Metall heute: Innovationen und Anwendungen
Blech – ein verkannter Allrounder
von Kai Mönch
Ob es das sprichwörtliche „Blech reden“ oder doch das Bild von Altmetall auf dem Schrottplatz ist, Blech hat in unserem Alltag einen eher negativen Beiklang. Aber warum ist das überhaupt so? Denn eigentlich ist Metall, beziehungsweise Blech doch wirklich nützlich!
Die unerwarteten Qualitäten von Blech: Funktion und Vielseitigkeit im Alltag
Sei es das Backblech oder der Kochtopf in der Küche, das Fahrrad zum Einkauf in der Stadt oder das Gehäuse eines Verteilkasten zum sicheren Umgang mit Strom. Jeder von uns nutzt täglich unbewusst Blech in verschiedensten Formen und kann dessen Funktionalität nicht abstreiten; dennoch kämpft es mit seinem Image. Das Bild in unseren Köpfen ist oft geprägt von Kälte und Schmutz, bis hin zum „toten“, langweiligen Material. Aber schauen wir uns die Verwendungsvielfalt doch mal genauer an:
Aus Stahl, Edelstahl, Aluminium oder auch Buntmetallen, wie Kupfer entstehen später hochwertige und edle Produkte wie Möbelstücke, Türgriffe oder Wasserhähne.
Die Vielseitigkeit von Blech: Einsatzbereiche und Anwendungen im Überblick
Welchen Werkstoff man nun verwendet, hängt stets vom Nutzungsbereich und den gewünschten Anforderungen ab. Während Aluminium mit seinem geringen Gewicht gerade dort zum Einsatz kommt, wo das Endprodukt häufig bewegt wird oder Witterungseinflüssen ausgesetzt ist (zum Beispiel bei Flugzeuge oder Fahrrädern), punktet der klassische Stahl durch seine Robustheit und Festigkeit und wird daher bei statischen Anwendungen herangezogen (für beispielsweise Gerüste oder Stahlträger in Gebäuden). Edelstähle oder Buntmetalle erfüllen häufig auch ästhetische Ansprüche. So ist Edelstahl beliebt bei Verkleidungen in der Küche. Kupfer findet – zudem wegen seiner natürlichen Schutzschicht – Verwendung für Regenrinnen.
Bleche können am Ende eine ganze Menge: verkleiden, verschönern, verbinden, führen, ordnen, zusammenhalten, trennen und vieles mehr.
Bei genauerem Hinsehen wird also klar, dass die Vielseitigkeit von Blech unverkennbar ist und beim nächsten Griff zum Besteck denken Sie ab jetzt vielleicht doch eher an „heiliges Blechle“!
Vom Rohblech zum fertigen Bauteil
In denkbar allen Bereichen des Lebens können Metallteile zum Einsatz kommen. Aber wie entstehen beispielsweise Fahrzeugteile? Schon allein bis aus Metall ein Stück Blech wird, ist es ein langer Weg der Verarbeitung. Aber wie wird nun aus Rohblech ein fertiges Bauteil?
Vom Rohblech zur Kontur: Schneiden und Stanzen
Zunächst werden aus dem flachen Rohblech Konturen ausgeschnitten oder gestanzt. Dabei darf man sich vom Wort „Blech“ nicht täuschen lassen, denn dieses kann bis zu 2,5 cm dick sein. Je nach Materialstärke und der gewünschten Genauigkeit des Zuschnitts kommt Laser-, Wasserstrahl-, Plasma-, Brennschneiden oder Stanzen zum Einsatz. Stanzen ist besonders dann geeignet, wenn nur einfache Formen auszuschneiden sind oder eine hohe Stückzahl die gleiche Geometrie aufweisen.
Formgebung und Fügen: Biegen, Schweißen und Montage
Anschließend werden die noch flachen Teile in 3D-Körper gebogen und kommen dem finalen Verwendungszweck schon ein bedeutendes Stück näher. Das Biegen erfolgt in einer sogenannten Abkantpresse, wo zwei hydraulisch oder elektrisch betriebene Werkzeuge das Blech von oben und unten fixieren und es in die gewünschte Form biegen.
Oftmals bestehen die benötigten Teile aus mehreren Einzelteilen. Um diese zu einer Baugruppe zusammenzusetzen, können die geformten Stücke dann durch Kleben, Nieten oder Schweißen weiterverarbeitet werden. Diesen Vorgang nennt man auch „Fügen“. Bei der gängigsten Form, dem Schweißen, wird mit dem Schweißgerät ein spezieller Schweißdraht zwischen zwei Metallteile aufgetragen und geschmolzen (sozusagen ein „metallischer Heißkleber“). So können entweder zwei Teile miteinander verbunden werden oder offenliegende Kanten verschlossen werden. Je nach Anforderung an das Bauteil können händisch Löcher gebohrt, Gewinde geschnitten und Oberflächen gefräst oder geschliffen werden.
Veredelung und Oberflächenbehandlung: Beschichtungen und Schutz
Zum Abschluss können gewisse Beschichtungen aufgetragen werden. Die Pulver- oder Nasslackierung in den verschiedensten Farben dient vorwiegend der Optik und hat zudem eine versiegelnde Eigenschaft. Wird ein Bauteil verzinkt, brüniert, vernickelt, verchromt oder eloxiert, steht der Schutz vor Außeneinwirkungen im Vordergrund.
Der Fertigungsablauf ist für jedes Teil beziehungsweise für jede Baugruppe individuell. Bis hin zur Teilmontage können – ganz nach dem Motto „Alles kann, nichts muss“ – Schritte hinzugefügt oder weggelassen werden. Auch die Reihenfolge kann nach Baugruppengröße variieren und so ist schließlich kein Ablauf wie der andere. Wichtig bei alledem ist eine korrekte Beratung, damit das fertige Metallteil den vorgesehenen Zwecken entspricht.
Zum Autor
Kai Mönch ist Prokurist bei der HBK Metallbearbeitung GmbH in Goldkronach bei Bayreuth, einem Familienunternehmen. Der Prokurist und Qualitätsmanager informiert in seiner Kolumne zu interessanten und relevanten Themen aus der Branche der Metallverarbeitung.
Die Fortschrittlichkeit in der Metallverarbeitung steht für ihn immer im Vordergrund seiner Tätigkeiten. Seit mehreren Jahren ist er als Prokurist und Qualitätsmanager tätig und gut vernetzt, was seinen Lesern:innen viele Insider/Geheim-Tipps ermöglicht.
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