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Landtagswahl Bayern 2023

Landtagswahl: “dieBasis”-Kandidatin Angelika Linhardt im bt-Interview

Die Waldtherapeutin Angelika Linhardt tritt für “dieBasis” als Bayreuther Direktkandidatin zur Landtagswahl an.

Angelika Linhardt will als Waldtherapeutin Menschen zurück zur Natur führen. Für sie ist das auch ein politisches Ziel.

Alle Interviews mit den Bayreuther Direktkandidaten zur Landtagswahl finden Sie hier.

“Jeder, der eine andere Meinung hat, wird sofort in die rechte Ecke gestellt”

bt-Redaktion: Frau Linhardt, Ihre Partei hat einen schlechten Ruf. Mitglieder gelten als Verschwörungstheoretiker, als Rechtsextremisten, als Antisemiten.

Angelika Linhardt: Jeder, der eine andere Meinung hat, wird sofort in die rechte Ecke gestellt. Das stört mich tierisch in diesem Land – gerade durch Corona hat sich das extrem gezeigt. Das hat für mich wenig mit Demokratie zu tun.

Was bedeutet es für Sie, dass Ihre Partei immer wieder negative Schlagzeilen macht?

Mir wurde einmal etwas Wichtiges gesagt: „Bei allen Informationen, die Sie in den Medien lesen, nehmen Sie bitte das Gegenteil an. Und dann bilden Sie sich Ihre eigene Meinung.“ So lebe ich. Das hat mir sehr geholfen.

Aus dem Loch im Tisch steigen die Lösungen auf

Was hat Sie an der Basis überzeugt?

Unsere Werte. Wir haben vier Säulen: Achtsamkeit. Freiheit. Machtbegrenzung. Schwarmintelligenz.

Wie ich gelesen habe, stehen Sie innerhalb der Partei für die Säule der Schwarmintelligenz. Für was genau setzen Sie sich da ein?

Schwarmintelligenz bedeutet, dass viele mehr wissen als einer. Ich bringe Menschen in Kontakt zueinander und ermutige sie, ihre Meinung frei zu äußern. Ich gebe Ihnen dazu ein Bild: Stellen Sie sich einen großen runden Tisch vor, wie bei König Arthur und der Tafelrunde. In der Mitte des Tisches ist ein Loch. Jetzt setzen sich alle um diesen runden Tisch und sagen offen ihre Meinung. Wenn alle sich darauf einlassen und offen und tolerant sind, kann es durchaus sein, dass aus dem Nichts eine Lösung kommt, an die vorher keiner gedacht hat. Das kann auch für die parteiübergreifende Zusammenarbeit in Zukunft sehr hilfreich sein.

Für was würden Sie sich im Landtag konkret einsetzen?

Ich würde dafür sorgen wollen, dass es Volksentscheide gibt wie in der Schweiz. Die Leute müssen wieder das Gefühl haben: Unsere Probleme interessieren die da oben.

“Viele geben die Verantwortung für die eigene Gesundheit an den Arzt ab”

Was brennt denn den Leuten unter den Nägeln, worum sich die Politik nicht kümmert?

Eigenverantwortung in Bezug auf die Gesundheit. Viele geben die Verantwortung für die eigene Gesundheit an den Arzt oder die Krankenkasse ab. Corona hat mir gezeigt, dass es keine Lösungen für die Leute gibt, sondern nur Angst, Angst, Angst. Wenn mir jemand bezüglich meiner Gesundheit und generell Angst machen will, dann bin ich der Meinung, der will mir was verkaufen.

Sie meinen, die Menschen sollten sich bei ihrer Gesundheit eher selbst helfen?

Ja, natürlich. Ich bin Waldgesundheitsexpertin. Der Wald ist heilsam. Er strömt ganz viele Stoffe aus, die unser Immunsystem derart pushen, dass er uns gesund erhält. Dazu gibt es bereits viele wissenschaftliche Studien. Japan ist darin Vorreiter mit Shinrin Yoku.

Die Gesellschaft sei von der Natur entfremdet

Sie bieten Waldtherapie an. Wie stellen Sie sich den Umgang mit der Natur vor?

Ich leite jahresübergreifend mehrere Kindergruppen, um den Kindern Naturliebe und Wertschätzung auch für den Wald zu vermitteln. Was wir lieben und wertschätzen, zerstören wir nicht. Sie lernen auch die Verwendung von Wildkräutern und mehr. Unsere Gesellschaft ist naturentfremdet. Gar nicht so wenige Zivilisationskrankheiten kommen daher.

Zum Beispiel?

Depressionen. Wer sich mit dem Wald verbindet, lernt, wieder seine eigenen Bedürfnisse zu spüren. Unsere Vorfahren, die Germanen und die Kelten, haben im Wald gelebt. In unseren Genen ist das noch verankert. Ich sag mal provokant: Wir brauchen die Natur, aber die Natur braucht uns nicht.

Eine Übung der Waldtherapeutin

Wie sieht eine solche Übung aus, die Sie als Waldtherapeutin machen?

Gehen Sie im Frühling in den Wald und suchen Sie sich einen schönen Laubbaum, zum Beispiel eine Buche. Legen Sie sich mit einer Isomatte zwanzig Minuten unter den Baum und schauen Sie nach oben in das Blätterdach. Das ist etwas ganz Wundervolles, wenn man sich darauf einlässt. Man fühlt sich geborgen.

Groß- statt Kleinfamilie

Sie wohnen in einem umgebauten Lkw in einer Gemeinschaft bei Neudrossenfeld.

Es ist mir wichtig, in Gemeinschaft zu leben. Wir kommen aus Sippen und sind soziale Wesen. Alleine hätten uns in grauer Vorzeit die wilden Tiere zerfetzt. Ich finde es wertvoll und wohltuend, sich gegenseitig zu unterstützen.

Die Sippe hat sich zur Kleinfamilie entwickelt.

Die Kleinfamilie ist glaube ich mit der Grund, warum so viele überfordert sind. Ich bin noch mit drei Generationen im Haus aufgewachsen. Da kann man sich gegenseitig helfen.

Politik für den Frieden

Sie werden wie gesagt oft in die rechte Ecke gestellt. Wie ist denn Ihre Haltung zur Asylpolitik?

Jeder, der Asyl braucht, weil er in einer Extremsituation ist, muss Hilfe bekommen. Ich würde mich aber als Politikerin dafür einsetzen, die Kriege zu beenden, damit die Menschen in ihre Heimat zurückkehren können. Ich möchte mich für den Frieden und das Gemeinsame-Verbindende einsetzen.