Zuletzt aktualisiert am

Gericht

Schnelles Urteil im Fall Zentrum in Bayreuth

Zu einem überraschend schnellen Urteil ist das Gericht gleich im Prozessauftakt des Zentrum-Falls gelangt.

Das Amtsgericht in Bayreuth. Archivfoto: Redaktion

Zu einem überraschend schnellen Urteil ist das Gericht gleich im Prozessauftakt des Zentrum-Falls gelangt. Die Angeklagte Jana S. (49) war umfassend geständig und hat eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren bekommen. Diese wurde zur Bewährung ausgesetzt.

Die ehemalige Geschäftsführerin des Jugend- und Kulturzentrums hat über zwei Jahre hinweg eine Summe von ca. 200.000 Euro veruntreut.

Wie konnte es dazu kommen?

Die Anwältin der Angeklagten eröffnete dem Gericht, dass ihre Mandantin seit 1999 an Kaufsucht leidet. Wegen dieser war sie in ihrer Heimat in der Tschechischen Republik bereits von 2006 bis 2008 in ambulanter Therapie. Zudem hat sie Depressionen und hortet zwanghaft Dinge. Nach der Therapie hatte sie ihre Kaufsucht einige Zeit unter Kontrolle bis 2015 der Rückfall kam. Der Auslöser war ihre zweite, unglückliche Ehe. Der Mann sei arbeitslos und neidisch auf den Erfolg seiner Frau gewesen und habe ihr Selbstwertgefühl untergraben. Sie versuchte nach Aussage der Anwältin auch nach der Trennung ihre Ehe zu retten und fuhr oft in die Tschechische Republik. Ihre Bemühungen waren umsonst, seit 2018 ist Jana S. geschieden.

Warum ist die Veruntreuung so lange niemanden aufgefallen?

Zur Frage wieso die Veruntreuung so lange unentdeckt blieb, wurde der ehrenamtlich tätige Schatzmeister und ehemalige Kriminalbeamte Harald Thyroff befragt. Dieser sagte, dass der Haushalt des Zentrums ziemlich kompliziert ist. Deswegen seien die Veruntreuungen auch nicht aufgefallen. Einmal jährlich gibt es im Zentrum eine Kassenprüfung vor der Hauptversammlung. Dafür bereitete Jana S. Unterlagen vor. Diese wurden mittels Stichproben überprüft.

Ich habe natürlich immer gezittert und Angst gehabt.

(Die Angeklagte Jana S.)

Von 2008 bis 2017 arbeitete sie beim Zentrum und war als Geschäftsführerin tätig. Ihre Veruntreuung begann 2015 und fiel erst 2017 auf.

Das ganze ging los mit einem Verdacht des jetzigen Geschäftsführers, Herrn Hofmann. Er hatte den Verdacht auf Unregelmäßigkeiten.

(Der jetzige Schatzmeister des Zentrums, Harald Thyroff)

Innerhalb einer Woche flog der Schwindel auf. Als die damals 47-Jährige zur Rede gestellt wurde, gestand sie dem Vorstand des Zentrums alles und leistete noch am selben Tag eine Zahlung in Höhe von 15.000 Euro zur Begleichung ihrer Schuld. Dafür gab sie ihr Sparvermögen aus der Tschechischen Republik her und löste ihre Riester-Rente auf.

Insgesamt 755 Veruntreuungen

Jana S. hat innerhalb von knapp zwei Jahren 755 mal Gelder ihres ehemaligen Arbeitgebers für ihren Privatgebrauch verwendet. Darunter waren unter anderem Ausgaben für Dekoartikel, Staubsauger, Kaffeekapseln, Bilderrahmen, Stehleuchten, Autoreparaturen und Wein. Als Beispiel für das zwanghafte Horten ihrer Mandantin führte die Anwältin an, dass niemand innerhalb kürzester Zeit fünf Stehleuchten kaufen würde.

Seit 2017 hat Jana S. ca. 46.000 Euro zurückgezahlt. Die Anwältin der Angeklagten gab im Laufe des Prozesses bekannt, dass Jana S. gerade eine Wohnung in der Tschechischen Republik verkauft hat und hierbei wahrscheinlich mit einer Summe von 115.000 Euro zu rechnen sei. Das untermauerte sie mit einem Dokument einer tschechischen Anwältin, die den Verkauf überwacht. Zudem legte sie einen Beleg einer tschechischen Bank vor, dass in dieser Woche eine Überweisung in Höhe von 20.000 Euro getätigt wurde.

Warum auf Bewährung?

Nach der Beweisaufnahme fragte der Vorsitzende, ob Frau S. noch etwas sagen möchte. Sie bejahte und entschuldigte sich bei allen für ihr Verhalten. Sie habe die Arbeit im Zentrum geliebt. Ihre restlichen Worte wurden von ihren Tränen erstickt.

Wegen ihres Verhaltens nach der Tat wird ihre Freiheitsstrafe zur Bewährung ausgesetzt. Der Richter haben nach eigener Aussage noch nie erlebt, dass sich jemand nach seinen Taten so verhält, sofort anfängt die Schuld zu begleichen und auch noch mithilft, alles aufzuklären. Das spreche alles für sie.

Zudem hatte sie sich im Herbst 2017, nachdem die ganze Sache ans Licht gekommen war, zu einer stationären Therapie ins BKH Bayreuth begeben. Auch eine Arbeitsstelle hat sie sich gesucht, in ihrer Heimat in Tschechien. Dort arbeitet sie als Assistentin in einem Bauunternehmen. Ihren Lohn nimmt sie anteilig um ihre Schuld zu begleichen. Vierteljährlich muss sie die Belege dem Gericht vorlegen.

Bayreuther Tagblatt - Katharina Adler

 bt-Redakteurin Online/Multimedia
Katharina Adler