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Bayreuth

Friedrichsforum: Wann ist es endlich fertig? – Neues aus dem Bauausschuss

Im Bauausschuss des Bayreuther Stadtrats wurde erneut über das Friedrichsforum diskutiert. Es hagelte Kritik.

Das Thema Friedrichsforum wird die Stadt Bayreuth noch länger beschäftigen.

Im Bauausschuss des Stadtrats wurde ein Bericht über das Projekt lange diskutiert.

Keine Veranstaltungen in 2024

Anfang Dezember berichtete das bt, dass das Friedrichsforum nicht wie ursprünglich geplant 2024 eröffnet werden kann. Als Grund wurden unvorhergesehene Probleme beim Bau genannt, die auch in der heutigen Sitzung des Bauausschusses am Dienstag, dem 16. Januar 2024, diskutiert wurden.

Ingenieur Frank Pickel vom verantwortlichen Projektsteuerungsbüro Drees + Sommer aus Nürnberg legte den Stadträten seinen Bericht über das letzte Quartal vor und stellte sich den Fragen der Anwesenden – diese hielten mit Kritik oft nicht zurück.

Es entstand eine längere Diskussion darüber, ob die Verantwortlichen die Probleme hätten vorhersehen können oder sogar müssen – und wer letztlich für Schäden, die durch die Bauverzögerung entstanden sind und noch entstehen werden, aufkommen muss. Lesen Sie auch: Der Kulmbacher Kult-Klub “Schlössla” muss schließen – es ist kein freiwilliges Ende.

Verzögerungen bei den Arbeiten

Zunächst stellte Pickel den aktuellen Stand des Projekts vor. Allgemein gehe es gut voran, aktuell werden die letzten Ausschreibungen an Unternehmen vergeben, sodass schon bald vorläufige Gesamtkosten feststehen. Noch immer sind die bewilligten 98,5 Millionen Euro aus 2021 die Prognose.

Bei den fehlenden Ausschreibungen ist man optimistisch, dass man wirtschaftliche Angebote bekommt und diese auch festmachen kann, nur bei den Geländern müsse man aktuell Einsparmaßnahmen kalkulieren, da diese sich als deutlich kostenintensiver als gedacht herausstellten.

Dennoch gibt es den großen Wermutstropfen: der geplante Übergabetermin für den Großen Saal am 19. April 2024 kann keinesfalls eingehalten werden. Zwei parallel geplante Arbeiten von unterschiedlichen Firmen können nicht gleichzeitig stattfinden – laut Pickel wurden die Verantwortlichen erst kurzfristig damit konfrontiert.

Ärger mit zwei Baufirmen

Der Diplomingenieur erklärte, dass die Ausschreibungen an die betroffenen Firmen bereits seit mehreren Jahren vergeben worden waren. Alle Firmen, die an der Großbaustelle beteiligt sind, würden außerdem regelmäßig über den Ablauf- und Zeitplan des Projekts sowie eventuelle Änderungen, informiert werden.

Bis vor einigen Wochen sei zu keinem Zeitpunkt kommuniziert worden, dass die Firmen nicht parallel im Großen Saal ihre Arbeiten durchführen könnten. Die neu entstandenen Probleme werfen den Zeitplan des Projekts um mehrere Wochen zurück. Auch Mehrkosten würden dadurch entstehen.

Nachdem die Firmen die Verantwortlichen mit den Neuigkeiten konfrontiert hatten, haben diese die Kommunikationsstruktur für das Projekt angepasst. Laut Pickel fänden nun wöchentliche Treffen von allen Beteiligten statt, sodass auch auf kleinste Änderungen reagiert werden könne.

Stadträte “ratlos” und “enttäuscht”

Unter den Stadtratsmitgliedern sorgten Pickels Ausführungen für viel Unverständnis. Immer wieder wurde die Frage gestellt, ob die Verantwortlichen sehen hätten müssen, dass die Arbeiten nicht parallel stattfinden könnten. Thomas Bauske (SPD) erklärte, er sei “ein bisschen enttäuscht” von den Verantwortlichen, denen die Stadt schließlich Geld bezahle.

Auch Sabine Steininger (Grüne) stimmte mit in die Kritik ein. Die vorhergehenden Berichte Pickels hätten über gute Kommunikation berichtet und dass “alles immer mehr ineinandergreift”. Sie sei “ein Stück weit ratlos” – auch wegen eines anderen Problems: Noch immer ungeklärt ist die Abgrenzung zum Geißmarkt, wo man seit Beginn der Arbeiten in Diskussionen mit den Stadtwerken stecke.

Frank Pickel betonte, dass es nicht an der Projektsteuerung läge, dass das Problem unerkannt blieb. Man renne seit Wochen den Planern hinterher, berufe immer mehr Meetings ein. Für ihn sei der Schlag genauso schwer wie für die Stadt, dass das Projekt sich noch länger hinzieht. “Ich wollte eigentlich insgesamt nur zweimal hier berichten”, so der Ingenieur ernüchtert.

“Schaut sich das keiner an?”

Auch Stadtrat Dr. Stefan Specht (CSU) übte Kritik. Er sprach von einem “Bauchladen an Problemen” in Verbindung mit dem Friedrichsforum. “Schaut sich das keiner an?”, fragte er Pickel direkt. Die Verantwortung für das Projekt habe laut diesem der Architekt, ein möglicher Grund für das Übersehen des Problems sei das Fehlen eines 3D-Bauplans.

Für Georg Kämpf (BG) stellte sich vor allem die Frage dessen, wer für die entstandenen Kosten aufkommt – die Stadt solle es jedenfalls nicht sein. Auch Helmut Parzen (CSU) machte klar: “Da muss jemand verantwortlich sein”. Derjenige solle auch für die Mehrkosten aufkommen.

OB Thomas Ebersberger versicherte, dass man sich damit beschäftigen werde, die die Verantwortlichkeiten zu klären. Dabei wäre aber auch die Frage, wie genau man entfallene Veranstaltungen als finanziellen Schaden geltend macht – das sei am Ende auch eine rechtliche Frage.

“Projekt wurde unterschätzt”

Karsten Schieseck (BG) suchte die Verantwortlichkeit für den entstandenen Ärger auch ein wenig in den eigenen Reihen. Man sei teils “naiv” an die Sache herangegangen und dachte, das Millionenprojekt würde schneller fertig werden. Auch dass die Kommunikation bei einer solchen Großbaustelle ein Problem werden würde, sei von vornherein klar gewesen.

Die Schlussworte für die gut eine Stunde andauernde Diskussion fand Urte Kelm. Der Architekt habe das Projekt von Anfang an in seiner Komplexität und mit den diversen Arbeitsschritten unterschätzt. Jetzt gelte es aber auf den letzten Metern noch die Motivation hochzuhalten.

Als Nächstes müsse man die neu entstandenen Auswirkungen versuchen, einzuschätzen und damit weitermachen. Und für das nächste große Projekt gilt es dann, aus den gemachten Fehlern zu lernen.