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Bayreuth

Neues Museum für Bayreuth: Kulturausschuss verpasst NS-Doku-Zentrum einen Dämpfer

Eigentlich soll in der Bayreuther Innenstadt ein Doku-Zentrum zur NS-Zeit entstehen. Der Kulturausschuss bleibt beim Projekt kritisch.

Bekommt Bayreuth nun doch nicht das neue NS-Dokumentationszentrum in der Innenstadt? Nach einer knappen Entscheidung im Kulturausschuss könnte diese Möglichkeit nun eintreffen.

Mit einer Stimmengleichheit von acht zu acht hat sich der Kulturausschuss in seiner Sitzung am Montag, den 22. April 2024, gegen die Weiterführung der Planung ausgesprochen.

Wie soll das neue Zentrum aussehen?

Geplant ist, dass das neue Dokumentationszentrum in die Wahnfriedstraße 1, dem jetzigen Jean-Paul-Museum, und in die Brautgasse 2 einzieht. Beide Häuser haben einen wichtigen Stellenwert in Bayreuths nationalsozialistischer Geschichte. Die Wahnfriedstraße 1 war ab dem frühen 20. Jahrhundert das Wohnhaus des hochgradig antisemitischen Autors Houston Stewart Chamberlain. Das Haus in der Brautgasse 2 war das Wohnhaus des ehemaligen bayerischen Kultusministers und NSDAP-Gauleiters Hans Schemm.

In beiden Häusern soll über Bayreuths NS-Vergangenheit reflektiert werden. So soll das ehemalige Chamberlain-Haus die antisemitischen Rassetheorien des Autors und des NS-Regimes behandeln. Auch eine Ausstellung zu Bayreuth und den Festspielen während der Nazi-Zeit soll hier Platz finden. In der Brautgasse 2 sollen die Judenverfolgung in Bayreuth sowie das KZ Flossenbürg-Außenlager Bayreuth behandelt werden.

Kosten bleiben problematisch

Ob das von Seiten der Verwaltung gewünschte Doku-Zentrum noch kommt, hängt am Stadtrat. Zumindest im Kulturausschuss konnte für das Projekt keine Mehrheit gefunden werden. Die größten Aufhänger dabei waren die Kosten und die personelle Lage im Hochbauamt. 23,14 Millionen Euro sollte das Projekt am Ende kosten. Diese Kosten könne man aber zu 88 Prozent mit den Fördermitteln decken, die sich die Verwaltung bereits erkämpft habe, so Noch-Kulturreferent Benedikt Stegmayer.

Dennoch bleiben rund 2,8 Millionen Euro bei der Stadt hängen. Geld, das – so zumindest SPD-Stadtrat Thomas Bauske – an wichtigeren Stellen, wie zum Beispiel bei den städtischen Schulen, ausgegeben werden könnte. “Wir haben als Stadt gerade einfach andere Pflichtleistungen”, sagte Bauske im Ausschuss.

Das Gegenargument für die Nutzung des Geldes bringt Kulturreferent Stegmayer, aber auch CSU-Stadtrat Stefan Specht. “Beide Gebäude müssen in der näheren Zukunft sowieso saniert werden, dank der Förderung spart man dann Kosten”, sagte Specht in der Diskussion.

Kritik auch für derzeitige Planung

Neben den Finanzen herrschte bei vielen Stadträten auch eine gewisse Skepsis gegenüber dem bisherigen Inhalt. Besonders ob ein eigenes Gebäude und somit ein neues Museum für die Aufarbeitung nötig ist, hielten einige Stadträte für fraglich. “Wir haben uns in den vergangenen Jahren viel Mühe gemacht, die Erinnerung an Chamberlain zu beseitigen, wie zum Beispiel bei seinem Grab oder dem ehemaligen Straßennamen. Jetzt sein ehemaliges Haus zur Besuchsstätte zu machen, ist fraglich”, sagte BG-Stadtrat Stephan Müller.

Ähnliche Kritik kam aus der Grünen-Fraktion. “Wir brauchen Expertise und Auseinandersetzung mit dem Thema, aber kein weiteres Gebäude. Man besucht dort nämlich nicht einen Ort des Grauens und des Schreckens, sondern das Wohnzimmer eines Rassisten”, sagte Stadtrat Klaus Wührl-Struller.

Wie das Ganze am Ende aber inhaltlich aussehen könnte, sei noch gar nicht final planbar, erklärte Kulturreferent Stegmayer. Dafür fehle dem Referat einfach auch die entsprechende geschichtliche Kompetenz. Für die weitere Planung brauche es also externe Hilfe. Ob das Kulturreferat mit der Planung weiter machen kann, hängt nun am Stadtrat. Dieser soll in seiner Sitzung am Mittwoch, den 24. April 2024, darüber entscheiden.