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Landkreis Bayreuth

Erneute Bauernproteste im Landkreis: “Bayreuth steht nicht zu seinen Bauern”

Um auf ihre Probleme aufmerksam zu machen, blockierten Landwirte im Landkreis Bayreuth mehrere Autobahnauffahrten. Das bt hat mit einigen von ihnen gesprochen.

Erneute Bauernproteste

Obwohl doch erst am vergangenen Samstag, den 27. Januar 2024, in der Bayreuther Innenstadt gegen die Landwirtschaftspolitik der Bundesregierung demonstriert wurde, geht es am heutigen Mittwoch, den 31. Januar 2024 schon wieder weiter. Diesmal an den einzelnen Autobahnauffahrten im Bayreuther Land.

“Die Politik hat das Fass über viele Jahre einfach zum Überlaufen gebracht”, erklärt Hermann Rank aus Gefrees. Er organisierte relativ kurzfristig die Blockaden an den einzelnen Auffahrten. Gemeinsam mit seinen Kollegen blockierte er die Auffahrt Weidensees in Richtung Bayreuth. Lesen Sie auch: Die bt-Bildergalerie zu den Bauernprotesten am heutigen Mittwoch.

Überregulierung ist der Problempunkt

“Was vor allem stört, sind die ganzen teilweise realitätsfernen Auflagen, die unsere Arbeit zehnmal schwerer und auch teurer machen”, führt Rank fort, “Und diese Überregulierung trifft halt den gesamten Mittelstand, egal ob Handwerker, Spediteure oder sogar Krankenschwestern”. Ähnlich sieht es auch Florian Wallner, der mit Kollegen an der Auffahrt Pegnitz auf die Probleme der Bauern aufmerksam macht: “Die Anzahl der Zuständigen im Amt hat sich in den letzten 30 Jahren verzehnfacht, obwohl die Anzahl der Betriebe massiv zurückgegangen ist. Alles nur durch diese Überregulierung.”

Auch die Brüder Michael und Lukas Hofmann sehen in der Überregulierung der Landwirtschaft den großen Problempunkt. Die beiden Landwirte aus Rackersberg bei Pottenstein blockierten mit ihren Treckern am Vormittag die Auffahrt Trockau in Richtung Bayreuth. “Die Auflagen werden halt einfach immer mehr und dadurch können wir dann einfach nicht mehr mit Landwirten aus dem Ausland konkurrieren”, erklärt Michael Hofmann, “Ich würde mir wünschen, dass man uns einfach arbeiten lassen und uns so akzeptieren würde wie wir sind.”

Gesellschaft zum Teil solidarisch

Immer wieder kommen von vorbeifahrenden Autos und Lkws ein solidarisches Hupen. “Das freut mich natürlich, dass viele Leute aufwachen und bemerken, wie schlecht es unserer Branche und dem ganzen Mittelstand eigentlich geht”, erklärt Wellner, “Wir wollen ja im Endeffekt nicht den Menschen selbst, sondern der Politik mit solchen Aktionen schaden.”

Michael Hofmann sieht noch einige Probleme, was die Solidarität in der Gesellschaft angeht: “Besonders von Menschen in der Stadt habe ich nicht unbedingt das Gefühl, dass man solidarisch mit uns ist.”

“Schade, dass wir nicht mehr schaden können”

Die Protestaktion kam relativ spontan und schnell zustande, so Organisator Hermann Rank. Auch an der Koordination mit dem Landratsamt gab es von seiner Seite aus keine Probleme. “Wir haben auch klargemacht, dass wir nicht ins Extreme oder Gefährliche rutschen wollten.” Damit deutet Rank klar auf die eskalierte Situation am vergangenen Samstag an, als rund 100 Fahrzeuge die A9 zwischen Gefrees und Bindlacher Berg blockierten, teilweise mit Fahrzeugen, die nicht auf der Autobahn hätten fahren dürfen.

Besonders die jüngeren Protestierenden wünschen sich aber wohl tiefer treffende Aktionen. Eine Blockade sämtlicher Autobahnauffahrten seien von Seiten der Verwaltung strikt abgelehnt worden. “Es ist schade, dass das Landratsamt solche Aktionen unterbindet und dann mit dem lachhaften Argument ankommt, dass Pegnitz ein unfassbar wichtiger Verkehrsknotenpunkt sei”, erklärt Florian Wellner. Das sieht auch der Kollege aus Trockau ähnlich: “Damit zeigt das Landratsamt auch einfach, dass Bayreuth nicht zu seinen Bauern steht”, erklärt Lukas Hofmann.