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Oberfranken

Schlachthof Kulmbach – Neue Wege in der Tier-Betäubung

Der Bundesminister Cem Özdemir war zu Gast im Kulmbacher Schlachthof zu neuen Wegen einer Anlage in der schonenden Tierbetäubung. 

Neue Wege bei der Betäubung von Tieren geht der Schlachthof in Kulmbach. Bereits im September 2020 stimmte der Stadtrat einer Kooperation mit der Bernd-Tönnies-Stiftung zu, für die der Kulmbacher Schlachthof die weltweit erste Helium-Betäubungsanlage bauen ließ.

Großes Interesse zur neuen Betäubungsanlage

Im Winter 2022 konnte die Anlage fertiggestellt und im Schlachthof Kulmbach eingebaut werden, sowie erste Testabläufe ohne Tiere vorgenommen werden. Die Entwicklung dieser neuen Betäubungsanlage stieß nicht nur bei der Fachpresse auf großes Interesse, auch die Landes- und Bundespolitik verfolgten die Entwicklung in Kulmbach intensiv.

Hoher Politik-Besuch in Kulmbach

Die Stadt Kulmbach konnte vor 2 Wochen zusammen mit Robert Tönnies einen hochkarätigen Fachpolitiker zur Besichtigung der neuen Betäubungsanlage in Kulmbach begrüßen: Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, verschaffte sich persönlich einen Eindruck von der innovativen Entwicklung im Schlachthof Kulmbach.

Bundesminister äußerte sich positiv

Zitat Minister:

„Die Zahl der Schlachthöfe hat deutlich abgenommen, was zu längeren Transportwegen, Großbetrieben und weniger Regionalität führt. Dem müssen wir entgegenwirken und insbesondere die kleinen, regionalen Schlachthöfe, die es gibt, unterstützen und zeitgemäß fortentwickeln. Dass eine Staatssekretärin und ein Minister aus einem Haus innerhalb eines Jahres denselben Betrieb zweimal besuchen, ist eine Seltenheit. Man sieht schon allein daran, dass der Kulmbacher Schlachthof mit seinem innovativen Weg hin zu neuen Betäubungsmethoden mit Helium und Argon durchaus Priorität im Bundesministerium hat.“ Lesen Sie auch: Von einem oberfränkischen Bauernhof sind Rinder geflüchtet und weiterhin sind hiervon noch zwei Kühe weiterhin auf freiem Fuß.




Der Oberbürgermeister Ingo Lehmann und Robert Tönnies sehen die Entwicklung in der Tierbetäubung des Schlachthofs Kulmbach positiv.

Kulmbach guter Standort für revolutionäre Entwicklung

Oberbürgermeister Ingo Lehmann:

„Dank der Unterstützung der Bernd-Tönnies-Stiftung können wir schon bald gänzlich neue Wege in Sachen Tierbetäubung gehen. Als Lebensmittelzentrum ist Kulmbach ein hervorragender Standort für diese revolutionäre Entwicklung und mit unseren weiteren Institutionen wie den Max-Rubner-Institut, der Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen oder auch der Bundesanstalt für Fleischforschung  können hier wunderbare Synergien in den Bereichen Forschung, Lehre und Schlachtung entstehen. Hier kommen Innovation, Wissenschaft und tatsächliche und deutliche Verbesserungen der Betäubungsbedingungen für Tiere zusammen – in meinen Augen ein großer Schritt für unsere Stadt.“

Schonende Betäubungen für Tiere durch Helium- und Argon-Gas

Robert Tönnies:

„Sowohl im Interesse einer artgerechten Behandlung der Tiere als auch für eine bestmögliche Fleischqualität setze ich mich seit vielen Jahren dafür ein, dass zu den gängigen Betäubungsmethoden, also CO2-Betäubung und Betäubung mit Strom, Alternativen entwickelt werden. Mit den Gasen Helium und Argon sind jetzt zwei Betäubungswege gefunden, die die Tiere schonen, und auch eine bessere Fleischqualität garantieren. Ich wünsche mir sehr, dass der Einsatz in der Praxis bald erfolgen kann. Der Schlachthof Kulmbach hat sich in diesem Bereich große Verdienste erworben. Ich hoffe sehr, dass er viele Nachahmer finden wird.“

Betäubung, die dem modernen Tierwohl gerecht wird:

Helium ist ein Betäubungsgas, das den Anforderungen einer modernen, dem Tierwohl verpflichteten Betäubung gerecht wird; auch wenn die Kosten für diese Betäubungsart deutlich über den Kosten für traditionelle Betäubungen liegen. Der heute emeritierte Professor und frühere Leiter des Max-Rubner-Instituts Dr. Klaus Troeger forschte lange Zeit in Kulmbach an alternativen Betäubungsmethoden, die die Nachteile der Kohlenstoffdioxid-Betäubung ausschalten und zu einem narkoseähnlichen Eintritt der Betäubung führen, welche die Tiere allenfalls als sanftes Einschlafen wahrnehmen. 

Pilotmodell mit Helium kann in Betrieb gehen, sobald Helium wieder verfügbar ist

Die Bernd-Tönnies-Stiftung hatte 2020 Prof. Dr. Klaus Troeger beauftragt, auf Basis seiner Forschungen eine praxistaugliche Pilot-Helium-Anlage zu konzipieren. Das Pilotmodell sollte dann in Kulmbach als erste Heliumbetäubungsanlage weltweit zum Einsatz kommen. Wegen des Ukraine-Krieges führte die geringe Verfügbarkeit von Helium dazu, dass ein Praxiseinsatz trotz Rückgewinnungstechnik auf Sicht nicht möglich sein wird. Sobald Helium wieder zur Verfügung steht, kann die Anlage in den Betrieb gehen. 

Argon, die möglich denkbare Alternative zu nicht verfügbarem Helium

Aus diesem Grund befasst sich die Bernd-Tönnies-Stiftung nun damit, Argon als Betäubungsgas einzusetzen. Argon ist im Gegensatz zu Helium mit rd. 1% in der Luft verfügbar und aus dieser zu gewinnen. Argon ist durch EU-Richtlinie als Betäubungsgas zugelassen. Auch mit Argon wird eine tierwohlgerechte, richtlinienkonforme Betäubung möglich sein. Aus diesem Grund wird aktuell die kleine Kulmbacher CO2-Anlage auf Argon umgerüstet. Die Betriebsgenehmigung (als einfache Änderung einer bestehenden Anlage) wurde im Sommer 2023 beantragt, steht aber noch aus.

Argon Betäubung zum Jahreswechsel 2023/2024 wahrscheinlich einsatzfähig

Die Bernd-Tönnies-Stiftung geht heute davon aus, dass die Argon-Betäubung in Kulmbach im dritten Quartal technisch einsatzfähig ist und nach den notwendigen Testläufen zum Jahreswechsel 2023/2024 in den Regelbetrieb genommen werden kann.