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Bayreuth

Kickbox-Comeback mit 50 Jahren: Bayreuther Meister steigt wieder in den Ring

Der mehrfache deutsche Kickbox-Meister Marcus Walter wagt ein spektakuläres Comeback: mit 50 Jahren geht es zurück in den Ring.

Der Bayreuther Kickboxer Marcus Walter plant ein spektakuläres Comeback.

Im Gespräch mit dem bt gibt der Meister einen Einblick.

Rückkehr in den Ring nach 30 Jahren

Am 16. März 2024 findet in der Bindlacher Bärenhalle der offene Bayernpokal im Kickboxen statt. Veranstalter ist das Karate Dojo Aleksandar Bayreuth (KDA). Dort lernte Marcus Walter als Jugendlicher das Kickboxen kennen und lieben. Jetzt will es der 50-Jährige noch einmal richtig wissen und bei dem Turnier in den Ring steigen.

Walter ist in Bayreuth auch unter dem Pseudonym “Der Fitmacher” als Personal-Trainer und Fitnesscoach bekannt. So verdient er sein Geld und hält sich fit – auch 30 Jahre nach dem Ende seiner Kickboxer-Karriere.

Im Gespräch mit dem bt ließ Walter seine Anfänge Revue passieren und teilte seine Beweggründe für die Rückkehr in den Ring – die für ihn auch emotionale Bedeutung hat. Lesen Sie auch: Ein mobiler Escape-Room kommt diese Woche nach Bayreuth.

Gedenken an verstorbenen Vereinsgründer

Marcus Walters Karriere als Kickboxer fing als Jugendlicher an, damals trat er mit seinem besten Freund beim KDA ein. Während sein Kumpel nach einem halben Jahr die Segel strich, blieb Walter dabei. “Es war einfach ganz genau mein Sport, ich hatte das Talent und wegen meiner Größe (1,94 m) auch Vorteile”, sagt er gegenüber dem bt.

Maßgeblich für seine Laufbahn war die Unterstützung von Vereinsgründer Aleksandar Repovic. “Er hat mir den Weg für alles in meinem Leben geebnet”, so Walter. Dazu kommt der große Einfluss von Mentor Stefan Haas, der Walter “fast alles beigebracht hat”. Den Start und – im Idealfall – auch die Siege beim Turnier will Marcus Walter nun Haas und dem bereits 2017 verstorbenen Repovic widmen.

Im Laufe seiner Karriere wurde Marcus Walter achtmal bayerischer und fünfmal deutscher Meister im Kickboxen. Dazu kamen zwei Vize-Europameistertitel sowie der vierte Platz bei der Weltmeisterschaft 1993. Nach 30 Jahren Pause soll es jetzt mit den Wettkämpfen weitergehen.

Erster Gedanke: “Spinnst du?”

Vor rund zwei Monaten begann die Ausschreibung für das Turnier – für Marcus Walter allein schon deshalb eine besondere Sache, weil es dabei um seinen Heimverein geht. Bereits in der Planungsphase habe es “angefangen, im Kopf zu arbeiten”.

Als er dann scherzhaft von einer Kundin gefragt wurde, ob er antreten werde, antwortete er noch: “Spinnst du?” – doch daraus wurde tatsächlich ernst. Vor drei Wochen dann die Entscheidung: Marcus Walter wagt mit 50 Jahren noch einmal die Rückkehr in den Ring.

Dabei wird er in zwei Disziplinen antreten, dem Semi-Kontakt (Point Fighting) und dem Leicht-Kontakt. Beim ersten gibt es eine Punktwertung und der Kampf wird nach jedem Treffer angehalten.

Im Leicht-Kontakt dagegen gibt es keine Unterbrechungen, ein zu harter Kontakt kann aber eine Disqualifikation zur Folge haben. In beiden Fällen muss Walter in der höchsten Gewichtsklasse, dem Superschwergewicht, antreten. Die körperlichen Vorteile aus seiner Jugend werden ihm dann wohl nicht mehr so viel nützen.

“Zeitreise” in der Kickbox-Halle

So oder so, für Marcus Walter hieß es: zurück in die Trainingshalle, zurück zu seinem Stammverein. “Das war wie eine Zeitreise”, sagt der “Fitmacher”. Alles sei noch wie früher, die Umkleiden, die Fliesen in den Duschen, sogar der Geruch. Nichts habe sich verändert.

Außer natürlich die Menschen im Verein. Zwischen Walters ehemaligen Vereinskollegen und den jetzigen Mitgliedern liegen mehrere Generationen. Doch man habe den 50-Jährigen herzlich aufgenommen: “Ich wurde wie ein Familienmitglied empfangen”, schwärmt Walter.

Bevor es mit der Vorbereitung losging, musste aber noch der Kampfpass erneuert werden – Regeln sind Regeln. Auch ein Arztbesuch stand an, denn auch ein ärztliches Attest ist Pflicht. Schließlich müssen die Kämpfer nachweislich fit sein.

Training so oft es geht

Als Marcus Walter dann wieder die Schutzausrüstung anlegte und die alten Bewegungsabläufe durchging, war es, als sei er nie weg gewesen: “Ich war sofort wieder im Flow!” Glücklicherweise verdient Walter seine Brötchen mit Sport und Bewegung, noch immer ist der 50-Jährige top in Form.

Die Trainingseinheiten mit seinen Kunden, die für ihn auch allesamt Freunde seien, helfen dabei. Mit vielen davon betreibt Walter sogenanntes “Fitnessboxen”, mit leichtem Sparring und Auspowern am Sandsack. Für viele sei das eine “Horizonterweiterung”.

“Man muss sich auch mal richtig austoben”, so Walter. “Kampfkunst”, wie er es bevorzugt nennt, sei “die beste Art in körperliche und mentale Balance zu kommen”. Für den “Fitmacher” ist das auch eine Lebenseinstellung. “Der Kampfsport hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich bin.”

Jetzt trainiert Marcus Walter wieder so oft es die eigenen Termine erlauben. Meistens ist das dann in der Mittagszeit, wenn in der Kickbox-Halle eher wenig los ist. “Teilweise nehme ich mir aber auch die Zeit”, so Walter. Täglich kommt mindestens eine Stunde spezielle Wettkampfvorbereitung, beispielsweise mit Zirkeltraining oder Techniktraining am Sandsack dazu.

“Ist das nicht zu gefährlich?”

Für den Wettkampf rechnet sich Marcus Walter trotz langer Pause gute Chancen aus – solange er seine Beweglichkeit ausspielen könne. “Am Ende entscheidet aber immer der Kampfgeist”, sagt der Fitness-Coach.

Aus seinem Freundes- und Familienkreis jedenfalls hat Walter die volle Unterstützung. Am Anfang hätten noch einige gefragt: “Spinnst du?”, oder “Ist das nicht zu gefährlich?” – als Walter aber erklärt habe, dass er sich die Kämpfe zutraue, standen sofort alle hinter ihm.

Von seiner Schwester, die auch lange selbst als Kickboxerin aktiv gewesen war und mehrfach deutsche Meisterin wurde, lässt sich Walter noch eine “Kampffrisur” schneiden. “Da schaue ich aktuell noch nach Mustern”, sagt er lachend.

Große Chance für Bayreuther Dojo

Auf das Event freue er sich nicht nur wegen des eigenen Comebacks, sondern auch für das KDA. “Ich hoffe, dass alle anderen Starter des Vereins erfolgreich sind”. Weiterhin sei der Wettkampf ein guter Testlauf für das KDA. “Wenn alles gut abläuft, kann man sich für deutsche Meisterschaften oder auch auf internationaler Ebene für Wettkämpfe empfehlen”.

Im Verein sei der Zusammenhalt “bombastisch”. Fairness, Respekt und Unterstützung würden von jedem gelebt werden, so Walter. Der Bayernpokal (auch: Bavarian Open) findet am 16. März von 10 bis ca. 19 Uhr in der Bärenhalle in Bindlach statt. Der Eintritt ist kostenlos. Marcus Walter und das KDA freuen sich auf möglichst viele Besucher.