Zuletzt aktualisiert am
Wolf
25 tote Tiere im Landkreis Bayreuth: Die Angst vor dem Wolf geht um
Im Landkreis Bayreuth sind vor Kurzem insgesamt 25 tote Wildtiere aufgefunden worden. Nach den Ereignissen geht die Angst vor dem Wolf um.
Angst vor dem Wolf in Oberfranken: Nachdem im Landkreis Bayreuth kürzlich 25 tote Tiere aufgefunden wurden, hat Agrarministerin Kaniber gefordert, Wölfe zu jagen. Bei Landwirten und Tierzüchtern geht die Angst um. In einem Brandbrief hatte sich Kaniber kürzlich nach Brüssel gewandt. Mit Wölfen könne es kein friedliches Zusammenleben geben.
25 Tote Tiere im Landkreis Bayreuth: Angst vor dem Wolf in Oberfranken
„Wir sind in großer Sorge“, sagt Tierzüchterin Gisela Herbst aus dem Landkreis Forchheim im Gespräch mit nordbayern.de. Rund 20 Kilometer Luftlinie von den Angriffen im Landkreis Bayreuth entfernt, hält sie 28 Alpakas. In den nächsten Tagen sollen diese auf die Weide gesetzt werden. Obendrein würden bald Babys auf die Welt kommen, heißt es im Bericht weiter. Diese seien leichte Beute für Wölfe.
Es sei schwer, sich vor möglichen Wolfs-Angriffen zu wehren, denn abschießen dürfe man die Tiere nicht einfach. Das bestätigt Jäger Paul Hübner aus Bayreuth.
„Wölfe unterliegen nicht dem Jagdrecht, sondern dem Naturschutzrecht. Ein Jäger darf einen Wolf also nicht abschießen.“
(Paul Hübner, Jäger)
Wölfe töten: „Viele Jäger würden das ablehnen“
Damit dies möglich werden könnte, müsste sich der rechtliche Rahmen ändern. In solchen Fällen könnten dann Ämter Jäger zum Entnehmen einzelner Wölfe anstellen. „Viele Jäger würden das bestimmt ablehnen“, erklärt Hübner. Zum einen gebe es versicherungstechnische Gründe und zum anderen würden Jäger dann an den Pranger gestellt werden. Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies kritisierte eine solche „Jagd auf Jäger“ in einem taz-Bericht aus dem Jahr 2019.
Wölfe leichter abschießen? Bund Naturschutz reagiert mit „völligem Unverständnis“
Vor Kurzem hatte Bayerns Landwirtschaftsministerin Kaniber nach den Angriffen in Bayreuth gefordert, Wölfe leichter abschießen zu dürfen. Der Bund Naturschutz (BN) reagierte mit „völligem Unverständnis.“ Der Wolf gehöre als heimisches Wildtier ebenso zu Bayern wie die Weidetierhaltung, heißt es auf der Website des BN.
„Hätten das Landwirtschaftsministerium und die Landwirtschaftsverwaltung den Herdenschutz in den letzten Jahren nicht gemeinsam mit dem bayerischen Bauernverband blockiert, wären die Wolfsrisse wohl vermeidbar gewesen.“
(BN-Vorsitzender Richard Mergner)
Die Angriffe hätten außerdem vermieden werden können, wenn die Gehege wolfsabweisend eingezäunt gewesen werden, heißt es vom Bund Naturschutz weiter. Das vollständige Statement der Umweltschützer gibt es auf deren Website nachzulesen.
Ein Problem dabei sei, dass wolfsabweisende Zäune nicht von staatlicher Seite gefördert werden und sehr teuer seien, so Paul Hübner, Jäger aus Bayreuth. „Viele Tierhalter würden das nicht zahlen, weil sich das finanziell nicht lohnt.“ Und der beste Zaun nutze nichts, wenn der Wolf sich seinen Weg einfach unten hindurch grabe, so der Jäger weiter.
Jäger: „Das Problem ist, dass Tiere in Deutschland wie eine Sache behandelt werden“
Auch der Bayreuther Bundestagsabgeordnete Thomas Hacker (FDP) hat sich zu den Angriffen geäußert. „Allein 25 getötete Tiere in den letzten Tagen sind Grund genug, sich ernsthaft mit der Situation zu befassen. Sollten ein oder mehrere Wölfe für diese Angriffe verantwortlich sein, dann ist die Bejagung dieser einzelnen aggressiven Tiere natürlich notwendig“, sagt Hacker. Eine Blanko-Vollmacht zur Bejagung aller Wölfe sei allerdings keine akzeptable Lösung, so der Bundestagsabgeordnete und Bayreuther Stadtrat weiter.
Für Paul Hübner sei das größte Problem an der Sache, dass Tiere in Deutschland vom Gesetz her wie eine Sache behandelt werden. Für ein totes Tier erhalte der Halter vonseiten der Regierung dann einen gewissen finanziellen Ausgleich. Doch das Geld könne beispielsweise nicht den emotionalen Schaden ersetzen. Eine Lösung des Wolf-Problems sieht Hübner aktuell nicht. Die Situation sei verzwickt. In Deutschland würde sich niemand nachts beispielsweise neben eine Schafsherde setzen, um diese zu bewachen. Dafür sei das Land zu industrialisiert.
Redaktion