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Kulmbach

Deutschlands neue Ski-Hoffnung aus Kulmbach – Wer ist Jacob Schramm?

Jacob Schramm aus Kulmbach fährt Ski seit er zwei Jahre alt ist – und ist seit Januar sogar im Weltcup aktiv.

Jacob Schramm feierte in diesem Winter sein Weltcup-Debüt.

Der 25-Jährige im bt-Porträt.

Vom Garten auf die “Streif”

Nach Jahren des Trainings und mehreren Rückschlägen hat Jacob Schramm im Januar etwas erreicht, von dem die meisten Skifahrer nur träumen können. Der 25-Jährige aus Eppenreuth im Landkreis Kulmbach feierte sein Debüt im Weltcup – und das ausgerechnet auf der “Streif” in Kitzbühel, einer der anspruchsvollsten Strecken überhaupt.

Eigentlich hätte es schon viel früher so weit sein können, doch eine schwere Verletzung machte Jacob Schramm einen Strich durch die Rechnung. Umso besser ist, dass es jetzt geklappt hat.

Über den 25-jährigen Speed-Spezialisten gibt es aber noch deutlich mehr zu wissen. Das bt hat sich den gebürtigen Frankenwäldler genauer angeschaut. Lesen Sie auch: Auf dem Bayreuther Ball des Sports war einiges geboten.

Slalom-Piste im heimischen Garten

Auf Instagram hat Jacob Schramm ein Video hochgeladen, auf dem er noch im heimischen Garten eine präparierte Slalom-Piste samt Stangen hinuntergleitet. Schon seit Kindheitstagen fährt er Alpin-Ski, damals noch für den WSV Schwarzenbach am Wald im tiefsten Frankenwald.

Doch die Liebe für Slalom, Super-G und Abfahrt war nicht exklusiv. Nebenbei war Jacob Schramm auch leidenschaftlicher Fußballer und nordischer Kombinierer – und damit auch jeden Tag völlig ausgelastet, wie er es auf seiner Website beschreibt.

Dass aus Schramm ein Sportler wird, liegt im vermutlich in den Genen. Vater Harald absolvierte selbst schon den berühmten Ironman-Triathlon auf Hawaii. Am Weg seines Sohnes hat Harald Schramm sicher auch seinen Anteil, schließlich stellten die Eltern ihren Bub schon mit zwei Jahren zum ersten Mal auf die Skier.

Vom Frankenwald nach Berchtesgaden

Mit der Zeit wurde auch immer deutlicher, dass das Skifahren die große Leidenschaft des Jacob Schramm ist, sodass das Training immer öfter und gezielter wurde.

2010 kam der erste große Erfolg: Zweiter beim DSV S10 Cup, dem größten Deutschen Vergleichsrennen. Danach war klar, in welche Richtung die Karriere gehen soll.

Dafür fasste Jacob Schramm dann den schweren Entschluss, die Heimat zu verlassen und sich ins Berchtesgadener Land zu begeben. Dort ist dank Gletscher und Bergen das Training zu deutlich besseren Bedingungen möglich. Dort wechselte Schramm dann sogar in ein reines Wintersportinternat.

Schwere Trainingsverletzung

Es folgten immer mehr Erfolge, unter anderem bei den deutschen Jugendmeisterschaften und schließlich das Debüt im Europa Cup in Meribel (Frankreich). Daraufhin kam der Aufstieg in den C-Kader des Deutschen Ski-Verbandes (DSV).

2017 dann der große Schock: Im Training reißt Jacob Schramm sich das Kreuzband samt Innenband und Meniskus. Nach erfolgreicher Operation folgte die lange Reha- und Aufbautrainingsphase.

Bis zum Januar 2019 dauerte es dann, bis Jacob Schramm wieder “Vertrauen in mich und mein Knie” hatte, wie er es auf seiner Website beschreibt. Prompt ging es wieder aufwärts und es kam Erfolg nach Erfolg, unter anderem der deutsche U21-Meistertitel.

Weltcup in greifbarer Nähe

Weiter ging es mit dem Training im Nachwuchskader des DSV, wo Jacob Schramm auf erfahrene Trainer wie Ex-Profi Tim Jitloff traf. Im Europa Cup kratzte er derweil am Ziel, sich in den Top 30 zu etablieren, ehe die Corona-Pandemie die Skisaison auf Eis legte.

In der folgenden Saison 2020/21 merkte man laut Schramms Erfahrungsbericht die Nachwirkungen noch immer. Nach guten Trainingsergebnissen folgte die nächste Verletzung – ein Gelenkbruch im Daumen. Den zog er sich in Sulden (Italien) zu – auf der gleichen Strecke, wo er sich Jahre vorher das Kreuzband gerissen hatte.

Auch diesmal dauerte es ein ganzes Stück, ehe das Selbstbewusstsein und damit die guten Ergebnisse zurückkehrten. Dann sollte es auf einmal ganz schnell gehen: Thomas Dressen, damaliger DSV-Skiläufer im Weltcup, verletzte sich und fiel für das Rennwochenende in Saalbach aus – Jacob Schramm rückte nach.

Erneute Verletzungspause

Doch es kam alles anders, als gedacht. Statt des erträumten Weltcup-Debüts stürzte Schramm im Training schwer, verletzte sich an Schulter und Knie – Saisonaus.

Statt in der Folgesaison wieder richtig anzugreifen, warf Jacob Schramm abermals eine Verletzung zurück. Ein sogenannter Bone Bruise (Knochenmarködem) im Knie sorgte dafür, dass Knorpelgewebe abstarb und Schramm die nächste lange Zwangspause verordnete.

Nach erfolgreicher OP im November 2021 folgten sechs Monate Reha, ein weiteres “verlorenes” Jahr auf dem Weg zum großen Ziel. Auch außerhalb des Skifahrens ist Schramm alles andere als faul – neben seiner Tätigkeit als Sportsoldat studiert er Sportmanagement.

Erster Sieg auf der großen Bühne

Doch Jacob Schramm ließ sich auch durch schwere Verletzungen nicht aufhalten und verfolgte sein Ziel weiter. Er feierte 2022 Erfolge in Gröden und Südamerika und etablierte sich im vergangenen Jahr endgültig als feste Größe im Europacup.

Im Frühjahr 2023 erhielt Jacob Schramm dann die lang ersehnte Nachricht: im kommenden Winter würde er zum A-Kader des DSV gehören. Als den “totalen Wahnsinn” beschrieb Schramm die Nominierung. Besonders in Hinblick auf die Verletzungshistorie ein beachtlicher Erfolg.

Am 21. Dezember 2023 durfte Jacob Schramm das erste Mal ganz oben auf dem Treppchen stehen und seinen ersten Sieg in einem FIS-Rennen feiern. Beim Super-G in Kaltenbach (Österreich) landete er 0,18 Sekunden vor dem Italiener Emanuele Buzzi.

Weltcup-Traum geht in Erfüllung

Dann, am 16. Januar 2024, erfüllte sich der große Traum doch endlich. Jacob Schramm feierte bei der Abfahrt auf der “Streif” genannten Piste in Kitzbühel sein Weltcup-Debüt. Beim Sieg des Franzosen Cyprien Sarrazin belegte der 25-Jährige nur wenige Tage nach seinem Geburtstag den 50. Platz.

Schon einen Monat später durfte er erneut ran, fuhr im norwegischen Kvitfjell sogar gleich zwei Rennen: die Abfahrt und den Super-G. Trotz der großen Konkurrenz und der vielen verpassten Rennen durch seine Verletzungen in den vergangenen Jahren ist Jacob Schramm ein Teil des Weltcup-Kaders.

Bedenkt man seine Kämpfernatur und den langen Weg, den er gegangen ist, so darf man sicher sein, dass Jacob Schramm noch lange nicht zufrieden ist. Vielleicht kann er eines Tages seinen Vorbildern Alexis Pinturault und Herrmann Maier noch näher kommen und im Weltcup bis ganz nach vorne fahren.