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Landkreis Bayreuth

Weniger Bau-Aufträge: Handwerker aus Bayreuther Region spüren Trendwende

Handwerks-Betriebe aus Bayreuth und Umgebung verzeichnen einen massiven Rückgang im privaten Hausbau. Genügend Arbeit gibt es dennoch.

Die Bau-Freude in Bayreuth und Umgebung geht zurück – zumindest im privaten Sektor. Das merken auch die Handwerker.

„Massive Einbrüche“ bei den privaten Neubauten

„Im Bereich des Rohbaus gibt es massive Einbrüche“, sagt Gerd Krasser, Geschäftsführer des Bayreuther Bauunternehmens „MFK Service“. Einer der Schwerpunkte seiner rund 70 Mitarbeiter starken Firma ist der Bau von Mehrfamilienhäusern. Dort sei die Zahl der Aufträge „locker um die Hälfte zurückgegangen“, so Krasser. Auch die Bau-Aufträge aus der Industrie gehen ihm zufolge zurück.

Was bisher bleibt, sind die Aufträge aus der öffentlichen Hand, so Krasser. Die seien dafür umso stärker umkämpft. Auf eine Ausschreibung in Bayreuth haben sich vor zwei Jahren etwa fünf bis sieben Firmen beworben, sagt Krasser, meist aus der Umgebung. Heutzutage würden bis zu 20 Bewerber um den Auftrag kämpfen – und die kämen auch mal aus Nürnberg oder Weiden. Lesen Sie auch: Die Stadt Bayreuth will ein neues Kultur-Quartier entstehen lassen.

Energie-Preise bleiben ein Problem

Dennoch habe seine Firma genug zu tun. „Wir sind noch zufrieden, weil wir etwas breiter aufgestellt sind“, sagt der „MFK“-Geschäftsführer. Er hofft jedoch, dass die Politik bald bessere Weichen für die Bau-Branche stellt. Er sieht derzeit drei Hauptprobleme: die hohen Zinsen, die gestiegenen Kosten für Baumittel, aber auch die hohen Energiekosten.

„Wir müssen das Thema Energie in den Griff kriegen“, sagt Krasser. Dann würde zumindest die Produktion der Baustoffe wieder günstiger werden.

Wende auch im Metall- und Heizungsbau spürbar

Auch Metallbauer Stefan Kirschner aus Altenplos bekommt den Rückgang zu spüren: „Was definitiv weniger geworden ist, das ist der private Hausbau“, sagt er. „Weil es sich fast keiner mehr leisten kann.“ Für ihn und seine sieben Mitarbeiter sei es allerdings nicht direkt ein Problem – seine Firma hätte genug mit Reparaturen, Geländern und anderen Metallbauarbeiten zu tun.

Selbst im Heizungsbau zeichnet sich eine Wende ab – Neubauten mit Wärmepumpen sind in der Region offenbar kein großes Thema. „Die Anfrage nach Wärmepumpen geht fast gegen null“, sagt Kathrin Münch, Geschäftsführerin bei der Bayreuther Heizungsbau-Firma Hugo Weber. „Was wir nach wie vor einbauen sind Gas-Etagenheizungen und Ölkessel.“

Ihre Firma, die rund 20 Mitarbeiter umfasst, habe allerdings ohnehin keinen Schwerpunkt auf Neubauten. „Wir sind mehr im Kleinen unterwegs: Sanierungen, Instandsetzungen oder Bad-Installationen“, sagt Kathrin Münch. „Da haben wir keinen Auftragseinbruch. Anders sieht es bei den Kollegen aus, die Großbaustellen machen.“

Dafür steigen ihr zufolge die Anfragen nach Reparaturen und Beratungen – viele seien angesichts des neuen Heizungsgesetzes verunsichert und würden lieber ihre alte Heizung reparieren lassen anstatt sich eine neue anzuschaffen, so Kathrin Münch.

„Erstmals seit über 10 Jahren droht jetzt am Bau Kurzarbeit“

„Die Lage in der bayerischen Bauwirtschaft ist ernst“, sagte Wolfgang Schubert-Raab, Präsident des Landesverbands Bayerischer Bauinnungen, angesichts der jüngsten Zahlen. Von Januar bis September 2023 wurden dem Verband zufolge in Bayern nur 42.740 Wohnungen genehmigt. Dies entspreche einem Rückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 30,1 Prozent.

„Erstmals seit über 10 Jahren droht jetzt am Bau Kurzarbeit“, sagte Schubert-Raab. „Denn unsere Umfrage zeigt, dass für das kommende Jahr 38 Prozent der Unternehmen damit rechnen, dass sie aufgrund der Auftragslage Kurzarbeit beantragen müssen.“

Die Gründe für den Rückgang sind unterdessen teils umstritten.

Finanzierungs-Experte sieht nicht die Zinsen als Hauptursache

„Historisch gesehen sind die Zinsen relativ niedrig“, sagt Stefan Rompza, Finanzierungsspezialist der VR Bank Bayreuth-Hof eG. „Im Jahr 2000 waren wir bei über 6 Prozent.“ Jetzt liege der Zinssatz bei Baufinanzierungen durchschnittlich zwischen 3 und 3,5 Prozent. Dennoch merke auch er, dass Privatleute in der Region kaum noch bauen.

„Der Neubau von Einfamilienhäusern kam im letzten Jahr quasi zum Erliegen“, sagt Rompza. Er sieht dafür mehrere Gründe. „Ich denke, dass die Baukosten die größte Ursache sind.“ Außerdem spüre er eine große Verunsicherung bei den Kunden. Diese Verunsicherung ist aus seiner Sicht einerseits den weltweiten Krisen geschuldet. Andererseits würden viele der Fördermittel-Politik nicht mehr trauen: zu groß sei die Angst vor spontanen Streichungen oder Kürzungen.

Der Zinssatz ist laut Rompza außerdem in den Jahren 2019 bis 2022 außergewöhnlich niedrig gewesen. Wer beispielsweise vor drei Jahren im Bayreuther Raum eine Hypothek von 300.000 Euro aufnehmen wollte, hätte dank eines Zinssatzes von 0,75 Prozent rund 190 Euro Zinsen pro Monat gezahlt. Jetzt, bei 3 Prozent Zinsen, wären es 750 Euro pro Monat. Etwa viermal so viel wie vorher.

Neue Trendwende in Sicht?

Allerdings sieht der Fachmann bereits eine neuerliche Trendwende. „Zwischenzeitlich hat sich der Markt etwas beruhigt und die Anfragen nehmen wieder zu“, sagt er. Jedoch könne sich die Lage schnell wieder ändern – je nachdem, wie sich die weltweiten Krisen entwickeln. „Eine Prognose traue ich mir in solchen Zeiten nicht zu.“