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Landtagswahl Bayern 2023
Landtagswahl: CSU-Kandidat Franc Dierl im bt-Interview
Bayern wählt am 8. Oktober seinen neuen Landtag. Franc Dierl kandidiert für die CSU im Bayreuther Wahlkreis.
Der Bayreuther CSU-Kandidat Franc Dierl bezieht im bt-Interview mit deutlichen Worten Stellung gegenüber der AfD.
Alle Interviews mit den Bayreuther Direktkandidaten finden Sie hier.
Wie ist die Stimmung im Bayreuther Land?
bt-Redaktion: Herr Dierl, wir leben in einer Zeit der Krisen, heißt es immer wieder. Wie nehmen Sie die Atmosphäre in der Bayreuther Region wahr?
Franc Dierl: In der Tat sagen mir viele: „Eine so schlechte Zeit hatten wir schon lange nicht mehr.“ Ich stelle dann immer die Frage, wo sie denn tatsächlich betroffen sind. Wir leben in einer der sichersten Regionen der Erde, wir leben in einer der wirtschaftlich stärksten Regionen. Aber natürlich ist die Sicherheit trügerisch, wenn man den Krieg in der Ukraine anschaut.
Eindeutige Haltung gegenüber der AfD
Wie wollen Sie Wähler für sich und die CSU gewinnen, die gerade zur AfD tendieren?
Ich versuche den Menschen zu erklären, dass es in Deutschland nie wieder rechtes Gedankengut in Entscheidungsfunktionen geben darf. Ich sage immer: Fahrt nach Flossenbürg, schaut euch an, was dort passiert ist. Das hat mit Populismus und der Diskriminierung von Menschen begonnen. Und das passiert jetzt erstaunlicherweise wieder.
Ist der Zuspruch für die AfD für Sie wirklich mit dem Beginn der Nazi-Zeit vergleichbar?
Es hat alles irgendwo seinen Anfang genommen. Und wenn man mit Populismus spielt, wenn man Minderheiten verunglimpft, dann ist das eine Form der Diskriminierung, wie sie die Nationalsozialisten auch betrieben haben. Wenn man genau hinhört, merkt man, welches Gedankengut in dieser Partei vertreten ist.
Wie volksnah ist die CSU noch?
Hat die CSU zu wenig für ihre konservativen Wähler getan?
Die Ampelregierung in Berlin hat so massiv an Akzeptanz verloren, wie es noch bei keiner vorherigen Bundesregierung der Fall war. Da wäre es ungerecht, nur zu sagen, die Konservativen müssten sich um den rechten Rand kümmern.
Aber die CSU hat an Zustimmung in Bayern verloren. Die Zeiten mit über 50 Prozent der Stimmen sind wohl vorbei.
Die Volksparteien verlieren in ganz Europa an Zustimmung. Auch die Rechten nehmen europaweit zu. Die CSU wird immerhin bei um die 40 Prozent gehandelt. Wir sind damit eine der letzten Volksparteien in Europa.
Wahlkampf mit Franz Josef Strauß
Bei uns in der Region hängen einige CSU-Plakate, auf denen ganz groß Franz Josef Strauß zu sehen ist. Hat die CSU nicht mehr genug ansprechende aktuelle Gesichter?
Ich bin immer noch Strauß-Fan. Kann man nicht mit einer historischen Person werben, die für dieses Land Unglaubliches geleistet hat? Strauß hat viele Sachen gesagt, die sich immer wieder bewahrheiten.
Zum Beispiel?
Von Strauß kann man lernen, wie man mit den politischen Konkurrenten umgeht. Man darf den Rechten gegenüber keine Handbreit nachgeben. Ich dulde da keine Aussagen, auch nicht im Freundeskreis. Auf Grund eindeutiger Positionierung in Richtung der AfD haben ich bereits eine Freundschaft beendet.
Bayern hat mehr regenerative Energie als oft behauptet
Die CSU steht auch dafür in der Kritik, dass sie angeblich den Ausbau der Erneuerbaren Energien verschlafen hat.
Ich frage mich, wo dieses Argument immer herkommt. Wir haben im Vergleich zu Baden-Württemberg das Doppelte an grundlastfähiger Energie. Und Baden-Württemberg ist grün regiert. In meiner Heimatgemeinde Speichersdorf erzeugen wir 3,5-mal mehr regenerative Energie, als wir brauchen. Windkraft ist dabei nur ein kleiner Teil. Das meiste kommt aus der Biomasse, Photovoltaik und Wasserkraft. Allgemein liegen wir in Bayern bei in diesen Bereichen vorne. Nur bei der Windkraft hängen wir etwas hinterher.
Reicht das aus, um eine stabile Grundlast herzustellen?
Dazu müssen wir Energie speichern. Der grüne Wasserstoff ist hier wichtig. Wir haben eine hervorragende Anlage in Wunsiedel, die Modellcharakter hat. Das wollen wir vorantreiben, dafür müssen wir weiter Gelder bereitstellen.
Was halten Sie von Windrädern im Wald?
Kommunen müssen 1,8 Prozent ihrer Fläche für Windkraft zur Verfügung stellen. Wir haben in Oberfranken einen Windatlas, der uns zeigt, wo Windräder funktionieren. Aber die Probleme erlebe ich in Speichersdorf. Die drei windreichsten Gebiete liegen in Waldgebieten, da habe ich dann Bauchschmerzen. Die Windräder brauchen nicht nur große Fundamente, sondern die Bauteile müssen auch in den Wald transportiert werden. Das heißt, es muss abgeholzt werden, damit die Lkws mit den langen Bauteilen überhaupt reinfahren können. Da muss man schon genau überlegen und abwägen, ob man das überall machen will.
Die Zukunft der Dörfer Oberfrankens
Die Landwirtschaft sorgt sich um das auch von der CSU geplante Verbot der Anbindehaltung. Was droht den oberfränkischen Bauern? Hier gibt es ja wenig Weidehaltung.
Die Gefahr, dass durch das Verbot die Landwirtschaft den Bach runtergeht, sehe ich nicht. Ich habe mir neulich bei einem befreundeten Landwirt angesehen, wie die Offenstall-Haltung funktioniert. Ich war fasziniert. Die Kühe können sich frei bewegen, gehen selbständig in die Melkanlage. Das heißt: Wenn ein Landwirt in die Zukunft investiert, kann das auch seinen Arbeitsalltag erleichtern. Was allerdings dringend gebraucht wird, ist Rechtssicherheit für Investitionen.
Gerade im ländlichen Raum spielen Vereine eine große Rolle. Muss auch hier die Politik helfen, damit sie nicht aussterben?
Man muss unterscheiden: Gesangsvereine beispielsweise sind tatsächlich in der Krise, aber bei den Feuerwehren haben wir dieses Probleme in der Form nicht. Das höre ich immer wieder, wenn ich im Landkreis unterwegs bin. Grundsätzlich ist eine Vereinsförderung natürlich wichtig, besonders bei Vereinen, die für das Allgemeinwohl unerlässlich sind. Dies betrifft insbesondere unsere freiwilligen Feuerwehren. Zu kurz kommen darf auch nicht eine Unterstützung der Sportvereine, hier leisten oft die Kommunen Schützenhilfe. Ein wichtiger Teil unserer ländlichen Kultur sind unsere Vereinsfeste. Überrascht bin ich von der Vielzahl an Festen nach Corona in der Region. Oftmals wird hier umorganisiert, in Nemmersdorf zum Beispiel haben sich sechs Vereine zusammengetan, um die Kerwa zu stemmen.