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Bayreuth

Die Barockstadt Bayreuth: Hier zeigen sich die historischen Highlights

Das Festival „Bayreuth Baroque“ hat einen historischen Hintergrund. Denn Bayreuth ist geprägt von barocken Prachtbauten.

Fulda nennt sich ganz offiziell „Barockstadt Fulda“. Wäre da nicht ein Richard Wagner gewesen, würde sich heute wohl auch Bayreuth den Touristen vornehmlich als „Barockstadt“ vorstellen.

Das Welterbe „Markgräfliches Opernhaus“, die barocke Eremitage, die planmäßige barocke Stadt St. Georgen, die Ludwigstraße mit dem Neuen Schloss, die Spitalkirche, die einmalige barocke Friedrichstraße und die zahlreichen barocken Stadtvillen auf der (nicht im Krieg zerstörten) Südseite des Marktes würden auch Bayreuth sehr verdient zu dem Titel „Barockstadt“ verhelfen.

Der richtige Ort zur richtigen Zeit

Nur 166 Jahre, nämlich von 1603 bis 1769, war Bayreuth Residenzstadt. In diesen nicht einmal zwei Jahrhunderten entstanden alle Prunkbauten, die den Reiz der Barockstadt Bayreuth ausmachen. In der Kunstgeschichte beginnt der Barock als Nachfolger der Renaissance um 1600 und endet als Spätbarock (oder „Rokoko“) um 1770 mit dem Beginn des Klassizismus. Genauer hätten die beiden Zeitspannen des Barock und der Bayreuther Markgrafenzeit gar nicht zusammenfallen können.

Die Markgrafen, die das barocke Bayreuth geschaffen haben

Sieben Markgrafen gab es in der Residenzstadt Bayreuth. Markgraf Christian verlegte 1603 seine Residenz von Kulmbach nach Bayreuth, seinen Enkel und Nachfolger Christian Ernst, nach dem das älteste Bayreuther Gymnasium benannt ist, bewundern wir hoch auf dem Brunnen vor dem Neuen Schloss.

Dessen Sohn Georg Wilhelm hat sich mit St. Georgen, Ordenschloss und Ordenskirche gleich eine eigene Stadt gebaut. Es folgten Georg Friedrich Karl und sein Sohn Friedrich, der Mann der Königstochter Wilhelmine, ehe die alleinige Bayreuther Residenzzeit unter dem wenig kunstsinnigen Markgraf Friedrich Christian endete. Markgraf Alexander, der die Markgrafschaften Bayreuth und Ansbach gemeinsam überwiegend aus Triesdorf regierte, verkaufte die beiden Fürstentümer an Preußen.

Künstler aus ganz Europa bauten am barocken Bayreuth

In diesen Jahren waren Architekten, Bildhauer, Stuckateure oder Kunstmaler aus ganz Europa am Bayreuther Hof engagiert. Elias Räntz und seine Söhne Johann David und Johann Gabriel Räntz, die Hofarchitekten und -baumeister Michael Mebart, Charles Philippe Dieussart, Leonhard Dientzenhofer, Rudolf Heinrich Richter, Joseph Saint-Pierre und Carl Philipp Gontard, den Friedrich der Große nach Berlin berief, die Stuckateuere Rudolf Albini und Giovanni Battista Pedrozzi oder die Kunstmaler Johann Benjamin Müller und Wilhelm Ernst Wunder.

Der Franzose Joseph Saint-Pierre schuf mit den „Innenarchitekten“ Giuseppe Galli da Bibiena und seinem Sohn Carlo das großartige Markgräfliche Opernhaus.

Der Erbprinz baut sich seine eigene Stadt

Die Auftraggeber für die bekanntesten barocken Prachtbauten in Bayreuth und Umgebung waren Markgraf Georg Wilhelm und das Fürstenpaar Friedrich und Wilhelmine.

Georg Wilhelm ließ noch als Erbprinz ab 1701 am Ufer des Brandenburger Sees die planmäßig angelegte Stadt Sankt Georgen mit dem Schloss und der Sophienkirche – einer der bedeutendsten evangelischen Sakralbauten des Spätbarocks – errichten.

Noch heute finden wir die geometrisch streng geplante und kunstvoll angelegte Vorstadt mit Ordens- und Stiftskirche, Friedhof, markgräflichem Schloss und 24 gleichartigen Häusern mit Walmdächern am Marktplatz fast unverändert. Auf dem See unterhielt der Markgraf eigens eine kleine „Kriegsflotte“, die im Sommer Seegefechte veranstaltete.

Für seine übersteigerte Hinwendung zu Maskeraden, Umzügen und Feierlichkeiten ließ Georg Wilhelm das „Redoutenhaus“ (heute Welterbemuseum) für barocke Theaterveranstaltungen erbauen. Daneben entstanden das Alte Schloss in der Bayreuther Eremitage und die beiden Jagdschlösser Thiergarten (1716 bis 1721) und Falkenhaube (bis 1722) sowie das Ordensschloss St. Georgen (bis 1727).

Die Herrschaft von Friedrich und Wilhelmine – Bayreuths Blütezeit

Unter der Regentschaft von Friedrich und der preußischen Königstochter Wilhelmine gelangte Bayreuth ab 1735 im Glanz des „spätbarocken Rokoko“ zu höchster Blüte. Das kunstsinnige Markgrafenpaar weckte das unbedeutende Städtchen Bayreuth aus seinem Dornröschenschlaf.

Exzellente Baumeister und Maler, Sänger, Schauspieler und Tänzer, Philosophen, Theologen und Dichter aus Deutschland, Italien und Frankreich bevölkerten den markgräflichen Hof.

Glück im Unglück?

Königin von England hätte Wilhelmine werden sollen, doch aus politischen Gründen wurde sie in die Provinz geschickt. Ein Glücksfall für Bayreuth. Mit der Errichtung des prachtvollen Opernhauses durch Guiseppe und Carlo Galli-Bibiena setzte sich die Markgräfin ein Denkmal spätbarocker Baukunst, das noch heute ein Kunstwerk von europäischer Bedeutung ist und Bayreuth zu einem Weltkulturerbe verhalf.