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Hilfsaktion

Fußballer aus Kreis Bayreuth an der Grenze zur Ukraine: “Als wir mit dem Leid konfrontiert wurden, kam es anders”

Als er vom Leid in der Ukraine erfuhr, entschloss sich der Kapitän der Spielvereinigung Goldkronach umgehend zum Helfen.

Der Krieg in der Ukraine beschäftigt die Menschen. Lukas Weihrauch, Kapitän der SpvGG Goldkronach war tief bewegt, als am Donnerstag (24. Februar 2022) die schrecklichen Bilder des Krieges in den Medien sah.

Zusammen mit zahlreichen Helfern, die dem Aufruf  auf der Facebook-Seite “Bayreuth Hilfe für die Ukraine” gefolgt waren, reiste der Fußballer an die ukrainische Grenze, um den betroffenen Menschen vor Ort wichtige Spenden zu überbringen. Mit dem bt spricht er darüber, was der 25-jährige Sportler vor Ort erlebt hat.

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Bayreuther an der Grenze zur Ukraine

In dem Interview mit dem bt erzählt Lukas Weihrauch von den Erlebnissen und seiner Motivation an ein Kriegsgebiet zu fahren.

bt: “Lukas Weihrauch, was hat Sie dazu bewogen, den Menschen in der Ukraine zu helfen?”

Lukas Weihrauch: “Ich glaube mir ging es wie vielen, als ich die schrecklichen Bilder des Krieges am Donnerstagabend im Fernsehen gesehen habe. Was die Menschen dort mitmachen müssen, ist einfach nur schrecklich. Das Bedürfnis zu helfen kam relativ schnell.

Allerdings stand nicht direkt fest, wie ich helfen kann. Dann stieß meine Freundin am Freitag (25. Februar 2022) über die sozialen Medien auf einen Aufruf zur Hilfe. Dabei ging es darum, Spenden zu sammeln und in die Ukraine zu bringen. Als ich mir das näher angesehen habe, stand mein Entschluss schnell fest.”

bt: “Wie kamen sie mit den anderen Helfern in Kontakt?”

Weihrauch: “Als ich meinen Entschluss gefasst hatte, ging alles sehr schnell. Bereits am Samstag (26. Februar 2022) habe ich mich bei Christian Kubiak, dem Initiator der Aktion gemeldet und ihn am Sonntag (27. Februar 2022) auch persönlich getroffen. Am Montag (28. Februar 2022) haben wir dann bereits die Autos mit den Spenden beladen und sind dann etwa um kurz nach 20 Uhr mit sieben Wagen losgefahren. Unterwegs kam noch ein Achter dazu. Gegen 10 Uhr morgens kamen wir dann in Medita an. In der Nacht hatten wir rund 1000 Kilometer zurückgelegt.

Es war unglaublich, wie gut sich alle miteinander verstanden und zusammengearbeitet haben. Menschen, die sich wenige Stunden zuvor noch nicht kannten, arbeiteten auf einmal Hand in Hand miteinander, um dringend notwendige Hilfe zu leisten. Und zwar unabhängig von Herkunft, Alter oder sonst etwas. Das hat für mich gezeigt, dass es auf Zusammenhalt und Teamwork ankommt. Für mich war das ganz großes Kino.”

bt: “Was hat Sie vor Ort am meisten bewegt?”

Weihrauch: “Im Grenzgebiet ist der Krieg natürlich nicht so präsent wie in den Regionen im Inneren des Landes. Dennoch zeigt der Konflikt auch an der Grenze bereits sein Gesicht. Es ist sehr chaotisch, ein Kommen und ein Gehen. Was mich traurig gemacht hat, waren die schweren Schicksale der betroffenen Menschen vor Ort. Es gab viele Familien, die bereits Tage lang unterwegs waren. Viele mussten Angehörige zurücklassen.”

bt: Sie sind dann länger geblieben, als geplant – wieso?

Weihrauch: “Eigentlich waren wir nur gekommen, um die gesammelten Spenden an ein Lager auszuliefern und wollten dann wieder gehen. Aber als wir mit dem Leid vor Ort konfrontiert wurden, kam doch alles ganz anders. Deswegen haben wir beschlossen, einige Menschen in unseren inzwischen leergeräumten Autos mit nach Deutschland zu nehmen. Wir haben uns Schilder gebastelt und haben auf einem Ankerplatz, wo viele Flüchtende eintrafen, herumgefragt, wer mit uns nach Deutschland beziehungsweise nach Bayreuth fahren möchte. 13 Menschen konnten wir so aus der Ukraine retten. Am liebsten hätte ich allen geholfen. Aber das ging natürlich nicht.”




bt: “Würden Sie wieder in die Ukraine fahren, um zu helfen?”

Weihrauch: “Ja, definitiv. Das ist zeitlich natürlich nicht immer ganz einfach. Beispielsweise wollen wir am kommenden Dienstag (08. März 2022) ein weiteres Mal mit einem noch größeren Konvoi in die Ukraine fahren. Allerdings bin ich da eigentlich beruflich verhindert. Aber mal schauen, ob ich es nicht doch irgendwie einrichten kann.”

Die Fragen stellte Noureddine Guimouza