich dann in letzter Sekunde doch für einen Verbleib in Erfurt entschied, gibt Stegmayer im Internet auf den ersten Blick recht wenig über sich Preis. Einen Wikipedia-Eintrag, wie Knoblich ihn hat, sucht man bei Stegmayer vergeblich.

Tobias Knoblich auf Wikipedia.de

Nun ist Knoblich aber nicht nur zehn Jahre älter als der 37-Jährige Stegmayer, sondern eben auch Dezernent in der thüringischen Landeshauptstadt. Stegmayer dagegen leitete bislang “nur” das Kulturamt der Stadt Esslingen wenn das auch schon seit drei Jahren. Das mit dem Wikipedia-Eintrag kann also noch kommen – ist aber eigentlich auch gar nicht nötig.

Denn bei genauerem Hinsehen findet man auch über den öffentlichen Teil seines Facebook-Profils mehr über Stegmayer heraus, als ihm vielleicht lieb ist.

Ski und Tennis

So scheint der gebürtige Kiefersfeldener gerne auf die Piste zu gehen. Also auf die Skipiste. Nur ob mit Skiern oder Snowboard, das wird auf den Fotos, die ihn mit einer Frau im Lift zeigen, nicht ganz klar. Immerhin: Er trägt Helm. Willkommen also am Rande des Fichtelgebirges, Mister Referent.

Auf die Piste scheint Stegmayer aber auch anderweitig gerne zu gehen. Und das lässt hoffen für die Bayreuther Pop- und Subkultur-Szene, die sich neben Wagner und Wilhelmine hier noch nie so wirklich ernst genommen fühlte. Mit Bedauern muss Stegmayer zur Kenntnis genommen haben, dass die Betreiber einer Mannheimer Bar namens Woodstöckl Ende 2016 die Stühle endgültig hochstellten. Zuvor wurde dort Bier getrunken, Rock’n’Roll gehört und Kicker gespielt. Stegmayer scheint das gefallen zu haben. Die Betreiber von Rosa Rosa, Phonebox, Kanapee, Plectrum und Co freuen sich schon auf den Referenten.

Vielleicht war es einer dieser Abende im Woodstöckl, als Benedikt Stegmayer, dessen Vater Bildhauer, Mutter Kuratorin, Tante Opernsängerin und Onkel Cembalo-Bauer ist, die Partyband “Butta bei de Fische” gehört und für gut befunden hat. Eine Band, die einen “hochprozentigen Party-Total-Cocktail ” verspricht. Na dann mal hoch die Tassen.

Zuckerl und Wein

Was weiß das Netz noch so? Dass der Neue einen SPD-Politiker gut findet, der sich auf die Fahnen geschrieben hat, für bezahlbaren Wohnraum zu sorgen – ein heißes Eisen, auch in Bayreuth. Außerdem, dass Stegmayer ein Online-Kurzfilm-Magazin mit dem Namen Bermuda-Shorts mag und wahrscheinlich auch Yoga macht.  Zumindest gefällt ihm die Seite eines Anbieters von Kursen, der einen Teil seiner Einnahmen spendet und glaubt, dass die einzige Voraussetzung, um seine Übungen auszuführen, ist, dass man einen Körper hat.

Dazu mag Stegmayer den Tennisclub Weinheim an der Bergstraße, der in der 1. Bundesliga aufschlägt und dort derzeit einen Platz im Mittelfeld der Tabelle belegt. Vielleicht, aber das wird auf den Bildern nicht ganz klar, greift Stegmayer selbst hin und wieder zum Schläger.

Und vielleicht muss er das auch. Denn allen Anschein nach ist Bayreuths neuer Kulturreferent auch ein Genussmensch. Fotos von gut gefüllten Bonbon- und leergefegten Weinregalen zieren sein öffentliches Facebook-Profil. Die Genussregion Oberfranken lässt grüßen.

Was überrascht ist die Anzahl von Stegmayers Facebook-Freuden. Überrascht deswegen, weil man sich vorstellen kann, wie viele Menschen wohl täglich um die Gunst des Chefs im Esslinger Kulturamt gebuhlt haben müssen und wieviele das zuvor schon taten, als er noch im deutlich größeren Mannheim Kunstbeauftragter der Stadt war. Was sich also aus seinen “nur” 413 virtuellen Freundschaften schließen lässt? Idealerweise das: Dass er sich nicht vereinnahmen lässt. Dass er für Klüngelei und Filz nicht anfällig ist. Es wäre der Stadt, in der so viele Kulturschaffende ihren Platz suchen, zu wünschen.

Radio und Kino

Zu guter Letzt mag Stegmayer einen nicht-kommerziellen Radiosender namens Bermudafunk, der unter anderem Musik für in Deutschland lebende Afrikaner sendet. Das wird das Iwalewahaus freuen. Der 37-Jährige scheint zudem ein Faible für Filmkunsttheater zu haben, was wiederum die Mitglieder von Kino ist Programm, Uni-Kino und dem Kurzfilmfest “kontrast” gerne hören dürften.

Ach ja: Stegmayer hat außerdem mit dem sogenannten Kulturkabinett sympathisiert – einer kleinen Bühne, die Jazz genauso wie Impro-Theater zeigt. Zentrum, Becher-Saal und Co. können schon mal vorsorglich einen Platz für den neuen Referenten freihalten. Obwohl: Vielleicht braucht Stegmayer den gar nicht. Vielleicht nimmt er gleich auf der Bühne Platz. Andernorts soll er schon als Poetry-Slammer aufgetreten sein.

Weltoffen und sozial

Was bleibt noch zu sagen? Durch seine Likes für ein Eine-Welt-Forum und einen syrischen Fotografen, vermittelt Stegmayer eine weltoffene, tolerante Haltung. Macht durchaus Sinn bei jemandem, der in Cambridge und Paris Philosophie und Geschichte studiert hat.

Ein soziales Gewissen scheint Bayreuths neuer Kulturreferent auch zu haben. Darauf schließen lässt sein Like für einen Betreiber von Second-Hand-Kaufhäusern und kleinen Lebensmittelläden, die sich dort in der Stadt niederlassen, wo es die großen Discounter niemals täten.

Jean Paul.

Trotz alledem, brauchen sich die Fans von Wagner, Jean Paul, Steingräber und Wilhelmine keine Sorgen zu machen. Bayreuths neuer Kulturchef kann auch Hochkultur. Er soll schließlich schon Ausstellungstexte verfasst und übersetzt, als Kurator und Kunstkritiker gearbeitet und einen Verlag für zeitgenössische Kunst und Theorie gegründet und geleitet haben.

Nicht, dass das jemand bezweifelt hätte. Aber Stegmayer scheint ernst zu meinen, was er der Stuttgarter Zeitung einst in einem Interview sagte:

„Man darf keine Kulturdisziplin isoliert betrachten, sondern muss interdisziplinär denken und arbeiten.“ (Benedikt Stegmayer)

Jetzt braucht der Hoffnungsträger nur noch eine Bleibe. Wohnen tut Stegmayer bislang in einem Fachwerkhaus, das als eines der schönsten Esslingens gilt. Rund um die Kämmereigasse könnte es ihm aber auch gut gefallen.

Kämmereigasse Bayreuth. Foto: Wikimedia

Für Wagner in die Wüste: Die Walküre in Abu Dhabi

Die Bayreuther Festspiele in Abu Dhabi. Foto: Doris Steffel-Förster

Die Bayreuther Festspiele in Abu Dhabi. Foto: Doris Steffel-Förster

Interview mit einem Sprayer (Teil 2): “Nach zehn Minuten steigt das Risiko”

Zum Thema Graffiti gibt es so viel zu sagen, wie es Standpunkte dazu gibt. Im ersten Teil unseres Interviews wollten wir wissen, wie der Sprüher Soon zum Malen gekommen ist. Im zweiten Teil gehen wir noch etwas weiter und wollen über Genzen und das Suchtpotential des illegalen Sprühens reden.

Was bedeutet dein Name „Soon“?

Ich hatte früher schon andere Namen mit Doppel-O. Soon ist bei einer wilden Feierei entstanden und beschreibt meinen Charakter sehr gut. Sobald es etwas gibt, das ich will oder für das ich stehe, wird es eben auch “bald“ gemacht. Das OO hat einen Wiedererkennungswert, man kann es gut im Comic-Style verwenden und darin eine Message einbauen. Beispielsweise: Augen weg vom Handydisplay, geht mit offeneren Augen durch die Welt und nehmt euer Umfeld bewusster war! Den Namen, den man sprüht, nimmt man in gewisser Form an, schleift ihn und verbindet ihn mit der eigenen Persönlichkeit.

Bist du auf ein Bild besonders stolz?

Mir bedeutet jedes Bild, das gerade fertig geworden ist, viel. Aber es gab da mal eine richtig große Aktion, die so nie wieder geschehen wird. Das hat mich sehr geprägt und ich weiß, dass das nie wieder so kommen wird.

Gibt es Grenzen?

Es gibt auf jeden Fall Limits. Ich gehe schon bewusst ran und überlege, wo ich das Graffiti platziere. Das sind dann so Sachen wie, ist es ein Altbau oder eine öffentliche Fläche, was ich vorziehe, weil ich keine Einzelpersonen belasten will. Man muss reflektiert darüber nachdenken. Und Limits entstehen auch bei der Ortswahl für ein Graffiti, wie befahrene Autobahnen, Züge und Stromkästen – es ist immer davon abhängig wo und wie man malen geht. Zeit ist aber der wichtigste Faktor um das Risiko klein zu halten.

Foto: Soon.

Wo malst du am liebsten?

Überall ist eine ganz andere Atmosphäre, das ist der Hauptgrund warum ich an unterschiedlichen Medien unterwegs bin. Man kommt an Orte, wo sonst kein Mensch hinkommt und die in der öffentlichen Wahrnehmung nicht existieren.

Wenn ein Güterzug vorbei fährt und man liegt im Gleisbett und alles vibriert, das ist eine ganz besondere Atmosphäre.

Anders ist es in der Stadt, da ist mehr Leben. Beim Bahnhof weiß man, dass die Security kommen kann. Jeder Ort hat einen anderen Charakter. Nachts in der Stadt ist es diese einkehrende Ruhe, die man trotz der Hektik spürt. Die Stadt schläft, es ist kein Geräusch zu hören und nichts lenkt einen ab. Züge sind die Königsdisziplin, das ist mit viel Planung verbunden und die größte Herausforderung des Malens. Und natürlich auch der größte Sachschaden. Ich male nicht gerne permanent Züge, weil ich auch mal runter kommen will vom Stress und dem Kick. Der Schlafrhythmus geht kaputt, beim Zug ist man um 5 Uhr morgens daheim und muss am nächsten Tag in der Arbeit stehen. Bei Autobahnen spielt auch einfach die Dreistigkeit eine Rolle, die Autos können auf der Autobahn schlecht einfach so anhalten. Man darf auch nicht länger als zehn Minuten brauchen, ansonsten steigt das Risiko. Es kommt auch auf die Lebenssituation an, manchmal ist man sehr risikofreudig und will viel produzieren. Und dann gibt es wieder ruhigere Phasen.

Macht es süchtig?

Auf jeden Fall. Gerade am Anfang der Graffitigeschichte war es übrigens auch ein Mittel um von Gewalt und Drogen wegzukommen.

Es hat einen so hohen Suchtcharakter, dass man sich dabei komplett vergessen und hinten anstellen kann.

Ich trinke zum Beispiel nicht oder sehr wenig, weil es mir wichtiger ist, malen zu gehen als zu saufen. Das Suchtmittel Graffiti hält einen da zurück.

Was denkst du über die Menschen, die sich über Graffiti aufregen?

Einerseits hat man natürlich Verständnis. Auf der anderen Seite denke ich mir, wie kann man sich über Kleinigkeiten wie Farbe und einem Schriftzug an einer grauen Wand so aufregen. Es gibt so viel anderes in dieser Welt über das man sich aufregen kann. Daher ist es dann eher ein Bedauern und auch Wut, worüber und wie Menschen sich aufregen können, die aber selbst nicht besser sind in anderen Bereichen. Wir durchlaufen gerade aktuell einen gesellschaftlichen Wandel mit der Verlagerung nach rechts, Nazipropaganda wird wieder salonfähig, Ausbeutung und Kriege an deren Entstehung der Westen Mitschuld hat, zwingen Millionen Menschen zur Flucht, von der Umwelt haben wir uns schon lange unbewusst verabschiedet und schauen gemütlich von daheim aus bei deren Zerstörung zu.

Die Leute sollten lieber mal bei sich selber anfangen und die wahren Probleme unseres Konsums, und den Umgang mit den Mitmenschen reflektieren. Jeder hat das Recht, den öffentlichen Raum zu gestalten, solange ich dabei niemandem körperlichen Schaden zufüge.

Hast du Angst erwischt zu werden?

Man lernt mit dem Risiko umzugehen und die Anspannung auszuhalten. Abschalten kann man nie, vor jeder Aktion spürt man das Zittern und geht die Konsequenzen durch. Als junge Person ist man natürlich mehr im Schema der Polizei drin. Ich kenne aber auch Familienväter, die immer noch ihre zwei bis drei Züge im Jahr malen und nicht davon loskommen. Irgendwann möchte ich an einen Punkt kommen, an dem ich sagen kann, dass ich erlebt habe, was ich erleben wollte und erreicht habe, was ich erreichen wollte und dann werde ich auf jeden Fall aufhören – oder auch nicht, wer weiß das schon.

Lieber sprühen in Bayreuth oder sprühen in Berlin?

Man ist hier eingeschränkter und hat nicht so sehr den Schutz der Stadt, deshalb muss man vorsichtiger sein. Bayreuth kennt keine Anonymität, weil sich hier irgendwann alle kennen. Man muss sich zurückschrauben, aber es gibt andere Möglichkeiten wie alte Industrieanlagen im Fichtelgebirge.

Was sind die Vorsichtsmaßnahmen?

Sei drei Schritte voraus! Man darf nichts daheim rumliegen lassen und nicht medial kommunizieren. Wem erzählt man von seinem Hobby. Vorher wird ein Ort beobachtet, um ihn einschätzen zu können, um die Gegebenheiten zu checken, Fluchtwege auswählen und manchmal gehen ein bis zwei Leute mit, um dich warnen zu können.

Hast du einen künstlerischen Ansatz?

Künstlerisch will ich mich auf jeden Fall ausleben, es muss schon was hermachen, wenn es der Öffentlichkeit ausgesetzt wird. Kreativität, Planen, das Aussuchen von Farben, das ist ein wunderschönes Spiel ohne Grenzen, bei dem man niemals alles ausprobiert hat. Es fasziniert mich, deswegen lege ich Wert auf Buntes. Es ist eine Mischung aus Kunst, Hobby und dem Protest, sich die Frechheit zu nehmen sein Umfeld zu gestalten.

Ist Graffiti Rebellion? Und wenn ja, wogegen?

Es ist in gewisser Weise urbane Rebellion, wenn man sich die Wurzeln des Graffiti anschaut, wie die Tags entstanden sind. Die sind auf Gangs zurück zu führen, die damit die Gebiete aufgeteilt haben. In den 60ern haben Jugendliche in den Suburbs und Ghettos Amerikas gemerkt, dass sie mit einem Synonym aus dem alternativlosen Leben ausbrechen und damit berühmt werden können. Ein Protest gegen die Leitkultur, indem man sich als Subkultur über Regeln und Normen hinwegsetzt. Ob gesellschaftlich oder politisch variiert von Bild zu Bild.

Für mich persönlich ist es ein Aufschrei gegen die anonyme verstädterte Welt, in der so viele Personen und Reize auf einen einprasseln. Frei vom Zwang der Werbung konsumieren zu können und den Menschen einen Moment des Innehalten zu geben.


So kam es zum Treffen

Besonders einfach ist es nicht, den Kontakt zu einem illegalen Sprüher herzustellen. Noch schwieriger ist die Durchführung. Maskiert, keine Namen, keine Audio-/Videoaufnahmen sind die Bedingungen. Was bedeutet, dass man sich in einem Raum mit einer maskierten Person wiederfindet und als einziges Hilfsmittel Stift und Papier hat.