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Klinikum

Klinikum Bayreuth leidet schwer unter Kostenexplosion: “Die Lage ist tatsächlich ernst”

Dem Klinikum Bayreuth geht es aktuell finanziell nicht gut. Die gestiegenen Energiekosten sind (noch) nicht so belastend – die Materialkosten jedoch schon.

Die Corona-Krise, der Ukraine-Krieg und deren Auswirkungen machen vielen Unternehmen zu schaffen. Auch die Klinikum Bayreuth GmbH gehört dazu.

Bundesgesundheitsminister Klaus Holetschek hat kürzlich vom Bund gefordert, eine Art Rettungsschirm für Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und dergleichen zu etablieren. Das bt hat beim Klinikum Bayreuth nach der aktuellen Situation gefragt.

Klinikum Bayreuth in Zeiten der Energiekrise

Die gestiegenen Energiepreise tangieren das Klinikum nach jetzigem Stand nicht – zumindest vorerst. Das teilt Frank Schmälzle, Leiter der Unternehmenskommunikation am Klinikum, am Montag, 10. Oktober 2022, dem bt mit. “Die Klinikum Bayreuth GmbH hat bereits im Vorfeld der Preissteigerungen gehandelt. Verschiedene Einsparmaßnahmen haben unseren Primärenergiebedarf um etwa 13 Prozent gesenkt.” Lesen Sie auch: Das Klinikum Bayreuth hat einen Chefarzt suspendiert.

Auch die Gründung einer Energiegesellschaft habe positive steuerliche Auswirkungen und der Trancheneinkauf hatte den Effekt, dass die Preisexplosionen zumindest in diesem Jahr noch nicht komplett durchschlagen würden. Fakt ist aber: Die Kosten werden steigen. In der Vergangenheit hat das Klinikum pro Jahr etwa 3,5 Millionen Euro für Energie aufgewendet. “Unseren aktuellen Prognosen zufolge kann dieser Betrag auf ein Niveau zwischen 7,5 und 9 Millionen Euro pro Jahr steigen”, so Schmälzle.




Materialkosten machen Klinikum zu schaffen

Anders ist die Situation bei den Materialkosten. Die gehen auch für das Klinikum schon signifikant nach oben: “Nahezu alle unsere Lieferanten kommen mit gestiegenen Preisforderungen auf uns zu. Bei zehn Prozent und mehr über dem bisherigen Niveau liegen die neuen Preisvorstellungen – abhängig davon, wie stark der Hersteller für das jeweilige Produkt von Rohstoffen und Energie abhängig ist.”

Natürlich verhandeln die Krankenhäuser und ihre Einkaufsorganisationen mit den Herstellern. Eine Eskalation könne aber nicht im Sinne der Kliniken sein, sagt Schmälzle. “In einem ohnehin angespannten Markt Herstellern das Überleben zu erschweren, wäre auch für die Kliniken kontraproduktiv.” Das Problem an der Sache: Auf Einkäufe kann nicht verzichtet werden. Denn was eingekauft wird, wird für die Patientenversorgung gebraucht.

“Die Lage ist tatsächlich ernst”

Die ernüchternde Tatsache ist schlichtweg: “Die Klinikum Bayreuth GmbH hat 2021 rote Zahlen geschrieben. Dies wird wohl auch 2022 der Fall sein. Wir stellen seit Jahren eine strukturelle Unterfinanzierung des Krankenhauswesens fest. Dann kam die Pandemie. Jetzt die Kostenexplosion. Die Lage ist tatsächlich ernst.”

Den Aussagen Holetscheks gibt Schmälzle ohne Wenn und Aber recht. Holetscheks Forderung nach einem breit angelegten Rettungsschirm “trifft ins Schwarze. Weder haben Kliniken ein finanzielles Polster, mit dem sie die Zusatzbelastungen abfedern können. Noch haben sie die Belastungen auf der Erlösseite auszugleichen, der fest definierte Landesbasisfallwert steht dagegen. Wenn Kliniken nicht von außen geholfen wird, sind Verwerfungen zu erwarten.”