Zum „Welthundetag“ am 10. Oktober – 10 Fakten über Wagner als Tierfreund
Sein ganzes Leben lang war Richard Wagner von Hunden umgeben, zumeist Neufundländern. Ihn als Hundenarr zu bezeichnen, wäre noch untertrieben. Er bezeichnete Hunde einmal als „die schönste Errungenschaft des Menschen“ und schätzte diese Tiere als durch nichts von ihrer bedingungslosen Treue abzubringende Begleiter. Von seinen zahlreichen Hunden sind allein 16 namentlich bekannt, mindestens 11 weitere sind nachweisbar.
Schon als Kind besaß Wagner nicht nur einen Hund, sondern eine Kaninchenfamilie, die er in seinem Schreibtisch aufbewahrte.
Wenn einer seiner Hunde starb, inszenierte Wagner stets ein feierliches Leichenbegängnis und weinte oft tagelang. In Wahnfried entstand an der Grenze zum Hofgarten nach und nach eine ganze Reihe von Hundegräbern, die jedoch beim Bombenangriff am 5. April 1945, dem auch das Haus selbst zum Opfer fiel, zerstört wurden. Erhalten geblieben sind nur die Gräber seiner Neufundländer Russ und Marke. Neben diesen beiden sind dort aber auch alle anderen Wahnfried-Hunde begraben worden: Putz, Brange (Brangäne) mit dem weißen Fell, Molle (Molly), aber auch die nachfolgende Hunde-Generation Frisch, Froh, Fricka, Freia, Fafner (Faf) und Kunde (Kundry).
Wagners erster namentlich bekannter Hund war der Neufundländer Robber, eine Art Kinderersatz für Richard Wagner und seine erste Frau Minna. Wagner ließ ihn bei seiner Flucht aus Riga 1839 schweren Herzens in der leeren Wohnung zurück. Doch das treue Tier lief ihm nach und stand bereits in Mitau wieder schwanzwedelnd vor seinem Herrchen. So erduldete er auch die weitere Flucht, in der Sommerhitze neben der Kutsche herlaufend, weil er wegen seiner Größe nicht darin untergebracht werden konnte, und die stürmische Überfahrt auf der Ostsee nach London.
Ebenfalls in Riga hatte Wagner sogar einmal einen jungen Wolf, der aber „die Gemütlichkeit häuslichen Lebens nicht vermehrte“ und daher wieder in die Freiheit entlassen wurde.
In Dresden und Zürich gehörten nach Robber nicht nur das Schoßhündchen Peps, diesmal ein Bologneser, zum Haushalt, sondern auch der Papagei Papo, der sich als ausgesprochen sangesfreudig und sprachbegabt erwies. Irgendwann jedenfalls rief er jedes Mal, wenn Wagner nach Hause kam: „Richard Wagner ist ein böser Mann!“ – Wer konnte ihm das nur beigebracht haben…?
Kaum bekannt ist die Tatsache, dass Wagner auch reiten konnte – und zwar vor allem nach ärztlicher Verordnung 1859 aufgrund von Verdauungsproblemen.
Seit 1863 war der Jagdhund Pohl für 6 Jahre Wagners treuer Begleiter. Als er 1866 starb, während Wagner auf einer Reise in Südfrankreich war, ließ dieser den bereits verscharrten Hund nach seiner Rückkehr wieder ausgraben und mit Halsband und Pelzdecke in einer eigens für ihn gezimmerten Kiste beerdigen. Auch Pohl erhielt in Tribschen einen Grabstein.
Pohls Nachfolger war dann der legendäre Neufundländer Russ, der 1872 auch mit nach Bayreuth und 1874 nach Wahnfried übersiedelte. Gemeinsam mit diesem hielt Wagner später auch noch einen kleinen Hund namens Koss (von Cosima stets Kos geschrieben). 1871 war der Familie überdies noch der Hund Vito zugelaufen, der jedoch kein halbes Jahr später von einer Lokomotive überfahren wurde.
Wagners Tierliebe beschränkte sich jedoch nicht nur auf sein Privatleben. Vor allem die leidende Kreatur konnte ihn zu heftigen Tränenausbrüchen rühren. Folgerichtig positionierte er sich auch schriftlich gegen Tierversuche. 1879 verfasst er einen offenen Brief an Ernst von Weber, den Verfasser der Schrift „Die Folterkammern der Wissenschaft“ aus demselben Jahr. Dieser Brief wird nicht nur in den „Bayreuther Blättern“ veröffentlicht, sondern fand auch Eingang in die „Gesammelten Schriften und Dichtungen“. Hier beklagt Wagner Tierversuche als Kennzeichen einer „entarteten“ und „entgeisterten“ Zeit.
Sven Friedrich
zum Autor
Dr. Sven Friedrich
ist Theater-, Literatur- und Kommunikationswissenschaftler. Seit 1993 leitet er in Bayreuth das Richard Wagner Museum mit Nationalarchiv und Forschungsstätte der Richard-Wagner-Stiftung, das Franz-Liszt- und das Jean-Paul-Museum.