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Soziale Medien

Gefährliche TikTok-Challenges: Behörden prüfen Verbot für “Hot Chip”

von Laura Getto

Auf der App “TikTok” beteiligen sich die Benutzer teilweise an gefährlichen Challenges, wie zum Beispiel der “Hot Chip Challenge”.

Die bayerischen Behörden prüfen momentan sogar ein Verbot in Zusammenhang mit einer TikTok-Challenge.

Ob die Challenges auf der App TikTok gefährlich sind und was Jugendliche daran so fasziniert, erklären drei Experten der Universität Bayreuth. Wie Eltern ihren Kindern dabei helfen können, sich durch solche Challenges nicht in Gefahr zu bringen, berichtet die Polizei Oberfranken.

TikTok-Challenges: Das Risiko fasziniert

Einige Nutzer der Social Media-App „TikTok“ beteiligen sich an Challenges, die teilweise gefährliche Folgen haben können. Ein Beispiel dafür ist die „Hot Chip-Challenge“, bei der es darum geht, den laut Hersteller „Hot Chip“ schärfsten Chili-Tortillachip zu essen. Die Medien haben über schwere Folgen durch das Verzehren berichtet und die bayerischen Behörden prüfen ein Verbot.

Der Medienwissenschaftler Felix Raczkowski forscht an der Universität Bayreuth unter anderem zu Games, Social Media und zur Geschichte und Theorie sozialer Medien. Raczkowski geht nicht davon aus, dass eine große Gefahr von der “Hot Chip”-Challenge ausgeht. „Es kommt natürlich in Einzelfällen immer wieder zu Verletzungen, aber gemessen an der Zahl der Nutzer von TikTok denke ich nicht, dass wir es hier mit einem sehr gefährlichen Trend zu tun haben.“

Aus der Außenperspektive bewertet er die Faszination an den Challenges so: „Ich glaube, sowohl das Spielerische, bei dem man sich mit anderen misst, als auch die Tatsache, dass man dabei ein bisschen was riskiert, macht die Faszination aus“, so der Medienwissenschaftler. Er denkt, dass Jugendliche gerade nach Corona das Ziel haben könnten, aus einem isolierten sicheren Umfeld auszubrechen.




Challenges rufen zu ständigem Konsum auf

Veronika Rudolf, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Medienwissenschaften an der Universität Bayreuth, findet den Mangel an kritischem Hinterfragen der Challenges gefährlich. Da viele der Challenges Werbekampagnen seien, sehe sie die Gefahr beim ständigen Aufruf zum Konsum. Außerdem liege die Faszination für gefährliche Challenges weniger bei den Teilnehmern, sondern eher bei den Beobachtern.

Es sei zielführend, die Medienkompetenz der Kinder zu fördern und ihnen einen reflektierten Umgang zu vermitteln, als TikTok ausschließlich als Gefahrenquelle einzustufen. Ein Problem sei die fehlende Medienkompetenz vieler Bürger, wie Eltern und Lehrer.

So erschweren sie auch den Kindern, sich selbst zu schützen. „Statt sich gemeinsam mit den Kindern weiterzubilden oder sich mit einer Plattform wie TikTok auseinanderzusetzen, werden häufig sinnlose Verbote erteilt und soziale Medien kategorisch abgelehnt“, so Veronika Rudolf.

Die Erziehung, bezogen auf die sozialen Medien, müsse der jeweiligen Situation angepasst werden. Diese Art von Bildung müsse auch von den Schulen mitgetragen werden und in die Ausbildung der Lehrer integriert werden.

Gefahr zur Beteiligung steigt durch größere Zielgruppe

Der Bayreuther Medienwissenschafts-Professor Jochen Koubek erklärt, es gebe immer Kinder und Jugendliche, die an Mutproben für Anerkennung teilnehmen und sich teilweise Risiken aussetzen würden. „Diese Personen sind größeren Gefahren ausgesetzt als andere, eine gesamtgesellschaftliche Gefährdung sehe ich aber nicht“, so der Professor.

Durch die digitale Version der Mutproben könnten mehr Menschen in Versuchung kommen, da eine größere Zielgruppe erreicht werden kann. Die Eltern sollten den Zugang zu TikTok regulieren und vor allem das Smartphone eines Kindes müsse gewisse Apps nicht installiert haben, so Koubek.

Sollte ein Kind besonders nach sozialer Anerkennung suchen, sollen die Eltern den Zugang stärker einschränken und intensiver über die Inhalte sprechen. Sie sollen ihre Kinder auf Gefahren hinweisen: „Die meisten Jugendlichen wollen sich ja nicht absichtlich in lebens- oder gesundheitsgefährdende Situationen bringen, sie schätzen manche Situationen nur falsch ein“.

Das rät die oberfränkische Polizei den Eltern

Der oberfränkischen Polizei sind bisher keine relevanten Fälle mit Folgen bekannt. „TikTok-Challenges gestalten sich sehr unterschiedlich. Die Gefahr, welche von ihnen ausgeht, ist folglich stark schwankend“, so Polizeioberkommissar Thomas Rückerl vom Polizeipräsidium Oberfranken. Motive könnten „jugendliche Rebellion, persönlicher Gestaltungsdrang und gruppendynamische Vorgänge“ sein.

Die Eltern sollen sich mit ihren Kindern über die aktuellen Challenges austauschen und ihnen klarmachen, dass auch Fakes kursieren, die nur gespielt sind. Sie sollen sie ermutigen, die Challenges kritisch zu hinterfragen und sich und andere nicht in Gefahr zu bringen.

Wenn auffällt, dass gefährliche Challenges im Freundeskreis im Umlauf sind, sollen Eltern andere Eltern und die Klassenleitung informieren. Sie sollen aber die Videos nicht weiter verbreiten, wenn sie davor warnen. Außerdem sollen sie Challenges nicht sofort verurteilen, sondern dabei helfen, gemeinsam sichere Challenges zu finden.