Kfz-Kennzeichen: Interessante Fakten zum “Nummernschild”

Ein einzigartiger Buchstabendreher und andere spezielle Kennzeichen in Bayern

Lässt man die TÜV-Plakette und das Siegel der jeweiligen Zulassungsbehörde außen vor, setzen sich Deutschlands Nummernschilder aus zwei Teilen zusammen: Das Ortskennzeichen oder Regionalkürzel (Fachbegriff: Unterscheidungszeichen) links auf dem Schild verweist auf den Zulassungsbezirk. Rechts daneben stehen jeweils mindestens ein Buchstabe und eine Ziffer. Diese Kombination nennt sich Erkennungsnummer. Für einige Bundes- oder Landesbehörden und Institutionen gelten andere Regeln (mehr dazu weiter unten).

Ein großer Teil der Regionalkürzel besteht aus drei Buchstaben. Ihre Anordnung entspricht der Reihenfolge, in der sie im Namen des Zulassungsbezirks zu finden sind. So stehen ALZ für Alzenau, ERH für den Landkreis Erlangen-Höchstadt und so fort. Eine Ausnahme allerdings gibt es.

Das nicht nur bayern-, sondern sogar deutschlandweit einzige Ortskennzeichen, bei dem es sich nicht so verhält, ist das seit einigen Jahren wieder mögliche WÜM. Es gehört zu Waldmünchen in der Oberpfalz und hätte eigentlich WMÜ lauten müssen. Weil sich das aber nicht aussprechen lässt und im Polizeifunk nur schwer verständlich rüberkam, wurde es kurzerhand in WÜM geändert.

Kennzeichen der Polizei im Freistaat

In Bayreuth wird die Buchstabenkombination BT-P ausschließlich an die Dienstfahrzeuge des hiesigen Polizeipräsidiums vergeben. Ähnlich verhält es sich mit Polizeifahrzeugen in Niederbayern (SR-P für das Straubinger Polizeipräsidium) und in Oberbayern Süd (RP P für Rosenheim) sowie bei den Fahrzeugen der Bamberger Bereitschaftspolizei (BA-P). Der Münchner Polizei ist die Kennung M-PM zugeordnet. Die Augsburger Polizeifahrzeuge sind anhand von A-PS zu erkennen. Alle übrigen Polizeibehörden Bayern nutzen eine Kombination aus dem Ortskennzeichen und “PP”, also etwa N-PP (Nürnberg).

Ortskennzeichen und aktueller Wohnort

Seit 2015 existiert die Umkennzeichnungspflicht für Fahrzeuge in Deutschland nicht mehr. Der sperrige Begriff stand für die Vorschrift, dass beim Umzug in einen anderen Verwaltungsbezirk ein neues Kennzeichen zu beantragen war. Die Pflicht zur Anmeldung im neuen Zulassungsbezirk besteht allerdings nach wie vor. Das Kfz-Kennzeichen ist nicht wie in einigen Ländern dem Halter zugeordnet, sondern bezieht sich auf das Fahrzeug. So ist es möglich, das Bayreuther Regionalkürzel BT beizubehalten, auch wenn sich der Hauptwohnsitz mittlerweile in München befindet. Bei einer Neuzulassung bzw. Kennzeichenreservierung in München wird zwangsläufig das Unterscheidungszeichen des aktuellen Zulassungsbezirks ausgegeben.

Unerwünscht bis verboten: Erkennungszeichen, die gegen die guten Sitten verstoßen

Eine ganze Reihe von Buchstabenkombinationen auf dem Nummernschild sind in Deutschland verboten. Als anstößig gelten insbesondere Zeichenfolgen, die sich als Kürzel für nationalsozialistische Organisationen oder Institutionen lesen lassen oder der Verherrlichung von Gewalt Stimme verleihen. Ein Beispiel für Letzteres ist die inzwischen nicht mehr erhältliche Kombination MO-RD (zumindest theoretisch möglich im wiederbelebten Ortskennzeichen MO für Moers im Landkreis Wesel/Nordrhein-Westfalen).

Gesinnungs-Check in Bayern?

Der Freistaat lässt den Mitarbeitern seiner Zulassungsbehörden einen gewissen Spielraum bei der Ausgabe anrüchiger Kfz-Kennzeichen. Die Schalterbeamten sind angehalten, den Hintergrund zu prüfen, vor dem ein Antragsteller, sich ein unerwünschtes Kennzeichen aussucht. “AH” könnten ja auch ganz “unschuldig” die Initialen von beispielsweise Annette Hermann sein. Kann die Dame glaubhaft machen, dass rechte Gesinnung ihr fernliegt, steht einem Kennzeichen mit dieser Buchstabenfolge nichts im Wege.

Die meisten Zulassungsbehörden tendieren jedoch dazu, sich an die Vorgaben des Bundes zu halten. Die Kraftfahrzeug-Zulassungsstelle der Stadt Bayreuth und die Kfz-Zulassungsstelle Bayreuth Land etwa geben keine Kennzeichen aus, bei denen die Erkennungsnummer die Zeichenfolgen HJ, KZ, NS, SA oder SS enthält. In der Regel finden sich entsprechende Hinweise auf den Websites der Zulassungsstellen in Bayern, sowie auf den Homepages von seriösen Service-Seiten.

Münchner Kennzeichen-Malheurs

Die Kfz-Zulassungsstelle der Landeshauptstadt gehört zu den Behörden, bei denen ein Computersystem problematische Erkennungszeichen schon im Vorfeld sperrt. Dennoch wurde im Oktober 2015 mehrmals ein nagelneuer wirkender Audi mit dem Kennzeichen M-AH 8888 gesichtet. Auf Nachfrage der Presse konnte sich ein Sprecher des Kreisverwaltungsreferats diese Panne nicht erklären. Allerdings habe man bereits einen Austausch des Nummernschilds mit dem Halter vereinbart.

Anders ging es drei Jahre später im Fall eines Fahrzeughalters aus, der sich ein Wunschkennzeichen mit der Endung “1888” gesichert hatte. Das, so die Zulassungsstelle des Kreisverwaltungsreferats, wurde nicht genehmigt, weil davor weder “AH” noch “HH” zu lesen waren. Dass auf der Motorhaube des Autos ein großer Aufkleber unübersehbar den Reichsadler zeigte, genügte der Behörde nicht als Nachweis rechtsextremer Gesinnung. Man darf davon ausgehen, dass der Halter das Kennzeichen vor Ort bei der Zulassungsstelle beantragt hatte.

Das Nummernschildmuseum

Wen dieser kurze Einblick in das Wesen der Kfz-Kennzeichen in Bayern und Deutschland neugierig gemacht hat, dem empfiehlt sich ein virtueller oder auch persönlicher Besuch in einem ganz besonderen Museum: Das real existierende Nummernschildmuseum in Großolbersdorf (Erzgebirgskreis in Sachsen) ist eine wahre Schatzkammer der Verkehrsgeschichte. Hier finden sich zahllose Kuriositäten, Geschichten, Anekdoten, Nummern- und Verkehrsschilder aus der ganzen Welt, darunter etwa der “Schädelspalter”, der bis in die Nachkriegsjahre hinein auf deutschen Straßen unterwegs war, sowie Fotos der teuersten Kennzeichen der Welt.