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Oberpfalz

Fastenzeit im Kloster Speinshart: Ein Pater erklärt, was sich durch Verzicht gewinnen lässt

Im Kloster Speinshart bedeutet die Fastenzeit mehr als nur kleinere Portionen. Pater Hermann Josef erklärt, wie Verzicht zum Gewinn wird.

Für Christen beginnt am Aschermittwoch die 40-tägige Fastenzeit bis Ostern. Geistliche Gemeinschaften wie das Kloster Speinshart in der Oberpfalz erleben diese Zeit besonders intensiv.

Pater Hermann Josef teilt im Interview mit dem bt seine Fasten-Erfahrungen. Der Geistliche wurde 1966 in Lauingen an der Donau im bayerischen Schwaben geboren, seit 2007 ist er Administrator und Chorherr im Kloster Speinshart.

Fasten als Rückzugszeit

bt: Herr Pater Hermann Josef, worauf verzichten Sie im Kloster in der Fastenzeit?

Pater Hermann Josef: Ich rauche ab und zu Pfeife und Zigarre. In der Fastenzeit werde ich darauf verzichten. Das, was ich dadurch einspare, kann ich einem guten Zweck spenden. Zum Beispiel unterstütze ich dann eine Organisation, die notleidenden Menschen im heiligen Land hilft.

Wie begehen Sie im Kloster gemeinsam die Fastenzeit?

Worauf ich mich besonders freue, sind unsere Exerzitien als Klostergemeinschaft. Das ist unsere Rückzugszeit. Hier nehmen wir uns mehr Zeit zur persönlichen Betrachtung und zum Gebet, als wir es unterm Jahr tun würden. Wir kümmern uns also verstärkt um unsere Beziehung zu Gott. Wir schauen aber auch, wie wir mit unseren Mitmenschen umgehen und wo wir uns darin verbessern können.

“Wir verzichten in dieser Zeit natürlich auch auf soziale Medien”

Wie lange dauern diese Exerzitien?

Für diese Rückzugszeit werden wir uns eine Woche gönnen. Wir verzichten in dieser Zeit natürlich auch auf soziale Medien und auf das Handy. Ich bin nicht mit diesen Dingen aufgewachsen, aber unseren jüngeren Mitbrüdern fällt der Verzicht darauf schon schwer.

Welche Regeln müssen Sie als Chorherr in der Fastenzeit einhalten?

Wir leben nach der Augustinusregel. Die Regel an sich ist allerdings sehr offen. In seiner Regel schreibt der heilige Augustinus: “Ihr sollt fasten, wie es üblich ist.” Fasten war damals und auch heute noch eine Möglichkeit, das geistige Leben auf den “Prüfstand” zu stellen, sein Leben neu zu sortieren, sich neu zu orientieren und allgemein auf das eigene Leben zu schauen.

Gibt es denn auch Regeln für die Ernährung?

Fasten an sich bedeutet ja einmalige Sättigung. In unserer katholischen Kirche haben wir mit dem Aschermittwoch und Karfreitag zwei strenge Fastentage. An diesen Tagen ist eine einmalige Sättigung vorgesehen, bei der aber auf Fleisch und Überflüssiges verzichtet wird. Dazwischen ist es jedem Bruder freigestellt, wie er die Fastenzeit gestaltet. Kranke und ältere Mitbrüder sind vom eigentlichen Fasten aber ausgenommen.

Verzichten Sie auch auf Fleisch in der Fastenzeit?

Zu den traditionellen Fasttagen, also Aschermittwoch und Karfreitag, verzichte ich auch auf Fleisch. Ansonsten ist es jedem einzelnen überlassen, wie man es macht.

Dankbar sein für das, was wir in der Schöpfung genießen dürfen

Gibt es etwas, auf das Sie in der Fastenzeit gar nicht verzichten können?

Also ich werde nicht radikal fleischlos leben können, dafür liebe ich das Essen zu sehr. Das muss ich ganz ehrlich sagen. Aber die strengen Fastentage sind für mich kein Problem. Ich werde aber versuchen, etwas eingeschränkter und weniger zu essen. Wie ich das durchhalte, werden wir sehen. Da ist der Mensch halt schwach.

In der Fastenzeit möchten Sie ja auf das Rauchen verzichten. Wie schmeckt denn die erste Zigarre nach der Fastenzeit?

Das ist wie wenn man länger keinen Wein mehr trinkt. Das ist schon ein Genuss. Aber das ist auch ein positiver Effekt des Fastens, dass es danach wieder schmeckt. Manchmal merkt man aber auch, dass man es nicht mehr braucht. Das ist natürlich auch ein positiver Effekt. Trotzdem ist es wichtig zu sagen, dass wir dankbar sein können für das, was wir in der Schöpfung genießen dürfen.

Welche Rolle spielt das Bier in der Fastenzeit?

Früher tranken Mönche gern Bier in der Fastenzeit. Welche Rolle nimmt das Bier denn in der heutigen Fastenzeit ein?

Bier ist eine klösterliche Tradition. Früher hat es auch geheißen, dass Flüssiges das Fasten nicht bricht. Darum gab es zur Fastenzeit ein Starkbier, mit dem die Nährstoffe in flüssiger Weise aufgenommen wurden. Das war auch nötig, da der Mönch damals ja auch hart arbeiten musste. Heutzutage ist es jedem einzelnen überlassen, ob er Bier trinkt oder nicht.

Fragen, “ob ich die Güter habe oder ob die Güter mich haben”

Welchen Zweck hat das Fasten?

Das Fasten hat für uns keinen Selbstzweck, es geht nicht darum, dass der Körper eine schöne Figur bekommt oder entschlackt wird. Vom Fasten sollen andere was haben und es soll mich zu einem besseren Mensch machen.

Und was sind die geistigen Auswirkungen?

Man konzentriert sich dadurch doch stärker auf die Frage “Was ist denn wirklich wichtig?”. Aber es hilft auch dabei, in sich zu gehen und zu hinterfragen, ob ich die Güter habe oder ob die Güter mich haben. Und auf diese Fragen bekommt man durch das Fasten neue Impulse und ändert vielleicht sein Leben.

Was können Menschen vom Fasten der Mönche und Chorherren lernen?

Die Freiheit, sich freiwillig einen Verzicht aufzuerlegen. Aber auch, dass man über sein Verhalten mit anderen Menschen nachdenkt und überlegt, wie man den eigenen Umgang mit den Mitmenschen verbessern kann. “Wie man mit dem Menschen umgeht, so zeigt man auch seine Ehrfurcht vor Gott”, sagte Augustinus mal und genau das können Menschen von uns lernen.

15 Minuten Zeit nehmen

Was ist denn der Unterschied zwischen einem Chorherren und einem Mönch?

Chorherren-Orden sind Priestergemeinschaften, die sich zu klösterlichen Gemeinschaften zusammengefunden haben. Das klösterliche Leben eines Chorherren ist von zwei Seiten geprägt: Zum einen das klösterliche Zusammenleben und Beten und zum anderen die Seelsorgearbeit des Priesters außerhalb des Klosters.

Als Chorherr isoliert man sich also nicht von der Außenwelt?

Genau, der Mönch in seinem Ursprung konzentriert sich auf das Innenleben, also seine Beziehung zu Gott. Das Wort Mönch kommt von monos und heißt „allein”. Das Leben eines Mönches ist von Stille und Schweigen geprägt. Mönche leben im Kloster und tragen in der Regel keine Aufgaben nach außen. Chorherren sind eine Mischform, wir haben kontemplative Elemente, gehören aber als Seelsorger auch dem Klerus an und sind daher auch aktiv nach außen orientiert.

Haben Sie Tipps, wie man die Fastenzeit am besten übersteht?

Ich würde sagen, dass es schon mal gut wäre, 15 Minuten Zeit für sich zu nehmen und zu reflektieren, wo man seinen täglichen Schwerpunkt setzt, wo man etwas Gutes tun kann oder wem man ein gutes Wort mitgibt.