bt-Finanz-Kolumne
Die Reise geht weiter: Vorbei an Einflussfaktoren auf Kapitalmarktpreise und der Zusammenhang zwischen Risiko und Rendite
von Thomas Rosenfeld
Willkommen zurück auf unserer gemeinsamen Reise zu finanzieller Stabilität, in der wir uns mit dem spannenden Thema der Kapitalanlage in einer unsicheren Welt auseinandersetzen. Nachdem wir in der letzten Kolumne schon den Zusammenhang zwischen Risiko und Unsicherheit betrachtet haben, wollen wir uns heute tiefer mit dem Thema Risiko und Rendite sowie den Preisen von Anlageklassen beschäftigen. Während die Kapitalmärkte von Unsicherheit geprägt sind, können wir uns in einem fundamentalen Zusammenhang sicher sein: Ohne Risiko keine Rendite.
Risiko und Rendite im Kontext von Unsicherheit
Eines der zentralen Konzepte, die bei Investitionsentscheidungen eine Rolle spielen, ist der Zusammenhang zwischen Risiko und Rendite. Dieser Zusammenhang beeinflusst maßgeblich die Preise von verschiedensten Anlageklassen, wie Aktien und Anleihen, insbesondere in Zeiten der Unsicherheit. Es ist ein grundlegendes Prinzip: Je höher das Risiko, desto höher die potenzielle Rendite und umgekehrt. Warum ist das so?
Die Belohnung für das Eingehen von Risiken
Einflussfaktoren auf die Preise von Anlageklassen
Um von diesem Zusammenhang bei der Investitionsentscheidung zu profitieren, ist grundlegend wichtig zu verstehen, dass an den Kapitalmärkten, wie bei jedem anderen handelbaren Gut, das Grundprinzip des wirtschaftlichen Handels in Form von Angebot und Nachfrage für die Preisbildung verantwortlich ist. Dieser alleinige Zusammenhang wäre natürlich viel zu einfach. Es spielen eine Vielzahl von weiteren Faktoren eine Rolle, wie beispielsweise zukünftige Ereignisse und Erwartungen, die wiederum von den Marktteilnehmern eingepreist werden und somit für Unsicherheiten sorgen.
Unternehmensspezifische Einflussfaktoren
Sogenannte fundamentale Faktoren wie das Geschäftsmodell, der Umsatz oder Gewinn eines Unternehmens sind ausschlaggebend für die Bewertung eines Unternehmens. Je höher der Gewinn, desto wertvoller ist ein Unternehmen und entsprechend steigt die Attraktivität und auch der Kurs einer Aktie – und umgekehrt.
Analog dazu lässt sich dies auf Anleihen übertragen: Je solider ein Unternehmen oder auch ein Staat aufgestellt ist, desto sicherer ist es, dass Sie Ihr eingesetztes Kapital zurückgezahlt bekommen. Im Gegensatz hierzu erhalten Investoren von Unternehmen schlechterer Qualität einen entsprechenden Aufschlag (höhere Zinszahlung), um Kapital bereitzustellen. Während bei Aktien insbesondere der Gewinn ausschlaggebend ist, spielt bei Anleihen neben der Kreditwürdigkeit der gezahlte Zins eine maßgebliche Rolle für die Bestimmung des Preises.
Makroökonomische Einflussfaktoren
Auch gesamtwirtschaftliche Faktoren, wie die wirtschaftlichen Bedingungen (Konjunkturzyklus) und das allgemeine Zinsniveau, das meist von den Zentralbanken bestimmt wird, spielen eine wichtige Rolle für die Preise. Je besser die gesamtwirtschaftliche Lage, desto besser sind die Aussichten für Unternehmen und die damit verbundenen zukünftigen Gewinne. Ist das Zinsniveau niedrig und man erhält kaum Rendite auf das Sparbuch, steigt die Attraktivität von Aktien, was wiederum den Preis steigen lässt – und umgekehrt.
Auch technologische Innovationen können die Preise von Vermögenswerten stark beeinflussen und viele zukünftige Potenziale für Effizienzsteigerungen und neue Geschäftsmöglichkeiten in die Kurse von Aktien einfließen lassen. Ein extremes Beispiel hierfür ist die Dotcom-Blase in den 2000er Jahren, während dieser die Bewertung von Technologietiteln exorbitante Ausmaße angenommen hat.
Was hat das alles mit Unsicherheit zu tun?
Dies sind nur ausgewählte und stark abstrahierte Beispiele, welche die Preise beeinflussen können, in Wahrheit sind die Märkte extrem komplex und eine Vielzahl von Faktoren greifen ineinander, welche die Unsicherheit für Investitionen am Kapitalmarkt erhöhen. Es gibt Phasen, in denen ein erhöhtes Niveau von Unsicherheit besteht. Denken Sie dabei beispielsweise an die Corona-Pandemie oder den Ausbruch des Ukraine-Kriegs. Sowohl wirtschaftliche als auch geopolitische Ereignisse haben teils unterschiedliche Auswirkungen auf die oben genannten Faktoren und somit auch auf die Preisbildung und Bewertung der Anlageklassen. In Phasen erhöhter Unsicherheit streben die meisten Investorinnen und Investoren nach mutmaßlich sicheren Anlageklassen (Anleihen oder Gold) und reduzieren ihren Anteil an risikobehafteteren Anlagen (Aktien), was die Preise steigen bzw. fallen lässt.
Darüber hinaus beeinflusst auch das Verhalten von verschiedensten Kapitalmarktteilnehmern (Börsenpsychologie) den Preis von Anlagewerten und können somit auch einen erheblichen Einfluss auf die Rendite und Investitionsentscheidung haben.
Bleiben Sie dabei!
Wie immer bleibt es auch weiterhin spannend: Bevor wir uns dem Thema Börsenpsychologie widmen, geht unsere Reise weiter mit Strategien zur Risikoreduktion bei Kapitalanlagen. Wir werden Diversifikation, den langfristigen Anlagehorizont und die Bedeutung Ihrer persönlichen Risikoneigung erkunden. Diese Strategien sind entscheidend, um in einer unsicheren Welt Ihre finanzielle Stabilität zu wahren und gleichzeitig von den Chancen der Kapitalmärkte zu profitieren. Bleiben Sie dran und begleiten Sie uns auf dieser spannenden Reise zu einem besseren Verständnis der Welt der Anlageentscheidungen.
Zum Autor
Thomas Rosenfeld ist ehem. Mitglied des Vorstands der Fürstlich Castell’schen Bank, der ältesten Privatbank Bayerns. Der Bankbetriebswirt informiert in seiner Kolumne zu aktuellen und wissenswerten Themen aus der Finanzwelt.