Der Bayreuther Stadtrat hat am Mittwoch dem Beginn des Bebauungsplanverfahrens am Eichelberg mehrheitlich, mit 25 zu 15 Stimmen, zugestimmt. Erste Planentwürfe für das Gelände liegen bereits vor, Änderungen im Verlauf der Umsetzung sind nach Prüfung aller Aspekte allerdings möglich. Unterhalb des Panorama-Weges kann so künftig ein Neubaugebiet aus Einfamilien- und auch Reihenhäusern entstehen. Mindestens 100 Bauplätze sind dort angedacht, da dringend mehr Wohnraum im Stadtgebiet benötigt wird.
Bereits im April hatte sich eine Bürgerinitiative gebildet, die zwar nicht grundsätzlich gegen das Neubaugebiet unterhalb des Panoramaweges sei, aber fordert, dass alles in einem beherrschbarem Maß ablaufe – seitens des Straßenverkehrs und auch, was die Anzahl der geplanten Wohneinheiten betreffe.
Sind die Kosten für den Bau einer Flutlichtanlage im Hans-Walter-Wild-Stadion wirklich drastisch gesunken, wie der Geschäftsführer der Spielvereinigung Bayreuth, Mathias Fleischmann, in einem Gespräch mit dem Bayreuther Tagblatt gesagt hat? Die Stadtbaureferentin Urte Kelm sagt nein. Und sie verneint auch einige andere Aussagen des SpVgg-Chefs.
Dass mittels moderner LED-Technik die Kosten für den Flutlichtbau im städtischen Stadion von ursprünglich zwei Millionen auf jetzt 500.000 Euro gesenkt werden könnten, hält Kelm für unwahrscheinlich. “Die Bauverwaltung bestätigt das nicht”, sagt Kelm. Ihr sei nicht bekannt, ob in den Berechnungen der Spielvereinigung auch alle weiteren Arbeiten rund um das Flutlicht selbst – wie Trafos, beleuchtete Fluchtwege, Leitungen für Strom und Sicherheitsstrom – berücksichtigt wurden.
Auch, dass sich der Flutlichtbau günstiger gestalte, weil keine Masten mehr gebaut werden müssten, sondern die Lichter an den Dächern der alten und neuen Überdachung angebracht werden könnten, schließt Kelm aus. “Eine Aufhängung an der alten Bedachung ist nicht möglich”, sagt Kelm. Der Grund dafür sei eine Lastenbeschränkung des Daches über der Sitztribüne.
Zu guter Letzt erteilt die Referentin auch Plänen, wonach noch in diesem Jahr mit dem Flutlichtbau begonnen werden könnte, eine Absage. Man befinde sich noch im Planungsstadium, danach müssten die Arbeiten ausgeschrieben werden.
Keine Antwort von Event-Agenturen
Dass der Bau eines Flutlichts im städtischen Stadion auch anderweitige Vorteile für Bayreuth hätte, könne laut Kelm zum jetzigen Zeitpunkt ebenfalls nicht bestätigt werden. Wiederholte Anfragen der Stadt bei den zwei größten regionalen Event-Agenturen Semmel-Concerts und Veranstaltungsservice Bamberg seien unbeantwortet geblieben.
https://www.bayreuther-tagblatt.de/wp-content/uploads/2018/10/Bayreuther-Tagblatt-SpVgg-5-1.jpg6831024Redaktionhttps://www.bayreuther-tagblatt.de/wp-content/uploads/2020/03/01_BT_LOGO-BILD.pngRedaktion2019-05-29 18:38:552022-01-28 11:14:04Flutlicht im Stadion: Stadt widerspricht der Spielvereinigung
Eine Neuverteilung der Verkehrsflächen soll es künftig in Bayreuth geben. Und vor allem mehr Sicherheit für Radfahrer im Straßenverkehr. Dafür wollen sich verschiedene Bayreuther Vereine einsetzen und einen sogenannten Radentscheid nach Bamberger Vorbild aufziehen – dem ersten Radentscheid auf kommunaler Ebene. Am Montag war Radentscheid-Initiator Christian Hader aus Bamberg in der Bayreuth um Tipps zu geben und Erfahrungen zu teilen.
Vorbild Radentscheid Bamberg
Christian Hader ist 38 Jahre alt, selbstständiger Physiotherapeut und Initiator des Radentscheides Bamberg. Er hat es geschafft, in Bamberg Interessierte zu finden und im Frühjahr 2016 ein erstes Treffen gestartet. Die Freiwilligen sammelten Unterschriften in der Bamberger Innenstadt, waren alle drei Monate zu einem Jourfixe mit dem Oberbürgermeister Andreas Starke in Verhandlung und schafften es im vergangenen Jahr bereits innerhalb eines Monats die nötigen 3.300 Unterschriften zu sammeln, um ein Bürgerbegehren für insgesamt zehn schriftlich festgehaltene Ziele des Radentscheides, veranlassen zu können. Letztlich kamen in den zwei Folgemonaten noch weitaus mehr Unterschriften zusammen, als benötigt. Zu den Bamberger Zielen gehörten unter anderem radgerechte und sichere Schulwegrouten, Radschnellwege für den Pendelverkehr oder der Schutz der Radfahrer an viel befahrenen Hauptstraßen.
(Mitte) Christian Hader, Initiator des Bamberger Radentscheides, referierte am Montag in der Bayreuther Brauereischänke darüber, was zu einem Radentscheid nötig ist. Foto: red
Letztendlich konnte festgesetzt werden, dass zwei Fahrradstraßen mit zwei Metern Breite, statt der festgesetzten 1,50 Metern Abstand zum motorisierten Verkehr, errichtet wurden und bis 2025 5.000 Fahrradparkplätze geschaffen werden sollen. Christian Hader hat den Weg zum Radentscheid Bamberg, dessen Schwierigkeiten und Erfolge in seinem Buch “Was möglich ist – der Radentscheid Bamberg” niedergeschrieben. Zum Gespräch mit ihm hatten sich Vertreter von ADFC Bayreuth, Critical Mass Bayreuth, vom Transition Haus e.V. , Greenpeace, dem “Forum 1.5” sowie Vertreter von SPD und den Grünen versammelt.
Christian Haders Buch zum Radentscheid Bamberg. Kürzlich erschienen im Thiemo Graf Verlag. Foto: red
Der Beginn einer Idee
“Der Weg zum Radentscheid verläuft nie linear. Die Unterschriftenliste ist der Stamm, danach entwickeln sich einzelne Verzweigungen”, sagt der 38-jährige Christian Hader. Die Bayreuther stehen jetzt noch am Beginn ihres Vorhabens. Es gibt Interessierte und erste Ideen. Ein greifbares Konzept wird erst in den kommenden Monaten entstehen. Einer der Bayreuther Initiatoren ist Daniel Brunnabend.
Um einen Bürgerentscheid erreichen zu können sind 3.500 Unterschriften von insgesamt 57.162 Wahlberechtigten in Bayreuth nötig.
(Daniel Brunnabend)
Forderungen des Radentscheides können möglicherweise folgende Themen umfassen:
Sichere Kreuzungen durch geringe Abbiegegeschwindigkeiten schaffen
Mehr Abstellmöglichkeiten für Fahrräder im öffentlichen Raum schaffen
Mindeststandards für Radwege schaffen, wie zum Beispiel eine Breite von 2 Metern
Radschnellwege ins Umland
mehr Geld für den Radverkehr investieren
Diese Ziele müssen aber noch konkretisiert und auf Bayreuth adaptiert werden. Sie dienen vorab als erster Denkanstoß und Grundlage für weitere Diskussionen.
Was in Bayreuth laut ADFC verbessert werden kann
Heute werden vier Euro pro Bayreuther im Jahr ausgegeben. Das könnte man mindestens vervierfachen.
(Stefan Steurer, ADFC Bayreuth)
Denn zum Vergleich: In Kopenhagen würden beispielsweise 35 Euro pro Einwohner im Jahr investiert. Das Ergebnis des aktuellen Fahrradklima-Tests, wo Bayreuth mit einer Note von 3,9 abgeschnitten hat, sei eine schwache Leistung gewesen, sagt Steurer. Unschön fände er vor allem die Fahrradstraße am Röhrensee. Denn die Parkbuchten entlang der Fahrradstraße würden dem vorgeschriebenen Sicherheitsabstand zum Radverkehr nicht gerecht werden. Die Lage sei aufgrund der parkenden Fahrzeuge, die die Straße nur schwer einsehen können, angespannt. “Bei den Radfahrern fährt hier die Angst mit. Das sollte insbesondere in einer Fahrradstraße nicht der Fall sein”, sagt Steurer. Außerdem sei die blaue Brücke gegenüber des ZOH über den Roten Main viel zu schmal für Radler und entlang vieler Radrouten durch der Stadt seien die Bordsteine nicht abgeflacht.
Wer Interesse hat mitzuwirken und sich für ein Radbegehren in Bayreuth stark machen möchte, kann sich beim ADFC Bayreuth oder bei Daniel Brunnabend melden. Ein weiteres Treffen ist in voraussichtlich in den kommenden drei Wochen geplant.
https://www.bayreuther-tagblatt.de/wp-content/uploads/2019/05/Radweg-Iwalewa-1.jpg6831024Redaktionhttps://www.bayreuther-tagblatt.de/wp-content/uploads/2020/03/01_BT_LOGO-BILD.pngRedaktion2019-05-28 13:00:562020-03-10 15:53:58Ein Radentscheid nach Bamberger Vorbild: Erstes Treffen in Bayreuth
Im Landkreis sind die Stimmen etwas anders verteilt als in der Stadt Bayreuth.
Deutlich mehr, nämlich 46 Prozent der Wähler, haben die CSU gewählt. In der Stadt sind das nur 20 Prozent, im Bundesdurchschnitt kommen CDU/CSU auf 28 Prozent. (Vergleich 2014: +1 Prozent)
Die SPD verliert auch im Kreis und kommt auf 11 Prozent. In der Stadt sind es 12 Prozent im Bundesdurchschnitt 15. (Vergleich 2014: -11 Prozent)
Die Grünen holen im Kreis deutlich weniger Stimmen. Während sie in der Stadt von fast 24 Prozent gewählt werden, sind es im Kreis nur 14 Prozent und damit gut 7 Prozent weniger als im Bundesdurchschnitt. (Vergleich 2014: +6 Prozent)
Die AfD kommt im Kreis aus 8 Prozent, in der Stadt auf rund 7 und im In Deutschland auf 11. (Vergleich 2014: +1 Prozent)
Die Freien Wähler kommen im Kreis auf überdurchschnittlich gute 7 Prozent, in der Stadt sind es nur 3. (Vergleich 2014: +1 Prozent)
Die FDP liegt im Kreis mit etwa 2 Prozent gut 3 Punkte unter dem Wert der Stadt, der in etwa dem Bundeswert entspricht. (Vergleich 2014: +-0)
Die ÖDP liegt im Kreis bei 2 Prozent, Die PARTEI in etwa auch, die Tierschutzpartei kommt auf 1 Prozent.
Die PARTEI zieht demnach mit drei Abgeordneten ins EU-Parlament ein. Die Freien Wähler entsenden zwei Abgeordnete, ÖDP, Tierschutzpartei, Familienpartei, Piraten und Volt jeweils einen.
Die Wahlbeteiligung im Kreis liegt bei etwa 60 Prozent oder bei 50.500 von 84.000 Wahlberechtigten. Das sind 20 Prozent mehr als bei der Europawahl 2014.
https://www.bayreuther-tagblatt.de/wp-content/uploads/2019/05/wahl-kreis-1.jpg6831024Redaktionhttps://www.bayreuther-tagblatt.de/wp-content/uploads/2020/03/01_BT_LOGO-BILD.pngRedaktion2019-05-26 20:52:022022-03-10 14:22:36Europawahl: Der Landkreis hat gewählt
Die Bayreuther haben bei der Europawahl etwas anders abgestimmt als der Bundesdurchschnitt.
Kam die Union aus CDU/CSU deutschlandweit nur auf 28 Prozent, stimmte in Bayreuth gut jeder Dritte für die CSU (33 Prozent). Damit liegt die CSU in Bayreuth bei etwa dem gleichen Wert wie bei der Europawahl vor fünf Jahren (-0,4 Prozent). Bayernweit stimmten 40 Prozent für die CSU.
Holten die Sozialdemokraten im Bundesdurchschnitt 15 Prozent der Stimmen, sind es in Bayreuth nur 12. Im Vergleich zur Wahl 2014 verliert die SPD in Bayreuth 12 Prozent!
Die Grünen wurden in Bayreuth von fast jedem Vierten (24 Prozent) und damit drei Prozent häufig als im deutschen Durchschnitt gewählt. (+ 9 zu 2014).
Kamen die Linken im Bund auf über 5 Prozent, gab es dafür in Bayreuth nicht einmal 3. (-0,7 zu 2014).
Ähnliches gilt für die AfD: Bundesweit bei 11 Prozent, in Bayreuth unter 8. (-0,6 zu 2014).
Die FDP pendelt sich dagegen in Bayreuth wie im bundesdeutschen Durchschnitt bei etwas über 5 Prozent ein. (-0,1 zu 2014).
Weitere Bayreuther Besonderheiten: Die PARTEI kommt in Bayreuth auf über 1000 Stimmen und damit auf gut 3 Prozent. (+2,4 zu 2014). Mehr als die Freien Wähler, die bei knapp unter 1000 Stimmen liegen. (-0,5 zu 2014).
Ebenfalls in Bayreuth noch relevant: Die ÖDP wird von 890 Bayreuthern gewählt (= 2,8 Prozent), die pro-europäischen Bürgerbewegung VOLT von 467 (= 1,5 Prozent) und die Tierschutzpartei von 402 (= 1,2 Prozent).
Die PARTEI zieht demnach mit drei Abgeordneten ins EU-Parlament ein. Die Freien Wähler entsenden zwei Abgeordnete, ÖDP, Tierschutzpartei, Familienpartei, Piraten und Volt jeweils einen.
Die Wahlbeteiligung lag in Bayreuth bei 57 Prozent. Das sind 32.000 von 57.000 Wahlberechtigten. Das sind 19 Prozent mehr als bei der Europawahl 2014.
https://www.bayreuther-tagblatt.de/wp-content/uploads/2019/05/wahl-1.jpg6831024Redaktionhttps://www.bayreuther-tagblatt.de/wp-content/uploads/2020/03/01_BT_LOGO-BILD.pngRedaktion2019-05-26 20:04:532022-03-10 14:22:09Europawahl: So hat Bayreuth abgestimmt
Die Stadt Bayreuth ist im vergangenen Jahr in ihrer Arbeit erneut in beachtlichem Umfang durch Spender unterstützt worden. Geld- und Sachspenden in Höhe von 84.968 Euro sowie weitere 2.500 Euro aus Sponsoring sind der Stadt 2018 zugeflossen.
Hinter diesen Zahlen stehen knapp 80 Einzelpersonen, Unternehmen sowie soziale und karitative Initiativen, die mit ihrem Beitrag unterschiedlichste Einzelprojekte unterstützt haben – von Förderprojekten im Bereich der städtischen Flüchtlingsarbeit, der Schulen oder Kultur bis hin zur Arbeit in den städtischen Kindertagesstätten oder im Tiergehege Röhrensee.
https://www.bayreuther-tagblatt.de/wp-content/uploads/2019/05/spenden-1.jpg6831024Redaktionhttps://www.bayreuther-tagblatt.de/wp-content/uploads/2020/03/01_BT_LOGO-BILD.pngRedaktion2019-05-23 11:08:222020-03-10 15:53:59Großzügig: Stadt erhält 85.000 Euro an Spenden
Am Samstag ist die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, Beatrix von Storch, zu Gast im RW21 gewesen. In der Black Box, im Untergeschoss des Gebäudes, hielt sie gemeinsam mit Sylvia Limmer und Bernhard Zimniok eine Wahlkampfrede zur anstehenden Europawahl. Aufgrund des Schutzes ihrer Person war auch das Bundeskriminalamt mit vor Ort. Vor dem RW21 haben sich zu diesem Anlass rund 150 Gegendemonstranten platziert.
Ein Ort, an dem alle willkommen sind, oder?
Das RW21 ist vor und während der AfD-Wahlveranstaltung von Security und Polizeibeamten umstellt. Foto: red
Eigentlich ist das RW21 ein Ort, an dem alle willkommen sind – so formuliert es auch die MUT-Partei an diesem Samstagabend. Da einst im Stadtrat beschlossen wurde, dass das RW21 für politische Zwecke gemietet werden darf, ist es somit auch der AfD für Wahlveranstaltungen zugänglich. Ganz legitim.
Die Stadtbibliothek betont, dass sie eine öffentliche Bildungs- und Kultureinrichtung sei, die für alle Interessierten zu Verfügung stehe.
Das RW21 (…) weist darauf hin, dass laut Stadtratsbeschluss verschiedene Veranstaltungsräume aus städtischem Besitz für Parteien, Wählergruppen und politische Veranstaltungen zur Verfügung gestellt werden, darunter auch die Black Box im RW21. Wir geben bekannt, dass diese Veranstaltungen unabhängig von der eigenen Programmplanung des RW21 stattfinden und nicht von uns verantwortet werden.
(RW21 Stadtbibliothek via facebook)
Trotzdem führt die Tatsache, dass Beatrix von Storch hier am Samstagabend in der Black Box reden wird, bei vielen Gegnern zu Wut, Angst, Traurigkeit und vor allem Redebedarf. Stadtratsmitglied Klaus Wührl-Struller bekräftigt, dass man in der Politik auch aktiv werden muss und unterstützt somit die Gegendemonstration, die “Die Partei” federführend unter dem Titel “Demo gegen Braunstörche und Blaufußtölpel in Innenstädten” ab 18 Uhr bei der Stadt angemeldet hat.
Natürlich freuen wir uns nicht, wenn die AfD städtische Räume für ihre Veranstaltungen nützt. Aber verstecken ist keine Lösung. Zur Demokratie gehört auch der Mut, sich ihren Gegnern zu stellen.
(Klaus Wührl-Struller, Bündnis 90 / Die Grünen und Unabhängigen)
Kritik: Fehlende sichtbare Erklärung zur Demokratie in städtischen Räumen
Wührl-Struller verteidigt außerdem den Beschluss des Stadtrats, städtische Räumlichkeiten wie z.B. die Black Box für alle politischen Veranstaltungen zu öffnen, denn: „Wegen eines schwarzen Schafes würden wir die Weide für alle Schafe sperren. Das wäre falsch, denn politische Mitwirkung braucht den öffentlichen Raum”, erklärt er. Allerdings betonte er auch, dass in allen städtischen Räumen – nach Amberger Vorbild – bei politischen Veranstaltungen, eine Bayreuther Erklärung zu Demokratie und Toleranz gut sichtbar angebracht werden sollte – was bisher nicht der Fall sei.
Warum die Demonstranten gekommen sind
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Außer den Anhängern von “Die Partei” zeigen sich auch die MUT-Partei, das Bündnis “Bunt statt Braun”, die Jusos und die Allianz gegen Rechtsextremismus vor Ort. Sie alle haben ein gemeinsames Ziel: “Nazis raus”, schreien sie immer wieder im Chor zum schrillen Klang der Trillerpfeifen. “Wir sollten nicht mehr still sein”, sagt Selina Struck von den Jusos, denn die AfD sei eine Gefahr für die Demokratie – eine Partie die Hass und Hetze verbreite und europäische Freundschaften zerstören wolle, sagt sie bei ihrer Rede.
Ich möchte mir meine Freiheit nicht nehmen lassen.
(Selina Struck, Jusos Bayreuth)
Auch Pascal Haymann von “Die Partei” sagt, wie wichtig es sei, hier Gesicht zu zeigen und etwas zu tun, weil die kulturelle Vielfalt sonst verloren gehe.
Die Gesellschaft rückt immer weiter nach rechts, wie man in Ungarn, Österreich oder Polen sehen kann. Das schwächt nicht nur die Wirtschaft, sondern die kulturelle Vielfalt geht dabei auch kaputt. Die Abschottung wiederum macht die Leute dumm. Denn, wer sich mit anderen Kulturen austauschen kann, bildet sich automatisch weiter. Ich bin hier, weil ich gegen Leute vorgehen möchte, die andere Kulturen nicht akzeptieren. Das ist menschenunwürdig. Ich möchte ihnen die Augen öffnen.
(Pascal Haymann, Die PARTEI)
“Wir haben keine Angst”
Die Demonstranten stehen in der Bayreuther Innenstadt, um lautstark für ein geeintes und starkes Europa zu kämpfen. Oder, wie es die Allianz gegen Rechtsextremismus der Metropolregion Nürnberg vor dem RW 21 formuliert:
Foto: Allianz gegen Rechtsextremismus der Metropolregion Nürnberg
Betreten Besucher der AfD-Wahlveranstaltung den Eingangsbereich des RW21, schallen ihnen laute Buh-Rufe aus der Menge entgegen oder Parolen, wie “Ganz Bayreuth hasst die AfD” und “Der Storch muss weg”.
Einblicke in die Black Box
Wer hinein möchte ins RW21, der wird abgetastet und muss seine Tasche öffnen und teilweise ausräumen. Zur Sicherheit, versteht sich. In der Black Box sitzen viele alte Menschen, aber auch andere, teilweise im Anzug. Sogar mit EU-Fähnchen haben sich einige hinein gewagt.
Beatrix von Storch / AfD im RW21 , Foto: red
Für die stellvertretende AfD-Fraktionsvorsitzende, Beatrix von Storch, ist das jedoch vollkommen in Ordnung. Man könne sich am Abend über Europa unterhalten. Aber man müsse ja am Ende nicht mit einer gemeinsamen Meinung nach Hause gehen, sagt sie. Wären diese Menschen nicht hier im Räum, wären allerdings definitiv auch keine Europa-Fähnchen hier.
In der Black Box sitzen etwa 70 Personen. Die Stimmung wirkt etwas angespannt. Am Rande des Raumes und auch zwischen den Besuchern gibt es zwei große Frauen im Hosenanzug und einige muskulöse Männer, allesamt über Funk verkabelt. Eine Frau spricht sogar in ihre Armbanduhr – alles verwanzt. Bei jeder hektischen Bewegung, scheinen die Blicke sofort auf einem zu kleben. Eine entspannte Wahlveranstaltung, das wäre irgendwie anders. Oder? Doch die AfD bleibt stets optimistisch und leitet die Rede-Beiträge mit folgenden Worten ein:
Sylvia Limmer spricht sogar von den “dauerhaft erregten Hypermoralisten da draußen”. Für sie seien die Demonstranten vor dem RW21 weltfremde Moralapostel bunter Truppen. Danach erklärt sie anhand mehrerer Beispiele mit Verweis auf die Broschüre “60 Gründe für die EU”, warum die aufgeführten Gründe weit entfernt von der Realität seien. Redner Bernhard Zimniok ist empört darüber, dass etwa 80 Prozent der Gesetze in der EU lediglich durchgewunken werden würden. “Damit muss Schluss sein, dafür sorgen wir”, sagt er. Und ergänzt:
Mir sind hässliche Bilder vor den Grenzen Europas lieber, als auf den Straßen Europas.
(Bernhard Zimniok, AfD-Kandidat zur Europawahl 2019)
Rock against Racism in der Schokofabrik
In der Bayreuther Schokofabrik gibt es im Anschluss zur Demo ab 19 Uhr mehrere Konzerte unter dem Motto “Rock against Racism”. Auch die Künstler betonten noch einmal, dass es um einen gemeinsamen friedlichen Abend voller Musik gehe. Ab dem RW21 fährt sogar ein kostenloser Shuttle, der die Demonstranten ins Kulturzentrum in der Bernecker Straße bringt.
https://www.bayreuther-tagblatt.de/wp-content/uploads/2019/05/Titel-Demo-Rw21-1.jpg6831024Redaktionhttps://www.bayreuther-tagblatt.de/wp-content/uploads/2020/03/01_BT_LOGO-BILD.pngRedaktion2019-05-19 07:00:532022-03-02 10:46:40RW21: Die Wahlveranstaltung der AfD und “dauerhaft erregte Hypermoralisten”
Vom 23. bis 26. Mai wird in Europa gewählt. Da das Wahlalter außer in Österreich und Malta in allen EU-Länder bei 18 Jahren liegt, gibt es für Schulen die Möglichkeit an einer Juniorwahl teil zu nehmen. Rund 2600 deutsche Schulen machen von dieser Möglichkeit gebrauch. Erstmals in diesem Jahr ist darunter auch das Gymnasium Christian Ernestinum (GCE) vertreten. Die Organisation der Wahl wird dabei größtenteils von der Schülervertretung SMV übernommen.
Eine Prozedere wie bei den “Großen”
Der Ablauf der Juniorwahl an sich ist derselbe, wie der der richtigen Wahl. Es gibt Wahlhelfer, welche die Wahlbenachrichtigungen an die Schüler verteilen und ein Wählerverzeichnis anlegen. Gewählt wird geheim und freiwillig in einem ausgewiesenen Klassenzimmer. Die Wahlhelfer zählen die abgegebenen Stimmen aus. Am 26. Mai um 18 Uhr werden die Ergebnisse genauso wie die gültigen Wahlergebnisse an die Behörden weitergegeben und anschließend veröffentlicht.
Foto: red
Eine Ausstellung informiert
Natürlich werden die Schüler auf die Wahl vorbereitet. Hierfür nehmen sich Sozialkunde-, Geschichts- aber auch English-Lehrer Zeit und erklären die wichtigsten Punkte, die man für die Wahl wissen sollte. Neben dem Unterricht gibt es noch eine weitere Möglichkeit sich über die Wahl an der Schule zu informieren: Unter dem Motto „Schüler informieren Schüler“ ist im GCE eine Ausstellung zur Europawahl von Schülern ab der 8. Klasse erarbeitet worden. Die Plakate stehen in der großen Pausenhalle direkt rechts neben dem Haupteingang zur Weiterbildung zur freien Verfügung.
Foto: red
Nach der Vor- kommt die Nachbereitung
Zu einer Vorbereitung gehört ebenso eine Nachbereitung, in der man unter anderem bespricht, wie es nach einer solchen Wahl weitergeht. Wie haben die einzelnen Parteien abgeschnitten? Wer wird neuer EU- Kommissionspräsident?
Ziel: Der Jugend eine Stimme geben
Sinn und Zweck dieser Idee ist, den Jugendlichen ohne Wahlberechtigung auch eine Stimme zu geben und ihnen die Wichtigkeit der Demokratie bei zu bringen. Dabei gilt die Juniorwahl als eine der effektivsten Methode junge Menschen zum politischen Wissen, Denken und Wählen zu motivieren.
https://www.bayreuther-tagblatt.de/wp-content/uploads/2018/04/GCE_06-1-scaled.jpg19202560Redaktionhttps://www.bayreuther-tagblatt.de/wp-content/uploads/2020/03/01_BT_LOGO-BILD.pngRedaktion2019-05-15 17:50:302020-03-11 16:04:55Europawahl: Am GCE bekommen auch die Schüler eine Stimme
Beatrix von Storch, Bundestagsabgeordnete der AfD, kommt am Samstag, den 18. Mai, um 19 Uhr in die Black Box des RW21. Von Storch ist Mitglied des AfD-Bundesvorstands, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion und war bis 2017 Mitglied des Europäischen Parlaments.
Die Veranstaltung steht unter dem Motto „Europa ist mehr als die EU“. Als weitere Redner treten die bayerischen Kandidaten für das EU-Parlament Bernhard Zimniok sowie Sylvia Limmer aus Bayreuth auf.
Ärger vor einem halben Jahr
Bereits im vergangenen Oktober buchte die AfD die Blackbox des RW21 für eine Wahlveranstaltung. Der Leiter der Stadtbücherei, Jörg Weinreich, nannte es eine “völlig unglückliche” Entscheidung, dass der Stadtrat erst wenige Monate zuvor die Anzahl der städtischen Gebäude, die für politische Veranstaltungen genutzt werden können, ausgeweitet hatte – unter anderem um das RW21. Gerade die Stadtbücherei stehe wie kaum eine andere Lokalität der Stadt für Weltoffenheit und Toleranz.
Kunstmuseum: AfD wollte, durfte aber nicht
Zunächst auch in die Reihe der Gebäude aufgenommen, die politisch genutzt werden können, wurde das Kunstmuseum. Als die AfD dort im vergangenen Herbst anfragte, lehnte die Museumsleitung aber trotz des Stadtratsbeschlusses ab. Als Grund wurden die etwa sechs Millionen Euro teuren Wertgegenstände des Museums genannt, die nur schwer gesichert werden könnten. Die AfD wicht schließlich in das Gemeinschaftshaus in Aichig aus. Im Januar dieses Jahres nahm der Stadtrat das Kunstmuseum schließlich wieder von der Liste.
Wo Parteipolitik möglich ist
Bis November 2017 waren nur die Stadthalle, die Rotmainhalle und die Oberfrankenhalle so gewidmet, dass darin parteipolitische Veranstaltungen stattfinden konnten. Dann wurde die Reihe um Stadtbücherei, Kunstmuseum und Gemeinschaftshaus erweitert. Ebenso hinzu kamen die Seebühne in der Wilhelminenaue, das dortige Heckentheater, das Altstadtbad und der städtische Grillplatz an der Jugendherberge.
Beschluss wird geändert
Für die Erweiterung der Lokalitäten hatten die Grünen mit einem Antrag im Stadtrat gesorgt. Tim Pargent, der mittlerweile in den Landtag eingezogen ist, erklärte den Vorschlag damals damit, dass in der Stadt mehr Räume für politische Diskurse notwendig seien. Die Anfragen der AfD bezeichnete er als „Kollateralschaden“.
https://www.bayreuther-tagblatt.de/wp-content/uploads/2019/05/von-storch-1.jpg6831024Redaktionhttps://www.bayreuther-tagblatt.de/wp-content/uploads/2020/03/01_BT_LOGO-BILD.pngRedaktion2019-05-15 17:35:212020-03-10 15:54:01AfD wieder im RW21: Beatrix von Storch kommt
Ein Fake-Joint aus Papier, ein Sonnenspray, eine Brotzeitdose, ein Papierflieger und ein Plastikbecher. Eigentlich sind diese fünf Gegenstände nichts besonderes. Eigentlich. Die fünf Politiker, die sich am Samstag in der Schoko den Fragen von Jugendlichen rund um die Europawahl stellten, verbinden dennoch ganz persönliche Ziele mit diesen unscheinbaren Gegenständen. Wie kleine Kinder stürzten sie sich auf das Bällebad, um sich etwas auszusuchen. Und genau das machte die Podiumsdiskussion “Rettet den Europawa(h)l” aus: nahbare Politiker, ein interessiertes junges Publikum und eine lockere und entspannte Atmosphäre mitten auf der Skatebahn. Ein Video finden Sie über dem Text.
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Gemeinsames Ziel: Klimaschutz
Für gewöhnlich sind sich Vertreter unterschiedlicher Parteien nie einig – meist wohl schon aus Prinzip nicht. In Sachen Klimaschutz scheinen jedoch alle an einem Strang ziehen zu wollen. Zumindest die Teilnehmer der Podiumsdiskussion: Matthias Straub (Junge Union), Martin Lücke (SPD), Malte Gallée (Grüne), Tobias Lukoschek (FDP) und Sylvia Limmer (AfD).
Es ist schön, dass mittlerweile irgendwie alle Parteien auf unsere Kernthemen mit aufspringen. Es ist schön, dass alle erkennen, dass es eigentlich schon fünf nach zwölf ist.
(Malte Gallée, Grüne)
Zunächst hatten sie allerdings nicht recht viel mehr als Eigenlob für die eigene Partei übrig. Ganz nach dem Motto: “Wir haben den Klimaschutz erfunden.” Dennoch kristallisierte sich heraus, dass das Thema allen am Herzen liegt.
Jugend fragt kritisch nach
In drei Runden stellten sich die Europawahl-Kandidaten er Jugendlichen, der jungen Erwachsenen und der Moderatoren Thorsten Gütling und Sarah Oginski. Es ging um Kohle- und Atomkraftwerke genauso wie um die Unterbringung von Asylbewerbern, um Lobbyismus in der Politik oder die Legalisierung von Marihuana.
Außerdem durfte sich ein jeder, wie bereits erwähnt, einen Gegenstand aus einem Bällebad suchen. Wer was und warum genommen hat, lesen Sie hier:
Das sagen die Europawahl-Kandidaten
Ich finde, dass Marihuana legalisiert werden muss.
Es gibt keinen Grund das zu verbieten.
(Sylvia Limmer, AfD, griff zum Papier-Joint)
Die politisch größte Herausforderung vor der wir stehen,
ist die Eindämmung der Klimakrise.
(Malte Gallée, Grüne, entschied sich für Sonnenmilch)
Für mich ist das keine Brotzeitdose, sondern ein Schatzkästchen. Darin sind unsere europäischen Werte und die müssen geschützt werden.
(Martin Lücke, SPD, zog eine Brotzeitdose aus dem Pool)
Der Flieger steht für mich für die Innovationskraft,
die wir in Europa brauchen.
(Tobias Lukoschek, FDP, ließ einen Papierflieger fliegen)
Wir setzen uns dafür ein, dass die Plastik-Vermeidungsstrategie eingesetzt wird und, dass das hier endlich der Vergangenheit angehört.
(Matthias Straub, JU, wählte einen Plastikbecker)
Kritisch hinterfragten die Jugendlichen die Aussagen der Politiker und kommentierten sie. Und auch vor und nach der Podiumsdiskussion gingen die Gespräche weiter – in lockerer Atmosphäre, auf Augenhöhe.
Rund 100 Zuhörer lockte die Veranstaltung der Schokofabrik, des Vereins Wundersam anders und des Bayreuther Tagblatts und weiterer Partner an. Geboten war so einiges. Unter anderem gab es einen Skate-Contest und eine U-18-Wahl. Denn, das ging deutlich hervor: Die Jugendlichen wollen endlich ernst genommen werden. Wer bei der U-18-Wahl als Sieger hervorging, darf erst am 17. Mai verkündet werden. Fakt ist jedoch, dass auch die Politiker vor Ort dafür waren, dass Jugendliche unter 18 Jahren eine Stimme haben sollten.
https://www.bayreuther-tagblatt.de/wp-content/uploads/2019/05/Schoko-1.jpg6831024Redaktionhttps://www.bayreuther-tagblatt.de/wp-content/uploads/2020/03/01_BT_LOGO-BILD.pngRedaktion2019-05-12 20:28:222020-04-14 12:23:11Politik auf der Skatebahn: Fünf Kandidaten stellen sich der Jugend