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Kindgerechtes Wohnen

Kinder im Fokus: 
Der Weg zum kindgerechten Haus

Externer Redakteur

Kinder sind unsere Zukunft und ihr Zuhause sollte ein Ort sein, der ihre Entwicklung, Kreativität und Sicherheit fördert. Doch was genau macht ein Haus kindgerecht und wie kann das Haus mit den Kindern mitwachsen?

Flexibilität und Anpassungsfähigkeit
Ein kindgerechtes Zuhause sollte flexibel und anpassungsfähig sein, um mit den sich ändernden Bedürfnissen und Interessen der Kinder Schritt zu halten. Das bedeutet, dass Räume leicht umgestaltet werden können, um neuen Aktivitäten oder Hobbys Platz zu bieten.
Kinder lernen durch Nachahmen und lieben es, das zu tun, was die Erwachsenen tun. Dieser Aspekt muss beim kindgerechten Hausbau ebenso beachtet werden wie die Überlegung, gewisse Punkte aus der Montessori-Pädagogik zu implementieren. Die Kernaussage von Maria Montessoris Lehre ist „Hilf mir, es selbst zu tun“, was nichts anderes bedeutet, als den Kindern sämtliche Möglichkeiten zu bieten, sich selbst auszuprobieren und am alltäglichen Leben teilzuhaben.

Montessori-Häuser haben in der Regel niedrige Regale und Möbel, die leicht zugänglich für Kinder sind. So können Kinder selbstständig auf Spielzeug, Bücher und Lernmaterialien zuzugreifen und sie wieder zu verstauen. Natürliche Materialien wie Holz, Baumwolle und Leinen sind langlebig, angenehm für die Sinne und fördern die Verbindung zur Natur.

Kindgerechte Häuser sind so gestaltet, dass sie praktische Lebensaktivitäten unterstützen, wie z.B. Kochen, Putzen und Gartenarbeit. Kinder werden ermutigt, an diesen Aktivitäten teilzunehmen und wichtige Fähigkeiten für das tägliche Leben zu erlernen. Dennoch ist es wichtig, dass es auch einen Rückzugsort für die Kleinen gibt, wo sie entspannen können.

Sicherheit an erster Stelle
Die Sicherheit der Kinder ist von höchster Bedeutung. Kindersichere Maßnahmen wie abgerundete Ecken, sichere Treppengeländer und abschließbare Schränke sollten integraler Bestandteil des Hausdesigns sein. Wenn die Kinder gerade erst das Laufen lernen, helfen Schutzgitter vor Treppen, Balkonen und Terassentüren Unfälle zu vermeiden. Ebenso wichtig sind abschließbare Fenstergriffe, denn wenn die Kinder erst einmal raushaben, wie sie ein Fenster öffnen können, besteht ein erhöhtes Sturzrisiko.

Weitere grundlegende Maßnahmen im Bereich Sicherheit sind:

  • Das Verschrauben von Regalen und Schränken mit der Wand, um ein Umkippen zu verhindern.
  • Steckdosensicherungen oder -abdeckungen, die verhindern, dass Kinder Gegenstände hineinstecken. 
  • Keine offen herumliegenden Kabel oder Steckdosenleisten.
  • Reinigungsmittel und andere potenziell gefährliche Substanzen oder Medikamente außerhalb der Reichweite von Kindern und sicher verschlossen aufbewahren. 
  • Kein unbeaufsichtigter Zugang zu Wasserquellen wie Badewanne, Schwimmbecken oder Teich.

Spiel und Lernmöglichkeiten
Ein kindgerechtes Zuhause muss reichlich Platz für Spiel und Lernen bieten. Dies kann durch die Integration von Spielbereichen, Lese-Ecken, Kunststationen und Lernmaterialien geschehen. Das Ziel ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die Neugier und Kreativität der Kinder anregt.

Spielfreundliche Küche
Eine kindgerechte Küche sollte sicher, funktional und einladend sein, damit Kinder sich aktiv an Koch- und Backaktivitäten beteiligen können und gleichzeitig ihre Selbstständigkeit fördern. Es wäre ideal, wenn es niedrige Arbeitsflächen gäbe, um die Kinder bestmöglich teilhaben zu lassen – doch in Anbetracht der Tatsache, dass sich die Höhe einer Arbeitsplatte nur schwer ändern lässt, bietet es sich an, stattdessen auf einen Lernturm zurückzugreifen oder die Kinder an einem extra niedrigen Kindertisch helfen zu lassen.

Geschirr und Besteck für die Kinder können in den unteren Schränken aufbewahrt werden. So können sie selbstständig zugreifen und den Tisch decken. Gefährliche Gegenstände wie Messer, scharfe Reiben oder andere Utensilien, die ein Verletzungsrisiko beinhalten, müssen hingegen so verstaut sein, dass die Kinder nicht alleine ran kommen.

Was bereits im Punkt Sicherheit angesprochen wurde, gilt für die Küche noch einmal besonders. Kleine Kinder könnten einen Spülmaschinenreinigertab mit etwas zu Naschen verwechseln – daher gilt: Reinigungsmittel am besten in einem verschließbaren Unterschrank oder in höheren Schränken aufbewahren.

Selbstständigkeit im Badezimmer
Was in der Küche beginnt, endet nicht vor der Badezimmertür. Ab einem gewissen Alter wollen Kinder selbstständig Hände waschen, Zähne putzen und sich die Haare kämmen. Es gibt spezielle Kinder-Sanitärkeramik, die an ihre Größe angepasst ist und die verbaut werden kann. Eine niedrige Toilette ist für Kinder schneller und einfacher zu erreichen, wenn es dringend ist, und Kinder werden es lieben, wenn sie ein Waschbecken und einen Spiegel auf Augenhöhe haben.

Um ihnen das zu ermöglichen, muss jedoch nicht gleich ein niedriges Waschbecken verbaut werden. Stattdessen können Hocker helfen. So erreichen auch schon die Kleinen den Wasserhahn. Hier können Hausbesitzer darauf achten, dass er so beschaffen ist, dass Kinder ihn einfach bedienen können und dass der Wasserstrahl mittig ins Waschbecken läuft, statt am hinteren Rand zu tröpfeln.

Eine weitere Möglichkeit ist das Bereitstellen eines Waschtischs für Kinder. Dieser kann sogar schnell und einfach selbst gebaut werden. Die kompakte Variante mit Waschschüssel und Spiegel kann, sobald die Kinder ihr entwachsen sind, einfach abgebaut und verstaut, verschenkt oder verkauft werden. Allgemein sollten Kinder Zugang zu ihren eigenen Badutensilien haben, wie Zahnbürsten, Handtücher und Seife. Niedrige Regale oder Schubladen in kindgerechter Höhe ermöglichen es den Kindern, ihre Sachen selbstständig zu erreichen und zu organisieren.

Um Stürze im Badezimmer zu verhindern, sollten die Böden rutschfest sein. Eine spezielle Badematte oder ein Teppich direkt vor Badewanne oder Dusche kann ebenfalls helfen, das Risiko von Unfällen zu reduzieren. Haltegriffe und in der Nähe der Toilette, der Badewanne und der Dusche bieten Kindern zusätzlichen Halt und Sicherheit.

Eingebaute Spielbereiche
Kinder lieben es zu spielen und zu entdecken – auch abseits ihrer Kinderzimmer. Integrierte Spielbereiche sind eine innovative Möglichkeit, um das Zuhause kindgerecht zu gestalten und den Bedürfnissen der jungen Bewohner gerecht zu werden. Im Wohnzimmer kann eine Ecke mit eigenem Spielteppich und niedrigen Regalen für Bücher und Spiele als integrierter Spielbereich dienen. Mit ein paar Kissen und Decken wird daraus schnell eine gemütliche Leseecke.

Flure und Eingangsbereiche können ebenso als Spielbereiche genutzt werden, beispielsweise mit Wandmalereien, interaktiven Wandpaneelen oder einem Spieltunnel, mit denen sich die Kleinen beschäftigen können. Eine kleine Kindergarderobe ermutigt sie dazu, spielerisch selbstständig Ordnung in Jacken und Schuhe zu bringen.

Ungenutzter Raum unter einer Treppe kann ebenso zu einem Spielbereich werden, indem er für Kinder zugänglich gemacht wird. Sie lieben es ohnehin, sich Höhlen zu bauen und eine solche Ecke bietet sich ideal dazu an.

Naturnahe Elemente
Ein kinderfreundliches Zuhause geht über die vier Wände hinaus bis in den Garten. Mit einem Kletterturm, einer Schaukel, einer Rutsche oder einem Sandkasten können die Kinder sich körperlich betätigen und ihre motorischen Fähigkeiten weiterentwickeln. Ein Baumhaus oder eine Spielhütte können als fantasievolles Rückzugsorte dienen, in dem Kinder spielen, lesen und ihrer Kreativität freien Lauf lassen können.

Ein Gemüsegarten oder ein Kräuterbeet ermöglicht es den Kindern, sich aktiv am Anbau von Obst, Gemüse und Kräutern zu beteiligen und die Zusammenhänge in der Natur zu verstehen. Verschiedene Pflanzenarten, Blumenbeete, Sträucher und Bäume schaffen Lebensräume für Tiere und fördern die Artenvielfalt. Einheimische Pflanzen und Blumen können Schmetterlinge, Bienen und andere nützliche Insekten anlocken und so die Kinder für die Bedeutung des Naturschutzes sensibilisieren.

Ein Mal- oder Bastelbereich im Freien mit einer wetterfesten Tafelwand oder einem Tisch bietet Kindern die Möglichkeit, ihre künstlerischen Fähigkeiten zu entfalten und ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen. Auch eine Matschküche kann hier integriert werden, in der sich hemmungslos dreckig gemacht werden kann.

Einbeziehung der Kinder
Bei der Planung und Gestaltung eines kindgerechten Zuhauses sollten die Kinder selbst einbezogen werden. Ihre Meinungen und Ideen sind von unschätzbarem Wert und können dazu beitragen, ein Zuhause zu schaffen, das wirklich ihren Bedürfnissen entspricht. Sobald die Kinder groß genug sind, ihre Wünsche und Vorstellungen zu verbalisieren, sollten sie mit einbezogen werden. Sie können Collagen erstellen, die veranschaulichen, wie sie sich ihr Zuhause vorstellen.

Bei der Wahl der Farbe oder der Einrichtung ihres Zimmers können Kinder ebenso mitentscheiden. Eltern können gemeinsam mit dem Nachwuchs Baumärkte, Möbelgeschäfte oder Showrooms besuchen, damit die Kinder die verschiedenen Optionen sehen und ihre Meinung äußern können. Vielleicht schaffen sie es sogar mit ihrer unkonventionellen Herangehensweise und kindlicher Naivität sogar kreative Lösungen für bestimmte Bereiche des Hauses zu finden.

Kinder freuen sich, wenn sie mithelfen dürfen. Schon die Kleinsten können so beim Aufbau verschiedener Möbel mithelfen, einen Teil einer Wand streichen oder sich bei der Gartengestaltung verwirklichen.