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Polizei

Mehr tödliche Unfälle auf Oberfrankens Straßen

Die Zahl der Verkehrstoten ist in Oberfranken drastisch angestiegen. Das zeigt die neue Unfallstatistik.

Die gestiegene Zahl der Unfalltoten beunruhigt die oberfränkische Polizei. Doch es ist nicht die einzige erschreckende Entwicklung.

Die Verkehrsunfallstatistik des Jahres 2022 hat das Polizeipräsidium Oberfranken am Montag, den 20. Februar 2023, vorgestellt.

Mehr Verkehrstote auf Oberfrankens Straßen

„Wir haben fast doppelt so viele Verkehrsunfalltote wie im Vorjahr“, sagte Oberfrankens Polizeivizepräsident Armin Schmelzer bei der Vorstellung der Statistik. Demnach sind im Jahr 2022 auf Oberfrankens Straßen 49 Menschen gestorben. Im Vorjahr waren es 25 Menschen.

Wie Schmelzer sagt, waren die Jahre 2021 und 2022 auch im Straßenverkehr von Corona geprägt. Durch Lockdowns und Home Office gab es zeitweise weniger Verkehr. Die Zahl der Unfalltoten war 2022 allerdings auch höher als 2019; damals kamen 43 Menschen auf Oberfrankens Straßen um.

Immerhin, so Schmelzer, habe sich die Zahl der Schwerverletzten im Vergleich zu den Jahren vor Corona verringert. 885 Schwerverletzte gab es bei Unfällen in Oberfranken 2022. Von 2017 bis 2019 waren es jeweils knapp über 1.000.

Höhere Aggressivität

Wieso es den sprunghaften Anstieg gegeben hat, ist nicht ganz klar, so Schmelzer. „Aber wir werden den Eindruck nicht los, dass Ablenkungsaspekte eine große Rolle spielen.“ Dazu zählen das Smartphone, das Navigationsgerät oder das Autoradio. Aber auch das gesellschaftliche Gefühl habe sich zum Negativen verändert. „Wir stellen fest, dass sich das Unsicherheitsgefühl auch auf den Straßenverkehr legt.“ So würde die Polizei merken, dass die Aggressivität im Straßenverkehr zunimmt.

Mehr Alkohol- und Drogenunfälle

Insgesamt hat es in Oberfranken mehr Verkehrsunfälle gegeben. 31.213 Unfälle waren es 2022, im Vorjahr waren es 29.381. Eine Steigerung von etwa sechs Prozent. Allerdings auch ein Rückgang im Vergleich zu 2019, als die oberfränkische Polizei 33.213 Unfälle verzeichnete.

Hauptursache für Unfälle bleibe die überhöhte Geschwindigkeit, so Polizeivizepräsident Schmelzer. Aber es habe auch einen beunruhigenden Anstieg bei Alkohol- und Drogenfahrten gegeben. Alleine die Zahl der Unfälle, bei denen Rauschmittel die alleinige Ursache waren, sei um 23 Prozent gestiegen. 563 solcher Unfälle verzeichnete die oberfränkische Polizei 2022, im Vorjahr waren es 456 Unfälle. Nicht mitgezählt sind dabei die Unfälle, bei denen zusätzliche Ursachen hinzukamen, etwa überhöhte Geschwindigkeit.

Wie gefährlich sind E-Bikes?

1.191 Unfälle mit Fahrrädern und E-Bikes zählte die oberfränkische Polizei vergangenes Jahr. Ähnliche Zahlen gab es 2021 (1.048), 2020 (1.196) und 2019 (1.103). Auffällig ist dabei laut Schmelzer, dass weit über die Hälfte dieser Unfälle von den Fahrradfahrern selbst verursacht wurde. Eine Ursache könnte darin liegen, dass mittlerweile 80 Prozent aller Räder E-Bikes sind, so Schmelzer. Da entstehe doch eine oft deutlich höhere Geschwindigkeit als beim normalen Fahrrad.

Sechs Fahrrad- und E-Bike-Fahrer sind vergangenes Jahr in Oberfranken bei einem Unfall verstorben. In vier Fällen gab es keine anderen Unfallbeteiligten. Und: Fünf der sechs Unfalltoden haben laut Polizei keinen Helm getragen.

Viele Wildunfälle

„Erschreckend ist die hohe Anzahl an Wildunfällen“, sagte Schmelzer. Von den insgesamt 31.213 Verkehrsunfällen auf Oberfrankens Straßen im vergangenen Jahr waren 7.665 Wildunfälle. „Sie gehen häufig nur mit Sachschaden einher. Aber wir hatten auch zwei Unfälle mit Toten.“ In einem Fall sei ein Fahrradfahrer in ein Reh gefahren, im zweiten Fall ein Lamborghini-Fahrer in ein Reh.

Was die Polizei unternehmen will

Wie Polizeivizepräsident Schmelzer und Polizeirat Rainer Tröger bei der Präsentation der Statistik sagten, will die Polizei Konsequenzen aus den Zahlen ziehen. So sind noch mehr Alkohol- und Drogenkontrollen geplant, ebenso wie mehr Geschwindigkeitskontrollen.

Außerdem bleibe die Verkehrserziehung der Kinder ein Schwerpunkt, so Polizeirat Tröger. Neben der Verkehrserziehung vor Ort gebe es auch ein neues digitales Angebot. Die oberfränkische Polizei produziert die Filmserie „Wally und Rob“. In dieser Serie lernt das australische Känguru Wally vom oberfränkischen Polizisten Rob die Verkehrsregeln. Vier Folgen gibt es schon, weitere sollen folgen.

Für Motorradfahrer gibt es wieder die Sternfahrt in Kulmbach, sie ist für den 22. und 23. April geplant. Für Senioren soll es immer wieder Weiterbildungsveranstaltungen geben, in denen sie etwa von geänderten Verkehrsregeln erfahren. Auch Lkws sind im Visier der Polizisten. So kommt etwa das hochmoderne Fahrzeug „Sentinel“ zum Einsatz, erklärt Schmelzer. Das Fahrzeug kann im Vorbeifahren erkennen, ob bei einem Lkw die Bremsen überhitzt sind, ob das Gespann zu lang ist, oder ob die Lenk- und Ruhezeiten nicht eingehalten wurden.

Schmelzer macht jedoch keinen Hehl daraus, dass steigende Ablenkung und zunehmende Aggressionen die Vorbeugearbeit der Polizisten erschweren. „Es wird nicht einfacher“, sagt er.