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Was ein Bullet Journal einem Kalender voraus hat
Online-Kalender am Smartphone, To-Do-Listen oder der klassische Wandkalender. Jeder organisiert sich anders und hält das mal mehr, mal weniger lange am Stück durch. Doch es gibt noch ein weiteres Hilfsmittel: Das sogenannte Bullet Journal.
Aus drei wurde eines
Joanna Birkel ist seit 15 Jahren selbstständig und lebt seit Januar 2018 in Bayreuth. In ihrer Hand-Lettering-Werkstatt in der Nibelungenstraße gibt sie verschiedene Workshops für Gruppen von fünf bis zu zwölf Personen. Die gelernte Mediengestalterin für Print & Digital muss täglich Einiges bedenken: Produkte selbst produzieren, Shop-Anfragen verwalten, Workshops vorbereiten, den Haushalt und den Hund auf dem Schirm haben – und dabei die Work-Life-Balance nicht vergessen. Vor einem Jahr hat sie sich dazu entschieden, auf ein Bullet Journal umzusteigen.
Ich hatte am Ende drei Notizbücher in Gebrauch. Eines für Ideen auf dem Schreibtisch, eines für berufliche Termine und eines für Privates. Das hat mich gestresst. Mit dem Bullet Journal konnte ich aus drei Büchern ganz leicht eines machen.
(Joanna Birkel, Inhaberin von das IDEENdepot)
Sie habe sich zuvor immer entscheiden müssen, ob sie im Laden einen Kalender oder ein Buch für Notizen kauft. Dabei wollte sie beides in einem. „Ich habe mich schon immer non-digital organisiert. Auf einen Online-Kalender umzusteigen, kam für mich nicht in Frage“, erzählt die 39-Jährige. Außerdem habe sie gestört, dass das Geschriebene oft durchgedruckt habe, wegen der dünnen Seiten in Standard-Kalendern.
Die Idee hinter einem Bullet Journal
„Das Bullet Journal ist ein System zur individuellen Planung, das den Alltag erleichtert“, erklärt Joanna Birkel. Man könne selbst entscheiden, was für einen selbst dabei wichtig ist: Ob man es nun für Termine, To-Do-Listen, Gedanken, Ideen oder Projekte nutzen möchte. Erfinder des Bullet Journals ist Ryder Caroll. Seine Grund-Idee besteht darin, all seine Termine und To-Dos unter einander fortlaufend mit sogenannten Bullet Points, also Aufzählungszeichen, zu schreiben.
Das Bullet Journal wird Ihnen beim Entrümpeln Ihres vollgepacktes Kopfes helfen, damit Sie Ihre Gedanken endlich mit einer gewissen objektiven Distanz betrachten können.
(Ryder Caroll, Erfinder des Bullet Journal)
Danach sortiere man alles vom Großen ins Detail, sagt Joanna Birkel. Das bedeutet, dass man mit einer Jahresübersicht anfängt, danach eine Übersicht für den jeweiligen Monat erstellt und sich erst dann auf die aktuelle Woche und deren Tage fokussiert. Die Termine werden dabei immer übertragen.
„Dann überlegt man sich selbst Symbole. Zum Beispiel eines für erledigte Aufgaben, eines für eine weggefallene Aufgabe, sowie eines für verschobene Aufgaben“, erklärt die 39-Jährige. Es sei eine fortführende Übersicht, die einmal pro Woche neu übertragen wird. So sehe man schnell, wo Lücken in der eigenen Organisation stecken und, wofür man sich mehr Zeit nehmen sollte.
Und Joanna Birkel gesteht: „Ich hatte einen Aha-Effekt: Seitdem ich das Bullet Journal nutze, bin ich tiefenentspannt, weil ich keine Aufgaben mehr vergesse oder liegen lasse. Hier haben alle Aufgaben die gleiche Wertigkeit, weil sie immer wieder im Jetzt auftauchen, bis sie erledigt sind.“
Sich Ziele setzen & Gewohnheiten im Blick haben
Im Bullet Journal lassen sich mit einem sogenannten Habit Tracker Ziele festlegen – was will ich erreichen? Beruflich und privat? Das bedeutet, dass man sich eine Übersicht anlegt, in der man täglich, auf einfache Weise, erfasst, was man geschafft hat und was nicht. Ob es darum geht wie viel Sport man im Monat wirklich macht, wieviel Wasser man trinkt oder wie viel Zeit man für die eigene Entspannung freihält. Mit dem Habit Tracker sieht man es auf einen Blick. Und das geht so: Auf einer Seite legt man sich untereinander die Themen an, die man beobachten will. Von links nach rechts legt man sich die Tage eines Monats an. Für jeden Tag, an dem man die Aufgabe erfüllt, malt man ein Kästchen aus. Macht man die Aufgabe nicht, bleibt das Kästchen leer.
Ein flexibles System
Je umfangreicher das eigene Bullet Journal ist, desto mehr bietet es sich an ein Inhaltsverzeichnis anzulegen, mit Verweisen wo was zu finden ist. Für den Start empfiehlt Joanna Birkel ein Notizbuch in Größe Din A5 mit Punktraster und einen Stift. Ein Bullet Journal würde man heute oft mit Gestaltung verbinden. Das ist möglich, aber für den Anfang kein Muss, sagt die Selbstständige. Wer Interesse an Handlettering im Bullet Journal hat, der greife als Einsteiger am besten zu Lineal, Bleistift, Radiergummi, und je einem Fineliner in hellgrau und schwarz.
Bei der Gestaltung und Systematik könne man sich wöchentlich ausprobieren, bis man das passende Konzept für sich selbst gefunden habe. Wer sich mit Zeichnen schwer tut, könne auch mit Buchstaben-Stempeln und Stempelkissen sein Design beginnen.
Redaktion