Zuletzt aktualisiert am

Bayreuth

Bayreuther Weihnachtsmarkt: Nur noch ein Stand verkauft Weihnachtsdekoration

Nur noch ein einziger Stand des Bayreuther Weihnachtsmarkts verkauft Weihnachtsdekoration. Der Schwund hat mehrere Gründe.

Das bt hat nachgefragt: Wieso ist die Weihnachtsdekoration vom Bayreuther Weihnachtsmarkt fast verschwunden?

Ein Stand des Bayreuther Weihnachtsmarkts verkauft noch Schwibbögen

Sein Stand bleibt standhaft: Tom Neupert aus Greiz (Thüringen) ist der letzte Fierant des Bayreuther Weihnachtsmarkts, der noch Weihnachtsdekoration verkauft. Wer sich seinem Stand nähert, sieht allerdings erst mal die großen Bonbon-Gläser – denn die Früchte- und Kräuterbonbons sind sein Hautpgeschäft. Wer einen genaueren Blick in den Stand wirft, entdeckt allerdings die Schwibbögen aus dem Erzgebirge hinten an der Wand.

“Das ist mit der älteste Stand auf dem Weihnachtsmarkt”, sagt Tom Neupert. “Meine Mutter war schon nach der Wende da.” Er hat eine Erklärung dafür, wieso es auf dem Bayreuther Weihnachtsmarkt keine Christbaumkugeln und andere Deko mehr gibt: “Die Investition ist wesentlich höher”, sagt er. Wer Essen und Getränke verkaufe, nehme weniger Risiken auf sich. Lesen Sie auch: Die Lichterfahrt der Traktoren durch Bayreuth hat für viele leuchtende Augen gesorgt.

Nur einer von 37 Ständen hat Weihnachtsdekoration

37 Stände zählt der Bayreuther Weihnachtsmarkt dieses Jahr. 21 davon verkaufen Speisen und Getränke – nur ein Stand verkauft Weihnachtsdekoration. Das teilt die Stadt Bayreuth auf bt-Anfrage mit.

Er selbst habe die Schwibbögen nur dabei, weil seine Mutter sie ohnehin in ihrem Laden in Greiz verkaufe, so Neupert. Von einer sinkenden Nachfrage ist dort laut Neupert aber nichts zu spüren. “Das Ladengeschäft läuft wie verrückt”, sagt er. Wieso aber scheint sich der Deko-Verkauf auf den Märkten nicht mehr zu lohnen?

Bayreuther Schausteller hängen Christbaumkugeln an den Nagel

Zu den Alteingesessenen auf dem Weihnachtsmarkt gehört die Bayreuther Schausteller-Familie Korn. “Ich habe 35 Jahre lang Weihnachtsschmuck in Bayreuth verkauft”, sagt Michael Korn. “Wir haben das liebend gerne gemacht. Es ist uns schwer gefallen, das aufzugeben.”

Dennoch haben er und seine Familie im vergangenen Jahr die Entscheidung getroffen. Seitdem konzentrieren sie sich auf gebrannte Mandeln, Schokofrüchte und andere Süßspeisen. Der Verkauf von Weihnachtsdekoration lohnt sich laut Michael Korn einfach nicht mehr. Das hat ihm zufolge mehrere Gründe.

“Das gräbt jedem Weihnachtsmarkt das Wasser ab”

“Die Krux an der Sache ist: In jedem Möbelmarkt, aber auch in den Supermärkten, gibt es Anfang Oktober schon Weihnachtsware”, sagt Korn. Bis die Weihnachtsmärkte Ende November aufmachen, hätten sich viele schon mit der Weihnachtsdekoration eingedeckt. “Zugleich fangen viele Märkte Anfang Dezember an, die Preise zu reduzieren.”

Mit dieser Konkurrenz könnten die Schausteller nicht mithalten. “Das gräbt jedem Weihnachtsmarkt das Wasser ab”, sagt Korn. Aber auch die Vorlieben der Kunden haben sich ihm zufolge geändert. Früher hätten die Leute schöne Glaskugeln gewollt und dafür auch den entsprechenden Preis gezahlt – heutzutage müsse alles groß und billig sein.

Auch Internet-Handel ist ein Problem

Kevin Towarnicki verkauft nicht nur mit seiner “Kevin’s Food Factory” Pizza, Germknödel und andere Leckereien auf dem Bayreuther Weihnachtsmarkt. Er ist auch zweiter Vorstand des Bayerischen Landesverbands der Marktkaufleute und der Schausteller. Er sieht mehrere Gründe für die fehlende Weihnachtsdekoration.

Ein Grund sei das Nachfolge-Problem. “Die Älteren sterben weg oder wollen nicht mehr. Und es kommt keiner nach”, sagt Towarnicki. Außerdem gebe es noch eine andere Konkurrenz neben den Supermärkten. “Der ganze Internet-Einkauf ist ein Problem.” Auch der Personalmangel trage dazu bei – er selbst habe sein Sortiment erweitern wollen, finde aber nicht genug Mitarbeiter.

Die Bewerbungen fehlen

Die Stadt Bayreuth bestätigt auf bt-Anfrage, dass die Zahl der Stände mit Weihnachtsdekoration in den vergangenen Jahren “leider stark zurückgegangen” sei. Das liege nicht am Auswahlprozess der Stadt – sondern schlicht daran, dass es keine Auswahl mehr gebe. “Es gehen grundsätzlich keine beziehungsweise wenige Bewerbungen dieser Art ein”, so Stadtsprecherin Kerstin Dettlaff-Mayer.